A-200 plus AW-350 versus A-300 solo
Verfasst: So 1. Dez 2013, 14:45
Hier ein Bericht über meinen gestrigen Nubert-Besuch in Schwäbisch-Gmünd. Wer sich mein ausschweifendes Gefasel ersparen möchte und sich stattdessen nur für meine subjektive Antwort auf die im Thread-Titel aufgeworfende Fragestellung interessiert, scrolle einfach runter zu Das Ende vom Lied.
Präludium
Es ist immer wieder schön, sich gelegentlich eine saubere Niederlage der Ratio zu gönnen. Als ich gestern gegen 13:30 Uhr auf der Nubert-Seite las, dass "langer Samstag" (Öffnungszeit bis 18:00 Uhr) sei, habe ich mich kurzentschlossen ins Auto gesetzt und bin "mal eben" die 250 km nach Schwäbisch-Gmünd gefahren, weil ich nach dem Lesen des Professional-Audio-Testberichts zur A-200/AW-350-Kombination erneut über die Frage grübelte, ob wohl die A-300 oder eben die 2.1-Variante die bessere Wahl sei. Preislich ist der Unterschied zu vernachlässigen, die 2.0-Lösung ist 85 Euro günstiger. Bestellt und bezahlt habe ich am 01. November die A-300, die aus den bekannten Gründen bislang noch nicht bei uns zuhause vorstellig wurde. Jedenfalls stand gestern ansonsten nichts von Relevanz auf dem Programm und ich hatte darüber hinaus auch Lust, mein Auto mal wieder über die Autobahn zu treten. So kam um 16:20 Uhr an, leider staute es sich übel in Stuttgart - mein erster Nubert-Besuch in 10 Jahren der Nubertologie!
Zunächst war ich wirklich enttäuscht - es war weniger los, als ich befürchtet hatte, aber diverse Mitarbeiter marschierten grußlos an mir vorbei, fast eine fast eine halbe Stunde lang. Ehrlich gesagt hätte ich schon erwartet, dass man bei Nubert die Gäste grüßt... wie auch immer, irgendwann konnte ich mein Anliegen vortragen. Der Herr in nubertschem Lohn und Brot zuckte etwas ratlos mit den Schultern, als er meine Fragestellung hörte und ich schlug vor, einfach mal den Praxis-Test zu machen. Kurz darauf saß ich also vor den versammelten neuen nuPros mit dem Sonos-Controller in der Hand, denn aus unerfindlichen Gründen konnte mein USB-Stick leider von dem ONKYO-CD-Player nicht erkannt werden. Ich hatte The King Of The Limbs von Radiohead als .wav, Bill Callahan (Sometimes I Wish We Were An Eagle) und My Beautiful Dark Twisted Fantasy von Kanye West als FLAC-Dateien mitgebracht. Eine wilde Zusammenstellung.... die aber doch in meinen Ohren einige Flexibilität hinsichtlich der unterschiedlichen Aspekte der Musikwiedergabe ermöglicht. Na gut, immerhin gibt es Spotify über Sonos bei Nubert, löblich.
Der Mann im modisch verbesserungsfähigen Nubert-Leibchen schloss also den AW-350 an die 200er an, warf mittels extrem rasantem Tastengedrücke einen schnellen Blick auf die Einstellungen der nuPros, wies mich zügig ein und überließ mich dann sogleich meinem Schicksal - und das war zunächst ein hartes solches! Ich konnte meinen Ohren kaum trauen!
