Hallo,
die meisten Koax-Lautsprecher, deren Hochtöner im Zentrum eines Tieftöner-Konus liegen, konnten uns (bei Doppel-Blindhörtests) nicht so richtig überzeugen.
Obwohl die Messungen der wichtigsten Testzeitschriften mit unseren eigenen Messungen meistens relativ gut vergleichbar sind, ist es bei dieser Bauform von Koax-Lautsprechern bisher immer "deutlich anders" gewesen.
Es gab (diplomatisch ausgedrückt)
sehr häufig größere Probleme mit dem Frequenzgang und im Verzerrungsverhalten.
Wir haben einerseits die bei einigen Tests abgebildeten - oft relativ linearen - Frequenzgänge kaum nachvollziehen können - andererseits gab es es bei unseren Messungen auch immer größere Frequenzgang-Unterschiede zwischen 0 und 10 Grad (bzw. 0 und 5 Grad) Abhörwinkel.
Oft gibt es über 5 dB Pegelunterschiede bei kleinen Winkeländerungen und manchen Frequenzen. Das bedeutet, dass das linke Ohr andere Pegel- und Phasenverhältinsse wahrnimmt als das rechte Ohr. Daraus resultierte meist eine recht ungenaue Ortung einzelner Instrumente - aber auch eine "größere Räumlichkeit", die wir allerdings als "etwas künstlich" empfinden.
Hier eine Messung einer recht gut bewerteten Koax-Box (die uns aber klanglich nicht besonders gefallen hat) mit 0 und 10 Grad:
bony hat geschrieben:Das liegt vor allem daran, dass der Tiefmitteltöner um den Hochtöner eine Art Trichter (--> Waveguide) bildet, der sich auch noch bewegt.
Bei den bisher von uns gehörten (und im Labor gemessenen) Koax-Lautsprechern dieser Konstruktionsart war die Anpassung des "Horns an den Hochtöner" (Tief/Mitteltöner-Membran) meist nicht perfekt gelöst.
Bei der Aussage
"... der sich auch noch bewegt..." muss man unterscheiden zwischen "reinen" 2-Wege-Koax-Boxen und 2,5-Wege- oder 3-Wege-Systemen, bei denen sich die "Horn-Membran" wesentlich weniger stark bewegt.
Bei den untersuchten
2-Wege-Lautsprechern kann die TT-Membran Hübe von mindestens +-5 mm ausführen, was die "Horn-Anpassung" recht stark stört.
Sehr ungewöhnlich sind die Klangresultate, wenn bei mittleren und höheren Lautstärken ein Streicherwald oder Gesangsstimmen vom gleichzeitig vorhandenen Bass (durch die daraus resultierenden Hübe) "moduliert" werden.
Solche Boxen sollten nur "recht leise" betrieben werden (je nach toleriertem Störeffekt mit Bassmembranhüben von
unter +-1 bis vielleicht +-2 mm).
Hier Messungen zu diesem Effekt:
* Die schwarzen Linien zeigen die Messungen mit TT-Membrane in Ruhelage.
* Die obere rote Linie zeigt den Frequenzgang mit der um 5 mm "aus der Box heraus ausgelenkten TT-Membran".
* Die untere rote Linien (bei ca. 70 dB) zeigt den Frequenzgang bei ca. 5 mm "in die Box hinein" gezogener TT-Membran.
Im Vergleich dazu die direkte Vergleichsmessung der nuBox 381 (mit +-7 mm TT-Membranhub):
Hier die genauen Messmethoden dieser Diagramme:
Eine Messmethode mit 4 kleinen "Scotch Bumpons" (erbsengroße, weiche Kunststoff-Kugelabschnitte als "drückende Gummifinger") zeigt ähnliche Ergebnisse, erlaubt aber nur
Messung des Hochtöners bei "hineingedrückter" TT-Membran.
Also wurde hier eine
zweite Methode gewählt, bei der das MLSSA-Ausgangssignal vom Verstärker mit "plus 1 Ampere Gleichstrom" bzw. "minus 1 Ampere Gleichstrom" überlagert wurde.
Damit das Gleichstrom-Netzgerät nicht das Mess-Signal "ausregelt" wurde parallel zum Netzteil-Ausgang einen Elko mit 10.000 uF geschaltet.
Also
in Reihe zum Ausgang eines guten Stereo-Verstärkers ein sehr gutes geregeltes Netzgerät (mit den 10.000uF) geschaltet und (zunächst ohne Mess-Signal) +/-1 A auf den zu messenden Lautsprecher gegeben, wodurch die Bass-Membran bei der Koax-Box um ca +/- 5 mm auslenkt. Bei der nuBox 381 beträgt die Auslenkung bei gleichem Strom ca. +- 7 mm.)
"Jenseits der Theorie" und unabhängig von den Messungen sollte man aber in Ruhe einen Hörvergleich machen.
Vermutlich hilft dieser Beitrag aber, sich dann die gehörten Unterschiede besser erkären zu können.
Gruß, Günther Nubert