Erfahrungsbericht Nr. 3 zum Anti-Mode 2.0 Dual Core
Verfasst: So 3. Jun 2012, 22:31
Nach langer Zeit schreibe ich auch mal wieder einen Bericht...
Ausgangssituation
Unser Wohn- und Hörzimmer ist relativ groß (ca. 37 m²) und besteht aus einem Wohnraum nebst angebauten Wohnwintergarten. Die Wände des Wohnwintergartens wirken wie große Plattenabsorber und die Decke des Wohnraumes ist als Holzbalkenkonstruktion ausgeführt. Die Wände wurden seinerzeit mit zementverstärkten Faserplatten innen isoliert und wirken ebenfalls absorbierend. Das hat zur Folge, dass Bässe enorm geschluckt werden und selbst die nuVero 14 im Bass etwas schlank daher kommt. Deshalb treibe ich einen ziemlichen Aufwand mit Subwoofern und Delays um die Bässe gut hörbar zu machen. Fünf AW-1000 sind in der Front und zwei zusätzliche 1000er in den beiden hinteren Raumecken sind vorhanden. Die hinteren Subwoofer werden kanalgetrennt über Digital – Delays aus den frühen 80ern invertiert angesteuert und vermeiden seit ca. fünf Jahren Dröhneffekte in den hinteren Raumecken. Die fünf Stück in der Front dienen auch als Podeste für Pflanzen, drei davon stehen lückenlos nebeneinander und geben ein tolles Low-Board ab. Da passen dann sogar einige Pflanzschalen drauf. Die rückwärtigen beiden 1000er haben ebenfalls eine Zusatzfunktion: Einer steht neben dem Kachelofen und dient während der kalten Jahreszeit als nützliche Ofenbank. Zusätzlich gibt es noch eine 2m hohe Transmission-Line: Die stammt aus dem Jahr 1984, wurde im Lauf der Jahre chassismäßig mehrfach nachgerüstet und strahlt in das obere Raumvolumen ab.
Die nuVero 14 betreibe ich als geschlossenen Version (beide BR-Rohre mit den beiliegenden Stopfen verschlossen). Die Doppel-Transmission-Line ist am Lautsprecherausgang B des Verstärkers (Marantz PM 14 mkII KI) angeschlossen (kanalgetrennt, unter ca. 40 Hz). Der Verstärker ist ab Werk vollständig aufgetrennt und ein ATM oder Antimode kann problemlos eingeschliffen werden. Ein kleiner Schiebeschalter auf der Verstärkerrückseite in der Nähe der Pre-Out/ Main-In-Buchsen ermöglicht das pausenfreie Überbrücken der eingeschleiften Geräte und ist für Vergleichszwecke sehr hilfreich.
Warum Einsatz des Antimode 2.0?
Aus Hinweisen von Thomas Bien und auch eigenen Hörerfahrungen weiß ich, dass noch zusätzliche Bassanteile im Klang vorhanden sind, die bei tiefbasshaltigem Klanggeschehen hörbar werden. Das ist nicht wirklich unangenehm, aber künstlich durch den Raum hinzugefügt. Vermutlich also leichte Überhöhungen im Frequenzgang des Bassbereiches. Neben der Beseitigung dieser raumspezifischen Bassanteile erhoffte ich eine Linearisierung des Frequenzbereiches unter ca. 300 Hz und eventuell eine noch bessere Einbindung der Subwoofer, zumindest messtechnisch. Herausgehört hat man die Subwoofer aber noch nie, von daher erwartete ich keine große hörbare Veränderung.