In medias res
Die 2.1 Kombi klang im Vergleich zu den A-300 auf Anhieb einfach so unfassbar viel besser, als zöge man einen schweren Samtvorhang weg, der zwischen meinem Hörplatz und den Boxen zu schweben schien, sobald man von der A-300 auf die A-200 plus Sub umschaltete. Ich war tatsächlich richtig gehend schockiert von dieser riesigen Differenz, sodass das Einsetzen der Dämmerung noch einige Minuten in Anspruch nahm.... nach 10 Minuten stand ich aber endlich auf und ging auf die Suche nach dem Mitarbeiter, der kurz darauf aus einer Rauchpause herbei telefoniert wurde, wie man gut riechen konnte. Ich erklärte, dass irgend etwas nicht stimmen könne mit den A-300, was er zwar zunächst abstritt, aber dennoch auf die Suche ging. 30 Sekunden später stellte sich heraus, dass der Treble bei den A-300 auf -3 dB eingestellt war. Ich war richtiggehend erleichtert! Leider war es mittlerweile aber schon 17:10 Uhr und mein Zeitkonto bis zum Ladenschluss schmolz unnachgiebig dahin, während ich jetzt erst einmal meine Kopfakustik neu kalibrieren musste. Es sei dem Manne verziehen, wahrscheinlich war es ein langer Tag gewesen und dieser kleine Fauxpas war ihm sichtlich unangenehm. Ein paar schnelle Wechsel zwischen den A-200 und A-300 zeigten nun Klangunterschiede in deutlich geringerem Ausmaß, so wie ich es erwartet hatte.
Interludium
Ein Auslöser für diesen Vergleich, neben dem eingangs erwähnten Testbericht, war meine Erfahrung mit den nuBox 380 plus ABL im Wohnzimmer und meiner damaligen Kombination im Arbeitszimmer, der nuBox 311 plus AW-441. Die 2.1-Kombination war klar überlegen, das mittlere und obere Frequenzband wird von den 311ern – in meinen Ohren! – deutlich detaillierter und schöner bespielt und der Frequenzkeller ist beim AW-441 einfach doch nich einmal besser aufgehoben, als bei der 380 mit ABL-Infusion. Daher fragte ich mich, ob vielleicht auch in der nuPro-Familie die kleinere Box eine schönere Auflösung zeigen würde und die Bässe „in Spezialisten-Hand“ nicht doch auch noch etwas besser aufgehoben wären, als bei der schon durchaus potenten A-300. Mittlerweile sind wir umgezogen, die 311er und der AW-441 dienen nun als Rears, bzw. Sub im kleinen Heimkino, als Front und Center habe ich dort 3 nuBox 381 ergänzt. In Summe ergibt dies eine recht wirklich ordentliche Surroundanlage, aber ich trauere doch noch immer der Kombination aus den nuBox 311 mit dem AW-441 hinterher, die in musikalischer Hinsicht auch der jetzigen Heimkino-Kombi im 2.1-Betrieb, also 441 plus 381, überlegen war.
Das Ende vom Lied
Bis kurz vor 18:00 skippte ich mich nun also durch verschiedenste Tracks, aufgrund des entstandenen Zeitdrucks konnte ich in die verschiedenen Titel nur reinhören und insgesamt fehlte es dem gesamten Unterfangen jetzt einfach etwas an Entspanntheit. Ich hörte quer durch zwei der oben genannten Alben (Spotify hat die konkrete Bill Callahan leider nicht im Katalog) und blieb danach bei Becks Midnight Vultures hängen. Der Mann ist einfach der Tarantino des Folkpoppunkhiphop! Für einen Eindruck zur Darstellung akustischer Instrumente skippte ich auch noch durch die Beck-Alben Sea Change und Mellow Gold.
Um jetzt endlich die Frage zu beantworten, die diesem Bericht zu Grunde liegt: ich werde meine Bestellung der A-300 aufrecht erhalten, freue mich sehr auf die beiden und werde sie vermutlich später noch durch einen AW-350 ergänzen, zumindest dann, wenn sie sich in meinen heimischen akustischen Verhältnissen ähnlich gebärden, wie im nubertschen Hörraum.
