Über die Herausforderung, meine Nuveros nicht zu verschenken
Verfasst: Do 29. Jan 2015, 20:14
Hallo NuForum,
ich habe immer wieder daran gedacht, einen Erfahrungsbericht über den Verkauf meiner Nuveros 11+7 im NuMarkt zu schreiben, weil ich den Verkaufsprozess als so spannend empfand. Und da ich mir einige Notizen dazu gemacht hatte, hole ich dies nun nach.
Die von mir gemachte Erfahrung ist stark durch meinen Wohnort geprägt. Ich möchte hier ausdrücklich weder einen speziellen Preis noch eine Art der Preisfindung empfehlen.
Zur Vorgeschichte: Vor gut einem Jahr hatte ich vorübergehend 9 Lautsprecher im Wohnzimmer im Einsatz, und darunter meine jetzigen Front-LS (noch ohne den passenden Center) sowie Nuvero 11 und 7 in der Front. Der Aufbau war recht eng, die Subwoofer mussten hinter die Hörposition wandern (wo sie sich auch heute noch gut machen). Auch sah die 180 kg-LS-Front sehr mächtig aus, um es mal vorsichtig auszudrücken. Auch störte mich, dass ich die Lautsprecher nicht richtig auslasten konnte. Im Stereobetrieb waren 7 LS inaktiv, bei Surround immer noch 2. Die Lösung war also nicht konsequent, bot aber sehr guten Klang. Ich hatte keinen echten Druck, das Set zu verkleinern. Trotzdem entschied ich mich, zu versuchen, Nuvero 11 und 7 im Paket – und nur im Paket - zu verkaufen und in einen passenden Center re-zu-investieren. Die LS waren in bestem Zustand und knapp unter 2 Jahre alt, wenn ich mich recht entsinne.
(Und jetzt schreibe ich – der Dramaturgie willen - in der Gegenwart weiter:)
Tag 1: Ich stelle ein Verkaufsangebot mit „Preis nach Vereinbarung“ im NuMarkt ein – erstmal vage bleiben - und recherchiere, was bei einem Alter von <2 Jahren für Nuveros oder Nulines verlangt wird. Als Referenz nehme ich den Listenpreis von 3.775 EUR für die 3 LS. Ein Abschlag von 20% -->3.020 EUR ist recht normal. 22% -->2.950 EUR sind sehr ordentlich. Aber ich lebe in der Schweiz, und dort ist Nubert weniger bekannt und die Nachfrage naturgemäß geringer. Ich will auch für Süddeutsche ein attraktives Angebot machen. Also ändere ich nach kurzer Zeit den Preis auf „2.800 EUR“. Ein Abschlag von 26% zum Listenpreis findet sich bei dem Alter im NuMarkt nicht so leicht. Ich mache deutlich, dass es hier um „Selbstabholung“ geht. Obwohl ich die Original-Verpackungen noch habe, will ich mich um den Transport nicht kümmern. Ein Probehören bei mir zuhause ist jederzeit möglich.
Tag 2: Es besteht vage Nachfrage für 2.500 EUR (-34%), aber dann eigentlich nicht bei Selbstabholung. Ein „Interessent“ rechnet mir vor, dass ich ihm eine Erstattung zahlen müsse, sollte er die Lautsprecher abholen. Nice try.
Tag 5: Keine Nachfrage. Ich schicke an alle Schweizer NuForums-Mitglieder, die auf der Mitgliederkarte zu finden sind, eine Email und biete eine Vermittlungsgebühr von 100 EUR, falls es zum Verkauf kommt. Keine Reaktion.
Verkauf bei Ricardo.ch? Nicht eine einzige Nubert-Box wird dort angeboten. Und Gebote gibt es generell sehr wenige. Ich nehme davon Abstand. Ist Zeitverschwendung. Auch bin ich ja im NuForum kein völliger Neuling. Das müsste doch das Vertrauen in mich als den Verkäufer stärken.
Tag 7: Ich senke den Preis auf 2.700 EUR (-28%) und kündige eine „Holländische Auktion“ an. D.h. der Preis sinkt in festgelegten Zeiträumen (bis mir einmal pro Woche) um einen festgelegten Betrag (bei mir 100 EUR). Das sollte doch zumindest das Interesse der Leser anheizen.
