Härtetest: NuPro A20 vs NuWave 125
Verfasst: Sa 30. Apr 2011, 19:22
Setup:
Samsung Netbook NC10, Musik über W-Lan vom NAS, MP3 und Flac, Foobar2000, die NuPro über USB angeschlossen, die NuWave (mit NAD C370) am normalen Audioausgang, umgeschaltet habe ich mit dem Audiogeräte-Manager im Windows 7 – geht mit einer halben Sekunde Verzögerung, ausreichend zum Vergleichshören. Stereobasis 2 m, Abstand zur Rückwand 1 m, zu den Seitenwänden 1,3 m, Hörabstand 2 – 4 m, Raumlänge gut 7 m.
Eingepegelt habe ich mit einem 1.000 Hz Sinuston, so gut es nach Gehör eben geht. Mid-high-Regler und Bassregler auf neutral, sowohl bei den Nupros als auch beim ATM 125.
Rosa Rauschen kommt über die NuPro dunkler, halliger, wie Regen draußen vorm Garagentor; über die Nuwave heller, näher, kleinere Tropfen, als würde man von der Garage nach außen treten. Um das wenigstens ein bisschen anzugleichen, habe ich den Höhenregler am ATM auf 10.30 Uhr gestellt. Sweetspot scheint mir bei den Nupros größer.
Erster Hörtest in gehobener Zimmerlautstärke, Windows-Regler alle auf 100 Prozent, Volume der Nupro 12 Uhr, NAD 370 auf 9.15. Je nach Grundpegel der Aufnahme ist das leise (passend zum Glas Wein spät am Abend) bis so laut, dass man fast schon zurückdrehen möchte (vor allem Dynamik-Komprimierte Aufnahmen). Die Nupro reagiert hier stärker – leise Aufnahmen kommen leiser als mit der Nuwave, laute lauter, liegt vielleicht an der eingebauten Soundkarte(?). Fällt aber nur bei den extremen Ausreißern auf, im mittleren Bereich spielen sie gleich laut.
Auf den NW nehmen sich die NP zierlich aus, lieb, wollte die Kleinen gleich aus dem Rennen schubsen und habe mit Drum&Bass begonnen. Dann kam der erste Schock.
Ich habe die Verkabelung überprüft und das Ohr an die Chassis gehalten, ob das Umschalten wirklich funktioniert. Es ist unglaublich, welch Bass-Fundament die Nupros legen, ähnlicher Druck, ähnliche Atmosphäre wie bei den Großen (Jojo Mayer & Nerve/Live at the Modern Drum Festival; Charly Antolini/Knock out 2000), erst bei wirklichen Tiefbass-Attacken (Trentemöller/Into the Great White Wonder) merkt man, dass die NuWave mehr Luft bewegen.
Der zweite Schock: Die Stimmwiedergabe, vor allem Soprane, ist bei den Nupros besser (Decca/Erich Kleiber/La Nozze de Figaro), sie kommen mit mehr Körper und Tiefe, tolle Opernbühne, bei Pop-Produkten kann aber die Nuwave nachziehen (Whitney Houston).
Solo-Klavier (Amadeo[!]/Friedrich Gulda/Beethoven-Sonaten) kommt über die NuWave besser, das Klavier hat mehr Größe und Masse. Schöner auf der Nuwave sind auch akustische Jazz-Ensembles (Telarc/Jacques Loussier plays Bach), der gezupfte Kontrabass spielt wie vom Grunde des Meeres, die Nupro ist hier zwar exakt, aber vor allem die leisen, tiefen Töne haben weniger Kontur – ein Effekt, der sich bei E-Bässen nicht zeigt. Gleichauf spielen die beiden hitzigen Bläser-Jazz (Blue Note/Art Blakey & The Jazz Messengers/Moanin).
Schaltet man von der Nupro auf die NuWave, ist man enttäuscht, weil die oberen Mitten und die Höhen plötzlich spitzer sind und heiser. Schaltet man von der NuWave auf die Nupro ist man enttäuscht, weil da plötzlich so ein Hall mitschwingt, klingt manchmal zwar räumlicher, aber auch unbestimmter (Arne Domnerus/Jazz at the Pawnshop).
Nach drei Sekunden hat man sich ans jeweilige Klangbild gewohnt und oft schon vergessen, welche Box gerade läuft. Beide bringen Spaß und Freude.
Zweiter Test mit mittlerer Partylautstärke. Selbe Systemlautstärke, Regler der Nupros auf 16.30 Uhr, am NAD 14,30 Uhr. (Sinuston – aua – wieder gehörmäßig eingepegelt).
Die Nupros stemmen diesen Pegel gerade noch, Tieftöner machen ziemlichen Hub. Alles noch sauber, das Dröhnen nimmt in der Raummitte entlang den Längswänden zu, die NuWaves dröhnen mehr in den Ecken. Die stärkere Mittenbetonung der Nupros, die Stimme und Bühne vorhin so gut gemeistert hat, wirkt sich hier nachteilig aus, bei diesem Pegel wirkt sie störend, man kann sich aus einem Meter Entfernung kaum verständigen, will leiser drehen. Schlechte Aufnahmen und komprimierter Musikindustrie-Schrott furchtbar (ACDC/Black Ice; Metallica etc.) Die NuWave ist hier in ihrem Element, Höhen klar, Bässe tierisch, man will lauter. Zu den schlechten Aufnahmen ist sie gnädiger.
Diese Pegel verlangen natürlich nach großem Klassikorchester (Deutsche Grammophon/Karajan/Finlandia; Telarc/Der Ring ohne Worte). Bei guter Aufnahmequalität hält sich die NuPro super, aber Pauken und tiefe Bläser dringen nicht ganz so gut durch – da muss man erst ein wenig leiser drehen. Aber sie kann auf jeden Fall laut genug für 90 Prozent der Hörer über 30.
Und absolut überragend finde ich sie im Nahfeld, sie stehen jetzt wieder vor mir, 60 cm. Sie bewegt feinste Nuancen auf der Stereobühne in Breite und Tiefe, alles stimmig und maßstabgetreu: Wenn ich die Augen schließe, kann ich mir genauso gut vorstellen, die NuWave 125 steht drei Meter vor mir. Ich habe die letzten eineinhalb Jahre am PC mit dem AKG 701 gehört, der ist dagegen ziemlich langweilig.
Das Preisleistungs-Verhältnis bezeichne ich fast schon als widernatürlich: Man nehme 570 Euro plus 250 für ein Netbook – und hat ein hochklassiges HiFi-Ensemble, das Räume bis 30 Quadratmeter locker bespielt. Wenn sich das rumspricht, sind die Container hier verkauft, bevor sie China verlassen haben.
zz