Ich hatte am Samstag Freunde hier. Natürlich wurden sie mit der Zeit neugieriger auf die großen schwarzen Monolithen im Raum, und irgendwann hat dann ein Kumpel ein Youtube Goa-Set eines berühmten DJs angemacht.
Sofort kam die Frage: "Wo ist denn der Bass?". Tja, ja wo war denn der Bass? Auf einem anständigen, referenznahen Pegel natürlich. Sonst hätte ich hier meine damaligen NV70 mit zwei weiteren AW600 auf ingesamt 4 Subwoofern versehen, wenn das mein Ziel gewesen wäre, aber das ist ein andere Fantasieszenario.
Jedenfalls hab ich nach dem Kommentar die Bassplugs (hihi) und die -12db Bassreduktion bei EqualizerAPO rausgenommen (danke kleines Wohnzimmer). Danach folgte ein großes "Ahaaaaaaaaaaa" und danach schweigendes Lauschen mit viel Kopfnicken. Was so +18db Bassboost bei 42hz ausmachen können . Das nächstbeste lobende Kommentar war "die Höhen sind ganz gut".
Aber das hat mich zum Nachdenken gebracht. Woher kommt es, dass die meisten Menschen eigentlich nur Bass und bisschen Treble brauchen? Räumlichkeit, Panorama, Dynamik, Tiefe adé. Ist es die Gewohnheit, die moderne Musikerziehung von Radio und TV oder sind wir im Urhirn echt auf Bass und Treble gepolt?
Re: Klangkultur (Dreh ma' den Bass auf!)
Verfasst: Mo 16. Aug 2021, 21:57
von AH.
Ich nicht.
Re: Klangkultur (Dreh ma' den Bass auf!)
Verfasst: Mo 16. Aug 2021, 22:20
von Zweck0r
anphex hat geschrieben: Mo 16. Aug 2021, 21:21sind wir im Urhirn echt auf Bass und Treble gepolt?
Bei Lautstärken unterhalb der Originallautstärke ist das tatsächlich so:
Es wundert mich deshalb nicht, dass Loudnessfunktionen bei den neuen AVR "wiederentdeckt" wurden. Solange Raummoden und Lautsprechersounding die Loudness ersetzten, konnte sich der Pure-Direct-Irrglaube halten, aber seit Einmessautomatiken wie Audyssey XT32 einen tatsächlich linearen Tiefbass erzwingen, funktioniert das nicht mehr.
Es wundert mich deshalb nicht, dass Loudnessfunktionen bei den neuen AVR "wiederentdeckt" wurden. Solange Raummoden und Lautsprechersounding die Loudness ersetzten, konnte sich der Pure-Direct-Irrglaube halten, aber seit Einmessautomatiken wie Audyssey XT32 einen tatsächlich linearen Tiefbass erzwingen, funktioniert das nicht mehr.
für die Höhen ist der Erklärungsversuch offensichtlich falsch, weil die Linien dort parallel verlaufen ... deshalb ist beispielsweise auch die Yamaha-loudness (die auch die Höhen bei geringer Lautstärke anhebt) imho unbrauchbar
und unser Gehirn "kennt" aus jahrzehntelanger Erfahrung die Fähigkeiten und Defizite unseres Gehörs und korrigiert bei geringen Lautstärken die Empfindung dementsprechend ... eine loudness-Schaltung braucht's also nicht
womit wir auch hier wieder bei anphex wären, auch "loudness" dient praktisch nur der übertriebenen Bassanhebung zur Belustigung des Publikums ...
aber wer's gewöhnt ist, egal ob laut oder leise, dem fehlt was, wenn er mal ohne seine "Badewanne" hört, die Frage (warum das so beliebt ist) bleibt also offen
Re: Klangkultur (Dreh ma' den Bass auf!)
Verfasst: Di 17. Aug 2021, 00:22
von Domm2000
Ich bin ja auch so ein Bass Prolet. Ohne fühlbaren Tiefbass und Dröhnen fehlt mir einfach was.
Hab deshalb das beim Vollverstärker testweise eingemessene Dirac sofort wieder deaktiviert. Total langweilig, als ob man die Suppe plötzlich ohne Maggi Würze löffelt.
Erstaunlich, wie man sich an seine Raummoden gewöhnt.
Wenn du Besucher beeindrucken willst, musst du die Paradedisziplin deiner nuVero ausnutzen: die weitläufige Abbildung.
Dazu empfehle ich das Album Lost Resort von Trentemøller oder das Album Nativ Invader von Tori Amos. Auf letzteren mal zB. Up the Creek antesten.
Klingt durch die gedoppelte Stimme auch ohne viel Bass gut.
Oder Bats auf dem selben Amos Album.
