Das Ende einer "Nubert-Illusion"
Verfasst: Fr 27. Feb 2009, 18:27
Ich bin sauer und froh zugleich...
Ich bin sauer, weil ich drei Jahre meines Lebens "verschenkt habe, mich drei Jahre lang einer Illusion hingegeben habe, und froh, weil ich diesen Fehler und die Ursache für meine Unzufriedenheit noch einigermaßen rechtzeitig bemerkt habe.
Was ist passiert?
Vor drei Jahren habe ich mir Nuline 120 Lautsprecher zugelegt, welche ich zusammen mit Elektronik von Naim Audio betrieben habe. Zuvor hatte ich ausgiebige Hörtests mit den üblichen kommerziellen Anbietern (KEF, B&W, Sonus Faber, JM Lab etc.) bei Händlern hinter mir. Diese Lautsprecher konnte mich aus verschiedenen Gründen nicht überzeugen irgendwo waren immer Fehler erkennbar. Ich dachte nach dem Erwerb der Nuline 120 sei alles in Ordnung, da diese auch souveräner aufspielten als meine früheren Audiodata Bijou (siehe auch Thread von mir zu diesem Thema). Allerdings habe ich nie Vergleiche mit anderen Lautsprechern bei mir zu Hause gezogen - ein kardinaler Fehler.
Hinterher denke ich, wenn ich mein Verhalten selbstkritisch analysiere (und vielleicht ist das jetzt ein bisschen böse aber letztendlich geht es immer auch um das Geschäft): Nubert macht einen Teil seines Geschäftes mit der Bequemlichkeit von Kunden, einem Umstand, dem ich selber unterlegen bin. Sind die schweren Lautsprecher erst einmal zu Hause, scheuen sich viele vor einem Hörvergleich mit anderen schweren Lautsprechern und behalten schließlich die so mühsam erstandenen Lautsprecher. Hätte ich nur vor drei Jahren schon Vergleiche im eigenen Hörraum gezogen...
Seit dem Erwerb der Nuline-LS konnte ich mich beim Musik hören immer wieder ertappen, wie ich mich ablenken ließ. Schon nach kurzer Zeit begann ich plötzlich andere Dinge zu tun, d.h. zu Lesen oder im Internet zu surfen. Die Musik packte mich nicht; ja sie nervte teilweise regelrecht (wir reden von moderaten Zimmerlautstärken). Zuerst dachte ich, es liegt an der Elektronik und rüstete dort innerhalb der selben Marke auf. Es gehört auch viel Erfahrung dazu, solche subjektiven Dinge zu erkennen und richtig zu deuten. Bei mir hat dieser Prozess drei Jahre gedauert.
Als ich schließlich die Nuvero 14 dieses Jahr auf der World of Hifi in Wiesbaden gehört habe, gab es mir den Rest und mir kam urplötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass Nubert zwar hochwertige LAUTsprecher baut, welche jedoch nicht unbedingt für ein feinsinniges Musikhören in Frage kommen. Ich habe LAUT bewusst groß geschrieben, da diese Lautsprecher bei hohen Pegeln ihre Bassdominanz zeigen können. Mag es Zufall sein oder nicht: Tom Frentzen, der geschäftsführende Redakteur von STEREO, hat bei der Präsentation (bewusst?) laute, rhythmusgesteuerte (Bumm-Bumm)-Musik aufgelegt, die diesem Bild entsprechen. Das können die Lautsprecher auf ihre Art.
Sowohl bei den Nuline 120 bei mir zu Hause als auch bei der Nuvero-Präsentation hatte ich jedoch das Gefühl, dass ich einzelne Chassis spielen höre, den Hochtöner, den Bass... Ich hatte nicht das Gefühl einen homogenen Klangteppich vor mir zu sehen, in dem einzelne Klangereignisse schön herausgeschält werden und einem gar nicht auffällt, dass ein Lautsprecher spielt. Nach einem Vergleich kann ich sagen: Die Lautsprecher klingen unsauber, benahe diffus und unhomogen. Und was mir auch plötzlich klar wurde: Sie klingen langweilig. Das mag bei House oder Bumm-Bumm Musik evtl. anders aussehen; bei feinsinniger Klassik (Chormusik) oder Jazz vermochten die Lautsprecher so hat sich es sich jetzt herauskristallisiert mich nicht in den Bann zu ziehen.