Wikipedia definiert die „Holländische Auktion“ so:
„In einer Rückwärtsauktion stellt der Verkäufer ein Angebot zum Verkauf und gibt gleichzeitig einen Startpreis dafür vor. Der Preis ist nun während der Laufzeit der Auktion rückläufig, d.h. der Verkaufspreis für den Artikel sinkt mit zunehmender Laufzeit. Der erste Kaufinteressent, der zustimmt, erhält den Zuschlag zum momentanen Preis. Je länger die Kaufinteressenten abwarten, desto niedriger ist also der Preis.“
Die Holländische Auktion lebt vom Element der Unsicherheit. Wer eine Sekunde zu lange wartet, wirft vielleicht ein Schnäppchen weg. Auch hat diese Auktion den Vorteil, dass es immer zu einem Verkauf kommt, natürlich mit dem Nachteil, dass der potenzielle Käufer angeregt wird, zu warten. Mir ist bewusst, dass das Vorgehen als Ausdruck von Verzweiflung gewertet werden könnte, ich also verkaufen müsse. Dies ist überhaupt nicht der Fall, aber der entstehende Eindruck ist sicher kontraproduktiv. Nun gut.
Organisatorisch ist es im NuMarkt natürlich nicht wirklich möglich, eine Holländische Auktion durchzuführen, da man den definitiven Zuschlag einer Auktion nicht hat. Also muss ich improvisieren. Dabei nehme ich mir vor, immer Samstag morgen den Preis anzupassen, damit am Wochenende möglichst viele Nubianer ins Nachdenken kommen. Obwohl der Preis in der Holländischen Auktion theoretisch bis Null geht, setze ich mir ein unteres Limit, unter dem nichts mehr geht.
Tag 8: Bei einer Holländischen Auktion gibt es keine Verhandlung. „Hundert Euro weniger und ich nehme die LS“ gibt es nicht. Man lässt einfach den Preis weiter sinken und freut sich, wenn in der Zwischenzeit niemand zugeschlagen hat. Aber es kam, wie es kommen musste: Mich erreicht ein Angebot für 2.600 EUR, falls die Übernahme in Deutschland stattfinde. Nach kurzer Überlegung lehne ich ab. Wenn ich die LS nach Deutschland transportiere, kann ich auch meine Familie in Deutschland bitten, sie für 2.900 EUR zu verkaufen.
Tag 9: Ich gehe nicht mehr davon aus, dass ich einen Käufer finde, der über 2.500 EUR zahlt. Es läuft nicht gut. Die Schweizer kaufen nicht/kaum gebraucht, und die Deutschen scheuen den Grenzübertritt.
Nachfrage für den Center aus Stuttgart.
Tag 12: Der Preis steht immer noch bei 2.700 EUR. Ein Schweizer Interessent steigt nach einiger Überlegung wieder aus. Die NV11 sind ihm zu gross.
Ein anderer Schweizer Interessent (ich nenne ihn „Wilhelm Tell“) will die 3 LS zwar kaufen, aber erst nächste Woche. Das Interesse wirkt ehrlich, allerdings erzielen wir keine formelle Einigung über den Preis. Denkt er, nächste Woche günstiger einkaufen zu können?
Tag 14: Samstag. Eigentlich möchte ich den Preis um 100 EUR auf 2.600 EUR senken, aber was mache ich dann mit Wilhelm Tell? Das Problem ist, dass ich entgegen einer üblichen Holländischen Auktion keinen formellen Zuschlag habe. Ich muss mir also mit einem Trick helfen: sobald Interesse zum gegebenen Preis besteht, der Interessent also praktisch den Finger auf dem „Kaufen“-Knopf hat, muss ich den Preis vorübergehend einfrieren, bis es sich erweist, dass der Interessent tatsächlich kauft oder nicht.
Ein anderer Interessent fragt, wie hoch der Preis denn heute sei? Er müsse doch sinken. Ich entscheide mich, ihn darauf hinzuweisen, dass der NuMarkt-Preis von mir gepflegt werde, also mit 2.700 EUR aktuell sei.