Meine besondere Aufmerksamkeit lag zunächst auf dem Frequenzbereich der oberen Mitten und der Höhen, die wesentlich für die Durchhörbarkeit, das Auflösungsvermögen und das Bühnenspiel verantwortlich zeichnen (ich habe schon immer meine Probleme mit den traditionellen Vokabeln der Klangbeschreibung, aber was tun?). Meine leise Erwartung, dass die A-200 etwas feiner und detaillierter aufspielen könnten wurde nicht bestätigt, ich empfand die A-300 in diesem Punkt als absolut ebenbürtig. Gleichzeitig aber stellte sich das 2.1-Trio einfach als „akustisch kleiner“ dar, ich meinte, den Lautsprechern ihre geringere Größe im Vergleich zu den A-300 deutlich anzuhören, das Gesamtbild des Klangs war in meinen Ohren damit einfach flacher, die Bühnentiefe bei den A-300 war deutlich ausgeprägter, die Großen stellten sich einfach runder, voller, umfassender – und insgesamt souveräner dar. All dies geht, wie bereits erwähnt, eben nicht auf Kosten der Feinzeichnung. Mir fehlte nichts von dem, was gemeint ist, wenn man Daumen und Zeigefinger aneinander reibt. Wenn Ihr wisst, was ich meine...
Sehr gespannt war ich auf die Bassperformance der 300er im Vergleich zur 2.1-Alternative. Als Aktivposten haben die A-300 ja quasi ein ATM schon eingebaut (diesen Satz bitte nicht auf die Goldwaage legen). Dieser Punkt geht jedoch klar an die 200er plus Sub. Die A-300 reichen erwartungsgemäß wunderbar tief, aber Subwoofer bleibt nun mal Subwoofer, Spezialistentum. Irgendwo da unten ist einfach Schluss bei der A-300, wo der AW-350 noch unbeeindruckt weiter massiert. Für mein Empfinden ist es aber sehr wichtig, auch eine Subbassline immer in all ihren Tönen verfolgen zu können, ohne dass irgendwo am Rande des Abgrunds plötzlich der Druck wegbricht oder ganze Töne fast vollständig den Limits der Physik zum Opfer fallen. Irgendwann muss eben auch die A-300 vor der Realität kapitulieren.
Um kurz vor sechs Uhr kam der Berater wieder zu mir in den Hörraum und wir unterhielten uns noch eine Weile lang über den hier besprochenen Vergleich. Man darf dem Herrn wohl unterstellen, dass er spätestens angesichts der vergleichsweise läppischen Unterschieds von 85 Euro zwischen beiden Alternativen unbefangen seine Meinung äußerte. Kurz gesagt waren wir uns einig, was die von mir beschriebenen Höreindrücke angeht. Auf meine Bitte hin hörten wir uns dann auch noch für etwa 10 Minuten den Sub im Zusammenspiel mit den A-300 an. Mir war sehr schnell klar, dass dies für meinen Geschmack tatsächlich die ideale Kombination war, da nun das Bassfundament ohne irgendwelche Komprisse bedient wurde. Ich war zuvor fest davon ausgegangen, dass die A-300 keinen Unterstützungsbedarf in den tiefen Freequenzen haben würden, der Praxisvergleich belehrte mich dann aber mit Eindeutigkeit eines Besseren. Obwohl nach unten hin wirklich profund, können eben auch Aktive in dieser Größe der Physik nicht grundsätzlich ans Leder. Dabei sind sie allerdings wirklich nur ganz unten unterstützungsbedürftig , ich würde meinen so etwa kleiner 60 Hertz. 445 Euro würde die Anreicherung eines ziemlich kleinen Ausschnitts des hörbaren Frequenzbandes, die es mir aber wert wären. Allerdings ist es durchaus möglich, dass in meiner relativ kleinen Abhörsituation, der „Medien-Nische“ unseres Wohnzimmers, das Bild wieder ein anderes ist und Sub-Bedarf sinkt. Bis dahin bleibt es also bei meinem Eindruck, den ich als ziemlich eindeutig empfand, obwohl ich ansonsten gerne mal zu den Unentschlossenen gehöre: In der (neuen) nuPro-Familie sind die A-300 plus AW-350 die potenteste Variante.
Um etwa 18:10 wurde ich dann offenbar als letzter Besucher aus dem Hause Nubert begleitet und obwohl ich für nur etwa eine Stunde im Hörraum fünf Stunden auf der Autobahn verbracht hatte, war ich doch absolut zufrieden mit diesem Trip ins Schwäbische. Zum einen konnte ich die Fragestellung, die mich hier her geführt hatte, unerwartet klar beantworten. Zum anderen kann es einfach immer noch ein Hochgenuss sein, die Autobahn entlang zu blasen und dabei „Autobahn“ von Kraftwerk in „hast-du-einen-Sockenschuss?!“-Lautstärke zu delektieren!
