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Eine Hitliste von Faktoren, die für den Klang relevant sind

Verfasst: Mi 1. Sep 2010, 12:43
von Rolander
Was ist wichtig für guten Klang?

Ich stelle mal meine persönliche Rangfolge der Faktoren vor, die den Musikgenuss beeinflussen. Diese bezieht sich ausdrücklich nur auf die Stereowiedergabe. Mich würde eure Meinung dazu interessieren, vor allem, ob ihr die Faktoren in ihrer Wichtigkeit anders bewertet:

1. Boxen (na klar!)
2. Raumakustik und Aufstellung
3. Qualität der Produktion (Aufnahme, Abmischung, Mastering: Auflösung, Räumlichkeit, Tiefenstafflung und Dynamik)
Diese drei Faktoren halte ich für annähernd gleich wichtig. Besonders 2 und 3 werden von vielen unterschätzt. Gerade was Punkt 3 betrifft, werden die Konsumenten seit Längerem mit miserablen Produkten bestraft (ich sage nur: loudness war).

4. Digitalisierung und Speicherung der Aufnahme (MP3, CD, SACD, DVD Audio usw.)
Fast jeder dürfte bei hohen Kompressionsraten den Klangunterschied zwischen MP3 und CD hören (eine gute Aufnahme vorausgesetzt). Kompressionsartefakte und beschnittener Frequenzgang können den Hörgenuss merklich einschränken. Ich persönlich höre aber den Unterschied zur CD nicht mehr, wenn die MP3-Datei mit einem guten Codec mit 320 kBit/s erzeugt wurde. Das kann allerdings auch an meinem mittlerweile nicht mehr so guten Gehör liegen.
Die CD kann Frequenzen bis etwa 22 KHz, also bis zur halben Samplingfrequenz, wiedergeben. Was den klanglichen Vorteil höherer Samplingraten (>44,1 kHz) bei den Formaten SACD und Audio DVD für die Erweiterung des Frequenzgangs betrifft, so bin ich da skeptisch. Mal davon abgesehen, dass selbst teure Studiomikrofone kaum Frequenzen über 20 KHz übertragen können (Beispiel: das wohl berühmteste und am häufigsten eingesetzte Studiomikrofon, das Neumann U87, hat einen Übertragungsbereich von 20 - 20.000 Hz, gemessen an den - 10 dB Punkten), kann das menschliche Gehör nur in jungen Jahren solche hohen Frequenzen überhaupt wahrnehmen. Die meisten über 40-Jährigen können froh sein, wenn sie noch über 12 kHz etwas hören.
Größer könnte der Vorteil der höheren Dynamik sein, immerhin 24 Bit bei „audiophilen“ Datenträgern gegenüber 16 Bit der CD. Allerdings kann man die Unterschiede nur bei sehr guten Aufnahmen hören, und dann in einer möglicherweise leicht verbesserten Räumlichkeit in sehr luftigen Passagen oder im Ausschwingen eines einzelnen Tons (etwa eines Klavierakkords, der vollkommen ausklingt).
Fazit: Der Unterschied zwischen komprimiertem und unkomprimierten Material ist nach meiner Einschätzung für die Mehrheit der Musikkonsumenten bei guten Aufnahmen deutlich hörbar, der zwischen CD und audiophilem Tonträger wohl nur für hörgeschulte Tonmeister und Produzenten oder absolute HiEnd-Consumer. Die Vorteile von SACD und DVD Audio dürften wohl eher in der Mehrkanalfähigkeit liegen.

5. Verstärker
Ob ein Verstärker klingt, darüber lässt sich ja genüsslich streiten. Wahrscheinlich kann man im direkten Vergleich (bei exaktem Pegelabgleich) geringe Unterschiede zwischen verschiedenen Geräten hören. Meine Meinung ist aber: ein guter Verstärker darf nicht selbst klingen. Er soll die Musik authentisch und unverfälscht wiedergeben, genauso wie sie aufgezeichnet wurde. Verstärker, die die Wiedergabe „wärmer“, „luftiger“ oder „räumlicher“ machen, sind in meinen Augen eher Effektgeräte. Sie mögen den Musikgenuss bei schlechten Produktionen angenehmer gestalten (zum Beispiel bei kalt und steril gemischten Aufnahmen mit wenig Räumlichkeit - ein häufiger Fehler bei frühen CDs wegen damals noch unvollkommener Wandler), bei gutem Material fügen sie aber etwas hinzu, sodass das Klangbild leicht zu warm, matschig oder undifferenziert werden kann. Ein Verstärker ist von seinem Einsatzzweck nicht dazu konzipiert, Mängel der Produktion zu übertünchen.
Natürlich muss ein Verstärker zu den Boxen passen. Er muss genügend Leistung haben, Transienten (kurze Pegelspitzen) unverzerrt wiederzugeben (aber dafür reichen 2x100 W RMS bei nicht hörschädigender Lautstärke dicke, wenn der Wirkungsgrad der Boxen bei 85 dB/W oder mehr liegt),

