Alternativen zu Nubert
Verfasst: Mi 9. Aug 2006, 21:04
Ersteinmal eine Erklärung für den Titel:
Ihr kennt sie sicher, die "Aufrüstitis". Eine üble Krankheit, die besonders bei Hifi-Versessenen, aber auch bei PC-Freaks, Musikern, Autobastlern und eigentlich allen anderen *upgradebaren* Hobbys auftritt. Letztlich hatte ich diesbezüglich drei Probleme:
Mein Zivi war vorbei: Ich hatte Zeit, Geld und Langeweile. Der ideale Nährboden für die Aufrüstitis also.
Glücklicherweise wohne ich im Schwarzwald, wo wir zwar sehr viel Schnee, letztlich einen satten Hagelschaden und wunderschöne Natur haben, aber keinen Hifi-Laden. Der Hagel verhalf mir zu einem neuen, (zerdellten,) billigen Auto, der lange Winter zu meiner neuen Leidenschaft: Hifi.
Jetzt, da ich Zeit hatte, machte ich mich also auf den Weg, mir neue Boxen anzuhören und -sollten sie etwas taugen- zu kaufen. Das bedeutet nicht, dass ich mit meinen beiden geliebten nuWave 85 unzufrieden gewesen wäre. Es bedeutet lediglich, dass ich damals, als ich in Gmünd war, mit nichts verglichen hatte und daher schlicht und ergreifend nicht wusste, ob und welche Alternativen es gibt. Und wie allgemein bekannt ist, kann man erst ruhen, wenn man es wenigstens probiert hat.
Unfairerweise hatte ich mein Letztes Gehalt meiner Zivizeit gerade bekommen, wodurch mein Konto wesentlich mehr hergab als "nur" zwei nuWave 85. Mein Budget lag und liegt bei 1500-2000. Für diese Summe, dachte ich, bekäme ich etwas deutlich besseres als meine beiden Nubis.
Mein Ziel war Stuttgart: Die Hifi-Händler "Hifi-Studio Lösch", "Studio 26" und "Graf Hören und Sehen" warteten auf meinen Besuch.
Die erste Station war das Hifi-Studio Lösch, welches von einem etwas älteren und auch etwas lädiertem Ehepaar betrieben wird. Von meiner mitgebrachten Musik zeigten sie sich wenig begeistert, aber als Hifi-Händler haben sie wohl schon wirklich *Alles* gehört. Der erste vorgestellte Testproband war eine Phonar Veritas P9. Der suggerierten Wahrheit letzter Schluss war sie aber in meinen Ohren nicht. Weder die Bässe, noch die Bühnenabbildung, noch die Neutralität konnten mich überzeugen. Doch Geschmäcker sind verschieden. Eine KEF iQ9 machte da schon deutlich mehr her. Auch wenn mich der Fachverkäufer mit technischen Machtworten wie "Koaxialchassis" nicht schocken konnte, gefiel mir der Bühnenaufbau und der Bass wesentlich besser. Auch rocken konnten diese Boxen. Allein bei der Neutralität war sie noch verbesserungswürdig. Wenn auch nicht ganz so rockig, so doch begeisternd dagegen tönte eine Phonar Credo M100. Ein Kompaktlautsprecher, der es wirklich in sich hatte. Da war eine wahre Bühne, ein knackiger Bass und eine unbestechliche Neutralität und Natürlichkeit, die alles, was ich bis dato gehört hatte in den Schatten stellte. Selbst der Gänsehauteffekt so mancher Musik gesellte sich ungeniert zu uns.
Was aber blieb, war eine leichte Ernüchterung: Die Elektronik war leider einen weiten Sprung über der meinen (u.a. dicke Vincent-Monoendstufen), was mich vermuten lässt, dass die Wirkung der Boxen recht stark darauf beruhte und sich bei mir zu Hause nicht in dem Maße einstellen würde. Auch ausleihen wollte er mir sein "Schätzchen" nicht. Schade, sonst hätte ich sie womöglich behalten.
