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nuWave 85 und Probleme bei Klassik-Musik

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 11:01
von kanadagrami
Seit einer Woche bin ich Besitzer von zwei nuWave 85 Boxen (ohne ATM). Versorgt werden die Boxen von einem Harman HK6500 Vollverstärker mit 2 x 70 W Sinus Ausgangsleistung. Aufgestellt sind die Boxen in einem 35 qm Wohnzimmer, Teppichboden, Polstermöbel, Vorhänge. Die Boxen stehen in einem gleichschenkeligen (jeweils 3 m) Dreieck zur Hörposition und sind ca. 50 cm von den Vorderwänden und ca. 70 cm von den Seitenwänden des Raumes entfernt.

Pop- und Jazz-Musik kommen klasse rüber. Trockene und tiefe Bässe, klarer Höhen, Tiefe, Räumlichkeit und beeindruckende Ortung von Instrumenten und Stimmen. Hier bin ich einfach nur begeistert.

Ganz anders sieht das leider beim Anhören von klassischer Musik aus. Hier ist der Klang unerklärlicherweise nur noch flach, schmalbrüstig, in den mittleren Frequenzen zeitweise sogar nervend schrill (insbesondere bei Tenor, Sopran, Piano, Flöte). Keine Fülle, keine Wärme. Mit naturgetreuer Wiedergabe hat das Ganze nichts mehr zu tun, Zuhören ist einfach nur anstrengend. Veränderungen in den Abstrahlwinkeln, Bass- und Höhenschaltern sowie an den Klangreglern des Verstärkers verändern zwar, verbessern jedoch gar nichts. Was kann die Ursache sein, gibt es Abhilfe?

Gerne hätte ich Tipps und Ratschläge - durchaus auch bezüglich einer mehr für Klassik geeigneten Box (anderer Typ oder größer) - von Forumlesern, welche auch gerne und überwiegend klassische Musik in herkömmlicher Stereo-Art genießen, ohne auf guten Pop- und Jazz-Klang verzichten zu müssen. Vielen Dank im Vorraus für eure Hilfe.

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 11:31
von bony
Hallo,

mit welchen Lautsprechern hast Du denn zuvor gehört? Was für Aufnahmen hast Du gehört?

Für mich hört sich das ein wenig nach einer "falschen" Erwartungshaltung an (nicht böse gemeint und eine Vermutung :wink:). "Naturgetreue Wiedergabe" findet man ausschließlich im Konzertsaal, bzw. beim Konzertereignis selbst, und das ist halt was ganz anderes als HiFi (--> "Hohe Wiedergabetreue", wobei man nicht vom Konzertereignis, sondern von den auf dem Tonträger vorliegenden Daten als Original ausgehen muss).

Christoph

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 11:46
von kanadagrami
Hallo Bonny,

meinen bisherigen Lautsprecher waren zwei Heco Ascada 2 (100 Watt) Regalboxen, gleichermaßen plaziert auf dem Fußboden mittels Lautsprecherfüßen.

Du hast sicherlich recht, eine natürliche Wiedergabe gibt's nur im Konzertsaal. Mit naturgetreu meinte ich eher "natürlich", d.h. keine flache, schmalbrüstige und teilweise schrille Wiedergabe. Das aber machen die Nubis, und das kannten meine Hecos nicht.

Ich habe auch nicht die Erwartung, dass die Nubis mir ein Musikerlebnis verschaffen müssten wie eine 50.000-Euro-Burmester-Anlage, aber die Qualität (was Klassik-Musik betrifft) von 12 Jahre alten Heco-Regelaboxen sollten sie dann doch erreichen, ja eigentlich übertreffen.

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 12:23
von Kikl
kanadagrami hat geschrieben:Hallo Bonny,

meinen bisherigen Lautsprecher waren zwei Heco Ascada 2 (100 Watt) Regalboxen, gleichermaßen plaziert auf dem Fußboden mittels Lautsprecherfüßen.

Du hast sicherlich recht, eine natürliche Wiedergabe gibt's nur im Konzertsaal. Mit naturgetreu meinte ich eher "natürlich", d.h. keine flache, schmalbrüstige und teilweise schrille Wiedergabe. Das aber machen die Nubis, und das kannten meine Hecos nicht.

Ich habe auch nicht die Erwartung, dass die Nubis mir ein Musikerlebnis verschaffen müssten wie eine 50.000-Euro-Burmester-Anlage, aber die Qualität (was Klassik-Musik betrifft) von 12 Jahre alten Heco-Regelaboxen sollten sie dann doch erreichen, ja eigentlich übertreffen.
Ich finde es nur seltsam, dass das Problem ausschließlich bei Klassik auftritt. Wenn die Sopranistin ein Jazz-Standard anstimmt, dann ist es O.K. Singt sie Rossini klingt sie plötzlich schmalbrüstig? Wenn der Jazz-Trompeter mal aus Lust und Laune Bach anstimmt, dann klingt es plötzlich schrill? Wenn der Jazz-Pianist Beethoven spielt, dann verändert sich der Klang des Instruments? Wie soll man denn das erklären? Hat die Box einen Klassikdetektor, der bei Bedarf auf schrill und flach umschaltet? Also, irgendwie muss man das Problem genauer eingrenzen!

