CD der Woche: Bathory - Hammerheart
Verfasst: Mo 19. Mär 2007, 16:46
Diese Woche steht nicht nur eine CD auf dem Speiseplan. "Hammerheart" war die Geburt eines Genres! Quorthon erschuf mit diesem 1989 veröffentlichten Meilenstein den Viking Metal!
Bevor ich auf das Album "Hammerheart" näher eingehe, ein paar Worte zu Quorthon. Bathory waren sein "Baby". Er umgab sich mit diversen Mitmusikern, aber die Kontrolle gab er nie aus der Hand. Immer gab er die Marschrichtung vor, schockte Fans und Presse auch schonmal mit seltsamen Alben ("Octagon" (1995), "Destroyer of Worlds" (2001)), zeigte sich in Interviews teils sehr reizbar und wenig zugänglich für Kritik. Ein wahrer Individualist und Querkopf, Tatsachen die den Burschen symphatisch machen. Im Sommer 2004 verstarb Quorthon, damit war natürlich auch Bathory ein Ende gesetzt.
Doch blicken wir zunächst ein paar Jahre zurück. 1984 veröffentlichten Bathory ihr unbetiteltes Debüt. Die einschlägige Presse nahm dieses Werk eher distanziert auf. Zu gross schien die Nähe zu Venom zu sein. Die Gestaltung des Covers war eindeutig an Venoms "Welcome to Hell" anbgelehnt, ja selbst der Bandname schien aus dem Venom Song "Countess Bathory" entliehen. Die Scheibe rumpelte übel vor sich hin, Quorthon röchelte satanische Sülze ins Mikro. Diese Ausrichtung manifestierte sich auf den folgenden Alben "The Return" (1985) und "Under the Sign of the black Mark" (1986). Gerade hatten sich Presse und Fans an den Sound gewöhnt, begann Quorthon damit seine Musik in andere Bahnen zu lenken. "Blood Fire Death" (1988) warf die satanischen Texte über Bord, und beschäftigte sich mit den Wikingern. Bereits die Gestaltung des Covers macht die neue Ausrichtung mehr als deutlich. Musikalisch stellt "Blood Fire Death" eine Art Zwitter dar. Der ursprüngliche Black Metal dominiert noch in weiten Teilen, aber die Drachenboote werden bereits am Horizont sichtbar.
Nun aber meine Huldigung an "Hammerheart":
Wellen wogen aus den Lautsprechern. Eine dezente Gitarre setzt ein, unvermittelt nimmt mich der Opener "Shores in Flames" mit auf die Reise in den Norden, hinaus in die Fluten der eisigen See...
"The wild cold deep black Ocean's Waves
Invites my hungry Heart
Cry not my Love I'll return
Only Death can keep us apart"
Nach ruhigem Intro explodiert der Song. Aber nicht in wildes Geknüppel! Nein, majestätisch und roh breitet sich der unendliche, kalte Horizont vor dem geistigen Auge des Hörers aus! Die Produktion ist rauh, ich möchte schon eher das Wort "räudig" benutzen. ("Hifi-Freaks" wird vor Entsetzen der Pipi in die Augen schiessen.) Aber kein Sound könnte für dieses Album passender sein. Jegliche Politur würde das Album entstellen. Diese Musik bezieht ihre Schönheit gerade aus ihrer Rohheit, Ursprünglichkeit! Wenn der Chor immer wieder:
"Shores in Flames Shores in Flames
Shores in Flames Shores in Flames"
singt und Quorthon sein heiseres "Fire" rausschreit, möchte ich gleich in den Schuppen rennen, die Axt rausholen und Nachbars Hühnerstall samt Inhalt in Einzelteile zerlegen. "Shores in Flames" ist der über elf Minuten andauernde, ultimative Viking O(h)rgasmus!
"Valhalla" schlägt ähnlich mächtig in die Kerbe:
"God of Thunder
Who crack the Sky
Swing your Hammer
Way up high"
Uaaaaarrghh... Ich muss sofort unseren Wald abholzen und ein Drachenboot bauen! Quorthon macht unmissverständlich klar, dass er keinen Zentimeter von diesem Pfad abweichen wird. Da tut es der Stimmung des Werkes auch keinen Abbruch, dass das folgende Songmonster "Baptised in Fire and Ice", teilweise etwas gradliniger und treibender tönt. "Father to Son" nimmt uns mit in ein kleines, umtriebiges Dorf der Nordmänner. Hunde bellen, Babygeschrei und dann wieder majestätische, rohe Klänge.