Lieferung des Antimode 2.0 (AM)
Die Lieferung erfolgte ca. 1 ½ Wochen nach Bestellung und Vorauszahlung. Die Ware wurde von DHL geliefert und kam gut verpackt und unbeschädigt an. Beigepackt waren neben dem AM das Netzteil, das Messmikrofon, ein USB-Kabel, die Fernbedienung mit Batterien, eine englischsprachige Bedienungsanleitung und die Gummibärchen. Das AM ist mechanisch hochwertig aufgebaut, das Gehäuse besteht aus mattschwarz lackiertem Stahlblech, die Front aus schwarz eloxiertem Aluminium. Die Anschlüsse auf der Rückseite sind vergoldet. Es ähnelt im Aussehen den ATM-Modulen der nuVeros. Hier einige Bilder:
Anschluss und Einbindung des AM
Auf Grund der Tatsache, dass meine Kette und insbesondere die Subwoofer nach bestem Wissen und langjähriger Hörerfahrung schon gut aufeinander abgestimmt waren, kam für mich nur folgende Anschlussvariante in Frage: analoge Einbindung an der Trennstelle Vor- Endverstärker. Außerdem will ich das ATM-Modul weiterbetreiben. Somit habe ich wie folgt verkabelt: Pre-Out des Verstärkers --> Cinch – Eingang AM 2.0 (analog)--> Cinch – Ausgang AM 2.0 (analog) --> ATM --> Main-In Verstärker.
Die digitalen Ein- und Ausgänge des Gerätes habe ich nicht benutzt und kann daher zur Zeit keine Aussage darüber treffen.
Stapelware. Die Delays und andere Kistchen. Sieht schlimm aus, bewährt sich aber seit Jahren. Die meisten Funktionen der Delays sind abgeschaltet. Sie dürfen nur verzögern und das Signal invertieren. Das Yamaha-Delay dient nicht zur Bassoptimierung, sondern fügt in Verbindung mit einer eigenen Endstufe und zwei rückwärtig angebrachten nuBox 310 dem Hörerlebnis bei Bedarf einen ganz leichten Raumklang hinzu.
Einmessung und Bedienung des AM
An den Einstellungen der Subwoofer und der seit Jahren gut arbeitenden Absorber-Delays habe ich nichts geändert. Warum auch, alle Einstellungen waren diesbezüglich mit Sinussignalen längst optimiert. Das Anschließen des AM ging leicht von der Hand und nach Herstellen der Stromzufuhr stellt das Gerät die Anschlussart fest. Das vorhandene ATM habe ich in Stellung „OFF“ gebracht und somit überbrückt (das geht aber nur mit den nuVero-ATMs). Über die Fernbedienung (FB) habe ich mir zunächst die Firmware-Version auf dem 3,5 x 3 cm großen Bildschirm anzeigen lassen: Sie stammte vom April 2012. Danach habe ich das Gerät mit eingestecktem Messmikro kalibrieren lassen, als Konfiguration wählte ich 2.0 Stereo.
Zunächst ertönte weißes Rauschen, welches sich automatisch hochregelte bis das angeschlossene und in Hörposition angeordnete Messmikrofon ausreichend Pegel erhalten hat. Ein Druck auf die OK-Taste der FB startete dann die Messsignale. Hierbei werden mehrfach Sinus-Sweeps langsam von niedrigen Frequenzen bis nach oben durchlaufen. Zu diesem Zeitpunkt sollte man den Raum verlassen und Nebengeräusche vermeiden. Nach ca. 10 Minuten war das Einmessen vorbei und der Bildschirm zeigt den vorher/nachher-Frequenzgang an. Im Prinzip war es das schon, mehr muss man eigentlich nicht machen. Hier ein Foto des Bildschirms:
Man sollte jedoch darauf achten, dass man im Menü die richtige Einstellung für den Eingangspegel wählt. Bei mir muss das die Einstellung „hoch* “ sein. Das war aber nicht so voreingestellt, so dass mir bei den ersten Hörproben der Pegel zu niedrig erschien. Ändern kann man das wie folgt:
Menü --> Einstellungen --> OK --> Symbol „Schraubenschlüssel“ --> OK --> E-Pegel wählen (mit Pfeiltasten anwählen) --> OK --> Menü
Das erschließt sich dem neuen User nicht sofort und an diesem Punkt durfte ich ein wenig auf der digitalen Spielwiese Purzelbäume schlagen. Witzig und fast Gedankenübertragung: Noch am gleichen Tag gab es ein Firmware-Update, welches unter anderem genau diese Grundeinstellung änderte, so dass mit der Firmware „May 30 2012“ die Voreinstellung praxisgerechter ist. Das neue Update habe ich mit einem an das über USB an das AM angeschlossenen Idea-Pad problemlos durchführen können.
