Musikaufnahmen im Mehrkanalton
Verfasst: So 9. Jun 2019, 11:25
Nachdem das Thema "Musik im Surround" gerade in einem anderen Thread diskutiert wird und es tatsächlich größerer Beachtung bedarf, wollte ich hierzu mal einen eigenen Thread aufmachen:
Welche SACDs, DVDs oder Blu Rays haben Euch im Musikbereich klanglich überzeugt. Eingestellt werden können natürlich auch Konzertaufnahmen auf DVD oder Blu Ray (also mit Bild), aber bitte keine Filme oder Serien.
Bitte schreibt auch dazu, was Euch gerade an der Mehrkanaltonaufnahme besonders in den Bann gezogen hat. Das muss nicht unbedingt eine ungewöhnliche Aufstellung der Intrumente sein. Auch besonders gelunge Raumabbildungen gehören hierzu, also Aufnahmen, bei denen das Ambiente besonders hervorgearbeitet wurde. Oder anders herum: Was hat Euch enttäuscht? Wo wurden die Rears quasi nur auf der Verpackung abgedruckt und brachten keinen Mehrwert? Wo verlieren Aufnahmen vielleicht sogar durch den Mehrkanalton?
Wo ich gerade von Mehrkanal spreche: In der Anfangszeit der Stereophonie gabe es Versuche eines 3.0-Systems. Diese werden nun vereinzeilt z.B. in der Serie "Living Stereo" auf SACD wiederveröffentlicht. Auch das würde ich unter Mehrkanal verstehen.
Die Musikrichtung ist egal, also von Helene Fischer bis Speed-Metal, von Jazz bis Klassik, usw - alles ist erlaubt und gefragt. Aber tut uns bitte allen einen Gefallen: Schreibt dazu, von welchem Medium ihr sprecht. Teilweise kann es da durchaus relevante Unterschiede geben.
Ich beginne nun, nachdem ich in dem anderen Thread über die Dire Straits - Brothers in Arms schon etwas geschrieben haben, mit drei anderen, kürzlich gehörten Aufnahmen und schlage dort auch ein Bewertungssystem mit bis zu 5 Sternen vor::
Bruce Springsteen - Devils & Dust
CD + DVD-Version, Sony Music 2005
Obwohl von vielen Springsteen-Fans nicht gerade gemocht, ist das ein Album, das bei mir immer wieder auf dem Player landete. Nun hatte ich endich die Möglichkeit die beiliegende DVD zu testen, auf der der 5.1-Mix enthalten war.
Mit hohen Erwartungen bin ich an das Hören herangegangen: Ich wurde dann soch etwas enttäuscht. Wirkte der Titelsong noch sorgsam in 5.1 abgemischt, zeigte sich danach eine durchaus wechselnde Qualität der Aufnahme. Bei "All the Way Home" lag ein Schleier über den Rears; andere Aufnahmen kamen wieder gut rüber. Wie so oft, kam insbesondere der Background-Gesang über die hinteren Lautsprecher, teilweise aber auch die akustischen Gitarren oder Teile der Percussions, teils - und dies wirkte dann irritierend und störend - wurde ein übermäßiger Hall von Springsteens Stimme nach hinten projeziert. Schade!
Musik insgesamt: 4 Sterne
Klang insgesamt: 3 Sterne
Mehrkanalbewertung: 3 Sterne
Mehrkanalbelegung: 5.1, Instrumentenverteilung auch auf die Rear Speaker
Gustav Mahler (1860-1911) - Symphonie Nr. 2 "Auferstehungssymphonie"
Frankfurter Radio-Sinfonieorchester (hr-Sinfonieorchester)
Paavo Järvi, Dirigent
Blu-Ray, DTS-HD MA 5.1, Unitel 2010
Eine großartige Symphonie des großartigen Symphonikers. Teils geradezu unerträglich sanft, teils mit Brachialgewalt klingt dieses Werk aus den Boxen. Dabei ist insbesondere auch der Sub in Teilen spürbar eingebunden, was gerade den düsteren Passagen einen im wahrsten Sinne des Wortes spürbaren Mehrwert verleiht. Der Center wird bei den Vokalpassagen gut eingesetzt, was bedeutet, dass diese nicht zu dominant aus dem Center springen, sondern sich in das Geschehen einbetten. Weiter zeichnet sich die Blu Ray durch eine extrem hohe Dynamik aus. Das gehört dazu, also: Keinesfalls am Lautstärkeregler drehen, sondern die Ohren in den leisen Passagen spitzen und den Stimmungsaufbau durch Dynamik genießen, was bei dem superb aufspielenden hr-Sinfonieorchester durchaus leicht fällt.