Gruß

Kikl

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 13:17
von lu
hi,
wie du hier wahrscheinlich öfters schon gelesen hast, decken, insbesondere die waves, schlechte aufnahmen gnadenlos auf. ich höre alles querbeet! wobei ich, seit ich meine nulines habe, auch immer öfter auf klassik verzichte, da es, wie ich finde, sehr schwierig ist wirklich gut aufgenommene scheiben zu finden! also, aus meiner sicht ein problem mit der aufnahmequalität des gehörten materials. klassische musik ist ungleich schwerer abzumischen und aufzunehmen als "konventioneller" sound.

soweit meine bescheidene meinung.
mfg
lu

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 14:07
von kanadagrami
Es tut mir ja selbst leid, das es so ist, wie es ist. Ich weiß, es klingt widersprüchlich und unverständlich, dass Jazz-Musik fantastisch klingt und Klassik-Musik beschissen. Auch für mich ist das unverständlich. Also, ich versuch' mal, meine Höreindrücke bei Klassik zu erklären.

Ein Orchester klingt nicht melodisch, weich und räumlich, sondern eng, gepresst und nasal.
Ein(e) Sänger(in) und/oder ein Instrument mit hohen Frequenzanteilen klingt nicht angenehm und natürlich sondern hart, schrill und geradezu verfälscht, so dass ich es als unnatürlich und unangenehm empfinde.

Warum dies nur bei Klassik und nicht bei Jazz/Pop auftritt, kann ich mir nur durch die unterschiedliche Musikart- und Interpretation erklären. Jazz-Musik hat einen ganz anderen Charakter und wird von ganz anderen Kriterien bestimmt als klassische Musik. Eine gute Jazz- oder auch Pop-Sängerin intoniert ihre Songs hart und rockig auf einer kurzen, kräftigen und trockenen Gesangsebene, während eine Opern-Sopranistin eine weiche, ausgedehntere Gesangslage zu erbringen hat. Gleiches gilt für Jazz- bzw. Rockbands im Vergleich mit einem Symphonieorchester. Während erstere meist impulsbetonte Musik, ausdrücklich knallharte Bässe, krasse Höhen, ja manchmal sogar Dissonanten und das regelmäßig in großer Lautstärke erzeugt, ist ein Orchester für weiche, harmoniebetonte Musik zuständig, welche sich in einem wesentlich größeren Dynamikbereich abspielt (piano- forte/ Solo - voller Orchestereinsatz). Keine Jazz-/Pop-Band hat hat einen nur annähernd vergleichbar umfangreichen Klangkörper wie ein Orchester und keine Jazz-/Popp-Sängerin bedient so viele Oktaven und Ausdrucksvariationen wie eine Opernsängerin.

Ich denke, diese Tatsache macht es schwierig, eine Lautsprecherbox zu konstruieren, welche beide Musikarten möglichst naturgetreu (naturannähernd - für penible Leser) wiedergibt. Nicht umsonst wurde ich bei meinen bisherigen Boxenkäufen in regulären Fachgeschäften (also nicht online) immer gefragt, welches denn meine bevorzugte Musikrichtung wäre. Es könnte ja sein, dass der Kostrukteur der nuWave 85 mit seiner Box ausschließlich die Käufer ansprechen wollte, deren Musikgenuss sich auf Jazz/Pop beschränkt. Und dieses Klientel ist ja auch mit dieser Box hervorragend bedient. Weiterhin könnte es sein, dass mein Verstärker oder meine Raumakkustik mit diesen Boxen nicht harmoniert. Ich habe meine Anfrage in diesem Forum deshalb hauptsächlich in der Hoffnung vorgetragen, entweder Klassik-Liebhaber zu finden, die mir ihre bevorzugte und damit geeignete Nubert-Box verraten oder nuWave 85 - Benutzer, die dasselbe oder ein ähnliches Problem mit ihren Boxen hatten und eine Erklärung oder gar Lösung gefunden haben.

Also, liebe Nubi-Enthustiasten, ich möchte weder Nubert-Konstruktionen schlecht reden, noch euch eure Freude an euren Boxen nehmen. Ich freue mich ja auch für euch, wenn ihr so richtig rundum zufrieden seid und glaube das euch auch. Aber mein Problem besteht, ob es nun für den einen oder anderen erklärlich ist oder nicht. Mehr kann ich nicht dazu sagen und jetzt hoffe ich halt weiterhin auf eine Lösung, wie die auch immer letztendlich aussehen mag.

Danke für eure Geduld beim Lesen.

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 14:15
von StefanB
Für den "anspruchsvollen" Klassikhörer empfehle ich die großen Shahinian-LS Diapason.

Es ist mir noch kein anderer LS-Typ begegnet, der bei Klassik naturannähernder "klingt". Ecouton LQL200 "geht" diesbezüglich auch noch ( vor allem das Fundment ist beeindruckend ), kann aber nicht ganz mithalten.

