Hallo,
ich kann deine Problematik sehr gut nachvollziehen. Hab selbst einen 10m² Raum und wirklich extrem viel Umgestellt, gemessen, getestet, optimiert usw.
Was einem klar werden sollte ist, dass man in einem Raum IMMER Kompromisse eingehen muss. Den perfekten Klang wird es nicht geben, aber man kann sich dem annähren.
Du solltest dich bezüglich der Aufstellung an die 1/4, besser an die 1/5 "Regel" halten. Damit hab ich sehr gute Ergebnisse erreicht.
Desweiteren solltest du in einem so kleinen Raum bedenken, dass es schon reicht die LS um 1cm zu verschieben (Raummoden liegen sehr dicht beieinander), oder 2Grad eindrehen meiner 105er ausreichen, um einen anderen Klang zu bekommen.
Letztendlich ist die Optimierung sehr zeitintensiv.
Die größte Hürde wird für dich der Bassbereich sein. Zwar liegt die 1. Längs- bzw. Quermode relativ hoch, wodurch du unter dieser im Bass keine Probleme bekommen solltest, aber gerade die Frequenzmäßig höher liegenden Moden sind es, die als extrem unangenehm klingend empfunden werden.
Dies ist auch ein Grund warum viele der Meinung sind, dass man in sehr kleinen Räumen keinen guten Klang hinbekommt.
Also konkret, ein Maxima bei 80Hz wird als deutlich unangenehmer empfunden als ein Maxima bei z.Bsp. 30Hz. Zumindest hab ich diese Erfahrung gemacht. Was den Bass einer sehr tiefen Raummode ausmacht, ist die lange Nachschwingzeit. Dieses Aufschaukeln, wabern, wummern oder wie auch immer man es nennen mag kann man in größern Räumen auch sehr schnell hören/nachvollziehen. Bei Heimkino eindrucksvoll, bei Musik einfach nur störend, da total unpräzise. Diese Problematik hat man in kleinen Räumen erst gar nicht, da hier bei tiefen Frequenzen nur noch der Druckkammereffekt wirkt. Dies soll natürlich nicht heißen, dass man in großen Räumen keinen anständigen präzisen Bass hinbekommt.
Ich empfehle dir auch auf jeden Fall die Anlage an der längeren Seite des Raumes aufzustellen (in deinem Fall an der 3,5m langen Seite).
Dies hat mehrere Vorteile.
- LS haben mehr Abstand zu den Seitenwänden, was deutlich wichtiger ist als der Abstand zur Stirnwand
- Die tiefste Mode bei etwa 50Hz umgehst du so geschickt (bei etwa 1/4 Abstand zu den Seitenwänden)
- Du sitzt mehr im Hallradius (weniger Raumeinfluss: mehr Direktschallenergie, weniger Diffusschallenergie)
- größeres Stereodreieck
- unter 60Hz solltest du keine Probleme mehr mit dem Bass haben (da unterhalb nur noch Druckkammereffekt)
Für die LS Aufstellung würde ich also 1/4 Abstand von den Seitenwänden (Wand bis Membranmitte) und 1/5 oder etwas weniger zur Stirnwand wählen (Wand bis Vorderkante Box).
Mit der Einwinkelung musst du rumprobieren, da dies mit dem Abstrahlverhalten der Box zusammenhängt. (Am besten Musik mit Klängen wählen die du sehr gut kennst. Z.Bsp. Wasserplätschern, Vogelzwitschern usw. Dann einfach so eingewinkelt lassen, wo dieses Geräusch als echter/natürlicher empfunden wird).
Was die 1. Längsmode bei 60Hz (bei empfohlener Aufstellung) betrifft, wird es schwierig. Diese wirst du nicht bändigen können, es sei denn du stellt die LS in die Raummitte bei 1.4m auf, was du aber allein aus optischen Gründen wohl kaum machen wirst. Hier hilft nur ein PEQ (Parametrischer Equalizer) oder wie ich es verwende, ein DEQ (Digitaler Equalizer). Natürlich kann es aber auch sein, deine LS (kenne diese nicht) spielen erst gar nicht so tief, dann bist du eh fein aus der Sache raus. :>
Thema Absorber:
Mach nicht wie ich Anfangs den Fehler und stopf den Raum voll mit porösen Absorbern, Plattenresonatoren, Kantenabsorbern, Schröder Diffusoren, Lochplattenresonatoren und was es sonst so gibt. Ein Plattenresonator kann mehr kaputt machen als er nützt. Ich verwende mittlerweile gar keine Bassabsorber mehr. Für den Mittel- und Hochton solltest du poröse Absorber, Vorhänge, Teppiche, Wandregale mit Büchern/CDs o.ä. verwenden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt auch hier im Experementieren, aber ein paar Tips kann ich dennoch geben:
Regale, Schränke usw.:
Möglichst alles homogen auf beiden Seiten aufstellen/anbringen. Also das Regal was an der linken Wand ist, sollte genau an der selben Stelle auch an der rechten sein. Selbiges gilt für die LS Aufstellung (gleiche Abstände zu den Wänden für beide LS!). Für die Rückwand würde ich dir ein Regalsystem mit DVDs, Bücher oder ähnlichem empfehlen. Also etwas, dass eine diffuse Wirkung auf den eintreffenden Schall hat. Du wirst wahrscheinlich nahezu direkt an der Rückwand sitzen und bei solchen nahen Abständen machen sich poröse Absorber sehr unangenehm ("drückend") bemerkbar. Wenn du poröse Absorber an der Rückwand verwenden möchtest (mach ich auch), dann bringe sie nach Möglichkeit deutlich über deinem Kopf oder irgendwo seitlich neben dir an. Regalsysteme eher in der oberen Raumhälfte anbringen, bis unter Decke (mildert Flatterechos).
Poröse Absorber:
Generell ist weniger hier mehr. Da der Raum schon an sich sehr klein ist, wird er von vornerein nicht nach einer Bahnhofshalle klingen.
Kurz gesagt:
- 2-3 50*50cm Absorber an der Stirnwand zwischen den Ls in Höhe der LS Chassis
- jeweils in derselben Größe oder auch 50*100cm an den Seitenwänden jeweils einer, ebenfalls in Höhe der LS Chassis
- Rückwand, siehe oben (nicht unbedingt notwendig)
- bei Bedarf noch oben in jeder Raumecke (Stirnwand/Rückwand) jeweils ein Absorber mit 50*50cm (nimmt Flatterechos raus und macht Raumklima angenehmer)
Hinweis: Wie du schon erwähnt hast, für die Anbringung die Spiegelmethode verwenden.
Teppiche/Vorhänge:
Ganz simpel: Je mehr Fläche und je dicker, desto besser.
Zur Kontrolle der Bemühungen, hilft meist schon ein simples Klatschen mit den Händen. So hört man schnell ob ein Raum trocken oder hallig klingt.
Jo, denke damit kannst du erstmal was anfangen. Bei Fragen einfach Fragen.
Gruß Alex