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Räumlichkeit als Lautsprechereigenschaft
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 10:31
von LeChef
Nehalem hat geschrieben:
tiyuri hat geschrieben:mala84 hat geschrieben:was mir überhaupt nicht gefiel war die räumlichkeit dießes "großen" lautsprechers! (...)
Der LS selbst sollte genauso wenig Räumlichkeit hinzutun, wie ein Löffel Salz beim Essen.
Entweder ist die Räumlichkeit auf der Aufnahme enthalten, oder nicht. Ein LS der besonders
"räumlich" klingt, macht das bei jeder Aufnahme, auch wenn diese keine "echte" Rauminfor-
mationen (z.B. Techno) enthält.
Das klingt zunächst überzeugend und deckt sich auch mit dem, was Herr Nubert in seinen Publikationen schreibt. Die nuVero als "monitorhafter" LS ist demnach regelrecht dazu verdammt, weniger räumliche Tiefe als die schönklingenden Konkurrenten zu bieten, wie das mala84 auch festgestellt hat:
mala84 hat geschrieben:noch mehr enttäuscht war ich von der tiefe der räumlichkeit. ich hatte stets das
gefühl, dass die musik an eine wand spielen würde die direkt vor dem lautsprecher
aufgezogen war und sich nicht frei im raum ausbreiten konnte.
Überrascht hat mich nun, dass der
ME Geithain ME-150 von der Audio eine viel bessere Räumlichkeit als der nuVero 14 zugebilligt wird:
nuVero 14
Gesamtbewertung 95 Punkte
Räumlichkeit
70
"Contra: Raum eher flach"
ME-150
Gesamtbewertung 96 Punkte
Räumlichkeit
110
"Pro: mit phänomenalem Raum"
Klar sollte man solche Punktzahlen nicht überbewerten, aber ausgewürfelt werden die bestimmt auch nicht. Wie kann man sich den wirklich drastischen Unterschied nun erklären? Das Argument "mischt künstliche Räumlichkeit hinzu" greift hier wohl nicht, denn von Schönklingern vom Schlage B&W sind die MEGs sicher weit entfernt. Im Gegenteil sind deren andere Boxen ja als professionelle Monitore gedacht.
Des weiteren gibt folgende Aussage vom MEG-Entwickler Joachim Kiesler in einem Interview (
hier von Raico verlinkt), zu denken:
Joachim Kiesler hat geschrieben:Wir haben, abgeleitet von unserem großen Regielautsprecher eine kleine Zweiwege-Box entwickelt mit einem 130er Tieftöner und einer 25er Kalotte, die im Bündelungsmaß so angepasst war, dass sie prinzipiell auch als Regielautsprecher verwendbar gewesen wäre. Gerade das Problem des Fern/Nah-Empfindens wurde damals von uns akribisch untersucht und dann auch so ausgeführt, dass es einfach passte.
Gibt es also - entgegen der landläufigen Meinung hier im Forum - doch Möglichkeiten, einen räumlichen LS zu bauen bzw. die Tiefenstaffelung auf einer Aufnahme in den Vordergrund treten zu lassen, ohne dass es eine Verfälschung oder künstlich ist?
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 10:47
von LeChef
Auch ich hatte diesen Gedanken zur ME150 vor einigen Tagen. Mir ist aufgefallen, dass einige Meinungen in die Richtung gehen, dass die nuVero wenig "räumlich" sei. Erklären kann man das natürlich wie von einigen auch getan dadurch, dass diese Aufnahmen durch "Konstruktionsfehler" und Betonung bestimmter Frequenzen auf einigen Lautsprechern räumlicher klingen als sie sind.
Nahelems Aussage ist nun eindeutig berechtigt und auch sehr interessant. Wie kann es sein, dass ausgerechnet eine Geithain von allen Seiten so sehr für ihre "Räumlichkeit" gelobt wird? In dieser Eigenschaft scheint dieser Lautsprecher geradezu herauszustechen. Ich würde von einer Geithain mindestens ebenso eine möglichst "richtige" Wiedergabe erwarten wie von einer Nubert. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären?
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 18:31
von anaki
Ich würde vermuten, mit "Räumlichkeit" wird nicht die Menge an "Hallsoße" bezeichnet, sondern die qualitative Abbildungsschärfe eines Lautsprechers. Ich setze mal voraus, dass die Audiofritzen diesen Unterschied erkennen können.
Die MEG bildet die Aufnahme und die darauf enthaltenen Rauminformationen genauer ab als die NuVero. Ein Vorteil, der allen MEGs (und auch anderen Studiomonitoren) zu eigen ist.
Für die Räumlichkeit ist das Abstrahlverhalten besonders wichtig, und da versagen die meisten Hifi-Lautsprecher.