Weiterhin gelang es mir schnell, die vorher/ nachher Messkurven aus dem AM in den PC zu übertragen und von der Software REW V5 anzeigen zu lassen (.txt – Dateien).
Hier die entsprechenden Screenshots:
Vorher:
Und nach der Glättung und Optimierung durch Antimode:
Musikerfahrungen mit dem AM
Der Hörtest ergab zunächst keine signifikanten Auswirkungen auf das Musikgeschehen, auch bei mir taten sich keine neuen „Klangwelten“ auf. Das wäre mir aber auch gar nicht recht gewesen, sonst hätte ich seit Jahren mit schlecht eingestellten Geräten gehört. Messtechnisch ergab die Standard-Kalibrierung aber durchaus Verbesserungen: Die Frequenzgangkurve erscheint geglättet und zeigt zweierlei: Erstens war die Subwoofergruppe seither schon gut eingebunden und zweitens hat das AM das Ganze noch etwas verbessert.
Im Mittel – Hochtonbereich ergaben sich kaum hörbare Veränderungen, mit Hilfe des Überbrückungsschalters auf der Verstärkerrückseite kann ich, wie bereits erwähnt, pausenfrei die Auswirkung auf den Klang prüfen.
Im Frequenzbereich von ca. 150 – 230 Hz sieht man übrigens die Auswirkungen des Esstischs: Wie ein Kammfilter zeigen sich hier schmalbandige Einbrüche, gehörmäßig allerdings nicht so erfassbar wie es die Frequenzgangkurve in diesem Bereich erwarten lässt. Schmale Frequenztäler füllt das AM nur etwas auf, hier muss man mit klassischen Mitteln an die Beseitigung herangehen (Boxenrücken, Raumbedämpfung, Möbelrücken usw.) um eine größere Verbesserung zu erzielen. Solche Kammfiltereffekte entstehen auch, wenn Boxen zu nahe an der Wand stehen. Man sollte übrigens nicht versuchen, Frequenzgangtäler mittels der parametrischen Equalizer beispielsweise um 5 dB anzuheben, weil das AM dies möglicherweise nicht auf gewünschte Art verwirklicht: Es erhöht nur wenig, senkt aber dafür das komplette übrige Frequenzband entsprechend ab, so dass das Tonsignal insgesamt leiser wird. Es ist tatsächlich sinnvoll, die Equalizer vor allem zum Absenken von Spitzen zu verwenden. Das regelt aber im Prinzip bereits die Standardkalibrierung des AM, so dass man die Equalizer nicht unbedingt benötigt.
Sehr positiv wirkt das AM bei Orgelmusik oder langanhaltenden Bassläufen, in diesen Fällen fehlen die durch den Raum entstandenen noch in Resten vorhandenen Überhöhungen im Frequenzgang. Das ist gut hörbar, insbesondere bei höheren Lautstärken. Der Bass ist noch einen Tick „knackiger“ und in Teilbereichen etwas schlanker, das gefällt mir. Es klingt noch richtiger. Im Mittel- Hochtonbereich höre ich kaum Veränderungen, die Musik löst sich nach wie vor gut von den Lautsprechern. Rauschen durch das AM ist so gut wie nicht vorhanden, so muss es sein. Mit einem nachgeschalteten ATM-Modul gibt es ebenfalls keine Probleme in Hinblick auf Rauschen oder Brummen, gut so.
Eine Sache ist in meine Augen aber noch verbesserungswürdig: Bei hohen Abhörlautstärken und entsprechendem Musikmaterial kommt das Anti-Mode 2.0 ins Clippen. Und zwar noch ehe der Marantz PM 14 die Halbleiter streckt, die nuVero 14 unsauber klingt oder ein AW-1000 röchelt. Dies geschieht besonders bei hart geschlagenen Schlagzeugpassagen mit Mittel- und Hochtonanteilen. Das AM 2.0 signalisiert Clipping mit einer entsprechenden Meldung auf dem Bildschirm (Clipping detected) und es erscheint ein Totenkopf im Display.
