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audionet carma - wie richtig messen?
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 12:38
von Edgar J. Goodspeed
Servus und Hallo!
Ich hab mich nach all den Messungen im Forum auch mal dazu durchgerungen, eine Messung mit Carma zu machen. Allerdings bin ich darin absolut kein Crack, weshalb ich mir etwas Hilfe erwarte und dieser Thread perspektivisch auch eine Anleitung für andere sein könnte, die mal schauen wollen, wie es Frequenzgangmäßig in ihrem Hörraum aussieht.
Ich hab - mangels Alternative - einfach mein AVR-Einmessmikro genommen, den Stereotestton, den man bei Audionet runterladen kann in 48kHz abgespielt und das Ergebnis geglättet.
Das Ergebnis nun hier:
Frequenzgang
Waterfall
Meine Fragen:
Was muss ich beim Messverfahren ändern?
Was kann ich raumakustisch besser machen?
Und gibt es sonst noch allgemeine Hinweise der Verbesserung?
Beste Grüße und herzlichen Dank - der edgar
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 13:16
von Oellie
Hallo Edgar,
ich selbst würde sehr gerne viel mehr über Messungen wissen.
Ich fange mal mit einer Interpretation an und lasse mich mal
überraschen, ob sich hier Profis dazu finden.
Wenn daraus ein reger Erfahrungsaustausch mit Anregungen enstehen
würde, fände ich das prima.
Da so um die 16 kHz Deine Kurve extrem abfällt würde ich mal
denken, dass das eher am Micro liegt. Wir hatten vor kurzem schon
einmal einen Kandidaten mit suboptimalem Mikrofon, wo bei
10 KHz ein extremer Abfall war.
Bei ca. 30 Hz haut Dein Bass etwas hoch, könnte ein Hinweis auf
eine Raummode sein.
Und danach geht es bis 200 Hz ganz schön nach unten.
Laienhaft würde ich mal denken, dass im Bassbereich Optimierungspotential steckt.
Von 1 kHz bis 10 kHz sieht der Verlauf ja schon traumhaft aus.
Um die 500 Hz stellt man eine Erhöhunng fest. Ggf. wieder eine Raummode.
Soviel zu dem, was man eigentlich sieht mit einer von mir laienhaften Interpretation,
dass da Raummoden bestehen.
Folgendes würde mich aus qualifiziertem Munde interessieren:
1. Von den Spitzen mal abgesehen schwankt es hauptsächlich im Bereich von 3 dB.
Ich denke, dass das doch ein sehr schönes Ergebnis ist, oder?
2. Macht es nicht auch Sinn, alle Lautsprecher einzeln zu messen?
3. Sollte man nicht besser auch einen kleinen Verstärker ans Messmikrofon
anschließen, um bessere Ergebnisse zu bekommen?
4. Kann man bei Carma auch die Soundkarte kalibirieren?
Ich habe bisher nur mit dem RoomEQWizard gemessen und dort kalibriert man
die Soundkarte und das Messmikrofon.
Gruß
Maik
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 17:14
von chris1705
Hallo zusammen
Ich habe auch schon die ein oder andere Messung hinter mir. Das wichtigste ist erstmal ein halbwegs gescheites Mic, wie beispielsweise ein Behringer ECM8000 + USB Micplug. Wenn man die Werte oberhalb von 500hz noch kritisch betrachten möchte, so sollte das Mic zusammen mit dem dazugehörigen Micplug kalibriert werden.
Die Soundkarte braucht nicht kalibriert zu werden, da du ruhig den interen Rauschgenerator verwenden kannst. Damit umgehst du die möglichen Fehler deiner Soundkarte.
Für die Erkundung des Bassgebirges im eigenen Raum braucht das Mic nicht unbedingt kalibriert werden, allein schon weil die modenbedingten Pegelabweichungen mehr als deutlich zu sehen sein sollten. Falls dies nicht der Fall ist, könnte man schon fast zu einem super Hörraum gratulieren
Eine tolle Möglichkeit zur Optimierung des Bassverhaltens, ist der Bau von Plattenresonatoren. Die Bauanleitung hat raw schon ausführlich gepostet.(Raumakustik-Thread) Mittels Messung können die problematischen Frequenzen ermittelt- und die Resonatoren abgestimmt werden.
Hr.Schalawandian von RTFS hat mir erzählt, dass die ermittelte Nachallzeit ohne vorhandenes diffuses Schallfeld unsinnig ist. Er meint halt nur wer viel misst, misst Mist^^ Das Bassverhalten eines Raumes zu ermitteln ist hingegen schon ohne weiteres möglich. Die handelsüblichen Mic sind in diesem Frequenzbereich auch meist unkritisch. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Gruß
Chris
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 17:29
von Oellie
chris1705 hat geschrieben:Hr.Schalawandian von RTFS hat mir erzählt, dass die ermittelte Nachallzeit ohne vorhandenes diffuses Schallfeld unsinnig ist. Er meint halt nur wer viel misst, misst Mist^^
Wo bekomme ich denn so ein diffuses Schallfeld her?
Sprich: Was meinst Du damit?
Gruß
Maik
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 18:20
von djbergwerk
Ich kann ja mal erzählen was ich nicht weiß
Und zwar welches Octave-Band Smoothing sinnvoll ist
Ich habe bisher 1/3 verwendet, bei dir scheint es 1 zu sein... so sieht die Sache natürlich etwas glatter aus, aber ist es denn auch aussagekräftig genug?
Das Wasserfalldiagram sieht hingegen ziemlich gut aus, T40 Nachhall bei ca. 0,3 Sek. ist schon supi. Obwohl man eigentlich von T60 ausgeht, also die Zeit die benötigt wird bis der Pegel -60dB erreicht.
