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Vergleich: Linn Index, nuBox 481 und 681, nuLine 122

Verfasst: So 6. Nov 2011, 02:09
von fallenguru
In diesem Thread gibt's den verprochenen Erfahrungsbericht.

Zur Erinnerung, ich habe mir nuBox 4/681 und nuLine 122 zum Testen kommen lassen, ein paar original Linn Index (Regalboxen) gibt es auch noch. Den Rest der Kette bilden eine Squeezebox 2 und ein Yamaha RX-V771.

Teil I: erster, paarweiser Vergleich

Verfasst: So 6. Nov 2011, 03:16
von fallenguru
Für den ersten Test mußten die LS-Paare jeweils paarweise gegeneinander antreten. Aufstellung nach Faustregeln: ABAB in einem leichten Bogen, mit der Vorderkante auf ca. 80 cm von der Wand (entspricht 1/5 der Raumlänge und den Nubert'schen Empfehlungen für den Wandabstand). Umschaltung über Zone 1/2. Da Zone 2 nur analoge Quellen "kann" wurde die Squeezebox vorübergehend analog statt digital via Koax angebunden. Eingepegelt nach Gehör (zu zweit).

Linn vs. nuBox 481
Die 481er siegt durch K. O. in der ersten Runde, die Linns sind schon am Weg in den Keller.

Den Unterschied in der Klangfarbe hört man noch Räume weiter, plötzlich klingen die Instrumente viel natürlicher und "auseinanderhalten" kann man sie auch viel besser. Im Vergleich dazu wirken die Linns kastriert, eingesperrt ... irgendwie fehlt die Hälfte. Mir war schon klar, daß es eine uralte und nicht herausragende Regalbox nicht mit Standboxen aufnehmen würde können, aber daß der Unterschied so eklatant ist, daß man ihn im vorbeigehen merkt, hätte ich nicht gedacht.

nuBox 481 vs. 681
Diese beiden Boxen tun sich schon weit weniger. Auseinanderhalten kann man sie natürlich im Schlaf, nicht zuletzt deshalb, weil die 481 deutlich "von unten" spielt, aber ich traue mich nicht kategorisch zu sagen, "die 681 ist rundum viel besser". Von der 681 ist eindeutig "mehr da", sie füllt den Raum eher (wie nennt man das? Präsenz? Volumen?) und gerade beim Retourschalten auf die 481er merkt man schon, daß jetzt plötzlich was fehlt. Dafür kam mir die 481 mehrfach eindeutig präziser vor, was ich mir zwar nicht erklären kann, aber an manchen Stellen sogar dazu führte, daß ich die 481 vorzog. Hört man die 481 etwas länger, geht einem gleich einmal nichts mehr ab. Ich bin wirklich tief beeindruckt von den Dingern, das Preis/Leistungs-Verhältnis kann man nur noch pervers nennen.
Die 681er tendieren etwas dazu, die Höhen im Bass zu ersäufen, der Bass kommt mir auch nicht extra-präzise vor, der "läuft etwas nach"(?). Tendenz eher (gute) Klangsuppe als definierte Bühne. Naja, meinem Feldwebel gefällt's und bei Pop/Rock in etwas lauter macht's auch wirklich Stimmung!
Aber ich frage mich, ob sie nicht vielleicht doch falsch stehen?!?

Abends hatte ich die 481 dann mehr versehentlich als Film-Fronts laufen - einwandfrei, aber ohne Sub kommen sie m. E. nicht aus.

nuBox 481 vs. 122
Tja ... arme 481, jetzt wird der Preisunterschied schon deutlich. Der Sprung ist nicht ganz so extrem, wie bei Linn -> nuBox, aber in etwa in der Größenordnung. Den Test haben wir aus Zeitgründen recht schnell abgebrochen. Nur der vielzitierte gewaltige Bass ging mir bei der 122 ab.

