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Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Fr 10. Mai 2013, 19:55
von silver-classic
Hallo Leute,

ich habe mal eine Verständnisfrage zu den aktiv Lautsprechern NuPro 10 bis NuPro A-300.
In der Beschreibung steht, dass jede Box zwei Verstärker besitzt. Jeweils einen für den Tiefmitteltöner und einen für den Hochtöner. Richtig?
Jetzt gibt es aber eine alte Faustregel welche besagt, dass beim Durchschnitt der Musik, egal ob Klassik oder Heavy Metal, die akustische bzw. elektrische Leistung mit der ein Lautsprecher beaufschlagt wird, sich ungefähr folgendermaßen verteilt: Bass ca. 80%, Mitten ca. 15% und Höhen ca. 5%. Gut, die NuPro´s sind Zweiwegelautsprecher. Da ist es vielleicht ein Verhältnis von 90% Tiefmitteltöner zu 10% Hochtöner (da frühere Einsatzfrequenz).
Bitte jetzt mal nicht an den (ungefähren!!) Prozentzahlen festbeißen, worauf ich hinaus will ist etwas anders.
Viele kennen ja die Hochtöner Chassis von Isophon, Heco, Scan Speak etc. welche man kaufen kann. Auch bei diesen gibt es eine max. Belastbarkeitsangabe. Allerdings!! unter der Voraussetzung, dass die Chassis nach unten bei z. B. 3 KHz oder 5 KHz etc. von der Frequenzweiche abgetrennt werden. Bei einigen Chassis gibt es sogar detailliertere Angaben. Wie beispielsweise: Belastbarkeit 120W bei 6 KHz Abtrennung und einer Flankensteilheit der Weiche von 12 dB. Jedoch nur 50W Belastbarkeit bei 3 KHz Abtrennung und 6 dB Flankensteilheit.

Jetzt frage ich mich, wieso haben die Hochtöner der NuPros diese potenten Verstärker? Bei der NuPro A-300 immerhin 125W. Keine Schwingspule eines Hochtöners hält 125W (oder auch nur 60W bei der NuPro 10) aus. Auch nicht Ferrofluid gekühlte. Und es ist doch eigentlich gar nicht notwendig, da diese akustische bzw. elektrische Leistung im KHz Bereich bei Musik gar nicht vorkommt. Oder sehe ich das falsch? Warum also nicht 150W für den Tiefmitteltöner und, sagen wir mal, 10W (meinetwegen auch 20W) für den Hochtöner?
Da ich in meinem Leben schon einige Hochtöner in den ewigen Hochtöner-Himmel geschickt habe, hatte ich also genügend „übrig gebliebene“ Schwingspulen zum Testen. Belaste ich eine solche mit ca. 20V bei 5A, was etwa 100W bei 4Ohm Widerstand entspricht, glüht das Ding kurz auf. Und das war´s. Ok. Das ist bei Gleichstrom so. Also extremes Clipping. Aber ich bin mir relativ sicher, dass bei 20V bis 25V und einigen Ampere, auch bei 5 KHz Wechselstrom, ähnliche passiert. Vielleicht etwas später. Aber 100W Wärmeleistung, kann keine so kleine Schwingspule aushalten. Warum also so viel Leistung auf die Hochtöner bei den NuPros?

Hat hier einer eine Ahnung, wo mein Denkfehler liegen könnte, oder hat dieser Leistungsüberschuss im KHz Bereich noch einen anderen, mir zur Zeit nicht geläufigen Hintergrund.

Vilen dank für eure Aufklärung.

silver-classic

Re: Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Fr 10. Mai 2013, 21:14
von joe.i.m
Also so hab ich das noch garnicht betrachtet, ich war bisher der Meinung, das diese Angabe für 2 Boxen/ 1Paar nuPro gilt, also pro Box nur ein Verstärker.

Würde mich jetzt aber auch mal interessieren, ob das zwei oder ein Verstärker pro Box sind

Gruß joe

Re: Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Fr 10. Mai 2013, 22:20
von urlaubner
ich gehe stark davon aus dass es einfach billiger ist 2x die gleiche endstufe zu verbauen als 2 unterschiedliche. bestimmt würde eine 50 watt für den TMT und eine 5 watt für den HT auch langen, aber dann müssten 2 unterschiedliche endstufen gefertigt werden. So sind beide endstufen identisch und die anzahl der gebauten endstufen doppelt so groß.