Cool:
Wenn man den Kahlschädel ignoriert, hört man schnell recht hässliche und brutale digitale Verzerrungen in den Lautsprechern. Das ist für mich kein k.o.-Kriterium, aber vielleicht kann man hier noch eine Lösung finden und per Firmware – Update nachbessern. In solchen Fällen kann ich per Schiebeschalter das AM umgehen, aber das ist weder optimal noch Sinn der Sache. Wie gesagt, dass passiert nur bei hohen Lautstärken, aber mit meinem Setup ist es locker möglich, das AM 2.0 ins Clippen zu treiben. Und das bei Lautstärken, die keineswegs Gehörschäden verursachen.
Vermutlich ist die Reduzierung des Clipping-Effektes nur mit Tricks möglich. Vielleicht kann man einen Rechenalgorithmus per Softwareupdate einbauen, welcher dynamisch bei hohen Pegeln die Clipping-auslösenden Signalanteile herausrechnet und dadurch den Effekt weitgehend vermeidet. Oder eine Dynamikkompression bei hohen Pegeln einsteuern. Das fände ich nützlich, wenn dadurch die extrem störenden Verzerrungen im Clipping-Fall vermieden werden könnten. Der Totenkopf darf ruhig weiter auftauchen, aber nur als Hinweis, dass ab diesem Pegel nun komprimiert wird. Das wäre eine gute Lösung!
Die im Menü des AM 2.0 angebotenen Zusatzfunktionen wie Subsonicfilter (10 Hz), parametrische Equalizer, vordefinierte Frequenzgangkurven usw. sind gut und im Einzelfall auch nützlich, allerdings scheint mir die vollautomatische Kalibrierung die beste Option zu sein. Zur Zeit habe ich keine weiteren Filter oder Equalizer gesetzt und setze tatsächlich nur die Standardoptimierung ein.
Zusammenfassung
Pro:
- Verarbeitung und Material (Ganzmetallgehäuse, vergoldete Anschlüsse)
- Gute Menüführung
- guter Support durch Beratung und Updates
- Einfache und wirksame Kalibrierung und Optimierung (Plug&Play), top!
- Korrektur des Frequenzganges wird vollautomatisch und offenbar technisch sinnvoll durchgeführt
- Rauschen ist kein Thema, minimal
- Mit ATM-Modulen gut kombinierbar
- Messgerätefunktion, in Verbindung mit entsprechender Software (z.B. REW) Daten als .txt – Datei auslesbar und am PC darstellbar
- Flexibel, bei Veränderungen im Raum (Möbel, Aufstellung usw.) ist in wenigen Minuten eine neue Messung und Optimierung möglich, hierfür kein PC nötig
Contra:
- Starke Verzerrungen im Fall von Clipping
Neutral:
- Preis, in Anbetracht der Stückzahlen und der Entwicklungskosten wohl angemessen
- Mikrofon: einfach, aber zweckmäßig, langes Anschlusskabel
Für mich überwiegt der Nutzen des AM 2.0. Eine Klangverbesserung wird bewirkt, bei bereits optimierten Anlagen fällt diese naturgemäß geringer aus. Das habe ich so erhofft und es ist eingetroffen. Wie das AM genau wirkt, ist mir nicht restlos klar, allerdings scheint es bevorzugt Überhöhungen im Frequenzgang einzuebnen als schmalbandige Täler aufzufüllen. Es ist auf jeden Fall richtig, vor der Anschaffung des AM die Boxenaufstellung so weit wie möglich zu optimieren und mit den klassischen Mitteln die Raumakustik zu verbessern. Wenn dann noch Wünsche hinsichtlich Frequenzgangoptimierung bleiben, sollte man über den Kauf des AM 2.0 nachdenken.
@Bass-Oldie: Für ein Software-Update, welches die Clipping-Problematik beseitigt oder mindert, wäre sicher nicht nur ich dankbar.