nuBox 681 vs. 122
Etwas Bass ist schon da, bei der 122, aber die 681 hatte merklich mehr und wurde (wahrscheinlich deshalb) von meinem Feldwebel durchgehend präferiert. Die 122 spielt stets fein und detailliert, aber eher zurückhaltend, fast schon unscheinbar, sodaß sie neben der 681 etwas blaß wirkt. "Hä?", denk ich mir, "Gibt's nicht." Na gut, den Bass bei der 122 mal probehalber auf voluminös. Das hilft, aber nicht sehr. Immernoch kein Druck da, dafür merklich Präzisionsvorteil eingebüßt. Feldwebel meint, es klingt eher wie weniger Mitten und Höhen als wie mehr Bass und rein stimmungstechnisch kommt sie an die 681 nicht ganz heran. Ich muß zähneknirschend zustimmen. Also Bassregler wieder retour.
In der ruhigeren Ecke jazziger Prägung hat mir die 122 ein paar Mal durchaus besser gefallen, dann gab's wieder weite Strecken im Pop-Lager, wo ich sie nur mit Müh und Not auseinaderhalten konnte.

122 testweise als Film-Fronts mißbraucht (ohne Sub) und den Vorspann von Game of Thrones angeworfen. Da geht sie schon so in die Richtung Sub-Ersatz, ganz kann ich mir das aber nicht vorstellen, dabei hab ich als Vergleich nur den Sub aus dem Teufel CEM PE Set ...

Eigentlich war die 122 als Referenz-LS gedacht, der im Vergleich zu den beiden anderen ohne Kompromisse auskommt. Ich hielt es zwar für möglich, daß ich zwischen 681 und 122 keinen Unterschied hören würde, aber daß sie mir mithin schlechter vorkommt, haut mich aus allen Wolken. Vor allem, weil das auch in einer Paradedisziplin (Bass) so ist, befürchte ich fast, da ist was faul ...

Morgen werden alle drei noch einmal ausführlich einzeln nacheinander getestet, wenn jemandem einfällt, warum die 122 (und in gewissem Maße auch die 681) so hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein könnten, bitte melden.

Einstweilen gute Nacht!

Re: Vergleich: Linn Index, nuBox 481 und 681, nuLine 122

Verfasst: So 6. Nov 2011, 08:20
von djbergwerk
Ich hatte selber mal die 122-er und das die untenrum doch nicht so druckvoll und bassfreudig, quasi immer irgendwie gebremst spielen, empfand ich genauso.
Der Bass der 122 ist dafür aber immer schön knackig und trocken und für Fans solch einer Spielweise genau richtig!
Mit dem ATM lässt sich das ganze natürlich in die andere Richtung bewegen...

Re: Vergleich: Linn Index, nuBox 481 und 681, nuLine 122

Verfasst: So 6. Nov 2011, 09:29
von Tomy4376
fallenguru hat geschrieben:In diesem Thread gibt's den verprochenen Erfahrungsbericht.

Zur Erinnerung, ich habe mir nuBox 4/681 und nuLine 122 zum Testen kommen lassen, ein paar original Linn Index (Regalboxen) gibt es auch noch. Den Rest der Kette bilden eine Squeezebox 2 und ein Yamaha RX-V771.
Hi,
also ich vermute mal stark, dass du bei der nuline 122 kaum Bass wahrnimmst liegt an deinem Verstärker.. der dürfte wohl deutlich zu schwach auf der Brust sein.. und für Boxen wie die 122 oder die 14 braucht man grade für den Bassbereich richtig Leistung.. die nuboxen sind da was Leistung und Wirkungsgrad angeht deutlich anspruchsloser.. ich würde dir also raten deinen Test nochmal mit einem leistungsstarken Stereoverstärker zu wiederholen..und nicht den Pegelabgleich (unterschiedliche Wirkungsgrade) vergessen.. sonst vergleichst du Äpfel mit Birnen..