Re: Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Fr 10. Mai 2013, 22:32
von Winni 01
In der Tat ist mir das auch etwas unklar.
In der Bedienungsanleitung meiner A20 steht 2x80W
Max. 100W (auf der Rückwand der Box auch max 100W)
Wenn also die NuPro 2x80 hätte, müsste sie ja gesamt 160W haben.
oder sie hätte 2x50W (100), dann wäre aber die Aussage als solches falsch.
Wahrscheinlich ist es die Leistungsaufnahme des Netzteils,
was aber bei 2x50 einem Wirkungsgrad von 100% entsprechen würde.
Kann ja auch nicht sein.

Der Sound ist Hammer, aber auf die abgedruckten Zahlen gebe ich nichts.

Mich würde ohnehin mal interessieren, wie man bei Aktivboxen den Wirkungsgrad messen kann.
Passiv ist einfach: 1W Rosa Rauschen = X DB/A
aber wie funktionierts bei Aktiv?

Re: Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Sa 11. Mai 2013, 09:30
von Butti
joe.i.m hat geschrieben:Würde mich jetzt aber auch mal interessieren, ob das zwei oder ein Verstärker pro Box sind
Siehe Produktbeschreibung

Code: Alles auswählen

Konstruktionsprinzip und Gehäuse
Als vollaktiver Zwei-Wege-Lautsprecher beherbergt der nuPro A-20 eine aktive Weiche sowie zwei leistungsfähige 80-Watt-Digital-Verstärker für den Hochton- und den Tiefmitteltonbereich. Dabei durchläuft das Tonsignal - im Gegensatz zu einer Passivbox - zuerst die aktive DSP-Weiche und gelangt danach an die integrierten Verstärker. Dies ermöglicht eine präzise Trennung und Linearisierung der Frequenzbereiche  und erübrigt so den Einsatz einer aufwendigen passiven Weiche.
silver-classic hat geschrieben:Keine Schwingspule eines Hochtöners hält 125W (oder auch nur 60W bei der NuPro 10) aus.
Seas TAF27Plus, 90W Dauerbelastbarkeit, 220W Musikbelastbarkeit

Re: Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Sa 11. Mai 2013, 09:36
von joe.i.m
Danke für den Hinweis butti, muß ich echt gestehen, ich habs wohl überlesen. :oops:

Gruß joe

Re: Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Sa 11. Mai 2013, 12:13
von StefanB
silver-classic hat geschrieben:
Hat hier einer eine Ahnung, wo mein Denkfehler liegen könnte, oder hat dieser Leistungsüberschuss im KHz Bereich noch einen anderen, mir zur Zeit nicht geläufigen Hintergrund.
Die Antwort hast du dir schon selber gegeben :

"Bass ca. 80%, Mitten ca. 15% und Höhen ca. 5%. Gut, die NuPro´s sind Zweiwegelautsprecher. Da ist es vielleicht ein Verhältnis von 90% Tiefmitteltöner zu 10% Hochtöner (da frühere Einsatzfrequenz)."

Wenn nun ein Signal anliegt, welches einem Breitbänder einkanalig 100W zuführte/aufdrängte, so liefern zwei Amp-Stufen, individuell angesteuert von einer Aktivweiche, einmal dem Bass 90% und der Kalotte 10%.

Nur weil vor der Kalotte ein Amp hängt, der (gleich)viel kann, heißt das nicht, dass er auch (gleich)viel tut. Das hängt von seiner Ansteuerung ab. Und da die Energetische Verteilung im Audio-F-Spektrum nunmal ganz unten am massivsten ist und nach oben konsequent weniger wird...

Oisen kloar ?

Stefan

Re: Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Sa 11. Mai 2013, 12:22
von StefanB
Winni 01 hat geschrieben: aber wie funktionierts bei Aktiv?
Aktiv wird i.d.R. der erreichbare Maximalpegel angegeben, teils oben/unten getrennte Angaben.

Im Idealfall mit dem dann dort herschenden Klirr, wenn die Limiter anfangen, zu greifen.

Bei MEG z.B. ändert die Front-Betriebsanzeigen-LED ihre Farbe von Grün nach Rot. Für viele zuuuu früh, da geht doch noch was, Jochen, das sind 40cm, Mann....

Stefan

Re: Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Sa 11. Mai 2013, 12:55
von STM
Morel Supremo (Piccolo), 200W / 1000W Max. (6 Ohm)

Ich kenne mich nur in den Grundzügen aus, werfe aber mal das Thema "frequqenzabhängiger Impedanzverlauf" in den Raum...