Anfragen wie „ich möchte den Preis der nächsten Woche“ ärgern mich. Natürlich kann ich darauf nicht eingehen. Das ganze wird immer mehr zum psychologischen Experiment, inspieriert aber auch meinen sportlichen Ehrgeiz. Ich fühle, dass die potenziellen Interessenten es sich alle versauen werden, da sie den Top-Preis nicht nehmen, sondern weiter zocken. Sie werden dann wohl woanders teurer kaufen.
Auf der „Standboxen“-Seite des NuMarktes bin ich auf die zweite Seite abgerutscht. Zu viele neue Angebote. Ich eröffne ein neues Angebot.
Ich überlege, den Preis jeden Tag um 10 EUR zu senken. Das macht die Sache auffälliger. Aber ich verwerfe die Idee wieder. Das Preis-Fixieren klappt dann gar nicht mehr.
Tag 15: Ich halte den Preis auf 2.700 EUR. Ein alter Interessent bietet nun statt 2.650 nur noch 2.550 EUR bei Lieferung nach Deutschland. Er hält mich offenbar für sehr verzweifelt.
Tag 16: Ich senke den Preis bei Abholung auf 2.600 EUR (-31%), da ich das allgemeine Interesse durch eine weitere Veränderung erhalten möchte. Wilhelm Tell liegt nun im Preis nur noch deswegen knapp darunter, da er ja auch eine Vermittlungsgebühr erhält. Mal sehen, ob er jetzt rebelliert.
Ich bekomme aufmunternde Worte von einem NuForumianer über den guten, von mir angebotenen Preis.
Tag 17: Wieder so eine Anfrage: „Wo liegt der morgige Preis? Ich könnte morgen vorbeikommen und sie abholen.“ Was so engagiert klingt, hat sich bisher leider als eher vage dargestellt. Ich spüre, dass hier manche Schnäppchenjäger unterwegs sind, die auf ihrer Visitenkarte sicher „Import-Export“ stehen haben und alles kaufen, solange es nichts kostet.
Tag 18: „Kannst du die LS über die Grenze bringen, dann bin ich für 2.600 EUR interessiert.“ Wieder ein Interessent. Es herrscht schon eine gewisse Aktivität. Wenn ich sie über die Grenze bringe, reden wir über einen ganz anderen Preis. Ich muss daher leider ablehnen. Ich kann sie über die Grenze bringen und mich konspirativ auf einem Parkplatz mit meinem Käufer treffen, aber was mache ich, wenn er nicht kommt? Grenzübertritte mit großen Kisten im Auto – und vor allem zurück in die Schweiz -sind so einfach auch nicht. Ganz klar, das kann ich nicht machen. Außerdem biete ich eben den Superpreis nur deshalb, weil ich den Nachteil habe, dass die LS sich eben in der Schweiz befinden. Ich zolle dem Rechnung, aber habe nicht vor, die LS zu verschenken.
Ein Interessent aus Hessen möchte sie am folgenden Samstag abholen. Kann er tun. Mal sehen, ob er dabei bleibt. Wilhelm Tell meldet sich nicht. Eigentlich müsste er von seiner Reise zurück sein. Wartet er auf die nächste Preissenkung?
Hier beende ich meinen Bericht, obwohl es noch etwas weiter ging. Ich überlegte, die ganze Verkaufsaktion abzubrechen. Und dann hatte ich plötzlich meinen Käufer. Der endgültige Preis tut hier nichts zur Sache. Natürlich hätte ich in Deutschland teurer verkaufen können, aber auch so bin ich zufrieden. Ich hoffe, der Käufer hat Freude an den Nuveros. Ich denke, er nutzt sie selbst und ist nicht im Import-Export-Business tätig.
Grüße/Grüsse, Michael
Epilog: Nach dem Verkauf bestellte ich mir einen neuen Center. Nicht so sehr, weil der Nuvero 7 schlecht wäre – im Gegenteil, er ist für sein Geld unschlagbar, und ich hätte ihn gerne behalten. Aber Spitzen-LS in der Front müssen wirklich harmonieren....
