Hörbericht Nuline 80-Set gegen B&W 600 S3-Reihe
Verfasst: So 7. Mär 2004, 00:01
Hallo,
jetzt liefere ich endlich meinen angekündigten Hörbericht zwischen dem NuLine 80-Set 1 (s. Signatur) und einem B&W-Set (Front 603 S3, Center LCR 60 S3, Rear 601 S3, Sub ASW 600).
Nachdem ich jetzt seit über einem Jahr den Gedanken hege, mir eine Heimkinoausstattung zuzulegen. Innerhalb diesen Jahres habe ich viel Zeit in diversen Foren mit Lesen und Fragen verbracht und habe mir den einen oder anderen Test in den bekannten Hifizeitschriften zu Gemüte geführt. Und je länger ich mit der Anschaffung gewartet habe, umso höher wurde mein Budget. Anfangs sollten EUR 1500,-- (Lautsprecherset und Verstärker) genügen, schlußendlich habe ich mich dann auf ca. EUR 3500,-- gesteigert.
Langer Rede kurzer Sinn, am Ende ging es zwischen Nubert und B&W aus. Canton und Heco sind beim kurzen Probehören im hiesigen MM sehr schnell ausgeschieden. Aber jetzt zu den interessanten Dingen:
Verarbeitung der Testkandidaten:
Die Verarbeitung bei beiden Kandidaten ist hervorragend. Klar hat die B&W nur ein geklebtes Folienfurnier und kann damit der NuLine mit Echtholzfurnier nicht das Wasser reichen, aber die B&Ws waren sauber gearbeitet, hatten keine Lufteinschlüsse oder ähnliches, die Ecken und Kanten waren schön scharf gefaltet und in einem Stück verarbeitet, so daß man die Stöße der Folie nur auf der Rückseite sehen konnte. Das Furnier der NuLine ist sehr schön gemasert und hat glücklicherweise nicht so eine grobe Faserung (mir fällt jetzt kein anderes Wort dafür ein, ich hoffe ihr wisst was ich meine) wie die alten Magnat Vector. Die Stöße sind zwar sauber verklebt und geben keinen Anlaß zum meckern, leider kann man durch die abgefrästen, abgerundeten Kanten der NuLine etwas das "Innenleben" des Furniers sehen. Fand ich auf den ersten Blick nicht so doll, fällt aber nicht weiter auf, wenn nicht direkt die Nase dran hält.
Das Anschlußterminal steht bei beiden Herstellern ausserhalb jeglicher Kritik. Alle Anschlußterminals und Schraubklemmen aus Metall, gut geriffelt für gute Griffigkeit. Beide Kandidaten sind bananensteckertauglich.
Die Chassis und Membranen geben ebenfalls keinen Grund zu negativer Kritik, wobei B&W grundsätzlich andere Wege im Design geht als Nubert. Die graue geriffelte Front der B&W im Zusammenspiel mit der gelben Kevlarmembrane machen optisch einiges her und zielt wohl eher auf die moderne Designerfraktion ab. Die Nubert dagegen geht den klassisch/zeitlosen Weg mit den schwarzen Membranen und dem einfarbigen Korpus. Mir persönlich hat gerade dieses Merkmal der Nubert sehr gut gefallen, wobei die B&W mit der schwarzen Stoffbespannung erträglich gewesen wäre.
Positiv für die Nubert wäre noch zu erwähnen, daß die 80er mit jeweils vier Schraubfüssen (mit Filz beklebt, also keine Kratzer auf dem Laminat) bestückt sind, mit denen sich die Box sehr leicht in der Höhe regulieren lässt (ich habe meine vorne ca. 1 cm angehoben, also nach hinten geneigt) und kleine Bodenunebenheiten ohne Probleme ausgeglichen werden können. Der B&W fehlt dieses Gimmick.
Ausstattung:
Tja, da steht die B&W ganz klar hinten an. Natürlich haben beide Frontboxen separate Anschlußklemmen für die Hoch-/Mitteltöner und den Tieftöner, allerdings ist die B&W nur BiWiringfähig, die Nubert kann dazu noch BiAmping. Die Blechbrücken sind bei beiden die gleichen (hätte ich jetzt auf den ersten Blick gesagt).