Re: Vergleich: Linn Index, nuBox 481 und 681, nuLine 122

Verfasst: So 6. Nov 2011, 09:44
von TasteOfMyCheese
Hey,

wie gerade schon erwähnt, besitzt die NuBox 681 einen um 2dB*W/m höheren Wirkungsgrad, daher wird sie dir fast immer lebendiger und dynamischer vorkommen, wenn du bei der NuLine 122 nicht jedes mal um 2dB lauter machst, wenn sie spielt. Zudem ist der Frequenzgang der 681ein klein bisschen Badewannen-mäßig, daher spielt sie Bass und Höhen nochmals ein wenig lauter, was den Effekt noch verstärkt.
Wenndir nach dem Pegelabgleich immer noch die NuBox besser gefällt, solltest du dich freuen, da dich das deutlich günstiger kommt 8) .

Grüße
Berti

PS: Danke für die interessanten Eindrücke beim Vergleich!

Re: Vergleich: Linn Index, nuBox 481 und 681, nuLine 122

Verfasst: So 6. Nov 2011, 10:41
von Meischlix
Hi,

Deine Erfahrungen bzgl. der 681er und der 122er wundern mich auch nicht sonderlich. Die 681 hat meiner Erinnerung nach in der Tat einen voluminöseren Bass, der aber dazu tendiert andere Frequenzbereiche etwas zu überdecken. Die 122er ist dagegen so abgestimmt, dass alle Frequenzbereiche gleichberechtigt sind. Dadurch wird die Durchhörbarkeit merklich besser, aber das Bassvolumen verringert sich. Für mich ist die 681 deshalb die beste "Spaßbox" (nicht abwertend gemeint), die sich sehr gut für Rock, Pop, Metal und dergleichen eignet. Für Klassik, Jazz und Konsorten dagegen ist in meinen Ohren die Nuline hörbar geeigneter. Die Nuline ist nur dann eine
Referenz gegenüber der Nubox wenn Du genau auf diese Punke wert legst .

Das der Bass der 681er im Vergleich zum dem der 481er scheinbar hinterher spielt hängt meiner Meinung nach damit zusammen, dass die höhere Anzahl der Basstreiber, deren Anordnung und natürlich auch das "mehr" an Bassvolumen den Raum deutlich stärker anregen. Deine Schilderung mit dem hinkenden Bass spricht also deutlich für Raummoden.

Grüße
Meischlix

Re: Vergleich: Linn Index, nuBox 481 und 681, nuLine 122

Verfasst: So 6. Nov 2011, 10:42
von oschmitt
Also einen fehlenden Bass bei der 122er kann ich nicht unterschreiben.

Die Kette davor muss halt auch Druck machen können.
Trentemoeller z.B. fordert den Amp bis zur Grenze des Machbaren. Oder Orgelstücke die teilweise bis 16Hz runtergehen - gibt nur ein paar Orgeln die das schaffen auf der Welt hat man mir erzählt - legen jede Konditionsschwäche auf das Silbertablett.
Da kann aber auch ein ATM sicher noch ein ganzes Stück "helfen". Ist der Wirkungsgrad vielleicht unterschiedlich? Habe die Datenblätter nicht gewälzt...

Ich habe die 122 sehr genossen und das ATM stand nie auf 15:00Uhr oder so. Dies wäre viel zu aufgedickt gewesen... Die 122 mit ATM ist schon eine Hausnummer. Die 14er habe ich nicht gekauft weil ich unzufrieden war; es ging um die letzten %te :D

Re: Vergleich: Linn Index, nuBox 481 und 681, nuLine 122

Verfasst: So 6. Nov 2011, 10:53
von König Ralf I
Hallo zusammen,

Thema Bass (unter Klang und Fazit):

http://www.areadvd.de/hardware/2011/yam ... v771.shtml

Mach jetzt nach deiner groben Vorauswahl mal den Hörtest wie empfohlen und schließ außerdem deine Quelle digital am Receiver an.(ideal HDMI)

