Nubert Lautsprecher, HiFi- und Surround-Elektronik

Wenn man davon ausgeht, dass die Farbtemperatur bereits auf der Videoaufnahme vorhanden ist (je nach Beleuchtung bzw. tageszeitabhängiger Farbtemperatur bei die Aufnahme entstanden ist), dann müsste doch theoretisch die korrekte Farbtemperatur am Wiedergabegerät (TV) völlig "neutral" sein, damit der Eindruck der Aufnahme unverfälscht wiedergegeben wird - oder habe ich da einen Denkfehler

Wenn es überhaupt sowas wie eine "neutrale Farbtemperatur" gibt, dann darf diese weder warm-weiss noch kaltweiss ausfallen, sondern eben möglichst neutral (also ohne hinzugefügten Rot- oder Blau-stich bei der Wiedergabe).

Deshalb stelle ich mir nun die Frage:
Gibt es bei der Videowiedergabe überhaupt so etwas wie die "richtige" Farbtemperatur, bei der das Ausgangsmaterial nicht verfälscht wird

Beim "Druckerei-Standart" beträgt die Farbtemperatur 5000 Kelvin (K) (was ungefähr dem mittleren Tageslicht entspricht) - keine Ahnung, ob dies nun exakt einem "neutralen Weiss" entspricht?



Gruß
Rank

Moin Rank,

Ist nicht 6500K als Optimaleinstellung der empfohlene Standard bei der Videowiedergabe? Jedenfalls so weit ich weiß, kommt 5000K weitestgehend nur für Druckereien/Druckvorstufenerstellung/Bearbeitung in Verwendung.
Wenn man nicht die Möglichkeit hat, die Farbtemperatur von Bildschirm oder auch Beamer auszumessen, um überhaupt festzustellen welche Farbtemperaturen bei welcher Einstellung wirklich ausgegeben wird und wie stabil dieses dann über die gesamte Bildfläche ist, was nutzen diese Überlegung.
Für die Grafik und Fotobearbeitung und Druckvorstufenherstelung wird ja mit Kalibrierungen zur Sicherstellung der entsprechenden Eckpunkte gearbeitet. Wobei dort meines Wissens nach nicht nur der Weißpunkt kalibriert wird.
Oder haben Moderne Geräte zur Wiedergabe im Homebereich heutzutage eigentlich eine standardisierte Kalibrierung "OnBoard"?

Gruß joe

Ich kann jetzt für mein Gerät, einen Löwe sprechen.
Der hat drei Möglichkeiten der Farbtemperatureinstellung:
Normal, Intensiv und Soft
SOFT hat 6500K.
Die beiden anderen sind deutlich blauer (Intensiv ist am Blauesten)
Mir gefällt bei normaler TV wiedergabe die Normaleinstellung am besten. Intensiv finde ich übel.
Soft benutze ich, wenn ich den TV als PC Monitor für die Wiedergabe von Diashows nutze, da meine gesamten Monitore auf die 6500K kalibirert sind (auch der TV für die Nutzung als Monitor).
Die Modi unterscheiden sich allerdingsnicht nur in der Farbtemperatur, gleichzeitig wird mit dem SOFT Modus auch der Kontrast reduziert, das Bild wird dadurch etwas flauer, aber es werden deutlich mehr Details dargestellt, die im höheren Kontrast der Modi weggebügelt werden.

Ich war sehr überrascht, daß mir persönlich bei TV oder Filmwiedergabe das blauere Bild besser gefällt. Daher würde ich keine Wissenschaft draus machen, und mal die Einstellungen probieren und nehmen was gefällt.
Im allgemeinen sind bei den Geräten, die Schärfe, die Farbe und der Kontrast zu hoch eingestellt, da würde ich eher mal spielen.

Also wenn Bildwiedergabegeräte kalibriert werden dann sollten diese danach auch neutral sein, bezüglich der Farbtemperatur um 6500k z.B.
Die Kalibrierung erfolgt ja mit "genormtes" Material, d.h. kommt was anderes rein, poppige Farben a la Transformers oder eher so ein spezieller Look a la 300 dann werden diese auch entsprechend aussehen. Was man im Endeffekt sieht ist immer abhängig von den Geräte Einstellungen und vom eingangs Material.

In dem Sinne hast du kein Denkfehler, nur werden Geräte selten alle Parameter zu 100% erreichen, egal was drauf steht.