Ich habe mir daraufhin verschiedene Lautsprecher nach Hause bringen lassen, u.a. PMC OB1, Pro AC DB-28, und Spendor S9E, also englische Hersteller. Dabei zeigte es sich, dass die unhomogene Spielweise der Nubert-Lautsprecher NICHT auf die Raumakkustik zurückzuführen ist. Die anderen Lautsprecher machten schlichtweg alles besser. Beim Hören klangen die PMC- und ProAC sehr monitorähnlich, mein Geschmack nicht unbedingt. Letztendlich war ich von der Spendor S9E beeindruckt, welche meinen Vorstellungen am nächsten kam - doch das nur nebenbei.
Ich für meinen Teil werde nun Abschied nehmen von Nubert. War es eine schöne Zeit? Jetzt, wo ich weiß wie es klingen kann, ärgere ich mich ein wenig. Doch wer nicht vergleicht ist selber Schuld. Für mich war wichtig alles kritisch und vorbehaltlos zu analysieren. Und: Ich habe meine Erfahrungen gesammelt. Zumindest in Kombination mit Naim-Audio kann ich nach den Vergleichen von einer Dyssynergie mit den Nuline-Lautsprechern sprechen. Nur durch Beobachtung meines eigenen Verhaltens und anschließender Analyse und Vergleichen mit anderen Lautsprechern konnte ich feststellen, dass irgendetwas nicht stimmt. Vermutlich wären andere ganz "Happy" mit dem "Sound" gewesen.
Die Lehre, die jeder daraus ziehen soll ist eigentlich eine ganz alte, die immer wieder gepredigt wird: Vergleicht die Lautsprecher mit der eigenen Elektronik und am besten im eigenen Hörraum, idealerweise über einen längeren Zeitraum. Oft sind gerade die Lautsprecher langzeittauglich, die im ersten Moment nicht durch "Effekte" auffallen. Die neutrale Abstimmung der Nubert-Lautsprecher konnte mich jedenfalls nicht in das Musikgeschehen hineinziehen.
Hoffe, diese nicht ganz unkritischen Worte werden mir gestattet. Ich habe bewusst einige Zeit vergehen lassen, um alles zu sortieren und objektiv zu reflektieren. Andere Hörgewohnheiten, Musikstilrichtungen und Elektronik lassen die Welt vielleicht ganz anders aussehen. Ich kann für mich selbst nur sagen: I like the British way of music reproduction...
In diesem Sinne: Bye bye...
Chris
Ich bin sauer, weil ich drei Jahre meines Lebens "verschenkt habe, mich drei Jahre lang einer Illusion hingegeben habe, und froh, weil ich diesen Fehler und die Ursache für meine Unzufriedenheit noch einigermaßen rechtzeitig bemerkt habe.
Was ist passiert?
Vor drei Jahren habe ich mir Nuline 120 Lautsprecher zugelegt, welche ich zusammen mit Elektronik von Naim Audio betrieben habe. Zuvor hatte ich ausgiebige Hörtests mit den üblichen kommerziellen Anbietern (KEF, B&W, Sonus Faber, JM Lab etc.) bei Händlern hinter mir. Diese Lautsprecher konnte mich aus verschiedenen Gründen nicht überzeugen irgendwo waren immer Fehler erkennbar. Ich dachte nach dem Erwerb der Nuline 120 sei alles in Ordnung, da diese auch souveräner aufspielten als meine früheren Audiodata Bijou (siehe auch Thread von mir zu diesem Thema). Allerdings habe ich nie Vergleiche mit anderen Lautsprechern bei mir zu Hause gezogen - ein kardinaler Fehler.
Hinterher denke ich, wenn ich mein Verhalten selbstkritisch analysiere (und vielleicht ist das jetzt ein bisschen böse aber letztendlich geht es immer auch um das Geschäft): Nubert macht einen Teil seines Geschäftes mit der Bequemlichkeit von Kunden, einem Umstand, dem ich selber unterlegen bin. Sind die schweren Lautsprecher erst einmal zu Hause, scheuen sich viele vor einem Hörvergleich mit anderen schweren Lautsprechern und behalten schließlich die so mühsam erstandenen Lautsprecher. Hätte ich nur vor drei Jahren schon Vergleiche im eigenen Hörraum gezogen...
Seit dem Erwerb der Nuline-LS konnte ich mich beim Musik hören immer wieder ertappen, wie ich mich ablenken ließ. Schon nach kurzer Zeit begann ich plötzlich andere Dinge zu tun, d.h. zu Lesen oder im Internet zu surfen. Die Musik packte mich nicht; ja sie nervte teilweise regelrecht (wir reden von moderaten Zimmerlautstärken). Zuerst dachte ich, es liegt an der Elektronik und rüstete dort innerhalb der selben Marke auf. Es gehört auch viel Erfahrung dazu, solche subjektiven Dinge zu erkennen und richtig zu deuten. Bei mir hat dieser Prozess drei Jahre gedauert.