6. Zuspieler (z.B. CD-Player)
Vor einigen Jahren oder Jahrzehnten gab es sicher noch gravierende und auch hörbare Unterschiede, vor allem bei den Digital-Analog-Wandlern. Die steilflankigen Filter zur Unterdrückung von Aliasing-Frequenzen hatten hörbare Nachteile. Die Entwicklung hat aber enorme Fortschritte gemacht (Stichwort: Oversampling). Der Klangunterschied zwischen heutigen CD Playern dürfte eher gering ausfallen. Andere Dinge sind da wichtiger, wie Fehlerkorrektur, Wiedergabe verschiedener Formate oder Verarbeitung.

Dann kommt lange nichts.
…

101. Kabel
Natürlich gehe ich davon aus, dass man Kabel mit vernünftigen Querschnitten und adäquaten technischen Daten (Widerstand, Impedanz, Kapazität) und hochwertigen und kontaktsicheren Steckern wählt. Solche sind aber bereits in der Preislage von ein paar Euro erhältlich. Mit angeblich überragender Klangqualität beworbene und bis zur Unverschämtheit überteuerte HiEnd-Kabel stellen m.M. nach aber Betrug dar. Leider wahrscheinlich nicht im juristischen Sinn, sonst hätte der Spuk bald ein Ende.
102. HiFi Voodo wie Klangschalen etc. Noch schlimmer! Wer daran glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Ich habe mir diese Gedanken gemacht, weil ich mir bald eine neue HiFi-Anlage gönnen will. Mein eingeplantes Budget von rund 1000 Euro werde ich vor allem für gute Boxen (wahrscheinlich nuJubilee) und gute Produktionen ausgeben. Dazu kommt ein passender Verstärker bzw. Receiver der Mittelklasse, möglichst klangneutral. Mein etwa 10 Jahre alter CD Player bleibt erst einmal weiter im Einsatz.

Re: Eine Hitliste von Faktoren, die für den Klang relevant s

Verfasst: Mi 1. Sep 2010, 20:09
von FrankOTango
Hi Rolander,

hier meine Rangfolge:

1. Raumakustik/Aufstellung
2. erst dann die Boxen, auch eine Nubert klingt im leeren Raum scheisse
3. Aufnahme

lange nichts

4. der Rest

Gruß
FrankOTango

Verfasst: Mi 1. Sep 2010, 20:41
von dadant_de
1. die optik, denn eine hässliche box kommt nicht erst ins haus, egal wie gut sie spielt
2. die akustischen fähigkeiten dieser nicht hässlichen box
3. die aufstellung, weil aufbocken, eindrehen, anwinkeln und vorrücken keine matrazentapete verlangen
3. die raumakustik, die aber hinten an steht, weil primär pragmatisch gewohnt und gelebt wird
4. zuspieler und verstärker, die eigentlich auch nur zuspielen und verstärken sollten
5. anständiges setup von 4.
6. die aufnahmen, am ende die letztlich größere investition, noch vor der technik.
7. kabel, stecker und anderes gedöhns
8. zeit, muße und ein freier kopf; ohne ist an genuss gar nicht zu denken (gehört eigentlich auf die 1)

schönes thema. ;)

Verfasst: Mi 1. Sep 2010, 20:59
von whitko
Hi,

so unterschiedlich sind die Meinungen.
Soweit es sich um eine Kette mit Passivboxen handelt, für mich ganz klar,

die Nr. 1 - Der Verstärker.

Grüße

whitko :D

Verfasst: Mi 1. Sep 2010, 21:31
von König Ralf I
Hallo,

das wichtigste habt ihr bisher nicht genannt.
Die eigenen Ohren... :wink:

Aber mal im ernst .
Kartoffelfelder in den Ohren ; gegebenenfalls nicht gemachter Druckausgleich und die LALA hört sich sch... an. :lol:
Das schöne daran , die "optimierung" kostet keinen müden €. :wink:

Grüße
Ralf

Verfasst: Do 2. Sep 2010, 01:25
von djbergwerk
Zwischen den Faktoren 1,2, und 3 mag ich für mich persönlich keinen "Sieger" ernennen. Was nützt die beste Aufnahme wenn der Lautsprecher es nicht wiedergeben kann, oder es die Raumakustik versaut und umgekehrt.