Järvi ist momentan ohnehin einer meiner Lieblingsdirigenten. Auch wenn vermeintliche Klangbewahrer an seinen Interpretationen gerne herumkritisieren, weil er angeblich den Geist des Werkes nicht einfängt, kann ich das nicht bestätigen. Vielmehr erlaubt er mitunter Sichtweisen, die man vielleicht gar nicht so auf dem Schirm hatte, die aber durchaus stimmig und (oft) faszinierend sind.
Das Ambiente des Klosters Eberbach ist sehr gut eingefangen, aber dennoch gibt es Kritik: Im letzten Satt wurden Teile der Blechbläser im hinteren Außenbereich platziert. Mit der Kamera wird der Standort verdeutlicht. Dennoch hat der Tontechniker die Bläser nach vorne gelegt. Das ist für mich tatsächlich unverständlich, da es während der Aufnahme bewusst anders platziert war, dies mit der Intention des Werkes im Einklang steht und man dies auch auf der Blu Ray hätte hörbar machen können.
Klanglich ist die Aufnahme superb; man könnte allenfalls kritisieren, dass man den Streichern etwas mehr "Körper" hätte gönnen können, aber das ist Herumkritteln auf höchstem Niveau.
Musik insgesamt: 5 Sterne
Klang insgesamt: 4,5 Sterne
Mehrkanalbewertung: 4 Sterne
Mehrkanalbelegung: 5.1, Ambiente
Mieczysław Wajnberg (Weinberg) - Flötenkonzerte Nr 1, op. 75 und 2, op. 148, 12 Miniaturen für Flöte und Streichorchester, op. 29, Flötentrio, op. 127
Antonia Styczeń, Flöte
Polish Chamber Philharmonic Orchestra Sopot
Wojciech Rajski, Dirigent
SACD, 5.1 "Real Surround" Sound, Tacet 2017
Weinberg (oder in der hier gewählten Schreibweise: Wajnberg) ist nicht sonderlich bekannt; derzeit erfreut sich sein Gesamtwerk aber einer durchaus erfreulichen (Wieder)Entdeckung. Obwohl im er im 20. Jahrhundert gelebt hat (gest. 1996), har er sich stets der Melodik und Tonalität verschrieben. Auch für den Einsteiger ist seine Musik daher niemals unangenehm oder zu verkopft. Das lassen besonders seine wunderschönen Werke für Flöte erkennen.
Tacet ist nun ein Label, das sich auf den - wie es in selbst nennt - Real Surround Sound spezialisiert hat. Schon seit jeher hat Tacet seine Aufnahmen besonders sorgsam und audiophil hergestellt. Beim Real Surround Sound rückt das Label davon auch keinen Jota ab, platziert die Instrumente aber um einen herum. Dabei wird in jedem Booklet beschrieben, wie dies geschehen ist und warum. Von Kritikern (m.E. insbesondere solchen, die es noch nie gehört haben oder sich darauf schlicht nicht einlassen wollen) wird diese Methode als unecht beschrieben; man sitze ja als Zuhörer auch nicht mitten im Geschehen. Lässt man sich auf das Spiel aber ein, fällt zum einen auf, dass Tacet sich bei der Positionierung durchaus etwas gedacht hat. Das Ohr jedenfalls setzt die Stücke durchaus zu einem homogenen Klangerlebnis zusammen. Außerdem kommt die Positionierung dem Erlebnis eines Konzerts erstaunlicherweise näher, als so manche Aufnahme, in denen nur der Rückschall aufgenommen wurde (wobei das ganz hervorragend sein kann, wenn es gut gemacht ist). Zudem hört man Dinge aus den Stücken heraus, die man bei reiner Frontabmischung niemals wahrgenommen hätte. Tatsächlich ein echtes Erlebnis!
