Seite 1 von 1
Bassreflexrohr verschliessen !
Verfasst: Di 11. Mär 2003, 21:44
von Butch
Hallo,
behebt das verschliessen des Bassreflexrohres eigentlich grundsätzlich einen zu dröhnenden Bass ?
Bekomme ich hierdurch prinzipiell ein geschlossenes Gehäuse, was sich auf die Präzision des Basses auswirken müsste (besser,schlechter..) ?
Gruss
BAT
Wurzel des Übels
Verfasst: Di 11. Mär 2003, 22:38
von Markus
Hallo BAT,
ein verschlossenes Reflexrohr behebt nicht die Wurzel des Übels, nämlich die Resonanzen des Hörraums. Es genügt eine minimale Anregung, um eine stehende Welle zu erzeugen, die sich durch Dröhnen äußert. Linderung schafft oft eine Umpositionierung von Lautsprecher und/oder Hörplatz sowie eventuell die Aufstellung eines Resonators.
Gruß,
Markus.
Verfasst: Mi 12. Mär 2003, 00:10
von AH
Hallo BAT,
ja, durch das Verschließen des Baßreflexrohres erhält man ein geschlossenes Gehäuse. Ist die Baßreflexbox vernünftig konstruiert, fällt durch das Verschließen des Rohres jedoch der Amplitudenfrequenzgang im Tieftonbereich zu früh ab (zu "dünner" Klang), was elektronisch durch eine entsprechende Entzerrung kompensiert werden müßte (technisch kein Problem).
Der Preis für den geringeren Gruppenlaufzeit-Anstieg des geschlossenen Gehäuses sind allerdings stärkere nichtlineare Verzerrungen (Klirr, also Oberwellen, d.h. Vielfache der Grundschwingung). Ein höherer Klirrfaktor ist im Tieftonbereich gehörmäßig kaum relevant, 5% sind noch kein Problem und selbst 10% sind unterhalb 50Hz durchaus noch in Ordnung.
Bei Zweiwegesystemen würde dies allerdings zu entsprechend starken Intermodulationsverzerrungen führen, da der Tieftöner hier noch Mittelton abstrahlen muß.
Relativ kompakte geschlossene Gehäuse empfehlen sich daher nur für Dreiwegesysteme oder "Zweiwegesysteme mit eingebautem Subwoofer".
Was Markus schreibt, ist übrigens so nicht richtig. Der Raum ist bezüglich der Tieftonwiedergabe zwar sehr wichtig - die Eigenfrequenzen des Raumes schwingen lange aus, daher benötigen sie auch lange, um einzuschwingen. Schau Dir mal das Signal einer bass-drum an. Ehe der Raum voll einschwingen kann, ist es schon wieder vorbei - Liebhaber von Pfeiffenorgeln werden dagegen mit den Eigenfrequenzen viel schwerwiegendere Probleme bekommen
Relevant für eine "trockene" Baßwiedergabe ist daher tatsächlich das group-delay des Lautsprechers, welches 5ms (höchstens 10ms) nicht überschreiten sollte. Zwar ist das Gehör weitestgehend phasentaub, bei großen Laufzeitverzerrungen passen allerdings Grundwelle (Baß) und Oberwellen (Mittel/Hochtonanteile) eines Instrumentes hörbar nicht mehr zusammen.
viele Grüße
AH
Verfasst: Mi 12. Mär 2003, 00:32
von BlueDanube
AH hat geschrieben:die Eigenfrequenzen des Raumes schwingen lange aus, daher benötigen sie auch lange, um einzuschwingen. Schau Dir mal das Signal einer bass-drum an. Ehe der Raum voll einschwingen kann, ist es schon wieder vorbei
Das kann ich voll bestätigen. Ich habe einmal bei einer Kompaktbox beobachtet, dass die Raumresonanz an der unteren Grenzfrequenz für lange Töne wie ein ABL-Modul wirkte (allerdings unpräziser) und die untere Grenzfrequenz weiter nach unten schob.
Bei Bassdrum-Impulsen blieb es aber die bassschwache Kompaktbox.
Man hört oft, dass Regalboxen an der Wand stehen dürfen/sollen um den Bass zu verstärken. Das ist aber Quatsch, weil es trotzdem dröhnen kann und bei kurzen Impulsen gar nicht wirkt.