Rank hat geschrieben:Wenn man davon ausgeht, dass die Farbtemperatur bereits auf der Videoaufnahme vorhanden ist (je nach Beleuchtung bzw. tageszeitabhängiger Farbtemperatur bei die Aufnahme entstanden ist), dann müsste doch theoretisch die korrekte Farbtemperatur am Wiedergabegerät (TV) völlig "neutral" sein, damit der Eindruck der Aufnahme unverfälscht wiedergegeben wird - oder habe ich da einen Denkfehler

Ja, Du unterliegst einem Denkfehler.
Auf der Aufnahme ist keine Farbtemperatur vorhanden, sondern nur Werte für Rot, Grün und Blau.
Wenn alle drei den maximalen Werte haben, bedeutet das Weiß.
Allerdings ist "Weiß" ein relativer Begriff, denn Sonnenlicht, bedeckter Himmel, Halogenlampen, Kerzenschein, usw. haben verschiedene Farbtemperaturen - trotzdem erscheint uns Menschen ein weißes Blatt Papier immer weiß (das Auge passt sich automatisch der Beleuchtung an).
Um die Werte auf der Aufnahme in einem definierten Zustand zu bekommen, muss zuerst das Aufnahmegerät kalibriert werden.
Dazu wird ein standardisierter Farbraum benutzt (davon gibt es viele). Der Farbraum sagt aus, welcher Wert jeweils für Rot, Grün und Blau bei verschiedenen in der Natur vorkommenden Farben dann auf dem Speichermedium gespeichert werden sollen.
Abhängig von der Beleuchtung wird auch noch ein Weißabgleich gemacht - dazu kann man eine neutralgraue Karte vor das Aufnahmegerät halten und später die aufgenommenen Werte für R,G,B auf gleiche Höhe bringen....das bedeutet dann "Weiß" im Sinne der Definition im Farbraum.
Auf den selben Farbraum muss das Wiedergabegerät kalibriert sein - dann erscheinen alle Farben exakt wie bei der Aufnahme.

Das heißt: absolut korrekte Farben inklusive Weiß gibt es nicht auf der Aufnahme, sondern relative Werte bezogen auf einen Farbraum - erst wenn alle beteiligten Geräte im Workflow auf den selben Farbraum kalibriert sind, stimmt alles.

In einem Punkt hast Du recht: für jedes Medium (Fersehen, DVD, BluRay) ist ein Farbraum international standardisiert und die Aufnahmegeräte sind mit Sicherheit kalibriert. Wenn nun die Wiedergabegeräte kalbriert wären, würde man immer alle Farben inkl. Weiß korrekt sehen.....leider sind Wiedergabegeräte niemals exakt kalibriert, nur in den seltensten Fällen einigermaßen kalibriert und fast immer im Auslieferungszustand völlig falsch eingestellt.....

Die Auswahlmöglichkeiten wie zB. Neutral, Kino, Sport, Natürlich, Wohnzimmer, Dynamisch, usw sind völliger Quatsch.
Man benötigt nur zwei Einstellungen: Kalibriert (der Farbraum ist aus den Videodaten herauslesbar) und volle Helligkeit (Beamer bei Tageslicht).

Die Spezifikationen für die gängigsten Farbräume für Fotografie und Video findet man hier.

Danke für die gute Erklärung, Blu. Wenn es nun verschiedene Kalibrierungen gibt (abhängig vom Farbraum), warum gibt es dann nicht - ähnlich dem Tonformat - eine "Meldung" des Wiedergabemediums:"Hey Beamer, habe Farbraum X, schalte mal auf diesen um"? Müsste doch gehen?!

Hinzu kommt vermutlich dass Licht im Abspielraum, jedoch müsste man dies eben (durch einen Sensor!?) an die Wiedergabe anpassen. Nur so sieht man dann den Film so, wie es der Aufnehmende wollte.

Ehrliche Wiedergabe a la Nubert?

Legomann II hat geschrieben:.....warum gibt es dann nicht - ähnlich dem Tonformat - eine "Meldung" des Wiedergabemediums:"Hey Beamer, habe Farbraum X, schalte mal auf diesen um"? Müsste doch gehen?!

Ja, das geht - Vorausetzung ist jedoch, dass der Beamer kalibriert ist, sonst kann er die Farbdaten nicht korrekt konvertieren.
Wieviele Leute kennst Du, die den Beamer kalibriert haben?
Blöd ist ja, dass die Lampe im Beamer altert und auch irgendwann getauscht werden muss - da ist eine Kalibrierung regelmäßig fällig.

Legomann II hat geschrieben:Ehrliche Wiedergabe a la Nubert?

Bei Lautsprechern ist das Trimmen auf neutrale Wiedergabe noch relativ leicht, denn die altern nicht so schnell wie Beamer, die mit Glühlampen betrieben werden.....