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Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Mi 15. Okt 2014, 21:22
von zeitgespenst
Anbei ein Bild aus meinem Denon X4000 mit der grafischen Darstellung der Messergebnisse.
Gezeigt werden meine Nuvero 5, die Trennfrequenz hat der AVR mit 40 Hz (!) berechnet.
Die NV5 hängt an der Wand. Der Aufstellungs-Schalter steht testweisemal auf "freie Aufstellung".
Ziel von Audyssey (Flat) ist, am Hörplatz einen "linearen" Frequenzpegelverlauf zu erreichen, also bildlich eine waagerechte Gerade mit gleichen Pegel über den Frequenzverlauf.
An der X-Achse gespiegelt, sollte diese Kurve den (normierten) Frequenzpegelverlauf am Hörplatz ohne Korrektur anzeigen.
So zumindest mein Verständnis.
Bild
Dass diese Kurve allein nicht die Qualität von Lautsprecher, Raumakustikeigenschaften oder Aufstellung beschreibt, ist mir klar.
Jetzt leite ich trotzdem zwei Fragen zu genau dieser Kurve ab:

1. Wieso überhaupt noch Lautsprecher mit möglichst linearem Frequenzverlauf kaufen, Audyssey richtet das doch und macht aus jeder Box ein lineares Sahnestück ?
2. Scheinbar gibt Audyssey auch ein bisschen mehr "Tiefgang" dazu (s. o. Trennfrequenz), die Pegel im unteren Frequenzbereich werden einfach angehoben. So kriege ich lt. Bild aus einer NV5 mit 72Hz/3dB angeblich eine vollwertige Kompaktbox mit 40Hz/0dB. Aufstellungssünden werden gleich mitgenutzt und zur Tiefgangerweiterung geführt. Hat irgendwer das, was da angezeigt wird, mal nachgemessen und auf Brauchbarkeit geprüft ?

Grüße,
Jens

Re: Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Mi 15. Okt 2014, 21:52
von palefin
was Audys.. macht, keine große Ahnung. Aber mir reicht, den Unterschied zu hören zwischen Audyss., Audyss. Flat, Audyss. manuell und Audyss. OFF.
Und das dürfte bei jedem normalen Raum ein ziemlich deutlicher sein.

Re: Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Mi 15. Okt 2014, 22:29
von Bruno
ich klinke mich mal hiermit ein...
Was ist eigentlich der gravierende Unterschied zwischen Audyssey (also alleine) und Audyssey Flat? :roll:
Hab ich noch nie so richtig verstanden :|

Re: Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Mi 15. Okt 2014, 23:16
von Sencer
zu 1: Weil es schlechte und schludrige Arbeit ist. Man kann auch ein Auto mit grätigem Fahrwerk bauen und ihm dann ein ESP dazugeben, damit es nicht umkippt. Jemand der sich mit Autos auskennt und richtig fahren kann, wird aber immer ein Fahrzeug bevorzugen welches von Haus ein ordentlichen Fahrwerk hat. Zum einen betreibt nicht jeder seine Lautsprecher an einem Verstärker/AVR der ein Einmessystem mit sich bringt, zum anderen machen diese Einmessysteme auch andere Veränderungen am Klang aus die vielen nicht gefällt. Und hinzu kommt, dass man beim einmessen relativ viel falsch machen kann, was das Ergebnis sehr schlecht werden lässt - ich glaube kein LS_Hersteler will sich von sowas abhängig machen. Ansonsten hast du aber indirekt Recht, dass der Frequenzgang meistens von Käufern überwertet wird, aber nicht weil er egal ist, sondern weil er nur Vorbedingung für einen guten Klang ist, aber alleine noch nicht darüber entscheidet ob ein LS gut klingt oder nicht. Ein recht linearer Frequenzgang ist sicher eine der Neben-/Rahmenbedingungen bei der Entwicklung von LS, aber die herausfordernden Hauptaufgaben und Unterschiede liegen bei anderen Themen.

zu 2: Ein ATM oder auch die nupros macht auch nix anderes als eine Tiefgangerweiterung über umbiegen des Frequenzgangs (die andere Seite des Trade-Offs ist ein geringerer Wirkungsgradbzw. die LS kommen früher an ihre physischen Grenzen). In der Regel macht man das auch nicht durch anheben (oder wenn dann nur ganz sanft um wenige db), sondern durch absenken von "allem anderen" damit man keine Verzerrungen produziert. Die Mehrheit ist eher kritisch ggü. den Ergebnissen von Audyssey, bzw. meist wird es bei den besseren System (Xt32) wegen der Modenbehandlung eingeschaltet, und die restlichen Veränderungen allenfalls geduldet.

@Bruno: Was Audyssey Flat angeht, so beschreibt es der Gründer/Entwickler selbst:
https://audyssey.zendesk.com/entries/94 ... get-Curves
Contrary to popular belief, a target curve that is flat from 20 Hz to 20 kHz is not always the one that will produce the correct sound. There are several reasons for this including the fact that loudspeakers are much more directional at high frequencies than they are at low frequencies. This means that the balance of direct and room sound is very different at the high and low ends of the frequency spectrum.

The Audyssey Reference target curve setting (also called Movie in some products) makes the appropriate correction at high frequencies to alleviate this problem. A slight roll-off is introduced that restores the balance between direct and reflected sound.

