Review Nuwave 10
Verfasst: Mi 10. Apr 2002, 18:51
Hallo allerseits.
Das ist mein review der Nuwave 10. Ich schreibe das, weil ich denke, dass es immer ganz hilfreich ist, wenn man verschiedene Meinungen über ein Produkt hören kann, besonders natürlich herstellerunabhängige. Boxen sind - neben dem Raum - ganz sicher der kritischste und am meisten kompromissbehaftete Teil einer Hifi Anlage. Da jeder an anderen Punkten bereit ist, Kompromisse einzugehen, ist es hier nicht ganz einfach, die Produkt in gut oder schlecht zu unterteilen. Naja, es gibt natürlich Ausnahmen, manches, was so verkauft wird, ist einfach in jeder Hinsicht schlecht. Das ist also mein Erfahrungsbericht und meine Beurteilung.
Ich habe mir also die Nuwave 10 bestellt. In Ocker (leider eine selten hässliche und langweilige Farbvariante, ich hätte mich besser erkundigen sollen). Mit dem zugehörigen ABL Modul. Ich dachte, wenn schon, dann auch richtig.
Bisher betreibe ich B&W 601 Kompaktboxen an einem uralten dicken Sansui Vollverstärker. Ich finde die Boxen für ihren Preis eigentlich ziemlich ok. Allerdings liefern sie kaum Tiefbass (erstaunlich, was ?) und ich hatte auch den Eindruck, das Stereobild bzw. die Räumlichkeit könnte besser sein. Naja, ich wollte einfach mal richtig gute Boxen haben.
Der Raum, in dem ich höre, ist 20 qm, Parkett, ziemlich vollgestellt und darum halbwegs ausreichend bedämpft. Leider führt das auch dazu, dass eine wirklich symmetrische Boxenaufstellung nicht möglich ist. Typischer Hörabstand 1.8 m.
Die Bestellung war problemlos.
Der erste Eindruck war, dass die Boxen tatsächlich etwas hell abgestimmt sind und außerdem sehr breit abstrahlen. Es gibt selbst direkt hinter der Box fast keinen Lautstärkeabfall und auch kaum Höhenabfall. Bei den kleinen B&W war das durchaus der Fall.
Nach einigem Herumexperimentieren, Begeisterung und Frust, stellte sich heraus, dass die Boxen eine unsymmetrische Aufstellung nicht vertragen, Stereoortung funktioniert sonst nicht. Vermutlich eine Folge des sehr breiten Abstrahlverhaltens. Außerdem regen sie im Bassbereich problemlos alle Raummoden an (Die B&W 601 macht so ungefähr bei 70 Hz Schluss), weshalb der Abstand zu den Raumecken etwas kritischer ist. Naja, hab ich eben den Raum umgestaltet - was tut man nicht alles. Sie standen dann halbwegs symmetrisch vor der Fensterfront, mit zugezogenen Vorhängen. Das war vieeeeel besser. Dennoch war die Aufstellung immer noch nicht unproblematisch. Ich habe den Abstand zur Rückwand um 50 cm +- 20 cm variiert und die Balance zwischen Stereoortung und Räumlichkeit ändert sich dabei deutlich. Außerdem ändert sich auch der tonale Eindruck etwas. Vermutlich auch eine Folge des Rundumstrahlverhaltens. Der nach hinten abgestrahlte Schall wird reflektiert und führt zu Kammfiltereffekten irgendwo im Grundtonbereich, je nach Abstand. Denke ich mir jedenfalls.
Beurteilung nach Einzelpunkten
Tiefbass: Superklasse. Tief, laut, sehr sauber. Eigentlich für mich auch ohne ABL Modul gut genug. Es gibt nämlich nur wenige Aufnahmen, bei denen sich zwischen 30-40Hz noch viel tut. Manchmal scheint es sogar "Müll" auf der Aufnahme zu geben. Vielleicht hatten die beim Abmischen keinen ausreichend guten Monitor.
Impulsdarstellung: Wirklich sehr gut. Schlagzeug u.ä macht damit wirklich Spaß. Manchmal wirkte diese Fähigkeit aber geringfügig aggressiv.
Tonale Balance: Soweit ich beurteilen kann, ziemlich gut. Evtl. eine leichte Senke im Grundton und etwas hell abgestimmt. Im Mittenbereich wirkte jedenfalls alles sehr klar und sauber. Gelegentlich etwas mmh -dünn? Ich weiß nicht wie ich es nennen soll.