Musik insgesamt: 4,5 Sterne
Klang insgesamt: 5 Sterne
Mehrkanalbewertung: 5 Sterne
Mehrkanalbelegung: 5.1, Instrumentenverteilung auch auf die Rear Speaker
So, jetzt seid ihr dran!
Welche SACDs, DVDs oder Blu Rays haben Euch im Musikbereich klanglich überzeugt. Eingestellt werden können natürlich auch Konzertaufnahmen auf DVD oder Blu Ray (also mit Bild), aber bitte keine Filme oder Serien.
Bitte schreibt auch dazu, was Euch gerade an der Mehrkanaltonaufnahme besonders in den Bann gezogen hat. Das muss nicht unbedingt eine ungewöhnliche Aufstellung der Intrumente sein. Auch besonders gelunge Raumabbildungen gehören hierzu, also Aufnahmen, bei denen das Ambiente besonders hervorgearbeitet wurde. Oder anders herum: Was hat Euch enttäuscht? Wo wurden die Rears quasi nur auf der Verpackung abgedruckt und brachten keinen Mehrwert? Wo verlieren Aufnahmen vielleicht sogar durch den Mehrkanalton?
Wo ich gerade von Mehrkanal spreche: In der Anfangszeit der Stereophonie gabe es Versuche eines 3.0-Systems. Diese werden nun vereinzeilt z.B. in der Serie "Living Stereo" auf SACD wiederveröffentlicht. Auch das würde ich unter Mehrkanal verstehen.
Die Musikrichtung ist egal, also von Helene Fischer bis Speed-Metal, von Jazz bis Klassik, usw - alles ist erlaubt und gefragt. Aber tut uns bitte allen einen Gefallen: Schreibt dazu, von welchem Medium ihr sprecht. Teilweise kann es da durchaus relevante Unterschiede geben.
Ich beginne nun, nachdem ich in dem anderen Thread über die Dire Straits - Brothers in Arms schon etwas geschrieben haben, mit drei anderen, kürzlich gehörten Aufnahmen und schlage dort auch ein Bewertungssystem mit bis zu 5 Sternen vor::
Bruce Springsteen - Devils & Dust
CD + DVD-Version, Sony Music 2005
Obwohl von vielen Springsteen-Fans nicht gerade gemocht, ist das ein Album, das bei mir immer wieder auf dem Player landete. Nun hatte ich endich die Möglichkeit die beiliegende DVD zu testen, auf der der 5.1-Mix enthalten war.
Mit hohen Erwartungen bin ich an das Hören herangegangen: Ich wurde dann soch etwas enttäuscht. Wirkte der Titelsong noch sorgsam in 5.1 abgemischt, zeigte sich danach eine durchaus wechselnde Qualität der Aufnahme. Bei "All the Way Home" lag ein Schleier über den Rears; andere Aufnahmen kamen wieder gut rüber. Wie so oft, kam insbesondere der Background-Gesang über die hinteren Lautsprecher, teilweise aber auch die akustischen Gitarren oder Teile der Percussions, teils - und dies wirkte dann irritierend und störend - wurde ein übermäßiger Hall von Springsteens Stimme nach hinten projeziert. Schade!
Musik insgesamt: 4 Sterne
Klang insgesamt: 3 Sterne
Mehrkanalbewertung: 3 Sterne
Mehrkanalbelegung: 5.1, Instrumentenverteilung auch auf die Rear Speaker
Gustav Mahler (1860-1911) - Symphonie Nr. 2 "Auferstehungssymphonie"
Frankfurter Radio-Sinfonieorchester (hr-Sinfonieorchester)
Paavo Järvi, Dirigent
Blu-Ray, DTS-HD MA 5.1, Unitel 2010
Eine großartige Symphonie des großartigen Symphonikers. Teils geradezu unerträglich sanft, teils mit Brachialgewalt klingt dieses Werk aus den Boxen. Dabei ist insbesondere auch der Sub in Teilen spürbar eingebunden, was gerade den düsteren Passagen einen im wahrsten Sinne des Wortes spürbaren Mehrwert verleiht. Der Center wird bei den Vokalpassagen gut eingesetzt, was bedeutet, dass diese nicht zu dominant aus dem Center springen, sondern sich in das Geschehen einbetten. Weiter zeichnet sich die Blu Ray durch eine extrem hohe Dynamik aus. Das gehört dazu, also: Keinesfalls am Lautstärkeregler drehen, sondern die Ohren in den leisen Passagen spitzen und den Stimmungsaufbau durch Dynamik genießen, was bei dem superb aufspielenden hr-Sinfonieorchester durchaus leicht fällt.