Ein Lautsprecher hat mit einem 4 Ohm-Widerstand recht wenig zu tun.
Die Schwingspule ist eben eine mit Wechselstrom beaufschlagte, sich in einem Magnetfeld bewegende, durch Membrangewicht und Luftpolster des Gehäuses bedämpfte Induktivität, Zentrierspinne und Sicke spielen auch mit, etc.
Und somit wird das System ganz schnell komplexer als die meisten (mich eingeschlossen) ausrechnen könnten...

Soweit ich das verstanden habe hat der HT durch die hohe Frequenz einfach eine hohe Impedanz und nimmt daher weniger Strom auf als ein reiner ohmscher Verbraucher, die Leistungsangaben beziehen sich aber immer auf x Ohm.

Da die Membranauslenkung aber (näherungsweise) der angeleten Spannung proportional ist und bei höheren Frequenzen eben eine höhere Impedanz vorliegt fließt weniger Strom und somit nimmt die Spule weniger Leistung auf, die sie ja hauptsächlich in Wärme umwandelt und wieder abgeben muss.

Da Verstärker aber Spannungsquellen sind und die Leistung an einer fixen "Impedanz" angegeben wird braucht man eben die angegeben Lesitung nicht wirklich, nur die daraus resultierende höhere Spannung als ein Verstärker mit den tatsächlich aufgenommen Leistung des HT.

Ich hoffe, dass ich das halbwegs verständlich geschrieben habe und bitte um gegebenenfalls notwendige Korrekturen :wink:

Re: Technische Verständnisfrage zu den NuPro LS

Verfasst: Sa 11. Mai 2013, 13:07
von silver-classic
Hallo,

erstmal Vielen Dank an Alle für die bsiherigen Antworten.

@Urlaubner
Das mit der logistischen (Bauteile) bzw. produktionstechnischen (Platinenlayout) günstigern Produktion von zwei identischen Verstärkern habe ich mir auch schon überlegt. Aber meine Erfahrungen in letzter Zeit bei der Anschaffung neuer Geräte, haben mir doch gezeigt, dass hier wohl um jeden Cent gekämpft wird und an allen möglichen Stellen gespart wird. So z. B. fehlende „echte“ Netzschalter an vielen Geräten. Plastik Volume und andere Regler/Schalter statt aus Alu wir früher. „Wellblech/Alu“ oder einfach genietete Kühlkörper in den meisten AV-Receivern (erst ab der 2000.-oder 3000.-€ Klasse hört das langsam auf), anstatt massiver Kühlkörper etc.
Auch die MOS-FET Schalttransistoren eines Class-D Verstärkers der nur 10W abgibt, können gegenüber einer Endstufe die 125W abgibt, kleiner und somit billiger sein. Auch das Netzteil für beide Verstärker könnte evtl. kleiner/günstiger sein.
Aus dieser Betrachtung habe ich diese Überlegung wieder verworfen.

@StefanB
Das was du schreibst ist mir schon klar. Meine Frage ist ja, warum einen überdimensionierten Verstärker bauen, dessen volle Leistung, zumindest bei Musik, nie abgerufen wird und dessen Auslegung deshalb „unnötig“ ein paar Euro teurer wird, als ein der durchschnittlichen Leistungsabforderung angepasster Verstärker? Oder gibt es noch eine andere, mir nicht bekannte Begründung für dieses Vorgehen?
Ich habe das einmal mit zwei True-RMS Multimeter gemessen. Also die Messkabel nach der Frequenzweiche, direkt an dem Hochtöner angeklemmt. Einmal parallel für Spannung und einmal seriell für Strom. Selbst bei „volle Kanne“ Power mit Heavy Metal Musik, also voll auf die Schlagzeug Becken gedroschen, Gitarren jaulen in den höchsten Tönen, kamen da nie solche Wattdimensionen zustande. Da der Stereo Verstärker, den ich dazu benutzt habe, über 200W (wohlgemerkt „echte“ RMS Watt über den gesamten Frequenzbereich, kein PMPO oder ähnliches) pro Kanal an 4Ohm abgibt, hat letztendlich die Nubertsche Lautsprecher Sicherung gegriffen und die Hochtöner aus dem grausamen Spiel genommen. Dies aber lange bevor die hinterfragten Wattagen erreicht wurden.
P.S. Den Hochtönern geht es wieder gut! Nach Zurückdrehen der Lautstärke kamen sie langsam wieder.

Trotzdem erstmal vielen Dank für eure Erklärungsversuche. Vielleicht hat ja, wenn die High End vorbei ist, jemand von Nubert kurz zeit, um zu erläutern, warum man das so macht.

Silver-classic