Dieses Preislimit einzuhalten wäre lediglich möglich gewesen, wenn ich bereits vorhandene Boxen weiterverwendet hätte. Anfangs habe ich das auch versucht, doch dazu später mehr.
Nach tagelanger Recherche bei eBay fand ich heraus, dass ich für einen Vollverstärker mindestens 60 plus Versand hinlegen müsste, um ein nicht zu altes, voll funktionstüchtiges Gerät zu bekommen. Herausgekommen ist letztendlich ein Sony F420 für 70, der nach meinem Dafürhalten ziemlich gut klingt. Leider hatte ich erst recht spät angefangen, mich um einen CD-Player zu kümmern, wodurch ich mir für ihn etwas weniger Zeit ließ. Ein Sony CDP-897 für 30 war dennoch kein schlechtes Geschäft.
Als Boxen hatte ich vor, meine alten Teufel Theater 1 - Surroundboxen zu nutzen. Bereits nach sehr kurzer Zeit stellte sich aber heraus, dass ich mit deren Qualität einfach nicht zufrieden sein würde, da Stimmen immer seltsam quäkend klangen und es stark an Tiefgang mangelte.
Der letzte Schritt zu einer richtigen Anlage stellten also noch Boxen dar. Da mein preislicher Rahmen bereits gesprengt war, entschied ich nach Konsultation des Finanzministeriums ein Budget von 200 als Obergrenze.
Für den heutigen Tag meldete ich mich mit einem Kumpel mit ähnlichen Interessen bei vier HiFi-Fachverkäufern in Freiburg an.
Station 0: Hifi-Müller
Aufgrund nicht zu ändernder Umstände Termin verpasst.
Station 1: Hifi-Gogler
Nach langer Suche fanden wir endlich die Straße, in der Hifi-Gogler zu finden war. Im ersten Stock des Hauses befand sich ein kleines Hörstudio, in dem wir für vielleicht 20 min freihe Hand hatten, einige Boxen durchzuhören. Fasziniert waren wir besonders von einer sehr kleinen Box von MB Quart für 200 das Paar. Das genaue Modell weiß ich leider nicht mehr. Diese Box, die noch ein gutes Stück kleiner war, als eine nuBox 310/311 konnte wirklich Musik machen, wenn sie auch Stimmen leicht verfärbte. Zu dem Preis konnte man das aber verschmerzen. Auffällig waren noch im positiven Sinne eine etwas größere Canton um 250 und im negativen Sinne mehrere sehr schöne aber seltsam verwaschen klingende Hecos und Dalis (Sowohl Regallautsprecher als auch Standboxen). Als überraschend inkompetent stellte sich unsere erste Bedienung heraus, die es nicht einmal schaffte, einen CD-Player zu öffnen
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Station 2: Hifimarkt Esser
Rein zufällig lief uns wenige Minuten später die Straße über den Weg, in dem sich mein zweiter Termin befand. Auch hier bekamen wir ausreichend Zeit, um uns mit den vorhandenen Boxen vertraut zu machen. Da ich ja Sony-Elektronik benutze, wählte der sehr kompetent wirkende Verkäufer einen tonal angeblich ähnlichen Yamaha-Verstärker. Als Boxen im gesuchten Preissegment schlug er zwei Yamaha Pianocraft E500 sowie zwei kleine Quadral-Boxen vor. Beide Boxen waren für ihren Preis wirklich gut. Wesentlich interessanter war aber das restliche Angebot: Besonders zwei Marken stochen uns ins Auge. Focal baute für meinen Kumpel wirklich erstaunliche Schallwandler (Chorus 700 V), die er nur zu gerne sofort mitgenommen hätte. Das galt sowohl für die Standboxen als auch für die entsprechenden Regalboxen. Beide mit gut Bass und sehr klarer Auflösung. Meine Favouritin war eine kleine Dänin: Die Dynaudio Audience 52 schaffte es, eine seltsame Ruhe in den Klang zu bringen, mit der sich auch kleineste Details heraushören ließen. Hätte ich nicht schon zwei nuWave 105 zu Hause, wäre sie meine erste Wahl gewesen.
Station 3: Polansky Hifi & HomeCinema
Direkt um die Ecke fanden wir meinen dritten Termin. Dieses war das einzige Studio, welches keine Lautsprecherumschalter benutzte. Das hatte den Nachteil, dass wir immer manuell umbauen mussten, aber auch den Vorteil, dass alle Lautsprecher auf guten Ständern an den richtigen Plätzen standen. Als erstes hörten wir zwei KEF iQ1, die uns beide aber nicht überzeugen konnte. Zwar klang sie sehr atmosphärisch, brachte aber Stimmen derart vordergründig und überzogen, dass wir sie als nervig empfanden. Die zweite Wahl, zwei Mordaunt-Short Avant 902i dagegen waren wirklich fantastisch. Besonders der Bühnenaufbau und der Bass waren für solch eine "schnuckelig kleine" Box wirklich fantastisch. Wirklich, auch wenn es wesentlich bessere Lautsprecher gibt: Mit dieser Box könnte ich glücklich werden. Der gute EIndruck mag aber auch an der wesentlich überlegenen Elektronik von Advance Acoustics (ca 1000) gelegen haben.
Ausflug ins Highend
Da wir uns in einem Raum befanden, der mit drei wirklichen High-End-Anlagen bestückt war, fragten wir am Ende den Verkäufer noch, ob es vielleicht möglich sei, auch einmal etwas "richtig teures" zu hören. Überraschenderweise ging der Verkäufer darauf ein, und setzte sich gleich dazu, da er ein bestimmtes Stück von Peter Gabriel schon lange einmal wieder auf dieser Anlage hören wollte.
Wir hörten an eine Burmester Vor-End-Kombi und zwei Burmerster-B100 Standlautsprechern. Der Gesamtpreis liegt bei etwa 50000. Was wir hörten, verschlug uns tatsächlich die Sprache. Derart perlende Höhen und abgrundtiefe Bässe habe ich noch nie gehört. Die Kette schaffte es soger, Instrumente, die praktisch Mono aus einer Box kamen, perfekt von dieser zu lösen und in den Raum zu stellen. Kein Detail ging unter und Grenzen waren nirgends zu hören. Wirklich ein Erlebnis.
Bei aller Euphorie muss ich jedoch anmerken, dass meine heimische Anlage (NAD C370, NAD C451i, nuWave 105 ATM) doch nicht soo weit davon entfernt spielt. Klar mehrere Klassen tiefer, aber keine wirkliche Welt. Oder um es anders auszudrücken: Klar keine 48000.
Die Entscheidung
Die Entscheidung, welche der Boxen ich kaufen würde, fiel dann im nuMarkt, wo ein netter Mensch aus Baden-Baden seine nuBox 360/5 verkaufte, die nun bei mir stehen und mir den Tag bereichern. Ohne Frage sind sie deutlich besser als alle (günstigen) Alternativen, die wir hören durften (Ausnahme: Mordaunt-Short). Kein Wunder bei wahrscheinlich dem doppelten bis dreifachen Volumen. Der Bass ist nicht überlegen, aber klar und sehr konturiert, Stimmen sind vielleicht ein wenig oberflächlich, aber schön modelliert. Der Bühnenaufbau ist gut strukturiert und differenzierbar. Auch die Höhen sind schön klar. Und was ich schon immer an Nubert mochte: Sie klingen einfach stimmig und wie aus einem Guss. Im Grunde den Mordaunt-Short sehr ähnlich.
Aber so viel Spaß die nuBoxen auch machen, noch klingt mir Peter Gabriel mit seinen 50000 im Ohr...