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Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Mo 30. Jan 2012, 21:50
von TukiTuk
Hallo zusammen,

ich möchte gern das Thema Raumakustik angehen, ohne ein Physikstudium abschließen zu müssen :? . Unser Wohnzimmer hat eine starke Nachhallzeit. Man hört ein leichtes Echo, wenn man sich unterhält oder in die Hände klatscht. Ich denke, dass dadurch die "S"-Laute in diesem Raum eine starke Betonung bekommen. Das gilt es wohl als erstes zu eleminieren. Weitere Einrichtungsgegenstände zur akustischen Optimierung wie z.B. Wandteppich oder dicke Gardinen scheiden aus. Allerdings ist der Weg frei, gezielt Absorber einzusetzen, wenn diese z.B. auch farbliche Akzente setzen können.

Jetzt ist die Frage, ob Ihr mir gezielt helfen könnt, wie man dieses Thema als Neuling von Null an angehen könnte, ohne dicke Bücher lesen zu müssen. Könnt Ihr einen Leitfaden "Raumoptimierung für Dummies" erstellen? Ich stelle mir folgende Fragen:

(1) Welche genauen Probleme hat der Raum. Wie ermittel ich diese? Welche Hilfsmittel benötigt man?
(2) Welche Möglichkeit gibt es, um die ermittelten Probleme zu lösen?

Könnt Ihr mir auf die Sprünge helfen?

Viele Grüße!

Re: Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Mo 30. Jan 2012, 21:56
von TukiTuk
Ich nochmal...habe in einigen Signaturen Verlinkungen zu Blogs gesehen, wo man die Antworten und immer wiederkehrenden Fragen aus vielen NuForumsbeiträgen zu komprimierten FAQ's zusammengefasst hat, die jedem Neuling super auf die Sprünge helfen. Gibt es soetwas auch für Raumakustik oder können sich die erfahrenen Forumsteilnehmer vorstellen, soetwas hier zu erstellen?

Re: Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Mo 30. Jan 2012, 22:27
von Legomann II
Hallo TukTuk,

Vielleicht wären Bilder von Deinem "Problem"/Deinem Raum ganz gut, damit die Theorie gleich mit der Praxis verbunden werden kann und anhand des konkreten Falles Tips gegeben werden können :D

Re: Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Mo 30. Jan 2012, 23:35
von Stefan81
Hallo,

Als "Erste-Hilfe":

Mit Hilfe eines Spiegels an allen Wänden oder durch Rechnung die Punkte (Reflexionspunkte) herausfinden, an denen man die Lautsprecher im Spiegel von den Hörpositionen aus sehen kann. Bei der Decke geht das einfacher, wenn er Hochtöner ungefähr auf Ohrhöhe ist: Da sind die Reflexionspunkte einfach auf halber Entfernung zu den Lautsprechern.

Optisch ansprechende Basotect-Platten mit mindestens 7 cm Dicke (besser 10 cm) und etwas Wand-/Deckenabstand so anbringen, dass sie die ermittelten Reflexionspunkte abdecken. Wichtig ist, dass v.a. die Punkte abgedeckt werden, bei der der Weg von Lautsprecher zu Hörposition fast gleich ist mit einem der Reflexionswege. Dies ist z.B. so, wenn man nah an der Rückwand sitzt, und/oder wenn die Lautsprecher nah an der Wand stehen, so wie das in vielen Wohnräumen der Fall ist.

Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe:
Die Ortung wird viel besser.
Die Nachhallzeit verringert sich ab den mittleren Frequenzen.

Ist dann die Nachhallzeit noch nicht auf gewünschtem Niveau, entsprechend mehr Platten in die vordere Raumhälfte integrieren.

Idealerweise sollte man zuerst die Bassdröhnproblematik angehen, da man mit einigen dieser Lösungsansätze auch den Mittel- und Hochtonbereich beeinflusst. Aber davon ist bei dir ja nicht die Rede.

Gruß,
Stefan

P.S.: Wenn du dich in dieses Thema selbst etwas einlesen willst, und der englischen Sprache mächtig bist (oder dich mit Google-Translation zufrieden gibst ;)), kann ich dir diesen Link empfehlen:
http://www.ethanwiner.com/acoustics.html
Man braucht auch kein umfangreiches mathematisches oder physikalisches Basiswissen, um viele nützliche Tipps aus dem Beitrag zu extrahieren.