Als ich schließlich die Nuvero 14 dieses Jahr auf der World of Hifi in Wiesbaden gehört habe, gab es mir den Rest und mir kam urplötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass Nubert zwar hochwertige LAUTsprecher baut, welche jedoch nicht unbedingt für ein feinsinniges Musikhören in Frage kommen. Ich habe LAUT bewusst groß geschrieben, da diese Lautsprecher bei hohen Pegeln ihre Bassdominanz zeigen können. Mag es Zufall sein oder nicht: Tom Frentzen, der geschäftsführende Redakteur von STEREO, hat bei der Präsentation (bewusst?) laute, rhythmusgesteuerte (Bumm-Bumm)-Musik aufgelegt, die diesem Bild entsprechen. Das können die Lautsprecher auf ihre Art.
Sowohl bei den Nuline 120 bei mir zu Hause als auch bei der Nuvero-Präsentation hatte ich jedoch das Gefühl, dass ich einzelne Chassis spielen höre, den Hochtöner, den Bass... Ich hatte nicht das Gefühl einen homogenen Klangteppich vor mir zu sehen, in dem einzelne Klangereignisse schön herausgeschält werden und einem gar nicht auffällt, dass ein Lautsprecher spielt. Nach einem Vergleich kann ich sagen: Die Lautsprecher klingen unsauber, benahe diffus und unhomogen. Und was mir auch plötzlich klar wurde: Sie klingen langweilig. Das mag bei House oder Bumm-Bumm Musik evtl. anders aussehen; bei feinsinniger Klassik (Chormusik) oder Jazz vermochten die Lautsprecher so hat sich es sich jetzt herauskristallisiert mich nicht in den Bann zu ziehen.
Ich habe mir daraufhin verschiedene Lautsprecher nach Hause bringen lassen, u.a. PMC OB1, Pro AC DB-28, und Spendor S9E, also englische Hersteller. Dabei zeigte es sich, dass die unhomogene Spielweise der Nubert-Lautsprecher NICHT auf die Raumakkustik zurückzuführen ist. Die anderen Lautsprecher machten schlichtweg alles besser. Beim Hören klangen die PMC- und ProAC sehr monitorähnlich, mein Geschmack nicht unbedingt. Letztendlich war ich von der Spendor S9E beeindruckt, welche meinen Vorstellungen am nächsten kam - doch das nur nebenbei.
Ich für meinen Teil werde nun Abschied nehmen von Nubert. War es eine schöne Zeit? Jetzt, wo ich weiß wie es klingen kann, ärgere ich mich ein wenig. Doch wer nicht vergleicht ist selber Schuld. Für mich war wichtig alles kritisch und vorbehaltlos zu analysieren. Und: Ich habe meine Erfahrungen gesammelt. Zumindest in Kombination mit Naim-Audio kann ich nach den Vergleichen von einer Dyssynergie mit den Nuline-Lautsprechern sprechen. Nur durch Beobachtung meines eigenen Verhaltens und anschließender Analyse und Vergleichen mit anderen Lautsprechern konnte ich feststellen, dass irgendetwas nicht stimmt. Vermutlich wären andere ganz "Happy" mit dem "Sound" gewesen.
Die Lehre, die jeder daraus ziehen soll ist eigentlich eine ganz alte, die immer wieder gepredigt wird: Vergleicht die Lautsprecher mit der eigenen Elektronik und am besten im eigenen Hörraum, idealerweise über einen längeren Zeitraum. Oft sind gerade die Lautsprecher langzeittauglich, die im ersten Moment nicht durch "Effekte" auffallen. Die neutrale Abstimmung der Nubert-Lautsprecher konnte mich jedenfalls nicht in das Musikgeschehen hineinziehen.
Hoffe, diese nicht ganz unkritischen Worte werden mir gestattet. Ich habe bewusst einige Zeit vergehen lassen, um alles zu sortieren und objektiv zu reflektieren. Andere Hörgewohnheiten, Musikstilrichtungen und Elektronik lassen die Welt vielleicht ganz anders aussehen. Ich kann für mich selbst nur sagen: I like the British way of music reproduction...
In diesem Sinne: Bye bye...
Chris