Beste Grüße
OL-DIE
*Nachtrag: Korrektur von niedrig auf hoch
Ausgangssituation
Unser Wohn- und Hörzimmer ist relativ groß (ca. 37 m²) und besteht aus einem Wohnraum nebst angebauten Wohnwintergarten. Die Wände des Wohnwintergartens wirken wie große Plattenabsorber und die Decke des Wohnraumes ist als Holzbalkenkonstruktion ausgeführt. Die Wände wurden seinerzeit mit zementverstärkten Faserplatten innen isoliert und wirken ebenfalls absorbierend. Das hat zur Folge, dass Bässe enorm geschluckt werden und selbst die nuVero 14 im Bass etwas schlank daher kommt. Deshalb treibe ich einen ziemlichen Aufwand mit Subwoofern und Delays um die Bässe gut hörbar zu machen. Fünf AW-1000 sind in der Front und zwei zusätzliche 1000er in den beiden hinteren Raumecken sind vorhanden. Die hinteren Subwoofer werden kanalgetrennt über Digital – Delays aus den frühen 80ern invertiert angesteuert und vermeiden seit ca. fünf Jahren Dröhneffekte in den hinteren Raumecken. Die fünf Stück in der Front dienen auch als Podeste für Pflanzen, drei davon stehen lückenlos nebeneinander und geben ein tolles Low-Board ab. Da passen dann sogar einige Pflanzschalen drauf. Die rückwärtigen beiden 1000er haben ebenfalls eine Zusatzfunktion: Einer steht neben dem Kachelofen und dient während der kalten Jahreszeit als nützliche Ofenbank. Zusätzlich gibt es noch eine 2m hohe Transmission-Line: Die stammt aus dem Jahr 1984, wurde im Lauf der Jahre chassismäßig mehrfach nachgerüstet und strahlt in das obere Raumvolumen ab.
Die nuVero 14 betreibe ich als geschlossenen Version (beide BR-Rohre mit den beiliegenden Stopfen verschlossen). Die Doppel-Transmission-Line ist am Lautsprecherausgang B des Verstärkers (Marantz PM 14 mkII KI) angeschlossen (kanalgetrennt, unter ca. 40 Hz). Der Verstärker ist ab Werk vollständig aufgetrennt und ein ATM oder Antimode kann problemlos eingeschliffen werden. Ein kleiner Schiebeschalter auf der Verstärkerrückseite in der Nähe der Pre-Out/ Main-In-Buchsen ermöglicht das pausenfreie Überbrücken der eingeschleiften Geräte und ist für Vergleichszwecke sehr hilfreich.
Warum Einsatz des Antimode 2.0?
Aus Hinweisen von Thomas Bien und auch eigenen Hörerfahrungen weiß ich, dass noch zusätzliche Bassanteile im Klang vorhanden sind, die bei tiefbasshaltigem Klanggeschehen hörbar werden. Das ist nicht wirklich unangenehm, aber künstlich durch den Raum hinzugefügt. Vermutlich also leichte Überhöhungen im Frequenzgang des Bassbereiches. Neben der Beseitigung dieser raumspezifischen Bassanteile erhoffte ich eine Linearisierung des Frequenzbereiches unter ca. 300 Hz und eventuell eine noch bessere Einbindung der Subwoofer, zumindest messtechnisch. Herausgehört hat man die Subwoofer aber noch nie, von daher erwartete ich keine große hörbare Veränderung.