Pegel: Keine Ahnung, was die so können, jedenfalls mehr als ich brauche.
Durchsichtigkeit/Durchhörbarkeit: Wirklich sehr gut. Die Textverständlichkeit kann das Niveau eines guten Köpfhörers erreichen, die Unterscheidbarkeit der verschiedenen Instrument/Tonlagen ist prima.
Ortbarkeit/Räumlichkeit: Hängt stark von der Aufstellung ab, im Allgemeinen aber mindestens gut.
Ich denke, ich hätte mich mit dem breiten Abstrahlverhalten und der daraus resultierenden für mich sehr unbequemen Aufstellung im Zimmer abgefunden, wenn...
Tja da war ein seltsamer Effekt in den Stimmen, der mich stark genervt hat. Zisch und s-Laute bei Stimmen waren überdeutlich und richtig aggressiv. Ich konnte durch verschiedene Klangregelungsversuche nichts daran ändern. Man konnte den Effekt etwas überdecken, wenn man den "mittleren" Bass direkt an der Box angehoben hat (es gibt da einen Schalter für) und entsprechend das ABL Modul zurückdreht. Ist aber irgendwie nicht der Sinn der Sache. Ich habe keine Ahnung, wie das kommt. Eine Pegelanhebung bei 3-5kHz, die das evtl. erklären konnte, schien mir eigentlich nicht vorzuliegen. Natürlich kann man das mit "bloßem Ohr" in irgendeinem Raum nicht wirklich gut beurteilen. Ein Vergleich der jeweils nervenden Stellen mit den B&W und Kopfhörern (AKG, Stax) brachte die Erkenntnis, dass es wohl wirklich an den Boxen liegt. Da ich viel Radio höre - Nachrichten, Hörspiele, moderierte Musiksendungen - und textlastige Musik war das letztlich ein k.o. Kriterium. Schade eigentlich. Sonst waren sie wirklich sehr gut.
Nachdem ich die Entscheidung gefällt hatte, sie zurückzuschicken bin ich (ungern) zum einzigen Hifihändler in Aachen gegangen. Das sind nämlich arrogante Schnösel und Voodoo Priester. Ich habe mir dann mal ganz kurz 3 Boxen in ähnlicher, bzw. etwas niedriger Preisklasse angehört. Natürlich ist der Raum ganz anders und ein Vergleich nicht sehr aussagekräftig.
B&603 S3 ganz gut
Dynaudio 62 geht so , etwas lahm
Triangle (weiß nicht mehr) verfärbt reichlich, ziemlicher Schrott
Bei allen schien mir die Impulsverarbeitung schlechter als bei der Nuwave zu sein und allgemein bekommt man bei Nubert wohl "am meisten Box fürs Geld". Also wenn man mal so primitiv die Treiber zählt, das Gewicht, oder die Ausstattung betrachtet. Bass war jeweils etwas schwammig, aber der Raum schien auch nicht ausreichend bedämpft.
Nächste Schritte:
Ich will mir mal die Q Serie von Kef anhören. Der Koax-Treiber führt zu einer - für Hifi Boxen - starken und gleichmäßigen Bündelung. Jedenfalls sieht das nach den Messungen, die ich in der Stereophile gelesen habe, so aus. Das könnte für meinen Raum günstig sein.
Ansonsten probiere ich es evtl. mal mit Studiomonitoren (Mackie, Genelec, Adam oder so), sind aber schwierig irgendwo anzuhören.
Da ich es nicht eilig habe, erlebe ich dann wohl noch, wenn Nubert Aktive herausbringt. Oder ich teste mal die Nuform. Sieht von der Konstruktion aber so aus, als wäre die Abstrahlung wieder so breit.
Uff, das war länger als ich dachte.
Hoffe, der eine oder andere zieht Nutzen aus meinem Geschreibsel
Guntfred
P.S.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn die - ohne Zweifel vorhandenen - aussagekräftigen Messungen des Frequenzgangs, Ausschwingverhaltens, Bündelungsmaßes Klirr ... veröffentlich würden. Stattdessen steht z.B. bei jeder Box die Nennbelastbarkeit, die niemand wirklich braucht.
Das gilt natürlich nicht nur für Nubert, aber hier scheint mir wenigstens die Chance zu bestehen, dass der Wunsch Gehör findet.