Und falls sie nicht gestorben sind, dann klingen sie noch heute....
ich habe immer wieder daran gedacht, einen Erfahrungsbericht über den Verkauf meiner Nuveros 11+7 im NuMarkt zu schreiben, weil ich den Verkaufsprozess als so spannend empfand. Und da ich mir einige Notizen dazu gemacht hatte, hole ich dies nun nach.
Die von mir gemachte Erfahrung ist stark durch meinen Wohnort geprägt. Ich möchte hier ausdrücklich weder einen speziellen Preis noch eine Art der Preisfindung empfehlen.
Zur Vorgeschichte: Vor gut einem Jahr hatte ich vorübergehend 9 Lautsprecher im Wohnzimmer im Einsatz, und darunter meine jetzigen Front-LS (noch ohne den passenden Center) sowie Nuvero 11 und 7 in der Front. Der Aufbau war recht eng, die Subwoofer mussten hinter die Hörposition wandern (wo sie sich auch heute noch gut machen). Auch sah die 180 kg-LS-Front sehr mächtig aus, um es mal vorsichtig auszudrücken. Auch störte mich, dass ich die Lautsprecher nicht richtig auslasten konnte. Im Stereobetrieb waren 7 LS inaktiv, bei Surround immer noch 2. Die Lösung war also nicht konsequent, bot aber sehr guten Klang. Ich hatte keinen echten Druck, das Set zu verkleinern. Trotzdem entschied ich mich, zu versuchen, Nuvero 11 und 7 im Paket – und nur im Paket - zu verkaufen und in einen passenden Center re-zu-investieren. Die LS waren in bestem Zustand und knapp unter 2 Jahre alt, wenn ich mich recht entsinne.
(Und jetzt schreibe ich – der Dramaturgie willen - in der Gegenwart weiter:)
Tag 1: Ich stelle ein Verkaufsangebot mit „Preis nach Vereinbarung“ im NuMarkt ein – erstmal vage bleiben - und recherchiere, was bei einem Alter von <2 Jahren für Nuveros oder Nulines verlangt wird. Als Referenz nehme ich den Listenpreis von 3.775 EUR für die 3 LS. Ein Abschlag von 20% -->3.020 EUR ist recht normal. 22% -->2.950 EUR sind sehr ordentlich. Aber ich lebe in der Schweiz, und dort ist Nubert weniger bekannt und die Nachfrage naturgemäß geringer. Ich will auch für Süddeutsche ein attraktives Angebot machen. Also ändere ich nach kurzer Zeit den Preis auf „2.800 EUR“. Ein Abschlag von 26% zum Listenpreis findet sich bei dem Alter im NuMarkt nicht so leicht. Ich mache deutlich, dass es hier um „Selbstabholung“ geht. Obwohl ich die Original-Verpackungen noch habe, will ich mich um den Transport nicht kümmern. Ein Probehören bei mir zuhause ist jederzeit möglich.
Tag 2: Es besteht vage Nachfrage für 2.500 EUR (-34%), aber dann eigentlich nicht bei Selbstabholung. Ein „Interessent“ rechnet mir vor, dass ich ihm eine Erstattung zahlen müsse, sollte er die Lautsprecher abholen. Nice try.
Tag 5: Keine Nachfrage. Ich schicke an alle Schweizer NuForums-Mitglieder, die auf der Mitgliederkarte zu finden sind, eine Email und biete eine Vermittlungsgebühr von 100 EUR, falls es zum Verkauf kommt. Keine Reaktion.
Verkauf bei Ricardo.ch? Nicht eine einzige Nubert-Box wird dort angeboten. Und Gebote gibt es generell sehr wenige. Ich nehme davon Abstand. Ist Zeitverschwendung. Auch bin ich ja im NuForum kein völliger Neuling. Das müsste doch das Vertrauen in mich als den Verkäufer stärken.
Tag 7: Ich senke den Preis auf 2.700 EUR (-28%) und kündige eine „Holländische Auktion“ an. D.h. der Preis sinkt in festgelegten Zeiträumen (bis mir einmal pro Woche) um einen festgelegten Betrag (bei mir 100 EUR). Das sollte doch zumindest das Interesse der Leser anheizen.