Re: Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Mo 30. Jan 2012, 23:50
von TasteOfMyCheese
TukiTuk hat geschrieben:(1) Welche genauen Probleme hat der Raum. Wie ermittel ich diese? Welche Hilfsmittel benötigt man?
Neben den Problemen im Bassbereich, die er sicherlich hat, kannst du mit ein paar Absorbern schon sehr viel rausholen. Beispielsweise kannst du Basotect recht gut mit Sprühlack behandeln, wenn der nicht zu dick ist, verliert der Absorber nicht die Wirksamkeit.
Die Sachen im Bassbereich kann man auch berechnen, wenn du willst, kann ich das machen, wenn du mir folgende Daten exakt schickst:
- Länge des Raums
- Breite des Raums
- Höhe des Raums
- Abstand der Lautsprecher jeweils von beiden Wänden
- durchschn. Abstand der Membranen vom Boden
- Abstand des Hörplatzes von Breite und Länge, sowie Abstand vom Boden.
TukiTuk hat geschrieben:ibt es soetwas auch für Raumakustik oder können sich die erfahrenen Forumsteilnehmer vorstellen, soetwas hier zu erstellen?
Das wird in den nächsten Wochen dem ganennten Blog hinzugefüht, zumindest ist das so geplant.

Viele Grüße
Berti

Re: Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Di 31. Jan 2012, 04:43
von Stevienew
Hallo,

neben der Bedämpfung der ersten Reflexionen mittels "Spiegelmethode" scheint mir auch die Bedämpfung der Flatterechos angesagt zu sein. Diese entstehen vornehmlich in den Raumecken - unabhängig von der Aufstellung der LS - deshalb braucht es hier auch keine "Spiegelmethde". :D
In jede der vier oberen Raumecken eine kleinere Absorberplatte (50 x 50) anbringen und schon ist die Situation deutlich besser. Dabei ist es unerheblich, ob die Platten links oder echts an dr Wand oder an der Decke angebracht sind 8O .

bis dann

Re: Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Di 31. Jan 2012, 14:08
von TukiTuk
Hallo,

vielen Dank für Euer Feedback.
Legomann II hat geschrieben:Vielleicht wären Bilder von Deinem "Problem"/Deinem Raum ganz gut
Ich könnte Euch eine Skizze des Raumes geben aber mir geht es um einen allgemeinen Ansatz für das Thema, dass auch anderen "Suchenden" weiterhelfen würde. Es ist bei mir auch so, dass ich nichts mehr anders stellen kann (denke, dass ist eine typische Wohnzimmer-Situation - man kann die möbel einfach nicht anders stellen). Die Lautsprecher stehen an einer bestimmten Stelle und können nirgends anders hin (40 cm nach hinten Platz). Mir ist schon klar, dass auch in diesem Forum hier jede Menge Hinweise und Tipps schon drin stecken. Aber das ganze in komprimierter UND verifizierter Form bereitzustellen - das wäre toll... so ähnlich wie in dem fiktiven Buch "Raumoptimierung für Dummies" :D Ich würde mich schon gern in das Thema auch ein bisschen einlesen (danke Stefan81). Allerdings darf es nicht zu wissenschaftlich werden (und möglichst deutsch) und die Motivation muss für einen Anfänger über erste kleine Erfolge auch erhalten bleiben.
TasteOfMyCheese hat geschrieben:Das wird in den nächsten Wochen dem ganennten Blog hinzugefüht, zumindest ist das so geplant.
Genau Euren Blog meinte ich. Tolle Sache. Ich freue mich auf die Raumakustik-Ecke. Und es kann gern etwas weiter in die Tiefe gehen. :D
Stefan81 hat geschrieben:Mit Hilfe eines Spiegels an allen Wänden oder durch Rechnung die Punkte (Reflexionspunkte) herausfinden
An der Stelle für mich trotzdem die Frage: Warum macht man das? Welche Rechnung? Nicht falsch verstehen...ich finde Eure Tipps Klasse aber es führt mich immer wieder zu dem komprimierten ganzheitlichen Ansatz zurück, den ich mir wünsche (Welche Probleme kann es in einem normalen Wohnzimmer geben? Wie erkenne ich, welche Probleme in meinem Raum überhaupt vorliegen? Welche genauen Maßnahmen ergreift man?). Vielleicht kann man das auch gar nicht so gut in Form von Forumsbeiträgen beantworten?