Die Nubert ist zusätzlich noch mit den bekannten Schalter bestückt, die die Höhen bzw. Bässe entsprechend anheben/absenken können. Bei den DS 50 kann man mit dem Schalter von Dipol auf Direktstrahler umstellen, die B&W 601 ist ein reiner Direktstrahler. Allerdings muß ich gestehen, daß die Schalter der Nubert keinen übermäßig hörbaren Einfluß ausüben (zumindest habe ich keine signifikanten Unterschiede herausgehört auf die schnelle).
Jetzt zum wichtigsten Punkt, der Klangwertung:
Ich habe hauptsächlich die Stereoeigenschaften der Kandidaten verglichen, habe aber beide auch in Surround gehört (die Nubert zu Hause, die B&W beim Händler). Bei Mehrkanal konnte ich aber keine großen Unterschiede feststellen, daher habe ich das dann schlußendlich als nicht ausschlaggebend eingestuft.
Bei den Klangeigenschaften gibt es aber doch große Unterschiede in der Abstimmung der jeweiligen Hersteller. Vielleicht noch eines kurz vorweg: ich habe mir die B&Ws insgesamt ca. 3 Stunden lang beim Händler angehört mit verschiedensten Musikstilen aus meiner Sammlung (Linkin Park und Limp Bizkit für harte Gitarrenstücke, Prodigy für elektronische Musik und eine Compilation aus Tarantino-Filmen für eher akustische und ruhige Stücke). Die jeweils gleichen Lieder habe ich natürlich auch auf den Nuberts gehört, ansonsten ist ein echter Vergleich eh nicht möglich.
Um einen absolut direkten Vergleich zu haben, habe ich mir die B&Ws aber nicht nach Hause geholt, sondern bin den umgekehrten Weg gegangen. Ich hatte meinem Händler fairerweise gesagt, daß ich noch einen Vergleich zu den B&W haben will und als er Nubert hörte, fragte er mich, ob ich denn bereit wäre, die mal in seinen Laden zu bringen, weil er ebenfalls den Vergleich hören wollte. Da ich an dem Angebot nichts auszusetzen hatte, habe ich dann also die beiden 80er ins Auto geladen (gar nicht so einfach bei einer Limousine *g*) und beim Händler aufgebaut. Zu dritt haben wir dann nochmal eine Stunde den Boxen gelauscht und alle 2-3 Minuten während den Liedern umgesteckt.
Ziemlich schnell wurden die Unterschiede in der Abstimmung deutlich. Die B&Ws sind um Welten wärmer und bassstärker abgestimmt, sie klingen deutlich dunkler und dumpfer. Da wo die B&W noch rumpelt, geht der Nubert untenrum sozusagen die Luft aus. Dafür sind aber die Höhen bei den B&Ws sowas von wenig präsent, daß ich sogar schon fast behaupten würde, sie fehlen fast für meinen Hörgeschmack. Ich liebe es, wenn ich z. B. bei Linkin Park die krachenden, harten Riffs der Leadgitarre durch die Räume hetze, bei der B&W ist eben genau das vollkommen vernachlässigt worden. Die klaren Höhen waren also ein Pluspunkt für die Nubert. Zwar meinte der Händler noch, daß gerade diese helle Abstimmung mit der Zeit bestimmt nerven könnte, aber ich höre jetzt schon seit über 1,5 Stunden Hardrock (Linkin Park, Disturbed, jetzt Metallica) und kann mich nicht beklagen. *g*
Den schwächeren Bass der NuLine 80 kann ich gut verschmerzen, weil ich bei mir zu Hause nur etwa 20 cm Luft hinter den Fronts habe und zusätzlich die linke Frontbox noch etwas unter der Dachschräge steht, so daß ich hier schon einen ziemlich satten Tieftonbereich habe und mir nichts fehlt. Im Gegenteil, ich befürchte sogar, daß die B&W mir hier eindeutig zuviel des Guten hätte in meinem Wohnzimmer.
Allerdings hat die B&W auch ein paar nicht zu unterschätzende Vorteile. Zum Beispiel baut sie eine deutlich breitere Bühne auf. Ich vermute mal, das könnte mit einem etwas breiteren Abstrahlverhalten zusammen hängen. Auch lösen sich die Töne einen Tick besser vom Lautsprecher ab, die Nubert hat hier doch ein wenig das Nachsehen. Im direkten Vergleich hörte sich die Nubert doch etwas mehr so an, als würden die Töne noch am Lautsprecher "kleben". Und als letzten Punkt konnte die B&W die Instrumente/Stimmen etwas besser und deutlicher positionieren, wohl aufgrund der "breiteren Bühne".