Das ist mein review der Nuwave 10. Ich schreibe das, weil ich denke, dass es immer ganz hilfreich ist, wenn man verschiedene Meinungen über ein Produkt hören kann, besonders natürlich herstellerunabhängige. Boxen sind - neben dem Raum - ganz sicher der kritischste und am meisten kompromissbehaftete Teil einer Hifi Anlage. Da jeder an anderen Punkten bereit ist, Kompromisse einzugehen, ist es hier nicht ganz einfach, die Produkt in gut oder schlecht zu unterteilen. Naja, es gibt natürlich Ausnahmen, manches, was so verkauft wird, ist einfach in jeder Hinsicht schlecht. Das ist also mein Erfahrungsbericht und meine Beurteilung.
Ich habe mir also die Nuwave 10 bestellt. In Ocker (leider eine selten hässliche und langweilige Farbvariante, ich hätte mich besser erkundigen sollen). Mit dem zugehörigen ABL Modul. Ich dachte, wenn schon, dann auch richtig.
Bisher betreibe ich B&W 601 Kompaktboxen an einem uralten dicken Sansui Vollverstärker. Ich finde die Boxen für ihren Preis eigentlich ziemlich ok. Allerdings liefern sie kaum Tiefbass (erstaunlich, was ?) und ich hatte auch den Eindruck, das Stereobild bzw. die Räumlichkeit könnte besser sein. Naja, ich wollte einfach mal richtig gute Boxen haben.
Der Raum, in dem ich höre, ist 20 qm, Parkett, ziemlich vollgestellt und darum halbwegs ausreichend bedämpft. Leider führt das auch dazu, dass eine wirklich symmetrische Boxenaufstellung nicht möglich ist. Typischer Hörabstand 1.8 m.
Die Bestellung war problemlos.
Der erste Eindruck war, dass die Boxen tatsächlich etwas hell abgestimmt sind und außerdem sehr breit abstrahlen. Es gibt selbst direkt hinter der Box fast keinen Lautstärkeabfall und auch kaum Höhenabfall. Bei den kleinen B&W war das durchaus der Fall.
Nach einigem Herumexperimentieren, Begeisterung und Frust, stellte sich heraus, dass die Boxen eine unsymmetrische Aufstellung nicht vertragen, Stereoortung funktioniert sonst nicht. Vermutlich eine Folge des sehr breiten Abstrahlverhaltens. Außerdem regen sie im Bassbereich problemlos alle Raummoden an (Die B&W 601 macht so ungefähr bei 70 Hz Schluss), weshalb der Abstand zu den Raumecken etwas kritischer ist. Naja, hab ich eben den Raum umgestaltet - was tut man nicht alles. Sie standen dann halbwegs symmetrisch vor der Fensterfront, mit zugezogenen Vorhängen. Das war vieeeeel besser. Dennoch war die Aufstellung immer noch nicht unproblematisch. Ich habe den Abstand zur Rückwand um 50 cm +- 20 cm variiert und die Balance zwischen Stereoortung und Räumlichkeit ändert sich dabei deutlich. Außerdem ändert sich auch der tonale Eindruck etwas. Vermutlich auch eine Folge des Rundumstrahlverhaltens. Der nach hinten abgestrahlte Schall wird reflektiert und führt zu Kammfiltereffekten irgendwo im Grundtonbereich, je nach Abstand. Denke ich mir jedenfalls.
Beurteilung nach Einzelpunkten
Tiefbass: Superklasse. Tief, laut, sehr sauber. Eigentlich für mich auch ohne ABL Modul gut genug. Es gibt nämlich nur wenige Aufnahmen, bei denen sich zwischen 30-40Hz noch viel tut. Manchmal scheint es sogar "Müll" auf der Aufnahme zu geben. Vielleicht hatten die beim Abmischen keinen ausreichend guten Monitor.
Impulsdarstellung: Wirklich sehr gut. Schlagzeug u.ä macht damit wirklich Spaß. Manchmal wirkte diese Fähigkeit aber geringfügig aggressiv.
Tonale Balance: Soweit ich beurteilen kann, ziemlich gut. Evtl. eine leichte Senke im Grundton und etwas hell abgestimmt. Im Mittenbereich wirkte jedenfalls alles sehr klar und sauber. Gelegentlich etwas mmh -dünn? Ich weiß nicht wie ich es nennen soll.
