NuVero 60 oder Neumann KH120 im Arbeitszimmer
Verfasst: Di 28. Mai 2019, 15:03
Auch wenn die von mir gehörte Musik sicher vergleichsweise speziell ist, hoffe ich, dass mein Hörbericht vielleicht dennoch für den ein – oder anderen hier im Forum – von Interesse ist. Bis jetzt habe ich hier im Forum noch nichts gepostet. Vorweg möchte ich anmerken: Der Beitrag enthält keine Frage an Euch, sondern ich schildert nur meine Eindrücke beim Vergleichen. Dabei schaue ich auch etwas über den Nubert-Tellerrand hinaus. Wen das stört, dem empfehle ich, nicht weiterzulesen.
Für mein Arbeitszimmer habe ich Lautsprecher im Mid- oder Nahfeld gesucht. Ich höre im Rahmen meiner Arbeit viel klassische Musik, dabei besonders viel Vokalmusik. Denn ich arbeite vornehmlich im und mit Musiktheater. Einige Jahre habe ich in meinem Arbeitszimmer stets mit Kopfhörer die Vorbereitungsarbeit gemacht. (Der AKG 712 hängt dafür an einem Lake People G100, den ein DACMAGIC von Cambridge Audio mit Signalen versorgt).
Für Arbeiten ohne Kopfhörer habe ich mir nach längerer Recherche ein Paar NuVero 60 mit den dazugehörigen Stativen bestellt, das in einem Stereodreieck von 2,5m und – und 1,5m von jeder Wand entfernt - von meinem Hörplatz am Schreibtisch entfernt aufgestellt werden sollte und wurde. Ein anständiger Verstärker (Sony QS TA-FB940) ist schon vorhanden. Insofern schien mir eine Passivbox am zweckmäßigsten. Da schon einige Paare Nubert-Boxen (Nuline 100 mit ATM, Nupro A-20 und Nubox 311) hier vorhanden sind, besteht vermutlich bei mir eine gewisse Konditionierung auf die Nubertsche Lautsprecher-Abstimmung.
Der Arbeitsraum ist in einem Altbau (Deckenhöhe 2,60 m) und hat zu einer Seite zwei Fenster. Die Größe beträgt ca. 20 m². Er ist rechteckig, hat Parkettfußboden und einen Teppich. An den Wänden stehen viele, viele Bücher, darüber hinaus mittig ein großer Schreibtisch und ein etwas kleinerer am Rand. Der Raum ist akustisch unproblematisch jedenfalls nehme ich das so war, wenn ich in dem Raum Geige übe.
Zum Vergleich habe ich mir dann doch dazu ein Paar NEUMANN KH120 bestellt, also kleine, aktive Nahfeldmonitore und Stative dafür. Preislich sind sie als Zweiwege-System sogar einige hundert Euro günstiger. Ich hatte so viele interessante Erfahrungsberichte zu den Boxen gelesen, dass ich sie mal in dem Arbeitszimmer im Vergleich hören wollte, bevor ich – für meine Verhältnisse – viel Geld für Lautsprecher ausgebe. Die NuPro A-200 wären der Größe der KH120 Neumänner grundsätzlich eher entsprechend. Sie schieden jedoch für mich aus. Der Vorgänger, die NuPro A-20, spielt bei uns in der Küche Internetradio (das ihnen ein WXC-50 von Yamaha serviert), daher kenne ich deren etwas härtere Klangcharakteristik mit einem Hang zum energischen Basspunch ganz gut. Ich wollte in meinem Arbeitszimmer unbedingt eine Box haben, die der Qualität des AKG 712 Kopfhörers mit dem Lake-People KHV ebenbürtig ist, damit ich nicht weiterhin beim Arbeiten immer nur am Kopfhörer hänge.
Auf dem Papier ist die NuVero 60 der KH120 überlegen: Sie spielt mit Ihrem Dreiwege-System bis 36 Hz (+/-3dB). Das ist etwas tiefer als der tiefste Kontrabasston. Der stellt meist in einem klassischen Orchester eines der tiefsten Instrumente dar. Die weniger als Halb so großen 120er Neumänner sind spielen nur bis 52 Hz ((+/-3dB), das entspricht „nur“ dem tiefsten Ton eines Klaviers.
Vorletzten Samstag war es dann so weit, ich habe beide Boxen installiert. Zuerst habe ich die NuVero 60 aufgebaut. Als sie Mahlers 7. Symphonie (Dirigent: Pierre Boulez, Wiener Philharmoniker) zu spielen anfingen, war mein erster Impuls, die weißen Eminenzen aus Schwäbisch Gmünd bleiben auf alle Fälle hier.