Ansonsten nehme ich für mich bisher mit:
(1) Spiegelmethode für Bedämpfung der ersten Reflexionen (hier muss ich mir noch mehr Input holen) --> was genau erreiche ich damit? Die Absorberplatten wären dann ja wild in der Wohnung verstreut? Welche genauen Platten sollte ein blutiger Anfäger für diese konkrete Sache einsetzen (vielleicht sogar ein Link?). Ist der Nachhall im Raum damit weg? Warum sollen die Platten genau an der Spiegelstelle angebracht werden oder könnte ich auch die Zimmerdecke damit eindecken und an den Wänden nix aufhängen?

(2) Bassbereich mit TasteOfMyCheese angehen (habe übrigens auch einen kleinen B&W ASW 608 Subwoofer mit dran hängen, um den Bass zu unterstützen)

(3) Flatterechos. Was genau ist das? Wie ermittel ich, ob ich dieses Problem habe?

Danke für Euren Input und viele Grüße!

(P.S.: Kennt jemand ein deutsches Buch zum Thema?)

Re: Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Di 31. Jan 2012, 14:32
von TasteOfMyCheese
TukiTuk hat geschrieben:Spiegelmethode für Bedämpfung der ersten Reflexionen (hier muss ich mir noch mehr Input holen) --> was genau erreiche ich damit?
Schall wird oberhalb von etwa 200 Hz ähnlich abgestrahlt, wie Licht, man kann sich das also vorstellen, als ob ganz viele Luftteilchen aus der Membran heraus in Kegelform nach vorne wegfliegen. Diese Teilchen fliegen also durch den Raum und einige davon werden, ohne jemals reflektiert worden zu sein direkt am Ohr des Hörers ankommen, während andere zuerst einmal eine Wand oder einen Gegenstand erreichen, bevor sie (in machnchen Fällen) das Ohr erreichen. Einige Teilchen werden auch niemals beim Ohr ankommen, da sie zu oft reflektiert wurden und ihr "Schwung" dabei stark abnimmt (sowohl durch Reflektionen, als auch durch die zurückgelegte Strecke in der Luft).
Um möglichst genau das zu hören, was auf der Aufnahme drauf ist, wäre also ein unendlich großer Raum ideal, da hier nur die Teilchen gehört werden, die direkt vom Lautsprecher zum Ohr gelangen (Direktschall) und nicht andere Teilchen, die irgendwo reflektiert wurden (Diffusschall).
Wenn wir also in unserem Raum, der üblicherweise Wände hat (inkl. Decke) diesen Diffusschall vermeiden/minimieren wollen, müssen wir die Reflektionen vermeiden/vermindern.
Dazu können wir entweder die Lautsprecher weiter von den Wänden entfernen, sodass die zurückgelegte Strecke der Teilchen größer wird, oder aber die Wände so gestalten, dass eine Reflektion die Teilchen mehr Schwung kostet, als normal. Dazu benutzt man im Idealfall Absorberplatten. Wenn man nun aber nicht den gesamten Raum auskleiden will, sondern mit möglichst wenig Platten möglichst viel erreichen will, muss man sie dort platzieren, wo die Teilchen von der Box das erste mal an der Wand reflektiert werden. Diese Stelle findet man dank der Reflektionseigenschaften der Teilchen (Einfallswinkel = Ausfallswinkel) wie bei Licht oder beim Billard, indem man bspw. einen Spiegel an der Wand entlanglaufen lässt (benötigt Hilfe durch eine weitere Person) während man am Hörplatz sitzt und schaut, wann man den Hochtöner/Mitteltöner/Tiefmitteltöner der Box im Spiegel sehen kann. An diesem Ort findet die erste Reflektion statt, hier müsste also der Absorber hin.
TukiTuk hat geschrieben:Flatterechos. Was genau ist das? Wie ermittel ich, ob ich dieses Problem habe?
Wenn sich in einem Raum 2 parallele Flächen, die nicht gedämpft sind, bspw. nackte Wände, gegenüber voneinander befinden, wird der Schall hier sehr oft hin und her reflektiert, ohne dabei wirklich Energie zu verlieren. Dadurch hört man nach einem Klatschen bspw. in manchen Raumteilen noch einen recht langen Nachhall. Um die Flatterechos zu verhindern müsste also einfach eine der Wände bedämpft werden.