Hier noch ein schnelles Handyfoto aus dem Hörraum:
Präludium
Es ist immer wieder schön, sich gelegentlich eine saubere Niederlage der Ratio zu gönnen. Als ich gestern gegen 13:30 Uhr auf der Nubert-Seite las, dass "langer Samstag" (Öffnungszeit bis 18:00 Uhr) sei, habe ich mich kurzentschlossen ins Auto gesetzt und bin "mal eben" die 250 km nach Schwäbisch-Gmünd gefahren, weil ich nach dem Lesen des Professional-Audio-Testberichts zur A-200/AW-350-Kombination erneut über die Frage grübelte, ob wohl die A-300 oder eben die 2.1-Variante die bessere Wahl sei. Preislich ist der Unterschied zu vernachlässigen, die 2.0-Lösung ist 85 Euro günstiger. Bestellt und bezahlt habe ich am 01. November die A-300, die aus den bekannten Gründen bislang noch nicht bei uns zuhause vorstellig wurde. Jedenfalls stand gestern ansonsten nichts von Relevanz auf dem Programm und ich hatte darüber hinaus auch Lust, mein Auto mal wieder über die Autobahn zu treten. So kam um 16:20 Uhr an, leider staute es sich übel in Stuttgart - mein erster Nubert-Besuch in 10 Jahren der Nubertologie!
Zunächst war ich wirklich enttäuscht - es war weniger los, als ich befürchtet hatte, aber diverse Mitarbeiter marschierten grußlos an mir vorbei, fast eine fast eine halbe Stunde lang. Ehrlich gesagt hätte ich schon erwartet, dass man bei Nubert die Gäste grüßt... wie auch immer, irgendwann konnte ich mein Anliegen vortragen. Der Herr in nubertschem Lohn und Brot zuckte etwas ratlos mit den Schultern, als er meine Fragestellung hörte und ich schlug vor, einfach mal den Praxis-Test zu machen. Kurz darauf saß ich also vor den versammelten neuen nuPros mit dem Sonos-Controller in der Hand, denn aus unerfindlichen Gründen konnte mein USB-Stick leider von dem ONKYO-CD-Player nicht erkannt werden. Ich hatte The King Of The Limbs von Radiohead als .wav, Bill Callahan (Sometimes I Wish We Were An Eagle) und My Beautiful Dark Twisted Fantasy von Kanye West als FLAC-Dateien mitgebracht. Eine wilde Zusammenstellung.... die aber doch in meinen Ohren einige Flexibilität hinsichtlich der unterschiedlichen Aspekte der Musikwiedergabe ermöglicht. Na gut, immerhin gibt es Spotify über Sonos bei Nubert, löblich.
Der Mann im modisch verbesserungsfähigen Nubert-Leibchen schloss also den AW-350 an die 200er an, warf mittels extrem rasantem Tastengedrücke einen schnellen Blick auf die Einstellungen der nuPros, wies mich zügig ein und überließ mich dann sogleich meinem Schicksal - und das war zunächst ein hartes solches! Ich konnte meinen Ohren kaum trauen!
In medias res
Die 2.1 Kombi klang im Vergleich zu den A-300 auf Anhieb einfach so unfassbar viel besser, als zöge man einen schweren Samtvorhang weg, der zwischen meinem Hörplatz und den Boxen zu schweben schien, sobald man von der A-300 auf die A-200 plus Sub umschaltete. Ich war tatsächlich richtig gehend schockiert von dieser riesigen Differenz, sodass das Einsetzen der Dämmerung noch einige Minuten in Anspruch nahm.... nach 10 Minuten stand ich aber endlich auf und ging auf die Suche nach dem Mitarbeiter, der kurz darauf aus einer Rauchpause herbei telefoniert wurde, wie man gut riechen konnte. Ich erklärte, dass irgend etwas nicht stimmen könne mit den A-300, was er zwar zunächst abstritt, aber dennoch auf die Suche ging. 30 Sekunden später stellte sich heraus, dass der Treble bei den A-300 auf -3 dB eingestellt war. Ich war richtiggehend erleichtert! Leider war es mittlerweile aber schon 17:10 Uhr und mein Zeitkonto bis zum Ladenschluss schmolz unnachgiebig dahin, während ich jetzt erst einmal meine Kopfakustik neu kalibrieren musste. Es sei dem Manne verziehen, wahrscheinlich war es ein langer Tag gewesen und dieser kleine Fauxpas war ihm sichtlich unangenehm. Ein paar schnelle Wechsel zwischen den A-200 und A-300 zeigten nun Klangunterschiede in deutlich geringerem Ausmaß, so wie ich es erwartet hatte.