Wikipedia definiert die „Holländische Auktion“ so:
„In einer Rückwärtsauktion stellt der Verkäufer ein Angebot zum Verkauf und gibt gleichzeitig einen Startpreis dafür vor. Der Preis ist nun während der Laufzeit der Auktion rückläufig, d.h. der Verkaufspreis für den Artikel sinkt mit zunehmender Laufzeit. Der erste Kaufinteressent, der zustimmt, erhält den Zuschlag zum momentanen Preis. Je länger die Kaufinteressenten abwarten, desto niedriger ist also der Preis.“
Die Holländische Auktion lebt vom Element der Unsicherheit. Wer eine Sekunde zu lange wartet, wirft vielleicht ein Schnäppchen weg. Auch hat diese Auktion den Vorteil, dass es immer zu einem Verkauf kommt, natürlich mit dem Nachteil, dass der potenzielle Käufer angeregt wird, zu warten. Mir ist bewusst, dass das Vorgehen als Ausdruck von Verzweiflung gewertet werden könnte, ich also verkaufen müsse. Dies ist überhaupt nicht der Fall, aber der entstehende Eindruck ist sicher kontraproduktiv. Nun gut.
Organisatorisch ist es im NuMarkt natürlich nicht wirklich möglich, eine Holländische Auktion durchzuführen, da man den definitiven Zuschlag einer Auktion nicht hat. Also muss ich improvisieren. Dabei nehme ich mir vor, immer Samstag morgen den Preis anzupassen, damit am Wochenende möglichst viele Nubianer ins Nachdenken kommen. Obwohl der Preis in der Holländischen Auktion theoretisch bis Null geht, setze ich mir ein unteres Limit, unter dem nichts mehr geht.
Tag 8: Bei einer Holländischen Auktion gibt es keine Verhandlung. „Hundert Euro weniger und ich nehme die LS“ gibt es nicht. Man lässt einfach den Preis weiter sinken und freut sich, wenn in der Zwischenzeit niemand zugeschlagen hat. Aber es kam, wie es kommen musste: Mich erreicht ein Angebot für 2.600 EUR, falls die Übernahme in Deutschland stattfinde. Nach kurzer Überlegung lehne ich ab. Wenn ich die LS nach Deutschland transportiere, kann ich auch meine Familie in Deutschland bitten, sie für 2.900 EUR zu verkaufen.
Tag 9: Ich gehe nicht mehr davon aus, dass ich einen Käufer finde, der über 2.500 EUR zahlt. Es läuft nicht gut. Die Schweizer kaufen nicht/kaum gebraucht, und die Deutschen scheuen den Grenzübertritt.
Nachfrage für den Center aus Stuttgart.
Tag 12: Der Preis steht immer noch bei 2.700 EUR. Ein Schweizer Interessent steigt nach einiger Überlegung wieder aus. Die NV11 sind ihm zu gross.
Ein anderer Schweizer Interessent (ich nenne ihn „Wilhelm Tell“) will die 3 LS zwar kaufen, aber erst nächste Woche. Das Interesse wirkt ehrlich, allerdings erzielen wir keine formelle Einigung über den Preis. Denkt er, nächste Woche günstiger einkaufen zu können?
Tag 14: Samstag. Eigentlich möchte ich den Preis um 100 EUR auf 2.600 EUR senken, aber was mache ich dann mit Wilhelm Tell? Das Problem ist, dass ich entgegen einer üblichen Holländischen Auktion keinen formellen Zuschlag habe. Ich muss mir also mit einem Trick helfen: sobald Interesse zum gegebenen Preis besteht, der Interessent also praktisch den Finger auf dem „Kaufen“-Knopf hat, muss ich den Preis vorübergehend einfrieren, bis es sich erweist, dass der Interessent tatsächlich kauft oder nicht.
Ein anderer Interessent fragt, wie hoch der Preis denn heute sei? Er müsse doch sinken. Ich entscheide mich, ihn darauf hinzuweisen, dass der NuMarkt-Preis von mir gepflegt werde, also mit 2.700 EUR aktuell sei.