Es kam allerdings teilweise auch auf die Lieder drauf an. Es gab einzelne Stücke, die mir auf der B&W besser gefallen haben, genauso aber auch umgekehrt. Vor allem mit eh schon bassstarken akustischen Liedern (hier ein Stück von Leonard Cohen) hat die Nubert klar gewonnen.....was sogar die beiden Hifiverkäufer (Chef und Angestellter) offen zugaben
Da für mich aber diese letzten Positivpunkte der B&W den schöneren Klang (für meinen Geschmack zumindest) der Nubert nicht wett machen konnten, wurde mir als Alternative kurzentschlossen noch ein Paar Mordant-Short 908 angeschlossen. Die hatte praktisch exakt die Mitte zwischen der dunklen B&W und der hellen Nubert. Der Bass so stark wie die B&W, die Mitten etwas schwächer und die Höhen etwas heller. Mit diesem neuen Paar wurde dann nochmal in kurzen Abständen (jeweils wieder 2-3 Minuten) umgesteckt und verglichen.
Insgesamt gibts zu den MS wenig neues zu sagen, deshalb mache ich es hier mal kurz. Die klanglichen Qualitäten stehen für mich ausser Frage, die Box hat eine schöne Auflösung und Ablösung und platziert das Geschehen genauso differenziert im Raum wie die Mitbewerber.
Aber auch hier konnte sich die Nubert schlußendlich wieder bei mir durchsetzen, da sie im Gegensatz zu den beiden Engländern einfach "richtiger" klang. Die Gitarren kamen mir authentischer vor, die Stimmen klarer und irgendwie auch eher so wie ich sie in Erinnerung habe von ein paar Livekonzerten.
Fazit:
So, um jetzt noch ein Resüme zu ziehen, kann ich ALLEN drei gehörten Boxen hervorragende Klangeigenschaften bestätigen. Sollte mich jemals irgendjemand nach einer Empfehlung bezüglich Lautsprechern (allerdings nur genau die gehörten Modelle) fragen, werde ich jede der drei Firmen als unbedingten Hörkanditaten empfehlen. Ich denke, je nach dem Geschmack des Hörers wird man bestimmt bei einem der drei Hersteller findig. Die B&Ws kauft sich jemand, der gerne einen dunkleren, nicht ganz so aufdringlichen Klang mag. Die Nuberts sind eine klare Empfehlung für alle Liebhaber von klaren, durchsichtigen Höhen. Und derjenige, dem die beiden Marken im jeweiligen Bereich zu extrem abgestimmt sind, der kann sich sicherlich gut mit der Mordant-Short anfreunden.
Genauso werde ich aber auch meinen Händler weiter empfehlen. Denn wo findet man schonmal einen Händler, der zwei Mann abstellt, um einen Kunden (der vorher schon 2 mal jeweils eine Stunde lang probegehört hat) alleine eine Stunde lang zu betreuen und zu beraten. Klar, das war für die Jungs natürlich auch interessant, mal eine fremde Box zu hören/sehen und demzufolge nicht ganz uneigennützig, aber das sie dann doch beide die Nubert als sehr gute und vorallem auch vergleichbare/geldwerte Box ausgezeichnet haben, finde ich sehr seriös und sollte besonders hervorgehoben und geachtet werden.
Natürlich habe ich die wirklich vorzügliche und kompetente Beratung nicht umsonst in Anspruch genommen. Ich habe meinen Verstärker, den Marantz SR 7400, und die komplette Verkabelung von dem Händler bezogen, obwohl ich bei Nubert bestimmt einen besseren Preis für das Komplettpaket (Lautsprecher, Verstärker) bekommen hätte. Allerdings hätte ich diesen "Beratungsdiebstahl" nicht fair gefunden (zumal mir sogar noch die kostenlose Einmessung und Einpegelung meines Systems mit Fremdlautsprechern angeboten wurde) und ich will ja irgendwann vielleicht auch meinen DVD-Player da kaufen.
So, jetzt aber genug geschrieben, die Finger bluten schon. Ich hoffe, der Bericht gefällt euch und vielleicht hilft er ja sogar dem einen oder anderen als kleinen Vorabüberblick für den anstehenden Neukauf. Es geht aber trotzdem nichts übers selber hören (auch wenn ich das am Anfang selber nicht ganz glauben wollte *g*).