Nach -dem Navi sei Dank- kurzer Suche fand ich mich dann im Studio 26 ein. Dank kurzfristiger Personalprobleme konnte man mir am Anfang nur sehr ungenügende Betreuung, aber immerhin einen Kaffee zur Verfügung stellen. So alleine gelassen lotete ich auf (fast) heimischer Elektronik die Stärken und Schwächen eines ganz erstaunlichen "Böxleins" aus: der B&W CM1. Es ist durch und durch erstaunlich, was aus so einem kleinen Schächtelchen für große Töne kommen. Dynamik, Bühnenabbild und Natürlichkeit waren wirklich einem "großen" nahe. Sobald es an den Bass ging, fiel mir aber eine massive Betonung des Oberbasses auf, der die gewünschte Neutralität in weite Ferne rückte. Da war die nachfolgende CM7 besser, jedoch immer noch nicht, dass, was ich suchte. Die Abstimmung gefiel mir einfach nicht. nach einigen weiteren Versuchen aus den Häusern Wharfdale, Piega und B&W war der Verkäufer mit seinem Latein am Ende. Herbeigeholte Unterstützung brachte uns dann zu einer Wharfdale Evo 30, welche endlich den Erfolg brachte. Neutral, mit sattem, straffen Bass, einer klaren Bühne und sehr natürlich. So stelle ich mir einen guten Lautsprecher vor. Und schön war er: Vogelaugenahorn mit Klavierlack. Und all das für gerade einmal 1600. Zu Hause hätte ich ihn wahrscheinlich nicht mehr hergegeben, aber ausleihen durfte ich ihn leider nicht.
Mein letzter Termin war bei Graf Hören und Sehen. Auch hier war die Betreuung eher mager. Nicht, dass niemand da gewesen wäre, "mein" Verkäufer hockte nur lieber an der Kasse und drehte Däumchen, als dass er mir beim Probehören zusah und seine Lautsprecher anpries. Eine Dynaudio Focus 140 machte den Anfang. Mir kam sie aber leicht verfärbt vor, was mich störte. Wenn auch teurer, fand ich ein Konkurrenzmodell von T+A sogar noch wesentlich schlimmer. Regelrecht unangenehm. Eine Dynaudio Audience 72 konnte meine Meinung über diesen Laden dann doch noch retten. Bereits bei den ersten Tönen fiel mir die überragende Neutralität auf. Auch die Bühnenabbildung ging in Ordnung, der Bass war etwas schwach, aber vorhanden. Allein die Dynamik wollte mich nicht so recht überzeugen. Wahrscheinlich hätte dieser Lautsprecher zu Hause die Konkurrenz allein durch seine Neutralität aus dem Weg geräumt. Aber auch dieser Händler wollte mir nichts ausleihen.
Mangels direktem Vergleich bleiben mir also nur meine Eindrücke, um meine drei Favouriten mit meinen Nubis zu vergleichen. In den Einzeldisziplinen wurde sie -in Anbetracht des Preises wenig verwunderlich- auf ganzer Linie geschlagen. Aber wo die Wharfdale Evo 30 leicht verfärbt, bleibt sie neutral und wo die Dynaudio Audience 72 leicht steril bleibt, musiziert sie lebendig. Allein die funkensprühende Phonar Credo M100 konnte davonziehen. Aber bei der Elektronik könnte die nuWave das wohl auch. Die Wharfdale dafür war noch einmal deutlich lebendiger als die nuWave und baute auch die genauere Bühne. Die Dynaudio klang derart unbestechlich, dass ich mich fragte, ob ich so viel Ehrlichkeit überhaupt wollte.
Und nun? Ich werde meine Nubis behalten. Auch wenn die Anderen in vielen Dingen besser sind. Ein derart ausgewogenes Komplettpaket konnte mir in Anbetracht des Preises keiner liefern.