Lieferung des Antimode 2.0 (AM)
Die Lieferung erfolgte ca. 1 ½ Wochen nach Bestellung und Vorauszahlung. Die Ware wurde von DHL geliefert und kam gut verpackt und unbeschädigt an. Beigepackt waren neben dem AM das Netzteil, das Messmikrofon, ein USB-Kabel, die Fernbedienung mit Batterien, eine englischsprachige Bedienungsanleitung und die Gummibärchen. Das AM ist mechanisch hochwertig aufgebaut, das Gehäuse besteht aus mattschwarz lackiertem Stahlblech, die Front aus schwarz eloxiertem Aluminium. Die Anschlüsse auf der Rückseite sind vergoldet. Es ähnelt im Aussehen den ATM-Modulen der nuVeros. Hier einige Bilder:
Anschluss und Einbindung des AM
Auf Grund der Tatsache, dass meine Kette und insbesondere die Subwoofer nach bestem Wissen und langjähriger Hörerfahrung schon gut aufeinander abgestimmt waren, kam für mich nur folgende Anschlussvariante in Frage: analoge Einbindung an der Trennstelle Vor- Endverstärker. Außerdem will ich das ATM-Modul weiterbetreiben. Somit habe ich wie folgt verkabelt: Pre-Out des Verstärkers --> Cinch – Eingang AM 2.0 (analog)--> Cinch – Ausgang AM 2.0 (analog) --> ATM --> Main-In Verstärker.
Die digitalen Ein- und Ausgänge des Gerätes habe ich nicht benutzt und kann daher zur Zeit keine Aussage darüber treffen.
Stapelware. Die Delays und andere Kistchen. Sieht schlimm aus, bewährt sich aber seit Jahren. Die meisten Funktionen der Delays sind abgeschaltet. Sie dürfen nur verzögern und das Signal invertieren. Das Yamaha-Delay dient nicht zur Bassoptimierung, sondern fügt in Verbindung mit einer eigenen Endstufe und zwei rückwärtig angebrachten nuBox 310 dem Hörerlebnis bei Bedarf einen ganz leichten Raumklang hinzu.
Einmessung und Bedienung des AM
An den Einstellungen der Subwoofer und der seit Jahren gut arbeitenden Absorber-Delays habe ich nichts geändert. Warum auch, alle Einstellungen waren diesbezüglich mit Sinussignalen längst optimiert. Das Anschließen des AM ging leicht von der Hand und nach Herstellen der Stromzufuhr stellt das Gerät die Anschlussart fest. Das vorhandene ATM habe ich in Stellung „OFF“ gebracht und somit überbrückt (das geht aber nur mit den nuVero-ATMs). Über die Fernbedienung (FB) habe ich mir zunächst die Firmware-Version auf dem 3,5 x 3 cm großen Bildschirm anzeigen lassen: Sie stammte vom April 2012. Danach habe ich das Gerät mit eingestecktem Messmikro kalibrieren lassen, als Konfiguration wählte ich 2.0 Stereo.
Zunächst ertönte weißes Rauschen, welches sich automatisch hochregelte bis das angeschlossene und in Hörposition angeordnete Messmikrofon ausreichend Pegel erhalten hat. Ein Druck auf die OK-Taste der FB startete dann die Messsignale. Hierbei werden mehrfach Sinus-Sweeps langsam von niedrigen Frequenzen bis nach oben durchlaufen. Zu diesem Zeitpunkt sollte man den Raum verlassen und Nebengeräusche vermeiden. Nach ca. 10 Minuten war das Einmessen vorbei und der Bildschirm zeigt den vorher/nachher-Frequenzgang an. Im Prinzip war es das schon, mehr muss man eigentlich nicht machen. Hier ein Foto des Bildschirms:
Man sollte jedoch darauf achten, dass man im Menü die richtige Einstellung für den Eingangspegel wählt. Bei mir muss das die Einstellung „hoch* “ sein. Das war aber nicht so voreingestellt, so dass mir bei den ersten Hörproben der Pegel zu niedrig erschien. Ändern kann man das wie folgt:
Menü --> Einstellungen --> OK --> Symbol „Schraubenschlüssel“ --> OK --> E-Pegel wählen (mit Pfeiltasten anwählen) --> OK --> Menü
Das erschließt sich dem neuen User nicht sofort und an diesem Punkt durfte ich ein wenig auf der digitalen Spielwiese Purzelbäume schlagen. Witzig und fast Gedankenübertragung: Noch am gleichen Tag gab es ein Firmware-Update, welches unter anderem genau diese Grundeinstellung änderte, so dass mit der Firmware „May 30 2012“ die Voreinstellung praxisgerechter ist. Das neue Update habe ich mit einem an das über USB an das AM angeschlossenen Idea-Pad problemlos durchführen können.
Weiterhin gelang es mir schnell, die vorher/ nachher Messkurven aus dem AM in den PC zu übertragen und von der Software REW V5 anzeigen zu lassen (.txt – Dateien).
Hier die entsprechenden Screenshots:
Vorher:
Und nach der Glättung und Optimierung durch Antimode:
Musikerfahrungen mit dem AM
Der Hörtest ergab zunächst keine signifikanten Auswirkungen auf das Musikgeschehen, auch bei mir taten sich keine neuen „Klangwelten“ auf. Das wäre mir aber auch gar nicht recht gewesen, sonst hätte ich seit Jahren mit schlecht eingestellten Geräten gehört. Messtechnisch ergab die Standard-Kalibrierung aber durchaus Verbesserungen: Die Frequenzgangkurve erscheint geglättet und zeigt zweierlei: Erstens war die Subwoofergruppe seither schon gut eingebunden und zweitens hat das AM das Ganze noch etwas verbessert.
Im Mittel – Hochtonbereich ergaben sich kaum hörbare Veränderungen, mit Hilfe des Überbrückungsschalters auf der Verstärkerrückseite kann ich, wie bereits erwähnt, pausenfrei die Auswirkung auf den Klang prüfen.
Im Frequenzbereich von ca. 150 – 230 Hz sieht man übrigens die Auswirkungen des Esstischs: Wie ein Kammfilter zeigen sich hier schmalbandige Einbrüche, gehörmäßig allerdings nicht so erfassbar wie es die Frequenzgangkurve in diesem Bereich erwarten lässt. Schmale Frequenztäler füllt das AM nur etwas auf, hier muss man mit klassischen Mitteln an die Beseitigung herangehen (Boxenrücken, Raumbedämpfung, Möbelrücken usw.) um eine größere Verbesserung zu erzielen. Solche Kammfiltereffekte entstehen auch, wenn Boxen zu nahe an der Wand stehen. Man sollte übrigens nicht versuchen, Frequenzgangtäler mittels der parametrischen Equalizer beispielsweise um 5 dB anzuheben, weil das AM dies möglicherweise nicht auf gewünschte Art verwirklicht: Es erhöht nur wenig, senkt aber dafür das komplette übrige Frequenzband entsprechend ab, so dass das Tonsignal insgesamt leiser wird. Es ist tatsächlich sinnvoll, die Equalizer vor allem zum Absenken von Spitzen zu verwenden. Das regelt aber im Prinzip bereits die Standardkalibrierung des AM, so dass man die Equalizer nicht unbedingt benötigt.
Sehr positiv wirkt das AM bei Orgelmusik oder langanhaltenden Bassläufen, in diesen Fällen fehlen die durch den Raum entstandenen noch in Resten vorhandenen Überhöhungen im Frequenzgang. Das ist gut hörbar, insbesondere bei höheren Lautstärken. Der Bass ist noch einen Tick „knackiger“ und in Teilbereichen etwas schlanker, das gefällt mir. Es klingt noch richtiger. Im Mittel- Hochtonbereich höre ich kaum Veränderungen, die Musik löst sich nach wie vor gut von den Lautsprechern. Rauschen durch das AM ist so gut wie nicht vorhanden, so muss es sein. Mit einem nachgeschalteten ATM-Modul gibt es ebenfalls keine Probleme in Hinblick auf Rauschen oder Brummen, gut so.
Eine Sache ist in meine Augen aber noch verbesserungswürdig: Bei hohen Abhörlautstärken und entsprechendem Musikmaterial kommt das Anti-Mode 2.0 ins Clippen. Und zwar noch ehe der Marantz PM 14 die Halbleiter streckt, die nuVero 14 unsauber klingt oder ein AW-1000 röchelt. Dies geschieht besonders bei hart geschlagenen Schlagzeugpassagen mit Mittel- und Hochtonanteilen. Das AM 2.0 signalisiert Clipping mit einer entsprechenden Meldung auf dem Bildschirm (Clipping detected) und es erscheint ein Totenkopf im Display.
Cool:
Wenn man den Kahlschädel ignoriert, hört man schnell recht hässliche und brutale digitale Verzerrungen in den Lautsprechern. Das ist für mich kein k.o.-Kriterium, aber vielleicht kann man hier noch eine Lösung finden und per Firmware – Update nachbessern. In solchen Fällen kann ich per Schiebeschalter das AM umgehen, aber das ist weder optimal noch Sinn der Sache. Wie gesagt, dass passiert nur bei hohen Lautstärken, aber mit meinem Setup ist es locker möglich, das AM 2.0 ins Clippen zu treiben. Und das bei Lautstärken, die keineswegs Gehörschäden verursachen.
Vermutlich ist die Reduzierung des Clipping-Effektes nur mit Tricks möglich. Vielleicht kann man einen Rechenalgorithmus per Softwareupdate einbauen, welcher dynamisch bei hohen Pegeln die Clipping-auslösenden Signalanteile herausrechnet und dadurch den Effekt weitgehend vermeidet. Oder eine Dynamikkompression bei hohen Pegeln einsteuern. Das fände ich nützlich, wenn dadurch die extrem störenden Verzerrungen im Clipping-Fall vermieden werden könnten. Der Totenkopf darf ruhig weiter auftauchen, aber nur als Hinweis, dass ab diesem Pegel nun komprimiert wird. Das wäre eine gute Lösung!
Die im Menü des AM 2.0 angebotenen Zusatzfunktionen wie Subsonicfilter (10 Hz), parametrische Equalizer, vordefinierte Frequenzgangkurven usw. sind gut und im Einzelfall auch nützlich, allerdings scheint mir die vollautomatische Kalibrierung die beste Option zu sein. Zur Zeit habe ich keine weiteren Filter oder Equalizer gesetzt und setze tatsächlich nur die Standardoptimierung ein.
Zusammenfassung
Pro:
- Verarbeitung und Material (Ganzmetallgehäuse, vergoldete Anschlüsse)
- Gute Menüführung
- guter Support durch Beratung und Updates
- Einfache und wirksame Kalibrierung und Optimierung (Plug&Play), top!
- Korrektur des Frequenzganges wird vollautomatisch und offenbar technisch sinnvoll durchgeführt
- Rauschen ist kein Thema, minimal
- Mit ATM-Modulen gut kombinierbar
- Messgerätefunktion, in Verbindung mit entsprechender Software (z.B. REW) Daten als .txt – Datei auslesbar und am PC darstellbar
- Flexibel, bei Veränderungen im Raum (Möbel, Aufstellung usw.) ist in wenigen Minuten eine neue Messung und Optimierung möglich, hierfür kein PC nötig
Contra:
- Starke Verzerrungen im Fall von Clipping
Neutral:
- Preis, in Anbetracht der Stückzahlen und der Entwicklungskosten wohl angemessen
- Mikrofon: einfach, aber zweckmäßig, langes Anschlusskabel
Für mich überwiegt der Nutzen des AM 2.0. Eine Klangverbesserung wird bewirkt, bei bereits optimierten Anlagen fällt diese naturgemäß geringer aus. Das habe ich so erhofft und es ist eingetroffen. Wie das AM genau wirkt, ist mir nicht restlos klar, allerdings scheint es bevorzugt Überhöhungen im Frequenzgang einzuebnen als schmalbandige Täler aufzufüllen. Es ist auf jeden Fall richtig, vor der Anschaffung des AM die Boxenaufstellung so weit wie möglich zu optimieren und mit den klassischen Mitteln die Raumakustik zu verbessern. Wenn dann noch Wünsche hinsichtlich Frequenzgangoptimierung bleiben, sollte man über den Kauf des AM 2.0 nachdenken.
@Bass-Oldie: Für ein Software-Update, welches die Clipping-Problematik beseitigt oder mindert, wäre sicher nicht nur ich dankbar.
Beste Grüße
OL-DIE
*Nachtrag: Korrektur von niedrig auf hoch