The Audyssey Flat setting (also called Music in some products) uses the MultEQ filters in the same way as the Audyssey curve, but it does not apply a high frequency roll-off. This setting is appropriate for very small or highly treated rooms in which the listener is seated quite close to the loudspeakers. It is also recommended for all rooms when the receiver is in THX processing mode. This allows THX re-equalization to operate exactly as it was intended.

Some manufacturers have decided to implement a Bypass L/R (or Front) setting. This uses the MultEQ filters that were calculated for the entire listening area, but it does not apply any filtering to the front left and right loudspeakers. The average measured response from the front left and right loudspeakers is used as the target curve for the remaining loudspeakers in the system. The subwoofer in this case is equalized to flat as is the case for all the settings described above. This is not a setting recommended by Audyssey.

In some products, there is a Manual EQ setting. This is a traditional parametric equalizer that does not use the MultEQ filters or the Audyssey measurement process at all.
Standard/Movie = Zielkurve die den Hochton absenkt
Flat/Music = Zielkurve die relativ flach ist

Re: Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Mi 15. Okt 2014, 23:42
von ThomasB
außer XT32 alles Müll imho. Klingt nur scheiße was ich bisher gehört habe. Schmiert den Bass zu und das wars

Re: Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Do 16. Okt 2014, 07:36
von Paffi
ThomasB hat geschrieben:außer XT32 alles Müll imho. Klingt nur scheiße was ich bisher gehört habe. Schmiert den Bass zu und das wars
Der Threadersteller besitzt einen AVR mit XT32...

@Zeitgespenst
ich persönlich schwöre auf XT32, weil es bei mir den Klang wirklich um Welten (meiner Meinung nach) positiv verändert. Allerdings bügelt Audyssey auch nicht wirklich alles platt, ein gewisse Welligkeit im Frequenzverlauf bleibt schon erhalten. Von daher sind die Boxen, Aufstellung etc. doch nicht so ganz unwichtig :mrgreen: Bei mir sind auch grad ein paar Absorber eingetroffen um z.B. die Nachhallzeit zu reduzieren. XT32 ist also kein Allheilmittel, schafft aber wirklich vieles!

Re: Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Do 16. Okt 2014, 07:59
von caine2011
1. Wieso überhaupt noch Lautsprecher mit möglichst linearem Frequenzverlauf kaufen, Audyssey richtet das doch und macht aus jeder Box ein lineares Sahnestück ?
nich jeder betreibt ein surround setup mit zugehörigem avr, wer einen stereoverstärker hat, hat idR auch keine einessung oder anpassungen via peq (nuControl wird das wohl auch ändern)

ob man im surroundsetup überhaupt einen "linearen" klang bevorzugt, ist imho fraglich
fast jeder heimhinofan sagt, dass es "krachen muss", dazu noch die unzähligen diffusanteile mit überlagerungen und reflektionen, die durch 5 oder mehr ls gestreut werden, so wirklich linear ist mehrkanal bei den wenigsten (bis gar niemanden)

man bedenke auch die einmessung: hier wird jeder ls einzeln berechnet und dann linearisiert, in wieweit das entsprechende überlagerungen überhaupt berücksichtigen kann ict fraglich (ist aber auch idr egal, weils ja trotzdem ok klingt)

das messequipment das geleichzeitig alle kanäle misst und dann sauber aufeinander abstimmt, ist denke ich auch derzeit noch nicht (bezahlbar) möglich

Re: Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Do 16. Okt 2014, 08:12
von Wete
Man muss auch bedenken, dass jeder EQ, egal ob parametrisch oder nicht, viel besser dafür geeignet ist, den Pegel bei bestimmten Frequenzen abzusenken als anzuheben. Was im Tonstudio noch relativ einfach ist, wird zum Problem, wenn in der Kette ein Leistungsverstärker folgt, denn jeder kann sich ausrechnen, was das Anheben des Pegels um nur wenige dB für die Endstufe bedeutet: Auf einmal wird das zehnfache an Leistung abgefragt - zwar nur in einem kleinen Frequenzbereich, dennoch kann das die Endstufe leicht überlasten. Daher: Je optimierter die Box desto leichter tut sich der Rest der Kette.

Wete

Re: Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Do 16. Okt 2014, 08:44
von urlaubner
Wete hat geschrieben:Je optimierter die Box desto leichter tut sich der Rest der Kette.
Ein System zur Raumkorrektur gleicht nicht den Frequenzgang eines Lautsprecher aus (bzw. nicht direkt) sondern den Frequenzgang zum Zeitpunkt der Messung an der Position des Messmikros in einem bestimmten Raum. Die Einflüsse des Raumes auf den Frequenzgang sind um ein Vielfaches größer als irgendwelche Eigenheiten des Lautsprechers. Da kannst Du noch so lineare Lautsprecher haben, der F-Gang im Raum ist abhängig von der Aufstellung von Boxen, Hörposition, Dämpfung mehr oder weniger eine Berg- und Talfahrt.

Re: Was kann eigentlich Audyssey leisten ?

Verfasst: Do 16. Okt 2014, 08:46
von Wete
Völlig klar, ich bezog mich aber hauptsächlich auf diese Frage im Ausgangsposting:
zeitgespenst hat geschrieben:1. Wieso überhaupt noch Lautsprecher mit möglichst linearem Frequenzverlauf kaufen, Audyssey richtet das doch und macht aus jeder Box ein lineares Sahnestück?
Wete