Ihr kennt sie sicher, die "Aufrüstitis". Eine üble Krankheit, die besonders bei Hifi-Versessenen, aber auch bei PC-Freaks, Musikern, Autobastlern und eigentlich allen anderen *upgradebaren* Hobbys auftritt. Letztlich hatte ich diesbezüglich drei Probleme:
Mein Zivi war vorbei: Ich hatte Zeit, Geld und Langeweile. Der ideale Nährboden für die Aufrüstitis also.
Glücklicherweise wohne ich im Schwarzwald, wo wir zwar sehr viel Schnee, letztlich einen satten Hagelschaden und wunderschöne Natur haben, aber keinen Hifi-Laden. Der Hagel verhalf mir zu einem neuen, (zerdellten,) billigen Auto, der lange Winter zu meiner neuen Leidenschaft: Hifi.
Jetzt, da ich Zeit hatte, machte ich mich also auf den Weg, mir neue Boxen anzuhören und -sollten sie etwas taugen- zu kaufen. Das bedeutet nicht, dass ich mit meinen beiden geliebten nuWave 85 unzufrieden gewesen wäre. Es bedeutet lediglich, dass ich damals, als ich in Gmünd war, mit nichts verglichen hatte und daher schlicht und ergreifend nicht wusste, ob und welche Alternativen es gibt. Und wie allgemein bekannt ist, kann man erst ruhen, wenn man es wenigstens probiert hat.
Unfairerweise hatte ich mein Letztes Gehalt meiner Zivizeit gerade bekommen, wodurch mein Konto wesentlich mehr hergab als "nur" zwei nuWave 85. Mein Budget lag und liegt bei 1500-2000. Für diese Summe, dachte ich, bekäme ich etwas deutlich besseres als meine beiden Nubis.
Mein Ziel war Stuttgart: Die Hifi-Händler "Hifi-Studio Lösch", "Studio 26" und "Graf Hören und Sehen" warteten auf meinen Besuch.
Die erste Station war das Hifi-Studio Lösch, welches von einem etwas älteren und auch etwas lädiertem Ehepaar betrieben wird. Von meiner mitgebrachten Musik zeigten sie sich wenig begeistert, aber als Hifi-Händler haben sie wohl schon wirklich *Alles* gehört. Der erste vorgestellte Testproband war eine Phonar Veritas P9. Der suggerierten Wahrheit letzter Schluss war sie aber in meinen Ohren nicht. Weder die Bässe, noch die Bühnenabbildung, noch die Neutralität konnten mich überzeugen. Doch Geschmäcker sind verschieden. Eine KEF iQ9 machte da schon deutlich mehr her. Auch wenn mich der Fachverkäufer mit technischen Machtworten wie "Koaxialchassis" nicht schocken konnte, gefiel mir der Bühnenaufbau und der Bass wesentlich besser. Auch rocken konnten diese Boxen. Allein bei der Neutralität war sie noch verbesserungswürdig. Wenn auch nicht ganz so rockig, so doch begeisternd dagegen tönte eine Phonar Credo M100. Ein Kompaktlautsprecher, der es wirklich in sich hatte. Da war eine wahre Bühne, ein knackiger Bass und eine unbestechliche Neutralität und Natürlichkeit, die alles, was ich bis dato gehört hatte in den Schatten stellte. Selbst der Gänsehauteffekt so mancher Musik gesellte sich ungeniert zu uns.
Was aber blieb, war eine leichte Ernüchterung: Die Elektronik war leider einen weiten Sprung über der meinen (u.a. dicke Vincent-Monoendstufen), was mich vermuten lässt, dass die Wirkung der Boxen recht stark darauf beruhte und sich bei mir zu Hause nicht in dem Maße einstellen würde. Auch ausleihen wollte er mir sein "Schätzchen" nicht. Schade, sonst hätte ich sie womöglich behalten.