Das änderte sich, als ich die 120er Neumänner spielbereit hatte. Sie standen zunächst direkt neben den NuVero 60. Dabei war grundsätzlich der Pegelabgleich von Aktiv- zu Passivbox nicht ganz einfach, doch ab dem zweiten Tag hatte ich genug Erfahrungswerte für einigermaßen faire Bedingungen gesammelt. Über vier Tage ergab sich wieder und wieder das folgende Bild, mit dem ich zuvor wirklich nicht gerechnet hätte: Die NuVero 60 schienen jeweils räumlicher im ersten Moment, dabei aber auch indifferenter zu klingen als die Neumänner. Im Nachzeichnen eines melodischen Verlaufs einer Stimme kamen mir die NuVero 60 nicht so ausgewogen vor wie die Neumann KH120. Denn einzelne Töne einer Orchester- oder Vokalstimme „knallten“ im Vergleich zu anderen heraus, andere verschwanden geradezu. Kurzum kam mir die NuVero 60 verhangener, ja verwaschener in den Mitten vor. Beispielsweise wurde das im Vorspiel von Wagners RHEINGOLD deutlich (Dirigent: Barenboim), wenn die Cellomelodie beginnt (falls jemand etwas damit anfangen kann). Das wurde etwas besser, als ich die NuVero-Boxen nochmals auseinanderzog.
Jedoch gelang mir auch dann nicht so leicht in Ensembles, Streichquartett und Orchesterstellen, einzelne Stimmen so genau zu verfolgen wie mit den Neumann KH120. Einzelne Instrumentenlinien wie die zweite Geigenstimme oder Bratschenstimme eines Orchesterstücks herauszuhören (z.B. im Brahms Violinkonzert (Solist Kremer, Dirigent: Bernstein) war für mich mit den Neumann-Monitoren viel einfacher.
Darüber hinaus klangen die jeweiligen Stimmen für meine Ohren in sich ausgewogener. Auch einzelnen Gesangs-Stimmen in einem musikalischen Ensemble zu folgen, war in den meisten Fällen mit den Neumann-Monitoren erheblich leichter [z.B. LUCIA DI LAMMERMOOR-Sextett (Dirigent: Bonynge), im Sturmchor zu Beginn von Verdis OTELLO (Aufnahme: Karajan), im Quartett von Verdi DON CARLO (Dirigent: Muti) oder im Finale I von Mozarts LA FINTA GIARDINIERA (Dirigent: R. Jacobs)]. Dass es jeweils nicht an der Aufnahmequalität liegen konnte, dafür sorgte der Vergleich mit den beiden KH120.
Auch nachdem ich die Mitten an den NuVero 60 an dem Schalter hinten auf „prägnant“ gestellt hatte, blieb dieser Eindruck bestehen. Zudem fielen mir immer wieder einzelne Frequenzen auf, bei denen mir bei der NuVero 60 der Klang von Geigen und Stimmen eigenartig hohl und seltsam nervig erschien. Das ist sicher noch mehr Geschmackssache als alles andere, was ich hier zu formulieren versuche. Und zudem ein Eindruck, den jemand, der vom Streichinstrument kommt, eher so empfindet als beispielsweise ein*e Holz- oder Blechbläser*in.
Fazit: Die beiden Neumann KH120 klangen für mich in meinem Arbeitszimmer runder, ausgewogener und im gesamten Frequenzspektrum angenehmer als die Nuvero 60. Das gilt auch beim Hören von Sängerstimmen, die ich live sehr gut kenne. Meine Erfahrung, dass kleine Boxen weit weniger räumlich klingen als große, wurde von den Neumann KH 120 im Stereodreieck deutlich widerlegt. Sie bilden die akustische Situation auch räumlich sehr fein ab. Das tun die NuVeros auch, aber das kam mir, wie gesagt, wie hinter einem etwas dunkel getönten Gazevorhang vor.
Ich poste das auch, weil mein Eindruck den gängigen Urteilen gegenüber Monitorboxen widerspricht, wie sie auch hier im NUBERT-Forum zu lesen sind: Monitorboxen seien demnach sehr hart abgestimmt und würden den Spaß am Musikhören nehmen. Mir scheint in meinem Fall das Gegenteil treffender.