"Song to Hall up high" ist ein kleiner, ruhiger und akustischer Song. Auch hier geht zu keiner Sekunde das "Viking Feeling" verloren. Im Gegenteil, diese kleine Verschnaufpause lässt dem Krieger Zeit, seine Axt erneut zu schärfen. "Home of once brave" stampft im gemässigten Tempo einher. Ein weitere Huldigung an längst vergangene Zeiten:
"Above two Ravens
Messengers of the wise one eyed God
Who rules this Land
Of the Strong and the Great"
Der Meister lässt sich nicht lumpen, und setzt mit "One rode To Asa Bay" dem Album die Krone auf. Pferdegetrappel, Vogelgezwischter und eine Maultrommel bestimmen die Kulisse. Dann setzt der Chor ein, schwebt wie alte Geister aus dem Gebirge hervor. Vertonte Natur in einem über zehnminütigen Rausch, anschliessend noch ein kleines Outro.
Berauscht sitzt das Blap auf dem Sofa. Wie gut, dass mein herrliches "Odin statt Jesus" Shirt noch immer wie angegossen passt. Lieber Quorthon. Ich verneige mich tief vor deinem Schaffen. Wer kann schon von sich behaupten ein Genre (Black Metal) entscheidend mitgeprägt zu haben, und ein weiteres gar erschaffen zu haben (Viking Metal). Ruhe in Frieden, du symphatischer Querulant.
Die weiteren Empfehlungen fasse ich diesmal zusammen. Wer sich mit der Viking Phase von Bathory beschäftigen will, sollte sich, zusätzlich zu "Hammerheart", folgende Alben in seine Sammlung stellen:
"Twilight of the Gods" (1991)
"Blood on Ice" (1996)
"Nordland I" (2002)
"Nordland II" (2003)
Wer sich näher mit den Wurzeln des Black Metal beschäftigen möchte, darf hier getrost zugreifen:
"Bathory" (1984)
"The Return" (1985)
"Under the Sign of the black Mark" (1986)
...nicht zu vergessen "Blood Fire Death" (1988), welches beide Genres miteinander verbindet!
Edit: Tippfehler beseitigt.
Bevor ich auf das Album "Hammerheart" näher eingehe, ein paar Worte zu Quorthon. Bathory waren sein "Baby". Er umgab sich mit diversen Mitmusikern, aber die Kontrolle gab er nie aus der Hand. Immer gab er die Marschrichtung vor, schockte Fans und Presse auch schonmal mit seltsamen Alben ("Octagon" (1995), "Destroyer of Worlds" (2001)), zeigte sich in Interviews teils sehr reizbar und wenig zugänglich für Kritik. Ein wahrer Individualist und Querkopf, Tatsachen die den Burschen symphatisch machen. Im Sommer 2004 verstarb Quorthon, damit war natürlich auch Bathory ein Ende gesetzt.
Doch blicken wir zunächst ein paar Jahre zurück. 1984 veröffentlichten Bathory ihr unbetiteltes Debüt. Die einschlägige Presse nahm dieses Werk eher distanziert auf. Zu gross schien die Nähe zu Venom zu sein. Die Gestaltung des Covers war eindeutig an Venoms "Welcome to Hell" anbgelehnt, ja selbst der Bandname schien aus dem Venom Song "Countess Bathory" entliehen. Die Scheibe rumpelte übel vor sich hin, Quorthon röchelte satanische Sülze ins Mikro. Diese Ausrichtung manifestierte sich auf den folgenden Alben "The Return" (1985) und "Under the Sign of the black Mark" (1986). Gerade hatten sich Presse und Fans an den Sound gewöhnt, begann Quorthon damit seine Musik in andere Bahnen zu lenken. "Blood Fire Death" (1988) warf die satanischen Texte über Bord, und beschäftigte sich mit den Wikingern. Bereits die Gestaltung des Covers macht die neue Ausrichtung mehr als deutlich. Musikalisch stellt "Blood Fire Death" eine Art Zwitter dar. Der ursprüngliche Black Metal dominiert noch in weiten Teilen, aber die Drachenboote werden bereits am Horizont sichtbar.