Viele Grüße
Berti

Re: Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Di 31. Jan 2012, 16:03
von Legomann II
Sehr schön erklärt, Taste :handgestures-thumbupleft: Schreibst Du auch den Artikel im Blog? Fänd´ ich klasse.
TukiTuk hat geschrieben:(vielleicht sogar ein Link?)
Linkeiner günstigen Lösung (Schaue hierzu auch mal die Galerie von Dimitri an, der hat es sehr wohnraumtauglich umgesetzt, wie ich finde :clap:)

Link zu einer recht hochpreisigen Lösung, dafür sehr ansehnlich und wohnraumtauglich. Weniger handwerkliches Eigenengagement wird hier gefordert, jedoch mehr der Geldbeutel (wie eigentlich immer im Leben). Schön & extravagant finde ich insbesondere die SiRRAHs :!:

Legomann

Re: Raumoptimierung für Dummies

Verfasst: Di 31. Jan 2012, 16:36
von TukiTuk
Super Erklärung Berti!!! :clap: Genauso habe ich mir den Einstieg gewünscht. Ich hoffe Du baust diesen tollen Ansatz zu einem kompletten Tutorial aus :D Ich nehme für mich mit:

(1) Bekämpfung erste Reflexion:
TasteOfMyCheese hat geschrieben:da hier nur die Teilchen gehört werden, die direkt vom Lautsprecher zum Ohr gelangen (Direktschall)
Es gilt also zu erreichen, dass nur der Schall, der eine direkte Linie zwischen der Membran der LS und meinem Ohr bildet, auch an meinem Ohr ankommt. Schall, der mindestens an einer Wand reflektiert wurde, kommt mit Verzögerung an meinem Ohr an und führt dann zu dem Echoeffekt bzw. "Nachhall". Richtig?

Das führt zu der Schlussfolgerung, dass wenn ich z.B. in der Wüste mich im perfekten Stereodreieck vor meine Lautsprecher setze, ich dann auch den bestklingendsten Sound genießen kann, weil ja alle Schallanteile, die sich nicht direkt zu meinem Ohr bewegen, ins Nirvana verschwinden?

Oder anders gesagt, wenn man einen Raum ringsherum so dämpft, dass alle ersten Reflexionen 100% absorbiert werden, dann ist es egal, ob ich weit an der Rückwand sitze oder nicht. Solange ich im Sweetspot sitze? Klingt das dann auch noch "gut"?

Für die Praxis in meinem Wohnzimmer bedeutet das: ich sitze meinen Lautsprechern direkt gegenüber. Leider nicht im perfekten Stereodreieck aber das lässt sich wie gesagt nicht ändern. Ich würde also direkt hinter den Lautsprechern (jeweils 0,5 m Breite x 0,5 m Höhe) und direkt hinter meinem Hörplatz (2m x 2m Fläche an der Wand) Absorber anbringen. Welche das genau sind, muss ich noch klären. Außerdem nehme ich mir die ersten Reflexionen an den Seitenwänden und an der Decke vor, wo ich ebenfalls einen Absorber anbringe . Ist das bis hierher von mir richtig verstanden?

Danke Legoman für die Links. Das muss ich mir in Ruhe anschauen. Wie ermittel ich jetzt, welcher Absorbertyp der richtige ist und welche Stärke er haben muss?

(2) Bassbereich: muss noch geklärt werden.

(3) Flatterechos: Muss in meinem Fall mit Absorbern an der Wand hinter den LS und hinter meinem Hörplatz bekämpft werden wie schon unter (1) beschrieben, da sich zwei ziemlich nackte Betonwände gegenüberstehen.

Danke Euch - das Thema macht mir immer mehr Spaß!