Nach -dem Navi sei Dank- kurzer Suche fand ich mich dann im Studio 26 ein. Dank kurzfristiger Personalprobleme konnte man mir am Anfang nur sehr ungenügende Betreuung, aber immerhin einen Kaffee zur Verfügung stellen. So alleine gelassen lotete ich auf (fast) heimischer Elektronik die Stärken und Schwächen eines ganz erstaunlichen "Böxleins" aus: der B&W CM1. Es ist durch und durch erstaunlich, was aus so einem kleinen Schächtelchen für große Töne kommen. Dynamik, Bühnenabbild und Natürlichkeit waren wirklich einem "großen" nahe. Sobald es an den Bass ging, fiel mir aber eine massive Betonung des Oberbasses auf, der die gewünschte Neutralität in weite Ferne rückte. Da war die nachfolgende CM7 besser, jedoch immer noch nicht, dass, was ich suchte. Die Abstimmung gefiel mir einfach nicht. nach einigen weiteren Versuchen aus den Häusern Wharfdale, Piega und B&W war der Verkäufer mit seinem Latein am Ende. Herbeigeholte Unterstützung brachte uns dann zu einer Wharfdale Evo 30, welche endlich den Erfolg brachte. Neutral, mit sattem, straffen Bass, einer klaren Bühne und sehr natürlich. So stelle ich mir einen guten Lautsprecher vor. Und schön war er: Vogelaugenahorn mit Klavierlack. Und all das für gerade einmal 1600. Zu Hause hätte ich ihn wahrscheinlich nicht mehr hergegeben, aber ausleihen durfte ich ihn leider nicht.
Mein letzter Termin war bei Graf Hören und Sehen. Auch hier war die Betreuung eher mager. Nicht, dass niemand da gewesen wäre, "mein" Verkäufer hockte nur lieber an der Kasse und drehte Däumchen, als dass er mir beim Probehören zusah und seine Lautsprecher anpries. Eine Dynaudio Focus 140 machte den Anfang. Mir kam sie aber leicht verfärbt vor, was mich störte. Wenn auch teurer, fand ich ein Konkurrenzmodell von T+A sogar noch wesentlich schlimmer. Regelrecht unangenehm. Eine Dynaudio Audience 72 konnte meine Meinung über diesen Laden dann doch noch retten. Bereits bei den ersten Tönen fiel mir die überragende Neutralität auf. Auch die Bühnenabbildung ging in Ordnung, der Bass war etwas schwach, aber vorhanden. Allein die Dynamik wollte mich nicht so recht überzeugen. Wahrscheinlich hätte dieser Lautsprecher zu Hause die Konkurrenz allein durch seine Neutralität aus dem Weg geräumt. Aber auch dieser Händler wollte mir nichts ausleihen.
Mangels direktem Vergleich bleiben mir also nur meine Eindrücke, um meine drei Favouriten mit meinen Nubis zu vergleichen. In den Einzeldisziplinen wurde sie -in Anbetracht des Preises wenig verwunderlich- auf ganzer Linie geschlagen. Aber wo die Wharfdale Evo 30 leicht verfärbt, bleibt sie neutral und wo die Dynaudio Audience 72 leicht steril bleibt, musiziert sie lebendig. Allein die funkensprühende Phonar Credo M100 konnte davonziehen. Aber bei der Elektronik könnte die nuWave das wohl auch. Die Wharfdale dafür war noch einmal deutlich lebendiger als die nuWave und baute auch die genauere Bühne. Die Dynaudio klang derart unbestechlich, dass ich mich fragte, ob ich so viel Ehrlichkeit überhaupt wollte.
Und nun? Ich werde meine Nubis behalten. Auch wenn die Anderen in vielen Dingen besser sind. Ein derart ausgewogenes Komplettpaket konnte mir in Anbetracht des Preises keiner liefern.