In zwei Situationen erschienen mir die NuVero 60 den KH 120-Neumännern überlegen: Bei viel Schlagzeugeinsatz (z.B. im 1. Satz in Mahlers 7. Symphonie (Dirigent: Leonard Bernstein). Da nutzte ihnen das Plus in den tieferen Frequenzen. Besser klangen sie auch in einigen Opernchören von Giuseppe Verdi, in denen eine geheimnisvolle Atmosphäre gezaubert werden soll. Da aber solche Momente nur die Ausnahme und nicht der Regelfall bei meinem Musikhören im Arbeitszimmer sind, habe ich die 44 kg in Paketform schweren Herzens wieder auf die Reise nach Schwäbisch-Gmünd geschickt…
Für mein Arbeitszimmer habe ich Lautsprecher im Mid- oder Nahfeld gesucht. Ich höre im Rahmen meiner Arbeit viel klassische Musik, dabei besonders viel Vokalmusik. Denn ich arbeite vornehmlich im und mit Musiktheater. Einige Jahre habe ich in meinem Arbeitszimmer stets mit Kopfhörer die Vorbereitungsarbeit gemacht. (Der AKG 712 hängt dafür an einem Lake People G100, den ein DACMAGIC von Cambridge Audio mit Signalen versorgt).
Für Arbeiten ohne Kopfhörer habe ich mir nach längerer Recherche ein Paar NuVero 60 mit den dazugehörigen Stativen bestellt, das in einem Stereodreieck von 2,5m und – und 1,5m von jeder Wand entfernt - von meinem Hörplatz am Schreibtisch entfernt aufgestellt werden sollte und wurde. Ein anständiger Verstärker (Sony QS TA-FB940) ist schon vorhanden. Insofern schien mir eine Passivbox am zweckmäßigsten. Da schon einige Paare Nubert-Boxen (Nuline 100 mit ATM, Nupro A-20 und Nubox 311) hier vorhanden sind, besteht vermutlich bei mir eine gewisse Konditionierung auf die Nubertsche Lautsprecher-Abstimmung.
Der Arbeitsraum ist in einem Altbau (Deckenhöhe 2,60 m) und hat zu einer Seite zwei Fenster. Die Größe beträgt ca. 20 m². Er ist rechteckig, hat Parkettfußboden und einen Teppich. An den Wänden stehen viele, viele Bücher, darüber hinaus mittig ein großer Schreibtisch und ein etwas kleinerer am Rand. Der Raum ist akustisch unproblematisch jedenfalls nehme ich das so war, wenn ich in dem Raum Geige übe.
Zum Vergleich habe ich mir dann doch dazu ein Paar NEUMANN KH120 bestellt, also kleine, aktive Nahfeldmonitore und Stative dafür. Preislich sind sie als Zweiwege-System sogar einige hundert Euro günstiger. Ich hatte so viele interessante Erfahrungsberichte zu den Boxen gelesen, dass ich sie mal in dem Arbeitszimmer im Vergleich hören wollte, bevor ich – für meine Verhältnisse – viel Geld für Lautsprecher ausgebe. Die NuPro A-200 wären der Größe der KH120 Neumänner grundsätzlich eher entsprechend. Sie schieden jedoch für mich aus. Der Vorgänger, die NuPro A-20, spielt bei uns in der Küche Internetradio (das ihnen ein WXC-50 von Yamaha serviert), daher kenne ich deren etwas härtere Klangcharakteristik mit einem Hang zum energischen Basspunch ganz gut. Ich wollte in meinem Arbeitszimmer unbedingt eine Box haben, die der Qualität des AKG 712 Kopfhörers mit dem Lake-People KHV ebenbürtig ist, damit ich nicht weiterhin beim Arbeiten immer nur am Kopfhörer hänge.
Auf dem Papier ist die NuVero 60 der KH120 überlegen: Sie spielt mit Ihrem Dreiwege-System bis 36 Hz (+/-3dB). Das ist etwas tiefer als der tiefste Kontrabasston. Der stellt meist in einem klassischen Orchester eines der tiefsten Instrumente dar. Die weniger als Halb so großen 120er Neumänner sind spielen nur bis 52 Hz ((+/-3dB), das entspricht „nur“ dem tiefsten Ton eines Klaviers.
Vorletzten Samstag war es dann so weit, ich habe beide Boxen installiert. Zuerst habe ich die NuVero 60 aufgebaut. Als sie Mahlers 7. Symphonie (Dirigent: Pierre Boulez, Wiener Philharmoniker) zu spielen anfingen, war mein erster Impuls, die weißen Eminenzen aus Schwäbisch Gmünd bleiben auf alle Fälle hier.
