IW x- Row 1 Col 1 3:22 Ctrl-K H for help
g.vogt hat geschrieben:
das Thema "Kopierschutz" hatten wir hier auch schon mal. Die c't hat im
Internet auch eine sehr gute Seite mit entsprechenden Informationen:
http://www.heise.de/ct/cd-register/default.shtml
An dieser Stelle nur so viel:
Da ich nicht so auf den aktuellen Mist abfahre, hat mich das Thema bisher
noch nicht so schwer tangiert. Eine CD von den Bangles hab ich, da steht
schon draußen drauf, dass sie einen Kopierschutz hat. Kopieren ließ sie sich
natürlich trotzdem. Allerdings meldete das Programm doch etliche C2-Fehler
(einige 100 pro Track). Der verwendete Kopierschutz scheint also künstlich
Fehler einzubauen, um das Kopieren zu erschweren. Dummerweise bedeutet das
allerdings auch, dass die ohnehin künstlich beschäftigte Fehlerkorrektur des
CD-Players nun schon bei kleinen Kratzern oder Fingerabdrücken patzen
dürfte.
Dazu fällt mir nur ein Wort ein: Sauerei!
Neben jeder Menge Tricks, um übliche CD-ROM-Implementierungen zu verwirren,
enthalten die modernen Kopierschutzalgorithmen Audiodaten mit defekter
Fehlerkorrekturinformation.
Dazu muß man wissen, wie ein Audio-CD-Player funktioniert. Es gibt 3
Strategien, um Fehler zu beheben und zu kaschieren.
- E11/E21-Fehler-Korrektur-Layer
- E12/E22-Fehler-Korrektur-Layer
- Fehlerverdeckung
Die E11/E21-Fehler-Korrektur korrigiert die immer vorhandenen kleinen
Fehler, die es selbst bei idealen Pressungen gibt. Der Winkungskreis dieser
hier korrigierbaren Fehler ist sehr klein, ca. 200 µm. Die von diesem
Korrekturlayer nicht korrigierbaren Fehler heißen E31-Fehler, die
im E12/E22-Korrekturlayer behoben werden. Dessen Wirkungskreis ist
wesentlich größer und liegt im Bereich von ca. 15 mm. Auf einer tadellosen
CD ist dieser Layer schon ziemlich arbeitslos, benötigt wird er für CDs mit
leichten bis mittleren Fehlern. Fehler, die in diesem Layer korrigiert
werden, werden vollständig korrigiert, verbleibende Fehler (E32-Fehler)
können nicht mehr korrigiert werden, sondern
nur noch verdeckt, z.B. durch Interpolation aus intakten Nachbarwerten. Bei
intakten CDs mit leichten bis mittleren Gebrauchsspuren sollte aber dies nur
wenige Mal pro CD notwendig sein. Die Hoffnung der Interpolation ist es,
die Fehler unhörbar oder wenigstens weitgehend unhörbar zu machen.
Mögliche Interpolationen:
* Interpolation 1. Ordnung (x0,x2 Nachbarwerte; x1 gesuchter Wert)
x1 = 1/2 * (x0 + x2)
* Interpolation 3. Ordnung (x0,x1,x3,x4 Nachbarwerte; x2 gesuchter Wert)
x2 = 4/6 * (x1+x3) - 1/6 * (x0+x4)
* Bitselecting:
Durch ein möglichweise fehlerhaftes Bit sind für ein Sample
zwei Werte möglich. Es wird entsprechend interpoliert, aber
nicht der interpolierte Wer genommen, sondern der von den
beiden möglichen Werten dem interpolierten Wert am nächsten liegende
Wert.
Beispiel 1:
Der Wert des Samples beträgt 600, Bit 2 ist unsicher, die
Interpolation ergibt als Wert 841.
=> Es sind die Werte 600 und 604 möglich, der näherliegende
ist die 604.
-> Das unsichere Bit 2 erzeugt keine größeren Fehler als
nötig.
Beispiel 2:
Der Wert des Samples beträgt 600, Bit 11 ist unsicher, die
Interpolation ergibt als Wert 841.
=> Es sind die Werte 600 und 2648 möglich, der näherliegende
ist die 600.
-> Das unsichere Bit 11 wird wahrscheinlich fehlerfrei korrigiert,
obwohl die E11/E21 und E12/E22-Fehlerkorrektur am Ende sind.
Bei einigen dieser Kopierschutzmechanismen wird dauerhaft im
Fehlerverdeckung-Modus gearbeitet. Audio-CD-Spiel ertragen das weitgehend
ohne zu murren, sie ziehen die Fehlerverdeckung weitgehend durch, was
anderes können sie ja auch nicht machen, weil sie in Echtzeit arbeiten
müssem.
CD-ROM-Laufwerke reagieren darauf häufig anders, dort ist häufig die
Standardreaktion "noch mal lesen"-Wollen, was entweder schiefgeht
oder zumindest endlos lange dauert.
Diese CDs erzeugen dauerhaft Interpolationsrauschen, welches
für Musik ziemlich gering ist. Allerdings pfeifft die CD auf dem letzten
Loch, was sehr schnell zu Fehlern der Nachbarwerte führt, was
Interpolationen 0. Ordnung erzwingt, was deutlich stärkeres und
meist hörbares Interpolationsrauschen führt.
Das Interpolationsrauschen einer Interpolation n. Ordnung ist
bei fs/4 etwa so stark wie das Signal selbst. Unterhalb dieser
Frequenz fällt es mit n*6 dB/oct ab.