Das mit dem Difusschallfeld ist so ein Ding, ich denke hier möchte man den Direktschall einfach aus der Messung ausschließen und somit wirklich nur den Nachhall erfassen zu können.
Zum "spielen" und "mal gucken" reicht die normale CARMA Messung aber alle mal
Interresant ist natürlich auch das Fenster "Time". Hier zieht man die rote Linie nach links bis auf ca. 20/30 oder weniger ms. Das nennt man fenstern; hier sieht man an den ausgeprägten Spitzen von wo und nach welcher Zeit starke Reflexionen (Raumantwort/Impulsantwort, wie auch immer) kommen. Die erste Spitze ist z.B. der Direktschall, dannach kommen Decke, Rückwand, Seitenwände, usw. je nach dem wie die Boxen aufgestellt sind...
Die Entfernungen kann man ausrechnen ( Schall legt 344 m/s zurück).
Verfasst: Mi 2. Jun 2010, 19:00
von chris1705
Zur Erzeugung eines diffusen Schallfeldes:
Soweit ich es noch in Erinnerung habe, kann man ein diffuses Schallfeld mit einem besonderen LS erzeugen. Ich habe mal in Internet solch einen LS gesehen. Der LS hatte mehrere Membranen verteilt über das ganze Gehäuse, ich schätze mal so zehn Chassies. Wenn dieser LS in die Mitte des Raumes gestellt wird, werden dazu noch mehrere Richtmikrofone benötigt, um die Messung Normgerecht durchführen. Da ich selbst auch nicht allzu viel Ahnung von der Materie habe, könnte ich dir auch emfehlen mal auf der Website von Aixfoam zu schauen. Da steht was zu der Durchführung solch einer Hallmessung in einem 125m² großen Hallraum. Es ist jedenfalls aufwendiger als ich zunächst dachte.
Gruß
Chris
Verfasst: Mi 2. Jun 2010, 19:48
von Oellie
chris1705 hat geschrieben:Der LS hatte mehrere Membranen verteilt über das ganze Gehäuse, ich schätze mal so zehn Chassies.
Nun. das hört sich direkt nach einer preiswerten Heimlösung an!! ^^
Danke für die Info!
Gruß
Maik
Verfasst: Mi 2. Jun 2010, 20:59
von DukeNukem
Was ihr meint ist ein sogenannter Dodekaeder Lautsprecher. (12 Seiten)
Kostenpunkt: ca. 1800 Euro
Ein Lautsprechersystem für bauakustische Messungen soll eine möglichst hohe Schallleistung im bauakustisch interessierenden Frequenzbereich abgeben, um auch bei hohen Schalldämmungen einen ausreichenden Pegel im Empfangsraum zu liefern. Außerdem wird in der Norm eine weitgehend kugelförmige Abstrahlcharakteristik gefordert, die nur von kleinvolumigen Multilautsprecher-Systemen erfüllt werden kann. Die Bauakustik- Lautsprechersysteme sind speziell auf diese Forderungen hin entwickelt worden. 12 Einzellautsprecher in einem Dodekaeder erzeugen eine Schallleistung von > 120 dB bezogen auf 1pW. Die in der Norm geforderten Spezifikationen werden weit übertroffen.
Es geht auch nicht drum ein diffuses Schallfeld zu erzeugen sondern im diffusen Schallfeld zu messen. Und zwar an mehren Positionen um dann die Werte mitteln zu können.
Die Begriffe Direktschall, frühe Reflektionen und Diffusschallfeld sowie Hallradius muss man auseinander halten.
Abgesehen davon ändert die reine Messung bzgl. Nachhallzeit überhaupt nichts an den Standardmethoden die man aufbringen müsste um den Raum akustisch zu optimieren.
Bedeutet: Eine Grundausstattung an Eckabsorbern, Platten um einige Frühreflektionen zu mindern , Glatte Flächen abzudecken (Glas). Deckenplatten usw. werden wohl nie zum Nachteil in einem Raum sein. Für eine mögliche Überdämmung muss man schon einiges mehr aufwenden.
Die Frequenzmessung um ein verschieben der Lautsprecher oder des Hörplatzes sowie Veränderungen durch Absorberplatten zu beobachten ist da schon besser mit zu beobachten und zu beurteilen.
MfG Alex
Verfasst: Mi 2. Jun 2010, 22:28
von Edgar J. Goodspeed
Danke erstmal für eure Antworten!
Nachdem ich heut mal noch ein paar Messungen durchgeführt habe, ist es definitiv, dass ich für vernünftige Messungen - wie empfohlen - ein gescheites Mikro brauch. Die Messungen von heut sahen wiederum gänzlich (!) anders aus. Mal sehen, ob ich so ein Behringer bestell...
Noch ein Nachtrag zur oben veröffentlichten Messung: Das Mikro hatte relativ wenig Abstand zu meinem Brustkorb bei dieser Runde und nur bei dieser Messung hatte ich die Überhöhung um 500 Hz zu verzeichnen. An anderen Punkten im Raum hatte ich bisweilen fast komplett lineare FG messen können (die Spitze in den Höhen blieb - ich denke, daran war das Mic auch Schuld).
Noch was zu den Waterfalldiagrammen: Was sagt das aus, wie bzw wo man noch effektiv etwas tun könnte?
Verfasst: Mi 2. Jun 2010, 22:51
von Oellie
Edgar J. Goodspeed hat geschrieben:Noch ein Nachtrag zur oben veröffentlichten Messung: Das Mikro hatte relativ wenig Abstand zu meinem Brustkorb bei dieser Runde ...
Für mich gehört ein Micro auf den Hörplatz. Am liebsten zur Decke zeigend.
Genauso letztendlich als würde man einen AVR per Audyssey einmessen.
Gruß
Maik