nuBoxx B-70 zu Besuch bei anderen Lautsprechern – Teil 1
Verfasst: So 13. Feb 2022, 21:05
Im letzten Bericht hatte ich bereits meine ersten Eindrücke mit der nuBoxx B-70 gesammelt (viewtopic.php?f=6&t=47316), welche ich freundlicherweise von Nubert erhalten habe. In diesem Text, wollte ich damit beginnen Vergleiche anzustellen, die es eventuell ermöglichen, euch ein Bild davon zu machen, wie die nuBoxx B-70 in den eigenen vier Wänden klingen könnte. Falls dies gut ankommt, werden noch zwei weitere (sicherlich etwas kürzere) Berichte folgen.
Heute wird es um ein normales Wohnzimmer gehen. Danach könnten ein modernes Wohnzimmer mit hohem Nachhall und letztlich ein optimiertes Heimkino folgen.
Eines bereits vorweg: Selbst der beste Lautsprecher der Welt wird nicht sein ganzes Potential entfachen können, wenn er sich in einem Raum mit schrecklichen Klangeigenschaften befindet oder schlecht aufgestellt ist. Diese letzteren Aspekte sollte man wirklich nicht vernachlässigen, da der Klang mit einer guten Aufstellung und einem passenden Raum wesentlich verbessert werden kann.
Bevor manche nun denken: Mist, dann lohnt sich bei mir sowieso kein guter Lautsprecher, sei zumindest gesagt, dass unser Gehör die tolle Eigenschaft hat, den Raum bis zu einem gewissen Grad herauszufiltern. Wie wir Klang wahrnehmen beschreibt das Gebiet der Psychoakustik und das ist wirklich extrem interessant!
Ein spannendes Beispiel für unsere Korrekturmechanismen ist der Haas-Precedence Effekt. Reflektionen, die mit einer kurzen Verzögerung eintreffen, nehmen wir nicht unbedingt als solche wahr. Vielmehr verbinden wir sie mit dem zuerst gehörten Ton und denken, dass der Ton weiterhin aus der Richtung des ersten Signals kommt, allerdings lauter wirkt. (Verwirrenderweise beschreiben viele Youtuber den Haas Effekt als eine Möglichkeit Stereo zu erzeugen, indem das Signal von einem Lautsprecher verzögert wird, was aber nichts mit dem eigentlichen Haas Effekt zu tun hat. Daher nicht wundern, wenn ihr euch auf Googlesuche begebt…). Erst bei Reflektionen die später eintreffen nehmen wir ein Echo wahr. Wer sich jetzt fragt warum unser Gehör so komische Mechanismen hat, der steht nicht alleine dar... Einige Vermutungen gehen in die Richtung, dass wir früher in Höhlen gelebt haben und es dort wichtig war, dass man Menschen lokalisieren konnte, selbst wenn der Hall aus anderen Richtungen kommt. Wer hätte gedacht, dass uns dies eines Tages helfen könnte Musik in den eigenen vier Wänden zu genießen – und wir müssen nicht einmal zurück in eine Höhle ziehen.
Sean Olive und Floyd Toole, beides Koryphäen auf dem Gebiet der Psychoakustik, haben eine Studie durchgeführt, um zu prüfen, wie stark unser Gehör den Raum ausblenden kann. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Testpersonen Lautsprecher tatsächlich unabhängig vom Raum Großteils konsistent bewerteten. Aber Achtung! Derselbe Test via Kopfhörer, bei denen der Raum simuliert und wild ausgetauscht wurde, sorgte dafür, dass die Rangliste komplett durcheinander geriet. D.h. in einem festen Raum kann es durchaus möglich sein, einen guten Lautsprecher zu erkennen. Wenn man jedoch die Wahl zwischen einem etwas besserem Raum oder etwas besserem Lautsprecher hat, ist es nicht mehr so klar, wie man sich entscheiden sollte. (Quelle: Floyd Toole Sound Reproduction: The Acoustics and Psychoacoustics of Loudspeakers and Rooms, 7.2.6)
Viele von uns können (oder wollen) den Raum nicht verändern – wobei „wollen“ natürlich eventuell „dürfen“ heißen könnte… Insofern dachte ich, dass es interessant sein könnte, Vergleiche in verschiedenen Orten zu machen und die B-70 gegen ein anderes Lautsprecherpaar antreten zu lassen. Zum einen haben wir dann einen direkten Vergleich, zum andern könnten die Ergebnisse eventuell interessant sein, um Leser anzuregen über zusätzliche Raumakustikmaßnahmen nachzudenken. Dies kann auch sehr subjektiv werden, aber fangen wir einfach mal an…
Der Aufbau
