mcBrandy hat geschrieben:Die heutigen AVR's haben soviel Möglichkeiten, da könnte man einen Studiengang draus machen.
Also mit ein paar Minuten kommst da nicht weg, wenn es nach was klingen soll.
Damit hast Du sicherlich recht.
Zu dumm nur, dass die Hersteller mit den automatischen Einmess-Systemen gegenüber den technisch weniger qualifizierten Anwendern (und da gehört offensichtlich auch der Großteil der Verkäufer dazu) den Eindruck erwecken, als könne dieses System Dir den ganzen Einstell-Aufwand abnehmen.
Während des nuDay hat ein sehr qualifiziert auftretender Verkäufer vom Nubert gegenüber einem Besitzer eines 4600 einen ziemlich abwertenden Spruch über dessen Klang abgelassen, weit jenseits dessen, was ich für eine kompetente Beratung halten würde. Solche Vorurteile können eigentlich nur zustande kommen, wenn man das Gerät nicht (oder falsch) einstellt!
BlueDanube hat geschrieben:Hifi-Mirko hat geschrieben:Das Meßmikrofon am Hörplatz steht zwangsläufig den Raummoden entgegen, genau an der Position wo es sich befindet. Im dümmsten Fall stellt das Mikrofon z.b eine Pegelüberhöhung bei z.B. 50 Hz fest und regelt diese Frequenz gnadenlos herunter.
Zumindest bei meinem Yamaha RX-V 4600 kann die Einmessautomatik sicher keine Raummoden erfassen, weil der ganze Frequenzbereich in ca. 1/2 s komplett durchgefahren wird - für den modenverdächtigen Bereich bleiben da nur etwa 0,1 s...
Das wäre nicht das Problem, schließlich hat das Messignal am Anfang einen Sprung drin und aus der Sprungantwort ließe sich auch der Rest locker herleiten.
Trotzdem sehe ich beim automatischen Einmess-Vorgang folgende Probleme:
1. Die Aufstellung des Mikrofons ist äußerst kritisch. Raum-Resonanzen (von Wänden, Möbeln, dem neugierig danebensitzenden Bediener etc) verfälschen das Ergebnis gravieren. Da ist das System von Denon (mit Einmessung über mehrere Punkte im Raum) cleverer gelöst (dafür kann man da aber an den ermittelten Kurven weniger von Hand tunen, sowei wie ich die Bedienungsanleitungen verstanden habe).
2. Es ist ein Irrglaube, dass man alle Frequenzgang-Fehler durch elektronische Filter in der Vorverarbeitung ausgleichen könnte. Insbesondere akustische Resonanzen haben ein grundlegend anderes Ein- und Ausschwing-Verhalten, als elektronische (oder DSP-) Filter. Mitunter wird der Klang also durch den elektronischen Ausgleich noch schlechter.
3. Die Bass-Übernahme der AVR's ist im Allgemeinen ein völliger Krampf, weil die Geräte beim Einmessen nichtmal die entstehenden Phasen-Probleme an der Übergabe-Frequenz berücksichtigen. Das führt zu ganz offensichtlich fehlerhaften Einstellungen mit deutlich hörbaren Bass-Löchern.
4. Egal wo das Mess-Mikrofon steht, irgendeine Raummode hat dort bestimmt ein lokales Maximum.
Der für die Raummoden überwiegend verantwortliche Tiefbass-Bereich lässt sich aber mit dem EQ des Yamahas nicht entzerren, der EQ geht erst ab 63 Hz. So wird dann einfach der Subwoofer-Kanal im Ganzen deutlich zu niedrig eingepegelt.
Die ersten beiden Probleme lassen sich manuell nur sehr schwer umgehen.
Wer hochwertige Boxen verwendet sollte ggf. auf die Frequenzgang-Korrektur ganz verzichten.
Wenn man die Frequenzgang-Korrektur trotzdem nutzen möchte, dann hat es sich nach meiner Erfahrung durchaus klangverbessernd ausgewirkt, wenn ich alle durch den Auto-EQ eingestellten Filter bzgl. ihrer Dämpfung und Güte auf etwa die Hälfte (also aus +4 dB mache man +2 dB, aus -8 dB mache man -4 dB) reduziert.
Für das Bass-Problem benutze ich die bereits vorgeschlagene Lösung: Front und Center auf Large, Bass-Ausgabe auf Both, Bass-Übernahme bei 80Hz, am Subwoofer Phase auf Null, Sub-Ausgabe nicht invertieren, dafür aber den Subwoofer auf 2 Meter mehr Abstand einstellen, als tatsächlich aufgestellt.
Durch den zu groß eingestellten Subwoofer-Abstand werden alle anderen Kanäle um ca. 6ms verzögert, entspricht ziemlich genau den 180° Phasenverschiebung bei 80Hz an der Übergabe-Frequenz.
Dies ist der beste Kompromiss aus Fequenzgang und Impulstreue, den man ohne FIR-DSP erreichen kann.