Interludium
Ein Auslöser für diesen Vergleich, neben dem eingangs erwähnten Testbericht, war meine Erfahrung mit den nuBox 380 plus ABL im Wohnzimmer und meiner damaligen Kombination im Arbeitszimmer, der nuBox 311 plus AW-441. Die 2.1-Kombination war klar überlegen, das mittlere und obere Frequenzband wird von den 311ern – in meinen Ohren! – deutlich detaillierter und schöner bespielt und der Frequenzkeller ist beim AW-441 einfach doch nich einmal besser aufgehoben, als bei der 380 mit ABL-Infusion. Daher fragte ich mich, ob vielleicht auch in der nuPro-Familie die kleinere Box eine schönere Auflösung zeigen würde und die Bässe „in Spezialisten-Hand“ nicht doch auch noch etwas besser aufgehoben wären, als bei der schon durchaus potenten A-300. Mittlerweile sind wir umgezogen, die 311er und der AW-441 dienen nun als Rears, bzw. Sub im kleinen Heimkino, als Front und Center habe ich dort 3 nuBox 381 ergänzt. In Summe ergibt dies eine recht wirklich ordentliche Surroundanlage, aber ich trauere doch noch immer der Kombination aus den nuBox 311 mit dem AW-441 hinterher, die in musikalischer Hinsicht auch der jetzigen Heimkino-Kombi im 2.1-Betrieb, also 441 plus 381, überlegen war.
Das Ende vom Lied
Bis kurz vor 18:00 skippte ich mich nun also durch verschiedenste Tracks, aufgrund des entstandenen Zeitdrucks konnte ich in die verschiedenen Titel nur reinhören und insgesamt fehlte es dem gesamten Unterfangen jetzt einfach etwas an Entspanntheit. Ich hörte quer durch zwei der oben genannten Alben (Spotify hat die konkrete Bill Callahan leider nicht im Katalog) und blieb danach bei Becks Midnight Vultures hängen. Der Mann ist einfach der Tarantino des Folkpoppunkhiphop! Für einen Eindruck zur Darstellung akustischer Instrumente skippte ich auch noch durch die Beck-Alben Sea Change und Mellow Gold.
Um jetzt endlich die Frage zu beantworten, die diesem Bericht zu Grunde liegt: ich werde meine Bestellung der A-300 aufrecht erhalten, freue mich sehr auf die beiden und werde sie vermutlich später noch durch einen AW-350 ergänzen, zumindest dann, wenn sie sich in meinen heimischen akustischen Verhältnissen ähnlich gebärden, wie im nubertschen Hörraum.
Meine besondere Aufmerksamkeit lag zunächst auf dem Frequenzbereich der oberen Mitten und der Höhen, die wesentlich für die Durchhörbarkeit, das Auflösungsvermögen und das Bühnenspiel verantwortlich zeichnen (ich habe schon immer meine Probleme mit den traditionellen Vokabeln der Klangbeschreibung, aber was tun?). Meine leise Erwartung, dass die A-200 etwas feiner und detaillierter aufspielen könnten wurde nicht bestätigt, ich empfand die A-300 in diesem Punkt als absolut ebenbürtig. Gleichzeitig aber stellte sich das 2.1-Trio einfach als „akustisch kleiner“ dar, ich meinte, den Lautsprechern ihre geringere Größe im Vergleich zu den A-300 deutlich anzuhören, das Gesamtbild des Klangs war in meinen Ohren damit einfach flacher, die Bühnentiefe bei den A-300 war deutlich ausgeprägter, die Großen stellten sich einfach runder, voller, umfassender – und insgesamt souveräner dar. All dies geht, wie bereits erwähnt, eben nicht auf Kosten der Feinzeichnung. Mir fehlte nichts von dem, was gemeint ist, wenn man Daumen und Zeigefinger aneinander reibt. Wenn Ihr wisst, was ich meine...