Anfragen wie „ich möchte den Preis der nächsten Woche“ ärgern mich. Natürlich kann ich darauf nicht eingehen. Das ganze wird immer mehr zum psychologischen Experiment, inspieriert aber auch meinen sportlichen Ehrgeiz. Ich fühle, dass die potenziellen Interessenten es sich alle versauen werden, da sie den Top-Preis nicht nehmen, sondern weiter zocken. Sie werden dann wohl woanders teurer kaufen.
Auf der „Standboxen“-Seite des NuMarktes bin ich auf die zweite Seite abgerutscht. Zu viele neue Angebote. Ich eröffne ein neues Angebot.
Ich überlege, den Preis jeden Tag um 10 EUR zu senken. Das macht die Sache auffälliger. Aber ich verwerfe die Idee wieder. Das Preis-Fixieren klappt dann gar nicht mehr.
Tag 15: Ich halte den Preis auf 2.700 EUR. Ein alter Interessent bietet nun statt 2.650 nur noch 2.550 EUR bei Lieferung nach Deutschland. Er hält mich offenbar für sehr verzweifelt.
Tag 16: Ich senke den Preis bei Abholung auf 2.600 EUR (-31%), da ich das allgemeine Interesse durch eine weitere Veränderung erhalten möchte. Wilhelm Tell liegt nun im Preis nur noch deswegen knapp darunter, da er ja auch eine Vermittlungsgebühr erhält. Mal sehen, ob er jetzt rebelliert.
Ich bekomme aufmunternde Worte von einem NuForumianer über den guten, von mir angebotenen Preis.
Tag 17: Wieder so eine Anfrage: „Wo liegt der morgige Preis? Ich könnte morgen vorbeikommen und sie abholen.“ Was so engagiert klingt, hat sich bisher leider als eher vage dargestellt. Ich spüre, dass hier manche Schnäppchenjäger unterwegs sind, die auf ihrer Visitenkarte sicher „Import-Export“ stehen haben und alles kaufen, solange es nichts kostet.
Tag 18: „Kannst du die LS über die Grenze bringen, dann bin ich für 2.600 EUR interessiert.“ Wieder ein Interessent. Es herrscht schon eine gewisse Aktivität. Wenn ich sie über die Grenze bringe, reden wir über einen ganz anderen Preis. Ich muss daher leider ablehnen. Ich kann sie über die Grenze bringen und mich konspirativ auf einem Parkplatz mit meinem Käufer treffen, aber was mache ich, wenn er nicht kommt? Grenzübertritte mit großen Kisten im Auto – und vor allem zurück in die Schweiz -sind so einfach auch nicht. Ganz klar, das kann ich nicht machen. Außerdem biete ich eben den Superpreis nur deshalb, weil ich den Nachteil habe, dass die LS sich eben in der Schweiz befinden. Ich zolle dem Rechnung, aber habe nicht vor, die LS zu verschenken.
Ein Interessent aus Hessen möchte sie am folgenden Samstag abholen. Kann er tun. Mal sehen, ob er dabei bleibt. Wilhelm Tell meldet sich nicht. Eigentlich müsste er von seiner Reise zurück sein. Wartet er auf die nächste Preissenkung?
Hier beende ich meinen Bericht, obwohl es noch etwas weiter ging. Ich überlegte, die ganze Verkaufsaktion abzubrechen. Und dann hatte ich plötzlich meinen Käufer. Der endgültige Preis tut hier nichts zur Sache. Natürlich hätte ich in Deutschland teurer verkaufen können, aber auch so bin ich zufrieden. Ich hoffe, der Käufer hat Freude an den Nuveros. Ich denke, er nutzt sie selbst und ist nicht im Import-Export-Business tätig.
Grüße/Grüsse, Michael
Epilog: Nach dem Verkauf bestellte ich mir einen neuen Center. Nicht so sehr, weil der Nuvero 7 schlecht wäre – im Gegenteil, er ist für sein Geld unschlagbar, und ich hätte ihn gerne behalten. Aber Spitzen-LS in der Front müssen wirklich harmonieren....
Und falls sie nicht gestorben sind, dann klingen sie noch heute....