Ich diente von 1998 bis 1999.
aaof hat geschrieben:Ich wurde T2 eingestuft und wollte dann aber ausgemustert werden. Aber das lies die Armee nicht zu, da ich eine kaufmännische Ausbildung hatte und für irgendwas schon zu gebrauchen war. Also wurde ich T7 eingestuft, unser Oberleutnant sagte zu mir nur, als er das erfahren hatte, ach du Scheiße.
Es gab bei uns einen "echten" T7, der war an den Rollstuhl gefesselt und musste im Innendienst arbeiten (PC-Arbeitsplatz in der Verwaltung). Vermutlich hatte er auch diverse Vorkenntnisse, sonst hätten sie ihn niemals gezogen. Ich selber war als Brillenträger T3 gemustert und das war weder Fisch noch Fleisch. Zu gut um ausgemustert zu werden und zu schlecht um den begehrten LKW-Führerschein machen zu dürfen. Somit durfte ich auch nie KVD (Kraftfahrer vom Dienst) sein, sondern immer nur abwechselnd GVD (Gefreiter vom Dienst) und Wachdienst.
aaof hat geschrieben:Das war damals noch recht neu. Ich hatte diverse Befreiungen, inkl. 5 Kiloschein. Selbst ne. Mützenbefreiung hatte ich am Ende. Der Knaller kam dann aber später: ich erhielt als einziger Rekrut von 150 Soldaten die W13 Planstelle (incl. der Möglichkeit auf 21 Monate zu verlängern). Mein Spieß hat gekocht vor Wut und auf dem Kicker hatte der mich eh schon...
Die Befreiungen (hatte auch eine Trage-Befreiung) hatten zur Folge, dass die Kameraden die Last mitschleppen durften und wenn man es sich nicht allzu sehr mit den Stubenkameraden verscherzen wollte, dann hat man einen Teil der Last, von der man eigentlich befreit war, doch getragen. Dennoch war ich regelmäßig beim Physiotherapeuten und habe mir auf Staatskosten Massagen geben und Fangopackungen auflegen lassen.
Ich war dort gleich nach dem Abitur ohne Ausbildung und viele Unteroffiziere hatten uns "Besserwisser" auf dem Kieker. >>Schütze xxx, sie haben Abitur, Sie müssen wissen, wie das geht!<< ging es in einem fort bei der Grundausbildung. Egal, ich habe das still ertragen und an die Zeit nach dem Bund gedacht.
Als ich dann als Fernmelder in einer Mini-Kaserne, die längst aufgelöst ist, die Zeit nach der Grundausbildung ableistete, gab es es einige Uffze und StUffze, die keine Ausbildung nachweisen konnten und somit nach vier Jahren rausgeschmissen wurden. Nur wer eine abgeschlossene Ausbildung besaß oder beim Bund eine begonnen und abgeschlossen hatte, konnte weiter in Richtung Feldwebel marschieren. Aber da waren einige von denen so strunzdumm, dass ich mich frage, wie die ihre Unteroffizierspatente bekommen haben.
Während der Ausbildung zum Fernmelder in Erfurt löste sich ein Schuss eines G3-Gewehrs im Keller, als wir bereits vom Manöver zurück waren und die Waffen putzten. Zum Glück nur Übungs-Munition, aber der dortige Hauptmann hat uns so richtig zusammengefaltet. Was da hätte passieren können...
Unser Hauptmann war auch ein Unikat. Dreimal die Majorsprüfung vermasselt und ständig mit roter Nase unterwegs...
Die heftigste Szene (als Tierliebhaber) erlebte ich im Winterbiwak, als wir nachts mit Leuchtspurmunition schossen. Ein Schuss traf einen Feldhasen, der noch eine Weile mit lichterloh brennendem Fell davonlief.
Mein Chef, ein Oberfeldwebel, hatte mich die letzten beiden Monate in die Ordonanz verbannt, da durfte ich dann im Offizierskasino servieren. Das sollte eigentlich eine Bestrafung sein, aber es war gleichzeitig auch eine Abwechslung gegenüber dem tristen Alltag (Autos putzen, mit mehr oder weniger Rechten Kameraden in der Werkstatt arbeiten).
Apropos Gesinnung: Da gab es einige Kameraden, die regelmäßig damit geprahlt haben, mal wieder im Leipziger Stadion Randale gemacht zu haben (Rausreißen und Werfen von Stühlen, Schlägereien mit gegnerischen Hooligans und der Polizei usw.). Einen "Spezialisten" hat doch glatt die Polizei abgeholt, nachdem er dabei erwischt wurde, wie er auf dem Kasernengelände mit Drogen aller Art dealte.
In der letzten Woche haben wir es dann krachen lassen. Ein Stubenkamerad hat seinen Audi TT von Papa in die Kaserne "geschmuggelt" und wir sind dann nachts Beschleunigungsrennen gefahren, bis der Wachdienst davon mitbekommen hat. Danach war Polen offen, aber wir mussten nur noch wenige Male schlafen bis zum großen Servus, also war und das völlig egal. Und am letzten Abend hatte ich dann in der Tat einen Filmriss. Ich weiß nicht, wie ich in dieser Nacht in mein Bett gekommen bin.