Wenn du die Mischung aus Basspraller aber trotzdem guter Produktion willst:
Lorde : Hard Feelings/Loveless
Re: Klangkultur (Dreh ma' den Bass auf!)
Verfasst: Di 17. Aug 2021, 11:22
von Dylan
anphex hat geschrieben: Mo 16. Aug 2021, 21:21
und irgendwann hat dann ein Kumpel ein Youtube Goa-Set eines berühmten DJs angemacht
Würdest du bitte den Link zum Set posten? Infected Mushroom oder ein anderer Künstler? Danke.
Re: Klangkultur (Dreh ma' den Bass auf!)
Verfasst: Di 17. Aug 2021, 12:25
von aaof
Habe ich auch schon erlebt, dass die Leute den Bass suchten. Wenn du dann noch so eine mannshohe Box wie die 170 stehen hast, ein DSP seiner Arbeit nachgeht, wird’s für viele schnell langweilig und sie wundern sich.
Entweder halt Loudness dazu knallen oder einen EQ bemühen.
Ps: die Mushrooms würde ich auch nicht nehmen, die bewegen sich oft im Kickbass Bereich herum. Dann lieber Yello z. Bsp., Trente wie oben genannt oder mal was aus dem Jazz Bereich. Da gibts viele tolle Sachen. Wenn es knallen muss, immer Deadmau 5. Gerade die weniger kommerziellen Songs von ihm hauen gut rein.
anphex hat geschrieben: Mo 16. Aug 2021, 21:21
und irgendwann hat dann ein Kumpel ein Youtube Goa-Set eines berühmten DJs angemacht
Würdest du bitte den Link zum Set posten? Infected Mushroom oder ein anderer Künstler? Danke.
Re: Klangkultur (Dreh ma' den Bass auf!)
Verfasst: Di 17. Aug 2021, 22:11
von anphex
aaof hat geschrieben: Di 17. Aug 2021, 12:25
Habe ich auch schon erlebt, dass die Leute den Bass suchten. Wenn du dann noch so eine mannshohe Box wie die 170 stehen hast, ein DSP seiner Arbeit nachgeht, wird’s für viele schnell langweilig und sie wundern sich.
Entweder halt Loudness dazu knallen oder einen EQ bemühen.
Ps: die Mushrooms würde ich auch nicht nehmen, die bewegen sich oft im Kickbass Bereich herum. Dann lieber Yello z. Bsp., Trente wie oben genannt oder mal was aus dem Jazz Bereich. Da gibts viele tolle Sachen. Wenn es knallen muss, immer Deadmau 5. Gerade die weniger kommerziellen Songs von ihm hauen gut rein.
Stimmt, meistens kam dann "Du hast hier so große Boxen und drosselst die dann?" Zugegeben, berechtigte Frage auf den ersten Blick, aber ich drossle ja nicht, ich entzerre. Mir macht Musik keinen Spaß, wenn oberer Subbass kaum durchkommt, dafür dann aber die tiefen Subbässe die Schränke vibrieren lassen. Besonders bei Hardstyle trifft das zu. Anfangs ist das noch cool, dann wird es irgendwann nervig.
Wenn man wieder bei mir gefeiert wird, nehm ich halt alle Filter und Drosselungen raus. Höhenreduzierung ist bei Runden, wo man sich aber noch unterhalten können soll, sehr zu empfehlen.
Aktuell höre ich viel von Lane 8 und Massane, bzw. viel vom Label "This never happened". Da gibt es auch sehr viel Deadmau5-artige Songs, wo halt viel mit Bass über mehrere Oktaven gemacht wird, gern auch Akkorde. Da bringt's mir auch nix, wenn 1-2 Noten super laut und der Rest fast komplett weg ist.
In dem Sinne kann ich echt jedem, der über Computer hört, REW + günstiges Messmikrofon mit Kalibrierungsdatei empfehlen. Damit dann auf Basis von psychoacoustics-smoothing die gröbsten Dellen ausbessern und das per Faltungsfilter in Equalizer APO einspielen. Anfangs fummelig, aber so ein gutes Ergebnis hat nicht mal Audyssey XT32 geschafft. Equalizer APO hat sogar eine sehr flexible Loudness-Korrektur.
Bei Interesse könnte ich ja einen kleinen Guide zusammengetragen aus meinen gesammelten Infos und Erfahrungen machen. Funktioniert leider halt nur auf PC.
Re: Klangkultur (Dreh ma' den Bass auf!)
Verfasst: Mi 18. Aug 2021, 06:35
von müller
Hast du denn eine REW Messung welche man sich ansehen könnte?
Daran kann man ja den Hörgeschmack durchaus etwas ablesen....