P.S. Sollte mir noch was einfallen, was ich vergessen habe, liefere ich das natürlich nach.
jetzt liefere ich endlich meinen angekündigten Hörbericht zwischen dem NuLine 80-Set 1 (s. Signatur) und einem B&W-Set (Front 603 S3, Center LCR 60 S3, Rear 601 S3, Sub ASW 600).
Nachdem ich jetzt seit über einem Jahr den Gedanken hege, mir eine Heimkinoausstattung zuzulegen. Innerhalb diesen Jahres habe ich viel Zeit in diversen Foren mit Lesen und Fragen verbracht und habe mir den einen oder anderen Test in den bekannten Hifizeitschriften zu Gemüte geführt. Und je länger ich mit der Anschaffung gewartet habe, umso höher wurde mein Budget. Anfangs sollten EUR 1500,-- (Lautsprecherset und Verstärker) genügen, schlußendlich habe ich mich dann auf ca. EUR 3500,-- gesteigert.
Langer Rede kurzer Sinn, am Ende ging es zwischen Nubert und B&W aus. Canton und Heco sind beim kurzen Probehören im hiesigen MM sehr schnell ausgeschieden. Aber jetzt zu den interessanten Dingen:
Verarbeitung der Testkandidaten:
Die Verarbeitung bei beiden Kandidaten ist hervorragend. Klar hat die B&W nur ein geklebtes Folienfurnier und kann damit der NuLine mit Echtholzfurnier nicht das Wasser reichen, aber die B&Ws waren sauber gearbeitet, hatten keine Lufteinschlüsse oder ähnliches, die Ecken und Kanten waren schön scharf gefaltet und in einem Stück verarbeitet, so daß man die Stöße der Folie nur auf der Rückseite sehen konnte. Das Furnier der NuLine ist sehr schön gemasert und hat glücklicherweise nicht so eine grobe Faserung (mir fällt jetzt kein anderes Wort dafür ein, ich hoffe ihr wisst was ich meine) wie die alten Magnat Vector. Die Stöße sind zwar sauber verklebt und geben keinen Anlaß zum meckern, leider kann man durch die abgefrästen, abgerundeten Kanten der NuLine etwas das "Innenleben" des Furniers sehen. Fand ich auf den ersten Blick nicht so doll, fällt aber nicht weiter auf, wenn nicht direkt die Nase dran hält.
Das Anschlußterminal steht bei beiden Herstellern ausserhalb jeglicher Kritik. Alle Anschlußterminals und Schraubklemmen aus Metall, gut geriffelt für gute Griffigkeit. Beide Kandidaten sind bananensteckertauglich.
Die Chassis und Membranen geben ebenfalls keinen Grund zu negativer Kritik, wobei B&W grundsätzlich andere Wege im Design geht als Nubert. Die graue geriffelte Front der B&W im Zusammenspiel mit der gelben Kevlarmembrane machen optisch einiges her und zielt wohl eher auf die moderne Designerfraktion ab. Die Nubert dagegen geht den klassisch/zeitlosen Weg mit den schwarzen Membranen und dem einfarbigen Korpus. Mir persönlich hat gerade dieses Merkmal der Nubert sehr gut gefallen, wobei die B&W mit der schwarzen Stoffbespannung erträglich gewesen wäre.
Positiv für die Nubert wäre noch zu erwähnen, daß die 80er mit jeweils vier Schraubfüssen (mit Filz beklebt, also keine Kratzer auf dem Laminat) bestückt sind, mit denen sich die Box sehr leicht in der Höhe regulieren lässt (ich habe meine vorne ca. 1 cm angehoben, also nach hinten geneigt) und kleine Bodenunebenheiten ohne Probleme ausgeglichen werden können. Der B&W fehlt dieses Gimmick.
Ausstattung:
Tja, da steht die B&W ganz klar hinten an. Natürlich haben beide Frontboxen separate Anschlußklemmen für die Hoch-/Mitteltöner und den Tieftöner, allerdings ist die B&W nur BiWiringfähig, die Nubert kann dazu noch BiAmping. Die Blechbrücken sind bei beiden die gleichen (hätte ich jetzt auf den ersten Blick gesagt).
Die Nubert ist zusätzlich noch mit den bekannten Schalter bestückt, die die Höhen bzw. Bässe entsprechend anheben/absenken können. Bei den DS 50 kann man mit dem Schalter von Dipol auf Direktstrahler umstellen, die B&W 601 ist ein reiner Direktstrahler. Allerdings muß ich gestehen, daß die Schalter der Nubert keinen übermäßig hörbaren Einfluß ausüben (zumindest habe ich keine signifikanten Unterschiede herausgehört auf die schnelle).
Jetzt zum wichtigsten Punkt, der Klangwertung:
Ich habe hauptsächlich die Stereoeigenschaften der Kandidaten verglichen, habe aber beide auch in Surround gehört (die Nubert zu Hause, die B&W beim Händler). Bei Mehrkanal konnte ich aber keine großen Unterschiede feststellen, daher habe ich das dann schlußendlich als nicht ausschlaggebend eingestuft.
Bei den Klangeigenschaften gibt es aber doch große Unterschiede in der Abstimmung der jeweiligen Hersteller. Vielleicht noch eines kurz vorweg: ich habe mir die B&Ws insgesamt ca. 3 Stunden lang beim Händler angehört mit verschiedensten Musikstilen aus meiner Sammlung (Linkin Park und Limp Bizkit für harte Gitarrenstücke, Prodigy für elektronische Musik und eine Compilation aus Tarantino-Filmen für eher akustische und ruhige Stücke). Die jeweils gleichen Lieder habe ich natürlich auch auf den Nuberts gehört, ansonsten ist ein echter Vergleich eh nicht möglich.
Um einen absolut direkten Vergleich zu haben, habe ich mir die B&Ws aber nicht nach Hause geholt, sondern bin den umgekehrten Weg gegangen. Ich hatte meinem Händler fairerweise gesagt, daß ich noch einen Vergleich zu den B&W haben will und als er Nubert hörte, fragte er mich, ob ich denn bereit wäre, die mal in seinen Laden zu bringen, weil er ebenfalls den Vergleich hören wollte. Da ich an dem Angebot nichts auszusetzen hatte, habe ich dann also die beiden 80er ins Auto geladen (gar nicht so einfach bei einer Limousine *g*) und beim Händler aufgebaut. Zu dritt haben wir dann nochmal eine Stunde den Boxen gelauscht und alle 2-3 Minuten während den Liedern umgesteckt.
Ziemlich schnell wurden die Unterschiede in der Abstimmung deutlich. Die B&Ws sind um Welten wärmer und bassstärker abgestimmt, sie klingen deutlich dunkler und dumpfer. Da wo die B&W noch rumpelt, geht der Nubert untenrum sozusagen die Luft aus. Dafür sind aber die Höhen bei den B&Ws sowas von wenig präsent, daß ich sogar schon fast behaupten würde, sie fehlen fast für meinen Hörgeschmack. Ich liebe es, wenn ich z. B. bei Linkin Park die krachenden, harten Riffs der Leadgitarre durch die Räume hetze, bei der B&W ist eben genau das vollkommen vernachlässigt worden. Die klaren Höhen waren also ein Pluspunkt für die Nubert. Zwar meinte der Händler noch, daß gerade diese helle Abstimmung mit der Zeit bestimmt nerven könnte, aber ich höre jetzt schon seit über 1,5 Stunden Hardrock (Linkin Park, Disturbed, jetzt Metallica) und kann mich nicht beklagen. *g*
Den schwächeren Bass der NuLine 80 kann ich gut verschmerzen, weil ich bei mir zu Hause nur etwa 20 cm Luft hinter den Fronts habe und zusätzlich die linke Frontbox noch etwas unter der Dachschräge steht, so daß ich hier schon einen ziemlich satten Tieftonbereich habe und mir nichts fehlt. Im Gegenteil, ich befürchte sogar, daß die B&W mir hier eindeutig zuviel des Guten hätte in meinem Wohnzimmer.
Allerdings hat die B&W auch ein paar nicht zu unterschätzende Vorteile. Zum Beispiel baut sie eine deutlich breitere Bühne auf. Ich vermute mal, das könnte mit einem etwas breiteren Abstrahlverhalten zusammen hängen. Auch lösen sich die Töne einen Tick besser vom Lautsprecher ab, die Nubert hat hier doch ein wenig das Nachsehen. Im direkten Vergleich hörte sich die Nubert doch etwas mehr so an, als würden die Töne noch am Lautsprecher "kleben". Und als letzten Punkt konnte die B&W die Instrumente/Stimmen etwas besser und deutlicher positionieren, wohl aufgrund der "breiteren Bühne".