Grüße
Ralf

Re: Vergleich: Linn Index, nuBox 481 und 681, nuLine 122

Verfasst: So 6. Nov 2011, 11:02
von TasteOfMyCheese
Meischlix hat geschrieben:dass die höhere Anzahl der Basstreiber, deren Anordnung und natürlich auch das "mehr" an Bassvolumen den Raum deutlich stärker anregen.
Mehr Basstreiber regen den Raum aber gleichmäßiger an. Dadurch weren die Raummoden (fast) immer schwächer ausfallen, als nur mit einem Basstreiber. Man kann sich das vorstellen indem man bspw. einen Subwoofer mit einer Membran den Bass spielen lässt. Ich nehme jetzt mal an, der Sub regt den Raum bei einer von dessen Eigenfrequenzen zu 90% an, das bedeutet, man wird eine deutliche Überhöhung hören können, 50% wäre Normallautstärke. 90% entspricht bei der 2. Raumlängsmode in üblichen Räumen einem Wandabstand von der Rückwand von ca. 50cm, ist also nicht unüblich.
Jetzt stelle ich einen zweiten Sub dazu. Wenn ich den natürlich auf dieselbe Frequenz bei 100% aufstelle (direkt an der Wand), wird es schlechter, ansonsten kann es nur besser werden. Soll heißen, es wird nur schlechter, wenn ich die neue Bassquelle noch schlechter, als die erste aufstelle, was aber bei Anregungen von mehr als 90% nicht so einfach ist ;).
So, genug der Zahlenspielereien, ich hoffe das Prinzip wurde so einigermaßen klar.

Viele Grüße
Berti

Re: Vergleich: Linn Index, nuBox 481 und 681, nuLine 122

Verfasst: So 6. Nov 2011, 11:10
von g.vogt
Hallo fallenguru,

vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Du beschreibst Höreindrücke, die ich in ähnlicher Weise auch schon gemacht habe. Die nuBoxen sind bereits hervorragendes Hifi (und wenn es die 481 geschafft hat, die Linn zu deklassieren, dann hätte das vermutlich auch die "kompakte" 381 hinbekommen) und wissen zu gefallen. Auch mir geht es so, dass die "gnadenlose" Neutralität der anderen Serien bei etlichen Musikstücken im Vergleich zu den nuBoxen im Direktvergleich fast enttäuschend sein kann. Nicht umsonst hatte ich jahrelang ein Pärchen nuForm 100 im Wohnzimmer (alte Spitzenserie, die für mich damals das Beste aus nuBox und nuWave (ähnlich nuLine, nuVero) vereinte), die ich jedoch zugunsten eines besseren Surroundeffektes dann doch durch nuLines ersetzte.

Der Verstärker kann eine weitere Ursache für deinen Eindruck sein, sollte aber doch immerhin genügend Leistung zur Verfügung stellen, um die Lautsprecher bei gehobener Zimmerlautstärke vergleichen zu können ohne dabei hörbar auf dem letzten Loch zu pfeifen.

Ich höre Musik querbeet, aber vor allem Pop, Jazz und Klassik. Gerade bei Pop gehen die nuBoxen irgendwie, hmm, frischer, beherzter ans Werk, da wirkt vieles auf der nuLine irgendwie etwas farbloser. Für mich brauchts dann schon eher Musik aus dem Bereich Jazz und Klassik, um zu realisieren, dass die nuboxsche Farbenfreude auch mal leicht störend wirken kann. Gerade Stimmen und natürliche Instrumente offenbaren an den nuLines, wenn man sich etwas eingehört hat, eine noch authentischere Färbung, zugunsten derer man dann vielleicht bereit ist, die leichte Blässe blasser Popaufnahmen dann auch als solche hinzunehmen.

Liegt euer Interesse allerdings vor allem bei Pop und Film, dann hättest du mit den nuBoxen einen angemessenen Spielpartner, der es zudem auch verstärkerfreundlicher krachen lassen kann. Ich finds im übrigen bemerkenswert, dass deine Frau die "Särge" gleich so ins Herz schließt - wäre das nicht schon ein Zeichen?

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt