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Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Mo 3. Dez 2012, 14:52
von g.vogt
Hallo liebe radfahrende Hififreunde,

ich habe andernorts gelesen, dass einige User Erfahrungen mit Spikereifen haben.
An euren Beweggründen und Erfahrungen wäre ich sehr interessiert.

Der Fahrradschrauber meines Vertrauens hat mir davon bisher stets abgeraten. Dazu muss ich sagen, dass ich keine zig Kilometer verschneite Waldwege zurücklege. Meine täglichen Strecken betragen nur wenige Kilometer und mit den bisherigen Maßnahmen - griffige Allwetterreifen, Sattel tieferstellen, reduzierte Geschwindigkeit, erhöhte Aufmerksamkeit - komme ich im Grunde hin, nur Blitzeis ist ein Grund, das Rad stehenzulassen. Mein Fahrradexperte meint, dass Spikereifen eher für dauerhaft winterliche Straßen gedacht sind und bei wechselnden Straßenverhältnissen auch Probleme bereiten können und insbesondere auf Straßenbahnschienen, Gullideckeln und gelaugten Pflasterstraßen Unfallgefahr bestünde, so dass man die Sicherheit auf Eis gegen die Unsicherheit auf unverschneiten/unvereisten/geräumten/gelaugten Flächen eintauscht (und die dauerhaften Schnee-/Eisdecken sind in unserer Region eher die Ausnahme).

Wie seht ihr das?

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt

Re: Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Mo 3. Dez 2012, 18:13
von horch!
Hallo Gerald,

mit eigenen Erfahrungen kann ich leider nicht dienen - aber die Meinung deines Händlers entspricht jener, die sich auch in meinem Hirn über die Jahre gebildet hat. Quellen dafür kann ich nicht mehr angeben, es ist die Summe diverser Aussagen, die dann noch durch meinen persönlichen Plausibilitätsfilter gingen. :wink:

Ich habe mich daher für normale "Winterreifen" ohne Spikes plus aufmerksame Fahrweise entschieden. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, liegt das Ergebnis bei 2 Stürzen in den letzten ca. 15 Jahren. Einmal durch eine Kante, die ich unter dem Schnee in der Dunkelheit nicht gesehen habe - da hätten Spikes auch nicht geholfen; einmal durch frierende Nässe in einer 90 Grad-Kurve, als ich absolut nicht damit gerechnet hatte (18 km keine Glätte festgestellt). Hm, ob Spikes das gehalten hätten :eusa-think: ... ich weiß es nicht.

Grüße,
Mirko

Re: Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Mo 3. Dez 2012, 21:41
von g.vogt
Hallo Mirko,

deine Erfahrungen entsprechen meinen: Ein Unfall durch Bodenfrost in einer schattigen Kurve, eine überfrorene Kurve wenige Tage vor Totensonntag (der erste Frost des Jahres) - das waren meine beiden bisherigen Fahrradunfälle, bei denen ich mich "arztrelevant" verletzt habe (Knieprellung beim ersten Unfall, Daumenbruch beim zweiten), und die lagen 9 Jahre auseinander. Natürlich erwischt es mich alle paar Winter mal, dass ich in den Schnee greife (bspw. im letzten, weil ich beim Abbiegen eine aus dem Schnee ragende Stufe nicht gesehen habe).

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt

Re: Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Mo 3. Dez 2012, 22:00
von ergu
Hallo zusammen. Ich habe zu dem Thema eigene, divergierende Erfahrungen gemacht. Ich fahre bereits seit einigen Jahren ca 15 km mit dem Rad zum Dienst und das auch im Winter. Nachdem ich einige unangenehme Stürze hinter mit hatte (Stollenreifen MTB), habe ich auf Empfehlung eines Bike- Geschäftes Schwalbe Spikes gekauft.

Diese fahre ich bei trockenem, nicht rutschigem Wetter mit Minimalluftdruck. Sollte es zu überfrierender Nässe kommen, pumpe ich den Reifen maximal auf und muss keine Angst vor Glätte haben. Gestern erst erlebt. Morgens losgefahren bei trockenem, kaltem Wetter und am Nachmittag schneit es. Auf der langen Landstrasze von Berlin in mein Dorf fing es an zu frieren. Mein Arbeitskollege "belohnte" der Wintereinbruch mit einem glimpflich verlaufenden Sturz, ich kam ohne Rutscher zu Hause an.

Ich zumindest bilde mir ein, dass meine Sicherheit seit dem Nutzen von Spikes erheblich gestiegen ist.

Re: Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Mo 3. Dez 2012, 22:10
von horch!
ergu hat geschrieben:
Diese fahre ich bei trockenem, nicht rutschigem Wetter mit Minimalluftdruck. Sollte es zu überfrierender Nässe kommen, pumpe ich den Reifen maximal auf und muss keine Angst vor Glätte haben.
Das hätte ich jetzt spontan umgekehrt erwartet... greifen die Spikes erst bei mehr Reifendruck? :eusa-think:

Re: Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Mo 3. Dez 2012, 22:14
von ergu
horch! hat geschrieben:Das hätte ich jetzt spontan umgekehrt erwartet... greifen die Spikes erst bei mehr Reifendruck? :eusa-think:
Genau so ist es. Ist der Luftdruck gering, haben die Gummistollen "das Sagen". Pumpt man stärker auf, greifen die Spikes.

Re: Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Mo 3. Dez 2012, 22:16
von der elektriker
Hallo Jungs , dem selben Gedanken habe ich auch zurzeit. Ich brauche für mein M.-Bike neue Reifen. Auch mein Gedanke diese durch Schwalbe Reifen mit Spikes zu wechseln. Und im Frühjahr ein Satz neuer Felgen mit normalen Reifen.

Leider habe ich bisher auch keine Erfahrungen mit Spikes. Wie verhalten sie sich bei normalen Straßenverhältnissen wenn kein Schnee oder Eis da ist.

Einerseits sagt man , der Versuch macht klug.

Oder wer nicht wagt , der nicht gewinnt.

Ich mache mir noch ein zwei Tage Gedanken und dann entscheide ich mich.

Gruß Holger

Re: Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 00:05
von Zweck0r
Ich kann mich überhaupt nur an zwei Beinahe-Stürze erinnern, und beide hatten mit Standardreifen und unerwartetem Glatteis (bei erwartetem habe ich damals grundsätzlich den Bus genommen) zu tun.

Seit zwei Jahren habe ich diese Reifen:

http://www.bike-components.de/products/ ... ifen-.html

Grob geschätzt 1000 km bin ich damit bis jetzt gefahren, großenteils über eis- und schneefreie Straßen und Radwege. Unkomfortabler als Normalreifen sind sie auf jeden Fall: schwergängiger, fühlbares Surren, Schottergeräusch, gewöhnungsbedürftige 'Nichtlinearitäten' beim Lenken. Aber wirklich weggerutscht bin ich damit noch nie. Auch nicht heute auf dem Kopfsteinpflaster.

Glatteis und festgefahrener Schnee hat dafür jeden Schrecken verloren, selbst starkes Bremsen klappt problemlos. Mit Vorsicht zu genießen sind nur noch dicke, lose Schichten tauenden Schneematsches, der in sich rutscht, und vereister Schnee mit Spurrillen, wie er auf tagelang nicht geräumten Radwegen liegt. Wobei man auf letzterem allerdings 'nur' weggerissen wird und den Lenker nicht mehr halten kann. Rutschen tut man selbst darauf nicht. Mit Normalreifen wären solche Wege völlig unbefahrbar, mit den Spikes klappt's zumindest im Schrittempo, wenn man den Lenker sehr gut festhält.

Re: Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 06:26
von horch!
ergu hat geschrieben:
horch! hat geschrieben:Das hätte ich jetzt spontan umgekehrt erwartet... greifen die Spikes erst bei mehr Reifendruck? :eusa-think:
Genau so ist es. Ist der Luftdruck gering, haben die Gummistollen "das Sagen". Pumpt man stärker auf, greifen die Spikes.
Hm, das lässt mir irgendwie keine Ruhe, denn ich verstehe nicht, wie das funktioniert. Welchen Reifen hast du genau? Wie sind da die Spikes angeordnet.

Beim Schwalbe Marathon Winter steht z.B.:
Beim Mindestdruck greifen die Spikes am besten. Der Maximaldruck reduziert die Laufgeräusche auf freier Straße.

@Zweck0r:

Beim Nokian Hakkapelitta W240 steht:
Der Reifen muss auf einer Straßenlänge von 50km eingefahren werden. Vermeide dabei starkes bremsen und beschleunigen. Nur das sorgfältige Einfahren des Reifens gewährleistet beste Haftung und Dauerfestigkeit der Spikestifte in den Reifen.
Das erinnert mich an die Diskussion um das Einspielen von Boxen... :D Nein, ernsthaft: Was bewirkt das Einfahren? Was ändert sich dabei?

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich Spikereifen noch nicht ganz verstanden habe...

Re: Fahrrad: Spikereifen?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 07:43
von ergu
Hm, ich habe jedenfalls diesen Reifen:

[url] http://www.schwalbe.de/ger/de/produkte/ ... rodukt=115

Mein Bike-Laden erklärte mir, dass bei niedrigem Luftdruck die Spikes von der Schlauchseite wenig Druck erhalten und daher das Gummiprofil im Vordergrund steht. Bei Maximaldruck werden die Spikes stärker nach Aussen gedrückt. Komischerweise nimmt das Fahrgeräusch bei Maximaldruck deutlich zu, was eigentlich die Aussage des Geschäftes unterstützt. Warum es bei dem Schwalbe Marathon anders sein soll, keine Ahnung.

Bzgl des Einfahrens hat es wohl etwas mit dem Setzen der Stifte zu tun. Wenn man die Spikes nicht auf Asphalt einfährt, kann wohl Dreck zwischen Spike und Buchse gelangen. Das führt im Folgenden zu Verlusten von Spikes. Werden die erst eingefahren, setzt sich alles und die Spikes werden bombenfest.