Es kam allerdings teilweise auch auf die Lieder drauf an. Es gab einzelne Stücke, die mir auf der B&W besser gefallen haben, genauso aber auch umgekehrt. Vor allem mit eh schon bassstarken akustischen Liedern (hier ein Stück von Leonard Cohen) hat die Nubert klar gewonnen.....was sogar die beiden Hifiverkäufer (Chef und Angestellter) offen zugaben
Da für mich aber diese letzten Positivpunkte der B&W den schöneren Klang (für meinen Geschmack zumindest) der Nubert nicht wett machen konnten, wurde mir als Alternative kurzentschlossen noch ein Paar Mordant-Short 908 angeschlossen. Die hatte praktisch exakt die Mitte zwischen der dunklen B&W und der hellen Nubert. Der Bass so stark wie die B&W, die Mitten etwas schwächer und die Höhen etwas heller. Mit diesem neuen Paar wurde dann nochmal in kurzen Abständen (jeweils wieder 2-3 Minuten) umgesteckt und verglichen.
Insgesamt gibts zu den MS wenig neues zu sagen, deshalb mache ich es hier mal kurz. Die klanglichen Qualitäten stehen für mich ausser Frage, die Box hat eine schöne Auflösung und Ablösung und platziert das Geschehen genauso differenziert im Raum wie die Mitbewerber.
Aber auch hier konnte sich die Nubert schlußendlich wieder bei mir durchsetzen, da sie im Gegensatz zu den beiden Engländern einfach "richtiger" klang. Die Gitarren kamen mir authentischer vor, die Stimmen klarer und irgendwie auch eher so wie ich sie in Erinnerung habe von ein paar Livekonzerten.
Fazit:
So, um jetzt noch ein Resüme zu ziehen, kann ich ALLEN drei gehörten Boxen hervorragende Klangeigenschaften bestätigen. Sollte mich jemals irgendjemand nach einer Empfehlung bezüglich Lautsprechern (allerdings nur genau die gehörten Modelle) fragen, werde ich jede der drei Firmen als unbedingten Hörkanditaten empfehlen. Ich denke, je nach dem Geschmack des Hörers wird man bestimmt bei einem der drei Hersteller findig. Die B&Ws kauft sich jemand, der gerne einen dunkleren, nicht ganz so aufdringlichen Klang mag. Die Nuberts sind eine klare Empfehlung für alle Liebhaber von klaren, durchsichtigen Höhen. Und derjenige, dem die beiden Marken im jeweiligen Bereich zu extrem abgestimmt sind, der kann sich sicherlich gut mit der Mordant-Short anfreunden.
Genauso werde ich aber auch meinen Händler weiter empfehlen. Denn wo findet man schonmal einen Händler, der zwei Mann abstellt, um einen Kunden (der vorher schon 2 mal jeweils eine Stunde lang probegehört hat) alleine eine Stunde lang zu betreuen und zu beraten. Klar, das war für die Jungs natürlich auch interessant, mal eine fremde Box zu hören/sehen und demzufolge nicht ganz uneigennützig, aber das sie dann doch beide die Nubert als sehr gute und vorallem auch vergleichbare/geldwerte Box ausgezeichnet haben, finde ich sehr seriös und sollte besonders hervorgehoben und geachtet werden.
Natürlich habe ich die wirklich vorzügliche und kompetente Beratung nicht umsonst in Anspruch genommen. Ich habe meinen Verstärker, den Marantz SR 7400, und die komplette Verkabelung von dem Händler bezogen, obwohl ich bei Nubert bestimmt einen besseren Preis für das Komplettpaket (Lautsprecher, Verstärker) bekommen hätte. Allerdings hätte ich diesen "Beratungsdiebstahl" nicht fair gefunden (zumal mir sogar noch die kostenlose Einmessung und Einpegelung meines Systems mit Fremdlautsprechern angeboten wurde) und ich will ja irgendwann vielleicht auch meinen DVD-Player da kaufen.
So, jetzt aber genug geschrieben, die Finger bluten schon. Ich hoffe, der Bericht gefällt euch und vielleicht hilft er ja sogar dem einen oder anderen als kleinen Vorabüberblick für den anstehenden Neukauf. Es geht aber trotzdem nichts übers selber hören (auch wenn ich das am Anfang selber nicht ganz glauben wollte *g*).
P.S. Sollte mir noch was einfallen, was ich vergessen habe, liefere ich das natürlich nach.