Nun aber meine Huldigung an "Hammerheart":
Wellen wogen aus den Lautsprechern. Eine dezente Gitarre setzt ein, unvermittelt nimmt mich der Opener "Shores in Flames" mit auf die Reise in den Norden, hinaus in die Fluten der eisigen See...
"The wild cold deep black Ocean's Waves
Invites my hungry Heart
Cry not my Love I'll return
Only Death can keep us apart"
Nach ruhigem Intro explodiert der Song. Aber nicht in wildes Geknüppel! Nein, majestätisch und roh breitet sich der unendliche, kalte Horizont vor dem geistigen Auge des Hörers aus! Die Produktion ist rauh, ich möchte schon eher das Wort "räudig" benutzen. ("Hifi-Freaks" wird vor Entsetzen der Pipi in die Augen schiessen.) Aber kein Sound könnte für dieses Album passender sein. Jegliche Politur würde das Album entstellen. Diese Musik bezieht ihre Schönheit gerade aus ihrer Rohheit, Ursprünglichkeit! Wenn der Chor immer wieder:
"Shores in Flames Shores in Flames
Shores in Flames Shores in Flames"
singt und Quorthon sein heiseres "Fire" rausschreit, möchte ich gleich in den Schuppen rennen, die Axt rausholen und Nachbars Hühnerstall samt Inhalt in Einzelteile zerlegen. "Shores in Flames" ist der über elf Minuten andauernde, ultimative Viking O(h)rgasmus!
"Valhalla" schlägt ähnlich mächtig in die Kerbe:
"God of Thunder
Who crack the Sky
Swing your Hammer
Way up high"
Uaaaaarrghh... Ich muss sofort unseren Wald abholzen und ein Drachenboot bauen! Quorthon macht unmissverständlich klar, dass er keinen Zentimeter von diesem Pfad abweichen wird. Da tut es der Stimmung des Werkes auch keinen Abbruch, dass das folgende Songmonster "Baptised in Fire and Ice", teilweise etwas gradliniger und treibender tönt. "Father to Son" nimmt uns mit in ein kleines, umtriebiges Dorf der Nordmänner. Hunde bellen, Babygeschrei und dann wieder majestätische, rohe Klänge.
"Song to Hall up high" ist ein kleiner, ruhiger und akustischer Song. Auch hier geht zu keiner Sekunde das "Viking Feeling" verloren. Im Gegenteil, diese kleine Verschnaufpause lässt dem Krieger Zeit, seine Axt erneut zu schärfen. "Home of once brave" stampft im gemässigten Tempo einher. Ein weitere Huldigung an längst vergangene Zeiten:
"Above two Ravens
Messengers of the wise one eyed God
Who rules this Land
Of the Strong and the Great"
Der Meister lässt sich nicht lumpen, und setzt mit "One rode To Asa Bay" dem Album die Krone auf. Pferdegetrappel, Vogelgezwischter und eine Maultrommel bestimmen die Kulisse. Dann setzt der Chor ein, schwebt wie alte Geister aus dem Gebirge hervor. Vertonte Natur in einem über zehnminütigen Rausch, anschliessend noch ein kleines Outro.
Berauscht sitzt das Blap auf dem Sofa. Wie gut, dass mein herrliches "Odin statt Jesus" Shirt noch immer wie angegossen passt. Lieber Quorthon. Ich verneige mich tief vor deinem Schaffen. Wer kann schon von sich behaupten ein Genre (Black Metal) entscheidend mitgeprägt zu haben, und ein weiteres gar erschaffen zu haben (Viking Metal). Ruhe in Frieden, du symphatischer Querulant.
Die weiteren Empfehlungen fasse ich diesmal zusammen. Wer sich mit der Viking Phase von Bathory beschäftigen will, sollte sich, zusätzlich zu "Hammerheart", folgende Alben in seine Sammlung stellen:
"Twilight of the Gods" (1991)
"Blood on Ice" (1996)
"Nordland I" (2002)
"Nordland II" (2003)
Wer sich näher mit den Wurzeln des Black Metal beschäftigen möchte, darf hier getrost zugreifen:
"Bathory" (1984)
"The Return" (1985)
"Under the Sign of the black Mark" (1986)
...nicht zu vergessen "Blood Fire Death" (1988), welches beide Genres miteinander verbindet!
Edit: Tippfehler beseitigt.