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 18:37
von LeChef
Nun ja, die ME150 ist aber nicht wie viele andere Geithains ein aktiver Studiomonitor, sondern ein passiver Hifi Lautsprecher.
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 19:10
von Raico
...aber mit der für Geithain typischen koaxialen Anordnung von Hoch- und Mitteltöner.
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 20:25
von weaker
Steht nicht irgendwo im "Technik Satt", dass man Räumlichkeit relativ einfach hinbekommt, indem man einfach Fehler bei der LS-Konstruktion macht?
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 20:53
von LeChef
weaker hat geschrieben:Steht nicht irgendwo im "Technik Satt", dass man Räumlichkeit relativ einfach hinbekommt, indem man einfach Fehler bei der LS-Konstruktion macht?
Das mag sein, aber das genügt imho nicht als Erklärung. Wenn eine Geithain ME 150 (z.B. konstruktionsbedingt durch die Chassisanordnung wie Raico das sagt) in der Lage ist eine Räumlichkeit ausgesrochen ausgeprägt wiederzugeben, ist das zunächst einmal für mich auf den ersten Blick eine klar "Schwäche" der nuVeros wenn diese das nicht können und man annimmt, dass eine Geithain 150 keine gravierenden Konstruktionsfehler enthält. Es ist doch deutlich "zu einfach" zu behaupten die nuVero macht das gut und alles was räumlicher klingt, riecht nach Konstruktionsfehlern und "Pseudo" Räumlichkeit die in der Quelle nicht vorhanden ist.
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 21:29
von Selbst
Hallo zusammen,
In einem anderen Thread ging es um ein ähnliches Thema, wo ich auch einen anderen Thread (mit besagtem 'Technik-Satt' Auszug) verlinkt habe. Toni78 sprach übrigens davon, daß Punktschallquellen bzw. Koax-Anordnungen bekannt für ihre räumliche Abbildung wären. Ob das so stimmt bzw. wenn ja, in wieweit die Präzision der Ortbarkeit darunter leidet oder welchen anderen Nachteile sich dadurch ergeben, kann ich allerdings nicht nachvollziehen.
Hier der Link -->
http://www.nubert-forum.de/nuforum/view ... oaufnahmen
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 21:33
von nobex
Ich denke es geht hier nicht um Pseudo-Räumlichkeit sondern um exakte Wiedergabe der Räumlichkeit auf der Aufnahme. Mich hat auch mal die Wiedergabe eines Mittelklasse-Koax-LS in einem guten Hörraum in Sachen Raumdarstellung und Abbildungsschärfe einfach von den Socken gehauen, die Qualität von Linearität etc. mal außen vor.
Edit: zu langsam
Verfasst: Mo 12. Jan 2009, 21:58
von Nehalem
weaker hat geschrieben:Steht nicht irgendwo im "Technik Satt", dass man Räumlichkeit relativ einfach hinbekommt, indem man einfach Fehler bei der LS-Konstruktion macht?
Richtig, aber das ist ja gerade der springende Punkt: Dass diese Erklärung auch für auf absolute Linearität getrimmte Studiomonitore gelten soll, ist zweifelhaft.
Man sollte die Aussage in "Technik Satt" aber etwas einschränken, da von der "Räumlichkeit im Klangbild konventionell abstrahlender Lautsprecher (...)" die Rede ist - ob eine eine Koaxanordnung mit HT auf eigener Schallwand noch "konventionell" ist, ist fraglich.
Der Ansatz von nobex ist imho richtig, man muss unterscheiden zwischen einer "luftig-diffusen Pseudoräumlichkeit", die man eben durch Fehler leicht hinbekommt, und einer präzisen räumlichen Tiefenstaffelung, die man eher selten findet.
Es gibt aber noch ein Problem: Wie will man feststellen, wie viel Räumlichkeit auf einer Aufnahme überhaupt drauf ist? Das muss man ja wissen, um beurteilen zu können, ob ein bestimmten Lautsprecher nun Räumlichkeit hinzufügt oder weglässt. Zum Vergleich braucht man also einen Referenz-LS, von dem sich alle einig sind, dass er in Sachen räumliche Abbildung alles richtig macht. Dürfte nicht leicht sein, so etwas zu finden. Kopfhörer fallen natürlich auch weg. Eine andere Möglichkeit wäre Freifeld, dann bräuchte man nur einen LS, der auf Achse linear ist. Da könnte man aber wieder argumentieren, dass Musik in der Regel nicht für die Wiedergabe im Freifeld, sondern in Räumen abgemischt wird, und die dabei entstehenden Einflüsse beim Abmischen schon mit berücksichtigt werden
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