Pegel: Keine Ahnung, was die so können, jedenfalls mehr als ich brauche.
Durchsichtigkeit/Durchhörbarkeit: Wirklich sehr gut. Die Textverständlichkeit kann das Niveau eines guten Köpfhörers erreichen, die Unterscheidbarkeit der verschiedenen Instrument/Tonlagen ist prima.
Ortbarkeit/Räumlichkeit: Hängt stark von der Aufstellung ab, im Allgemeinen aber mindestens gut.
Ich denke, ich hätte mich mit dem breiten Abstrahlverhalten und der daraus resultierenden für mich sehr unbequemen Aufstellung im Zimmer abgefunden, wenn...
Tja da war ein seltsamer Effekt in den Stimmen, der mich stark genervt hat. Zisch und s-Laute bei Stimmen waren überdeutlich und richtig aggressiv. Ich konnte durch verschiedene Klangregelungsversuche nichts daran ändern. Man konnte den Effekt etwas überdecken, wenn man den "mittleren" Bass direkt an der Box angehoben hat (es gibt da einen Schalter für) und entsprechend das ABL Modul zurückdreht. Ist aber irgendwie nicht der Sinn der Sache. Ich habe keine Ahnung, wie das kommt. Eine Pegelanhebung bei 3-5kHz, die das evtl. erklären konnte, schien mir eigentlich nicht vorzuliegen. Natürlich kann man das mit "bloßem Ohr" in irgendeinem Raum nicht wirklich gut beurteilen. Ein Vergleich der jeweils nervenden Stellen mit den B&W und Kopfhörern (AKG, Stax) brachte die Erkenntnis, dass es wohl wirklich an den Boxen liegt. Da ich viel Radio höre - Nachrichten, Hörspiele, moderierte Musiksendungen - und textlastige Musik war das letztlich ein k.o. Kriterium. Schade eigentlich. Sonst waren sie wirklich sehr gut.
Nachdem ich die Entscheidung gefällt hatte, sie zurückzuschicken bin ich (ungern) zum einzigen Hifihändler in Aachen gegangen. Das sind nämlich arrogante Schnösel und Voodoo Priester. Ich habe mir dann mal ganz kurz 3 Boxen in ähnlicher, bzw. etwas niedriger Preisklasse angehört. Natürlich ist der Raum ganz anders und ein Vergleich nicht sehr aussagekräftig.
B&603 S3 ganz gut
Dynaudio 62 geht so , etwas lahm
Triangle (weiß nicht mehr) verfärbt reichlich, ziemlicher Schrott
Bei allen schien mir die Impulsverarbeitung schlechter als bei der Nuwave zu sein und allgemein bekommt man bei Nubert wohl "am meisten Box fürs Geld". Also wenn man mal so primitiv die Treiber zählt, das Gewicht, oder die Ausstattung betrachtet. Bass war jeweils etwas schwammig, aber der Raum schien auch nicht ausreichend bedämpft.
Nächste Schritte:
Ich will mir mal die Q Serie von Kef anhören. Der Koax-Treiber führt zu einer - für Hifi Boxen - starken und gleichmäßigen Bündelung. Jedenfalls sieht das nach den Messungen, die ich in der Stereophile gelesen habe, so aus. Das könnte für meinen Raum günstig sein.
Ansonsten probiere ich es evtl. mal mit Studiomonitoren (Mackie, Genelec, Adam oder so), sind aber schwierig irgendwo anzuhören.
Da ich es nicht eilig habe, erlebe ich dann wohl noch, wenn Nubert Aktive herausbringt. Oder ich teste mal die Nuform. Sieht von der Konstruktion aber so aus, als wäre die Abstrahlung wieder so breit.
Uff, das war länger als ich dachte.
Hoffe, der eine oder andere zieht Nutzen aus meinem Geschreibsel
Guntfred
P.S.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn die - ohne Zweifel vorhandenen - aussagekräftigen Messungen des Frequenzgangs, Ausschwingverhaltens, Bündelungsmaßes Klirr ... veröffentlich würden. Stattdessen steht z.B. bei jeder Box die Nennbelastbarkeit, die niemand wirklich braucht.
Das gilt natürlich nicht nur für Nubert, aber hier scheint mir wenigstens die Chance zu bestehen, dass der Wunsch Gehör findet.