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dezibel als maßstab?

Verfasst: Sa 5. Jul 2003, 11:32
von WeSiSteMa
hallo.

wir hatten das thema dezibel erst, ich weiß. ich habe die beiträge auch mit großem interesse verfolgt. nur, welchen nutzen bringt mir als kunde die dezibel-angabe? ich kann jetzt zwar den schalldruck meiner ls im zusammenhang mit meinem verstärker berechnen, weiß aber nicht, welche aussage ich davon ableiten kann. einen verstärker mit 100 watt und mehr pro kanal werde ich wohl nie bis auf anschlag drehen müssen / können, egal wie gut oder schlecht der wirkungsgrad der box ist, oder? kann mir jemand die aussagekraft der dezibelangabe für mich als kunden - und nicht ls-entwickler - ohne mathematik beschreiben?
z.b: hoher wirkungsgrad = hohe qualität???? (oder ähnliches). oder kann mir zu hause diese angabe eigentlich egal sein?

werner.

Verfasst: Sa 5. Jul 2003, 23:40
von G. Nubert
Hallo,

man kann eigentlich schon sagen, dass es "schwerer" ist, einen Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad "neutral" abzustimmen, als einen Lautsprecher mit niedrigerem Wirkungsgrad.

Gute HiFi-Boxen erzielen mit einer Eingangsleistung von 1 Watt meistens einen Schalldruck von 85 bis 90 dB in 1 m Entfernung.

Wenn solch ein Boxenpaar mit einem Verstärker mit 2 x 100 Watt betrieben wird, liegt der Maximalpegel pro Box bei 105 bis 110 dB.
Zwei Boxen erzielen dann je nach Raumakustik (und Abstand voneinander) ca. 109 bis 116 dB.

Unsere (subjektiven) Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass die "HiFi-Tauglichkeit" sämtlicher bisher untersuchter Lautsprecher unter etwa 82 und oberhalb etwa 92 dB (1 W / 1 m) merklich abnimmt.

Gruß, G. Nubert

Verfasst: So 6. Jul 2003, 09:03
von StefanG
105 bis 110dB Maximalpegel?

Aber nicht im Bassbereich (um 60Hz), da ist bei rund 96 - 103 dB (1m Abstand) der meisten 'Konsumerboxen' Schluß mit unverzerrtem oder gar unkomprimierten Schalldruck.

Verfasst: So 6. Jul 2003, 11:42
von WeSiSteMa
hallo herr nubert.

danke für ihre info. ich versuche mal, um auf die kundenrelevanz der dezibelangabe zurückzukommen, eine schlussfolgerung für mich abzuleiten: wenn ich auf der suche nach einer "guten hifi-box" bin, kann ich das typenschild als ersten indikator verwenden und ls ausserhalb von 85 - 90 db ausschließen (nicht als dogma sehen, klar. aber als anhaltspunkt).

ich hoffe nicht lästig zu werden, aber ihre antwort wirft bei mir zwei neue fragen auf:
1. was verstehen sie unter "hifi-tauglichkeit". (ein bekannter hat hornlautsprecher -klipsch eckhorn- mit einem immensen wirkungsgrad, die bei mir einen recht guten eindruck hinterlassen haben)
2. warum wirkt sich ein hoher wirkungsgrad negativ aus?

zum schluss noch eine provokante these (nicht bös' gemeint, doch nach meiner erfahrung bekommt man auf solche die besten antworten :wink: )
wenn sich gute hifi-boxen durch einen schalldruck von 85-90 db auszeichnen dann gehen meine 125-er gerade mal so durch! :wink: :wink: :wink:

gruß,
werner konrad.

Verfasst: So 6. Jul 2003, 23:30
von G. Nubert
Hallo,

über 20 Jahre lang haben wir neben HiFi-Lautsprechern mit der gleichen Akribie auch Lautsprecher mit Horn-Systemen (z.B für PA-Anwendungen) entwickelt und auch selber gebaut.

Die besten Horn-Lautsprecher sind zwar manchmal beeindruckend, was die subjektiv empfundene Impuls-Verarbeitung betrifft, aber für HiFi-Anwendungen eignen sich eigentlich nur "relativ kurze" Hörner, deren "Wirkungsgrad-Erhöhung" nicht so dramatisch ist.

Bei Lautsprechern mit Hörnern von z.B. über 100 dB (1 W / 1 m) klingen erstaunlicherweise Schlagzeug-Soli manchmal "plötzlicher", obwohl man messen kann, dass die Ein- und Ausschwingzeiten eher schlechter sind.

Das hat auch was mit den dadurch höheren Leistungsreserven der zugehörigen Verstärker und der Richtwirkung (und damit dem Verhältnis von Direktschall und reflektiertem Schallanteil) zu tun.

Ich kenne aber kaum Leute, die ein Symphonie-Orchester lieber über ein "längeres Horn" als über eine gute HiFi-Box (z.B. mit Kalotten-Hochtöner) hören möchten.

Warum Lautsprecher mit höherem Wirkungsgrad (bei sonst ähnlich hohem Konstruktionsaufwand) eher schlechter klingen, hat bei kleineren Boxen damit zu tun, dass man in der Basswiedergabe (bei vorgegebenem Netto-Volumen der Box) nicht zaubern kann.

Im Tiefbassbereich ist "höherer Wirkungsgrad" (bei gleichem Konstruktionsaufwand) gleichbedeutend mit "weniger innerer Dämpfung", - was dazu führt, dass Bässe "hohler", "dröhnender" oder "verwaschener" klingen.

Mit einem deutlich größeren Volumen kann man gegenüber einer kleineren Vergleichsbox natürlich einen höheren Wirkungsgrad im Bass bei ähnlicher Präzision erzielen.

Gruß G. Nubert

Verfasst: Mo 7. Jul 2003, 13:21
von WeSiSteMa
hallo herr nubert.

vielen dank für ihre ausführliche erklärung.

gruß,
werner konrad.