Sehr gespannt war ich auf die Bassperformance der 300er im Vergleich zur 2.1-Alternative. Als Aktivposten haben die A-300 ja quasi ein ATM schon eingebaut (diesen Satz bitte nicht auf die Goldwaage legen). Dieser Punkt geht jedoch klar an die 200er plus Sub. Die A-300 reichen erwartungsgemäß wunderbar tief, aber Subwoofer bleibt nun mal Subwoofer, Spezialistentum. Irgendwo da unten ist einfach Schluss bei der A-300, wo der AW-350 noch unbeeindruckt weiter massiert. Für mein Empfinden ist es aber sehr wichtig, auch eine Subbassline immer in all ihren Tönen verfolgen zu können, ohne dass irgendwo am Rande des Abgrunds plötzlich der Druck wegbricht oder ganze Töne fast vollständig den Limits der Physik zum Opfer fallen. Irgendwann muss eben auch die A-300 vor der Realität kapitulieren.
Um kurz vor sechs Uhr kam der Berater wieder zu mir in den Hörraum und wir unterhielten uns noch eine Weile lang über den hier besprochenen Vergleich. Man darf dem Herrn wohl unterstellen, dass er spätestens angesichts der vergleichsweise läppischen Unterschieds von 85 Euro zwischen beiden Alternativen unbefangen seine Meinung äußerte. Kurz gesagt waren wir uns einig, was die von mir beschriebenen Höreindrücke angeht. Auf meine Bitte hin hörten wir uns dann auch noch für etwa 10 Minuten den Sub im Zusammenspiel mit den A-300 an. Mir war sehr schnell klar, dass dies für meinen Geschmack tatsächlich die ideale Kombination war, da nun das Bassfundament ohne irgendwelche Komprisse bedient wurde. Ich war zuvor fest davon ausgegangen, dass die A-300 keinen Unterstützungsbedarf in den tiefen Freequenzen haben würden, der Praxisvergleich belehrte mich dann aber mit Eindeutigkeit eines Besseren. Obwohl nach unten hin wirklich profund, können eben auch Aktive in dieser Größe der Physik nicht grundsätzlich ans Leder. Dabei sind sie allerdings wirklich nur ganz unten unterstützungsbedürftig , ich würde meinen so etwa kleiner 60 Hertz. 445 Euro würde die Anreicherung eines ziemlich kleinen Ausschnitts des hörbaren Frequenzbandes, die es mir aber wert wären. Allerdings ist es durchaus möglich, dass in meiner relativ kleinen Abhörsituation, der „Medien-Nische“ unseres Wohnzimmers, das Bild wieder ein anderes ist und Sub-Bedarf sinkt. Bis dahin bleibt es also bei meinem Eindruck, den ich als ziemlich eindeutig empfand, obwohl ich ansonsten gerne mal zu den Unentschlossenen gehöre: In der (neuen) nuPro-Familie sind die A-300 plus AW-350 die potenteste Variante.
Um etwa 18:10 wurde ich dann offenbar als letzter Besucher aus dem Hause Nubert begleitet und obwohl ich für nur etwa eine Stunde im Hörraum fünf Stunden auf der Autobahn verbracht hatte, war ich doch absolut zufrieden mit diesem Trip ins Schwäbische. Zum einen konnte ich die Fragestellung, die mich hier her geführt hatte, unerwartet klar beantworten. Zum anderen kann es einfach immer noch ein Hochgenuss sein, die Autobahn entlang zu blasen und dabei „Autobahn“ von Kraftwerk in „hast-du-einen-Sockenschuss?!“-Lautstärke zu delektieren!
Hier noch ein schnelles Handyfoto aus dem Hörraum: