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Test: Etymotic ER-6i

Verfasst: Sa 5. Aug 2006, 09:55
von dusseluwe
Moin, Moin Jungs :!:
Zwei Sachen vorne weg:
Erstens: Die Ety's kosten viermal soviel wie die Sony 71, und zweitens klingen sie komplett anders. Deshalb ist ein Direktvergleich ziemlich schwierig. Wenn ich die Stöpsel wechsel brauch ich locker 5 Minuten, bis sich meine Ohren an den Klang der Ety's gewöhnt haben. Ganz zu Anfang hab ich micht auch richtig erschrocken, weil sie sehr dünn und viel dunkler als die Sony klangen. Aber wenn man seinen Ohren die nötige Zeit gibt, und gute Einstellungsmöglichkeiten hat, kann man mit den Dingern in andere Klangdimensionen eintauchen. Sie spielen in jedem Bereich besser. Vor allem der sehr sanfte schon beinahe unterbetonte Hochtanbereich ist genial und verleitet einen zum stundenlangen Dahinschmelzen. Irgenwo hab ich mal gelesen (glaub im Hifi-Forum, bin mir aber nicht sicher), das die Ety's für Jazz wenig geignet sein sollen. Kann ich überhaupt nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil sogar. Denn gerade bei Jazz (Diana Krall "The Look of Love" oder Katie Melua "Call of Search") kommt IMO der sanfte HT sehr schön zur Geltung. Der Bass ist äußerst präzise und vor allem sehr sehr sauber durchstrukturiert. Und genau das braucht man bei Jazz. Als Gegenpart könnte man z.B. "Axel F" von Harold Faltermeyer nehmen. Mit dem elektronischen Tiefbass zum Anfang des Titels kommen auch die Sony wunderbar zurecht, und stehen den Ety's in nichts nach. Aber beim Kontrabass bei Katie Melua sind sie schlichtweg überfordert. Sehr gut hört man das auch bei Madonna's "Frozen", wo der Bass wirklich nicht einfach ist. Diese kurzen Tiefbasspassagen im Mittelteil werden von den Ety's sehr sauber getrennt vom Grundbass und vom Schlagzeug. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Und die Sony haben das Nachsehen.
Für straighte Rockmucke wie meine geliebten AC/DC reichen die Sony aber völlig aus. Da ist der Unterschied eher gering. Herrlicher Kickbas mit beiden. Nur die einen kosten eben das Vierfache.
Der Sitz der Ety's ist gewöhnungsbedürftig, da sie sehr tief im Gehörgang sitzen. Mich stört das aber wenig oder besser gesagt gar nicht.
Was mich aber bei den Ety's richtig stört, ist die Körperschall-Übertragung. Und damit kommen wir zum Knackpunkt. Denn eigentlich brauche ich sie für unterwegs. Aber bei jedem Schritt spürt man die Sound-und Lautstärke-Veränderung. Das hat mich schon nach einer Minute genervt, nachdem ich das Haus verlassen hatte. Das ist, als wenn jemand dauernd am Latstärkeregler der Anlage hin und herdreht. :evil: Furchtbar. Auch der Wechsel auf die Foam's brachte bei mir keine Besserung. Nach vier Tagen hab ich sie für unterwegs wieder gegen die Sony eingetauscht. :cry:
Da ich zu Hause sehr selten (oder eigentlich gar nicht) mit Kopfhörer höre, werd ich sie wohl auch nicht behalten.
Damit geht meine Suche wohl weiter.

Re: Test: Etymotic ER-6i

Verfasst: Sa 5. Aug 2006, 10:45
von bony
dusseluwe hat geschrieben:Irgenwo hab ich mal gelesen (glaub im Hifi-Forum, bin mir aber nicht sicher), das die Ety's für Jazz wenig geignet sein sollen. Kann ich überhaupt nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil sogar.
Geht mir mit meinen ER-6 (ohne i) auch so. Von einem großten Teil meiner Jazz-CDs habe ich eher den Eindruck, dass sie sehr bassbetont abgemischt sind, so dass ich diese Aufnahmen auf den Etys eher als angenehm zu hören empfinde.
Was viele an den Etys stört, scheint mir auch eher der zurückhaltende Oberbass/Grundtonbereich zu sein, der dem Klang die von den HiFi-Lautsprechern gewohnte "Wärme" mitgibt.

Als unangenehm empfinde ich oft Aufnahmen aus dem Pop/Rock-Bereich, besonders wenn sie zu laut und zu mitten-/präsenzbetont abgemischt sind (wie man es meinem Eindruck nach besonders oft bei englischen Produktionen findet, z.B. Muse, Coldplay, Oasis ...). Da macht sich eine gewisse Präsenzbetonung der Etys bemerkbar. Ich bin mir jedoch nicht ganz sicher, in wie weit daran auch etwaige Unterschiede in den Produktionsbedingungen bei der Studioarbeit einerseits an hochwertigen Jazz- und Klassikproduktionen, andererseits an vielen Pop/Rock-Produktionen Anteil haben.

Die Mikrofonie-Effekte beim Gehen empfand ich mit den Original-Stöpseln auch als sehr unangenehm. Mit den Otoplastiken ist das jedoch so viel besser, dass ich die Etys mittlerweile sogar zum Laufen nutze (die sitzen einfach besser als alles andere).
Die Mikrofonie-Effekte über das Kabel kann man stark vermindern, indem man die Käbelchen über die Ohren legt, am Hinterkopf zusammenführt und sie dort mit einem kleinen mehrfach gelegten verschiebbaren Gummi fixiert.

Bild

Verfasst: Sa 5. Aug 2006, 11:09
von dusseluwe
Hallo bony
Wo hast Du denn die Otoplastiken her :?:

Verfasst: Sa 5. Aug 2006, 11:27
von bony
Man geht zum Hörgeräteakustiker seines Vertrauens, der Abdrücke von den Ohren nimmt und diese zusammen mit den Hörern ans Labor schickt (ca. 1-2 Wochen).

Vorteile:
Perfekter, vor allem bequemer Sitz (insbesondere, wenn man Ohren etwas außerhalb der "Norm" hat).
Sehr gute Dämpfung von Außengeräuschen.

Nachteile:
Kostet so viel wie die Etys selbst (ca. 110-120 EUR). :cry:
Leichte Klangbeeinflussung möglich.
Der Gehörgang verändert sich ständig und es kann sein, dass die Dinger nach 2-3 Jahren schlechter abdichten.

Verfasst: Sa 5. Aug 2006, 11:33
von dusseluwe
Danke für den Tipp.
Das wird mir dann wohl doch ein wenig zu teuer. 8O