Järvi ist momentan ohnehin einer meiner Lieblingsdirigenten. Auch wenn vermeintliche Klangbewahrer an seinen Interpretationen gerne herumkritisieren, weil er angeblich den Geist des Werkes nicht einfängt, kann ich das nicht bestätigen. Vielmehr erlaubt er mitunter Sichtweisen, die man vielleicht gar nicht so auf dem Schirm hatte, die aber durchaus stimmig und (oft) faszinierend sind.
Das Ambiente des Klosters Eberbach ist sehr gut eingefangen, aber dennoch gibt es Kritik: Im letzten Satt wurden Teile der Blechbläser im hinteren Außenbereich platziert. Mit der Kamera wird der Standort verdeutlicht. Dennoch hat der Tontechniker die Bläser nach vorne gelegt. Das ist für mich tatsächlich unverständlich, da es während der Aufnahme bewusst anders platziert war, dies mit der Intention des Werkes im Einklang steht und man dies auch auf der Blu Ray hätte hörbar machen können.
Klanglich ist die Aufnahme superb; man könnte allenfalls kritisieren, dass man den Streichern etwas mehr "Körper" hätte gönnen können, aber das ist Herumkritteln auf höchstem Niveau.
Musik insgesamt: 5 Sterne
Klang insgesamt: 4,5 Sterne
Mehrkanalbewertung: 4 Sterne
Mehrkanalbelegung: 5.1, Ambiente
Mieczysław Wajnberg (Weinberg) - Flötenkonzerte Nr 1, op. 75 und 2, op. 148, 12 Miniaturen für Flöte und Streichorchester, op. 29, Flötentrio, op. 127
Antonia Styczeń, Flöte
Polish Chamber Philharmonic Orchestra Sopot
Wojciech Rajski, Dirigent
SACD, 5.1 "Real Surround" Sound, Tacet 2017
Weinberg (oder in der hier gewählten Schreibweise: Wajnberg) ist nicht sonderlich bekannt; derzeit erfreut sich sein Gesamtwerk aber einer durchaus erfreulichen (Wieder)Entdeckung. Obwohl im er im 20. Jahrhundert gelebt hat (gest. 1996), har er sich stets der Melodik und Tonalität verschrieben. Auch für den Einsteiger ist seine Musik daher niemals unangenehm oder zu verkopft. Das lassen besonders seine wunderschönen Werke für Flöte erkennen.
Tacet ist nun ein Label, das sich auf den - wie es in selbst nennt - Real Surround Sound spezialisiert hat. Schon seit jeher hat Tacet seine Aufnahmen besonders sorgsam und audiophil hergestellt. Beim Real Surround Sound rückt das Label davon auch keinen Jota ab, platziert die Instrumente aber um einen herum. Dabei wird in jedem Booklet beschrieben, wie dies geschehen ist und warum. Von Kritikern (m.E. insbesondere solchen, die es noch nie gehört haben oder sich darauf schlicht nicht einlassen wollen) wird diese Methode als unecht beschrieben; man sitze ja als Zuhörer auch nicht mitten im Geschehen. Lässt man sich auf das Spiel aber ein, fällt zum einen auf, dass Tacet sich bei der Positionierung durchaus etwas gedacht hat. Das Ohr jedenfalls setzt die Stücke durchaus zu einem homogenen Klangerlebnis zusammen. Außerdem kommt die Positionierung dem Erlebnis eines Konzerts erstaunlicherweise näher, als so manche Aufnahme, in denen nur der Rückschall aufgenommen wurde (wobei das ganz hervorragend sein kann, wenn es gut gemacht ist). Zudem hört man Dinge aus den Stücken heraus, die man bei reiner Frontabmischung niemals wahrgenommen hätte. Tatsächlich ein echtes Erlebnis!
Musik insgesamt: 4,5 Sterne
Klang insgesamt: 5 Sterne
Mehrkanalbewertung: 5 Sterne
Mehrkanalbelegung: 5.1, Instrumentenverteilung auch auf die Rear Speaker
So, jetzt seid ihr dran!