Verfasst: Mi 12. Mär 2003, 01:30
von pinglord
ich hab meine Nubox 580 mit Watte mal verstopft, weil sie mir zu dröhnig waren (passen halt nicht so ganz in meinen Raum). Fazit: Eine geniale Präzision aber kein Bass mehr.
So oder so, optimal is das nicht! Dann lieber eine andere Box ausprobieren.
Nachschwingen
Verfasst: Mi 12. Mär 2003, 07:10
von Markus
Hallo AH,
völlig korrekt, dass es einer längerfristigen Anregung bedarf, damit eine Resonanz im Tieftonbereich zu Stande kommt. Es ging mir mehr darum, dass es keinen Sinn macht, das Bassreflexrohr zu verschließen oder, wie das auch manche machen, per Equalizer zu versuchen den Frequenzgang im Bereich der Resonanz "glattzubügeln". Das Nachschwingen des Raumes ist so nicht in den Griff zu bekommen.
Gruß,
Markus.
Verfasst: Mi 12. Mär 2003, 08:43
von Thias
... und genau mit diesem Problem hat man auch oft live zu kämpfen: Attak bei Basedrum zu dünn, beim Ausschwingen dröhnt es, Bassgitarre dröhnt... Live kann man sich mit Gate usw. helfen, im Wohnzimmer hilft nur ein Preßlufthammer, um die Raumgeometrie zu ändern
Für alle Häuslebauer:
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Trockenbauwänden gemacht: Gipskartonplatte, Spanplatte, Mineralwolle... Diese Wände
absorbieren auch gut im Bassbereich und reflektieren nicht nur. Wer also bauen will... kein Betonbunker
Gruß Thias
Verfasst: Mi 12. Mär 2003, 11:22
von AH
@ pinglord: Versuche es mal mit geschlossenen Boxen, z.B. gebrauchte aktive Dreiwegesysteme wie den O96 von K+H, da neue z.B. K+H 0300 oder auch ME Geithain sehr teuer sind.
Die O96 strahlen leider zu breit ab, aber mit offenporigem Schaumstoff kann man die Dispersion solcher Dosen im Mittelhochtonbereich ganz gut einengen.
Bei "hifi" Boxen habe ich schon ewig keine geschlossenen mehr gesehen, aber vielleicht findet sich ja doch was....
@ blue danube: Wandnahe Aufstellung bringt tatsächlich eine stärkere Tieftontonwiedergabe, weil sich, wenn die Wellenlänge groß gegen den Wandabstand ist, eine gleichphasige Schallquelle quasi spiegelbildlich zum Lautsprecher dazuaddiert.
Leider gibt es bei wandnaher Aufstellung als Zugabe verstärkte Probleme mit Eigenfrequenzen des Wohnraumes.
@ Thias: Es stimmt, Gipskartonwände etc. sind gut für geringere Nachhallzeiten im Tieftonbereich. Es handelt sich um Resonanz-Absorber, die optimal im Druckmaximum wirken, wo sie sich als Wand ja glücklicherweise automatisch befinden
Eigenartigerweise haben insbes. Highender große Angst vor "mitschwingenden Wänden" und wünschen sich am liebsten einen bunkerähnlichen Hörraum mit meterdicken Betonwänden
, was sehr ungünstig ist.
viele Grüße
AH
Verfasst: Mi 12. Mär 2003, 16:07
von Thias
Thias: Es stimmt, Gipskartonwände etc. sind gut für geringere Nachhallzeiten im Tieftonbereich. Es handelt sich um Resonanz-Absorber, die optimal im Druckmaximum wirken, wo sie sich als Wand ja glücklicherweise automatisch befinden
Wenn man mal etwas weiter aufgedreht hat, spürt man an den Wänden deutliche Schwingungen und damit wird nun mal die Energie verbraten. Natürlich muß man aufpassen, dass die Wände kein Eigenleben anfangen und scheppern und knarren. Gläser usw. sind ja auch nicht ganz unproblematisch im Schrank. Wahrscheinlich haben die "Highender" vor diesen ungewollten Geräuschen mehr Angst (die man aber beheben kann) als vor dröhnenden Bässen, komisch