Stefan

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 14:19
von StefanB
lu hat geschrieben:hi,
wie du hier wahrscheinlich öfters schon gelesen hast, decken, insbesondere die waves, schlechte aufnahmen gnadenlos auf. ich höre alles querbeet! wobei ich, seit ich meine nulines habe, auch immer öfter auf klassik verzichte, da es, wie ich finde, sehr schwierig ist wirklich gut aufgenommene scheiben zu finden! also, aus meiner sicht ein problem mit der aufnahmequalität des gehörten materials. klassische musik ist ungleich schwerer abzumischen und aufzunehmen als "konventioneller" sound.

soweit meine bescheidene meinung.
mfg
lu
Was ist gut aufgenommen ?

Das, was man beim realen Besuch eines klassichen Konzertes zu hören bekommt, hat nichts mit dem zu tun, was zwei Hauptmikrofone in klassicher A-B Anordnung, neuzeitlich korrekt begleitet von einem dutzend Stützmikrofonen, einfangen.

Stefan

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 14:51
von Kikl
kanadagrami hat geschrieben:Es tut mir ja selbst leid, das es so ist, wie es ist. Ich weiß, es klingt widersprüchlich und unverständlich, dass Jazz-Musik fantastisch klingt und Klassik-Musik beschissen. Auch für mich ist das unverständlich. Also, ich versuch' mal, meine Höreindrücke bei Klassik zu erklären.

.... Keine Jazz-/Pop-Band hat hat einen nur annähernd vergleichbar umfangreichen Klangkörper wie ein Orchester und keine Jazz-/Popp-Sängerin bedient so viele Oktaven und Ausdrucksvariationen wie eine Opernsängerin.

....
Ganz ehrlich, ich glaube auch, dass es an den Aufnahmn liegen muss.

Nimm mal eine klassische Liederaufnahme, da hast du Gesang und Klavier, und vergleich es mit einem Jazz-Stück. Was die Oktaven und Ausdruckvariationen angeht, vertust du dich glaube. Es gibt hervorragende Jazz/Pop-Sängerinnen, die locker 3 Oktaven und mehr singen. Check mal Mariah Carrey...Wenn du ein großes Jazz-Orchester hören willst, dann hol dir mal Big-Band-Sound oder gib Dir die West-Side-Story von Bernstein. Es kann nicht am Stil der Musik liegen, den Musikstil kann so eine Box einfach nicht erkennen, no way!

Gruß

Kikl

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 15:56
von Zaaach
Hallo Kanadagrami,

Ich hab zwar "nur" die NuBox 381, da ich aber am Anfang ziemlich genau die gleichen Probleme hatte, wie Du sie schilderst, und der Unterschied zwischen den Boxen, was dies betrifft, vielleicht gar nicht so groß ist, kann ich vielleicht auch was beitragen:

Ich war nämlich am Anfang genauso unzufrieden mit meinen Klassikaufnahmen, besonders Orchesteraufnahmen. Mittlerweile bin ich relativ sicher, dass es vor allem die Streichinstrumente sind, die am Anfang besonders "gewöhnungsbedürftig" sind, denn diese kommen ja im Wesentlichen nur bei Klassik vor, jedenfalls "gestrichen" – beim Jazz wird der Kontrabaß ja meistens gezupft. Vielleicht liegt das daran, dass die Obertonreihen bei Streichinstrumenten einen besonderen Anteil am Klang haben (ist Spekulation, bin da totaler Laie) und dies bei der "neutralen" Wiedergabe" der Nubis besonders stark ins Gewicht fällt (am "schlimmsten" waren dementsprechend auch reine Streichquartettaufnahmen). Der Eindruck von "Wärme" wurde bei Deinen vorherigen Boxen möglicherweise durch eine Verstärkung des Oberbassbereichs und ein Abflachen im Hochtonbereich erzielt. Insofern ist die "neutrale" Wiedergabe der Nubis natürlich ein starker Kontrast. Damals habe ich mit dem Service gesprochen und bekam – kostenlos - Dämpfungsspulen, die man statt der Brücken einsetzt, zugeschickt, die den Hochtonbereich noch über den Schalter hinaus abdämpften. Nach einiger Zeit habe ich die dann entfernt und bin mittlerweile auch mit dem Klang meiner Klassikaufnahmen hochzufrieden. Was die Klangfülle betrifft, ist es so, dass ich auch sagen würde, dass die Nuberts zum regelrecht leise hören nicht so geeignet sind (hier sollte man sich nicht scheuen, die Klangregler bzw. die Loudnessfunktion des Verstärkers zum Einsatz zu bringen), wie laut hörst Du? Um einen Einruck von dem zu bekommen, was die Boxen – gerade auch bei Klassikaufnahmen - können, solltest die Probezeit voll ausschöpfen und zwar mit wirklich klangtechnisch sehr guten Aufnahmen wenigstens in Zimmerlautstärke. Wenn es dann immer noch nichts ist, kannst Du die Boxen ja immer noch zurückschicken – weil die oben genannte Alternative, einfach keine Klassikaufnahmen mehr zu hören, fände ich auch mehr als unbefriedigend und tut m.E. den Nubis auch ausgesprochen unrecht ;-).