Das änderte sich, als ich die 120er Neumänner spielbereit hatte. Sie standen zunächst direkt neben den NuVero 60. Dabei war grundsätzlich der Pegelabgleich von Aktiv- zu Passivbox nicht ganz einfach, doch ab dem zweiten Tag hatte ich genug Erfahrungswerte für einigermaßen faire Bedingungen gesammelt. Über vier Tage ergab sich wieder und wieder das folgende Bild, mit dem ich zuvor wirklich nicht gerechnet hätte: Die NuVero 60 schienen jeweils räumlicher im ersten Moment, dabei aber auch indifferenter zu klingen als die Neumänner. Im Nachzeichnen eines melodischen Verlaufs einer Stimme kamen mir die NuVero 60 nicht so ausgewogen vor wie die Neumann KH120. Denn einzelne Töne einer Orchester- oder Vokalstimme „knallten“ im Vergleich zu anderen heraus, andere verschwanden geradezu. Kurzum kam mir die NuVero 60 verhangener, ja verwaschener in den Mitten vor. Beispielsweise wurde das im Vorspiel von Wagners RHEINGOLD deutlich (Dirigent: Barenboim), wenn die Cellomelodie beginnt (falls jemand etwas damit anfangen kann). Das wurde etwas besser, als ich die NuVero-Boxen nochmals auseinanderzog.
Jedoch gelang mir auch dann nicht so leicht in Ensembles, Streichquartett und Orchesterstellen, einzelne Stimmen so genau zu verfolgen wie mit den Neumann KH120. Einzelne Instrumentenlinien wie die zweite Geigenstimme oder Bratschenstimme eines Orchesterstücks herauszuhören (z.B. im Brahms Violinkonzert (Solist Kremer, Dirigent: Bernstein) war für mich mit den Neumann-Monitoren viel einfacher.
Darüber hinaus klangen die jeweiligen Stimmen für meine Ohren in sich ausgewogener. Auch einzelnen Gesangs-Stimmen in einem musikalischen Ensemble zu folgen, war in den meisten Fällen mit den Neumann-Monitoren erheblich leichter [z.B. LUCIA DI LAMMERMOOR-Sextett (Dirigent: Bonynge), im Sturmchor zu Beginn von Verdis OTELLO (Aufnahme: Karajan), im Quartett von Verdi DON CARLO (Dirigent: Muti) oder im Finale I von Mozarts LA FINTA GIARDINIERA (Dirigent: R. Jacobs)]. Dass es jeweils nicht an der Aufnahmequalität liegen konnte, dafür sorgte der Vergleich mit den beiden KH120.
Auch nachdem ich die Mitten an den NuVero 60 an dem Schalter hinten auf „prägnant“ gestellt hatte, blieb dieser Eindruck bestehen. Zudem fielen mir immer wieder einzelne Frequenzen auf, bei denen mir bei der NuVero 60 der Klang von Geigen und Stimmen eigenartig hohl und seltsam nervig erschien. Das ist sicher noch mehr Geschmackssache als alles andere, was ich hier zu formulieren versuche. Und zudem ein Eindruck, den jemand, der vom Streichinstrument kommt, eher so empfindet als beispielsweise ein*e Holz- oder Blechbläser*in.
Fazit: Die beiden Neumann KH120 klangen für mich in meinem Arbeitszimmer runder, ausgewogener und im gesamten Frequenzspektrum angenehmer als die Nuvero 60. Das gilt auch beim Hören von Sängerstimmen, die ich live sehr gut kenne. Meine Erfahrung, dass kleine Boxen weit weniger räumlich klingen als große, wurde von den Neumann KH 120 im Stereodreieck deutlich widerlegt. Sie bilden die akustische Situation auch räumlich sehr fein ab. Das tun die NuVeros auch, aber das kam mir, wie gesagt, wie hinter einem etwas dunkel getönten Gazevorhang vor.
Ich poste das auch, weil mein Eindruck den gängigen Urteilen gegenüber Monitorboxen widerspricht, wie sie auch hier im NUBERT-Forum zu lesen sind: Monitorboxen seien demnach sehr hart abgestimmt und würden den Spaß am Musikhören nehmen. Mir scheint in meinem Fall das Gegenteil treffender.
In zwei Situationen erschienen mir die NuVero 60 den KH 120-Neumännern überlegen: Bei viel Schlagzeugeinsatz (z.B. im 1. Satz in Mahlers 7. Symphonie (Dirigent: Leonard Bernstein). Da nutzte ihnen das Plus in den tieferen Frequenzen. Besser klangen sie auch in einigen Opernchören von Giuseppe Verdi, in denen eine geheimnisvolle Atmosphäre gezaubert werden soll. Da aber solche Momente nur die Ausnahme und nicht der Regelfall bei meinem Musikhören im Arbeitszimmer sind, habe ich die 44 kg in Paketform schweren Herzens wieder auf die Reise nach Schwäbisch-Gmünd geschickt…