Ich möchte betonen, dass dies KEIN professioneller Vergleich ist - dazu wären noch mehr Lautsprecher, Einmesssysteme, mehrere Testpersonen und Experten etc. nötig. Auch müsste man die Lautsprecher und den Hörplatz bezüglich Position und Ausrichtung optimieren und die Räume kontrolliert akustisch behandeln. Wer einmal nachliest, was Harman Kardon alles gemacht hat, um Lautsprecher zu vergleichen, der merkt schnell, wie komplex so etwas ist. Alleine um den Lautsprecher zu tauschen, haben sie ein pneumatisches System gebaut, welches die Testgeräte in sekundenschnelle zur Testposition bewegt – dies ist auch nötig, denn unser Gedächtnis, wenn es um Klang geht, ist sehr kurzlebig…
Leider wollte meine Katze, selbst nach mehrstündigem Training, die Lautsprecher nicht auf Kommando verschieben und hat mich nur etwas fragend angeschaut… Somit habe ich in meinen Tests, als Aufstellung ein ABAB Setup gewählt, das heisst: von links nach rechts: X links, Nubert links, X rechts, Nubert rechts. Der Hörplatz wurde entweder passend verschoben, oder beim schnellen Vergleich mittig positioniert. Als Quelle wurde Spotify verwendet. Es handelte sich um einen Premium Account, aber auch hier ist klar, dass man für einen professionellen Vergleich bessere Quellen verwenden könnte. Aber es hätte sicherlich nicht viel verändert, da ich den zugehörigen Test zur Unterscheidung von Spotify und Lossless sowieso nicht bestanden habe… und so jemand wird als Tester gewählt.
Wer moechte kann gerne selbst einmal probieren: http://abx.digitalfeed.net/spotify-hq.html Immerhin bin ich stolz beim 96K gegen Lossless in 25 Vergleichen keinen einzigen Fehler gemacht zu haben: http://abx.digitalfeed.net/lame.96.html - daher werde ich diesen Test auch niemals wiederholen!
Der Vorteil der Spotify Nutzung liegt darin, dass ich so zwei Zuspieler mit dem jeweiligen Verstärker verbinden konnte und dann per Handy die Wiedergabequelle wechseln konnte. Ein Hin- und Herschalten war mit etwa einer Sekunde Unterbrechung möglich. Um die Pegel anzugleichen wurde zu Beginn Speaker-Calibration Pink Noise eingespielt, um beide Lautsprecherpaare per SPL Meter auf dasselbe Niveau einzustellen (+/- 1.5dB – auch dies ist nicht exakt genug fuer einen professionellen Vergleich).
Bevor wir uns jetzt in den Erfahrungsbericht stürzen, wollte ich noch einmal unterstreichen, dass, aufgrund der beschriebenen Gründe, ein Fazit bezüglich der Qualität eines Lautsprechers nicht abschließend möglich ist. Aber ich hoffe, dass die Berichte trotzdem für andere nützlich sein können, Spaß machen, und eventuell zumindest ein Gefühl für potentielle Unterschiede geben.
Zu Besuch bei einer Canton Reference in einem "normalen" Wohnzimmer
Der erste Test fand im Haus bei meinen Eltern statt, wo ich, in einem „normalen Wohnzimmer“ (gut möbliert, was für einen reduzierten Nachhall sorgt) das Glück hatte, mit einer Canton Reference mit Nubert AW560 Unterstützung testen zu vergleichen. Das „normale Wohnzimmer“ hat eine gemessene Nachhallzeit zwischen 0.4 und 0.55, was schon sehr gut ist. Unten sieht man einen zugehörigen Wasserfall. Einen Nachhall von rund 0.2-0.4 halten viele für optimal, wobei sich dort die Geister scheiden. Einige mögen es etwas trockener, andere bevorzugen etwas mehr Reflektionen. Trotz der guten Nachhallzeit, ist der Raum erstaunlich groß. Der Teil von 20m2, in dem die Lautsprecher stehen, ist verbunden mit einem rund 40m2 großen Wohnraum. Hier ist ein Grundriss vom Raum. In Pink sieht man Couch oder Sessel, Schränke mit Büchern und Tische sind in Weiß gehalten und die Hörposition ist blau. Es scheint, dass die Bibliothek an den Wänden hilft einen großen Teil des Klanges zu absorbieren, was für die guten akustischen Eigenschaften sorgt. Einzig eine Glastüre zur Rechten sorgt für ungewollte Reflektionen.
Hier spielt die Musik!
Vorweg sei gesagt, dass sich die „Arbeit“ schnell in „Genuss“ verwandelte, da beide Lautsprecher sehr gefielen. Dies führte dazu, dass sich die familiäre Hörsession von morgens bis spät in den Abend zog, was man auch an den Fotos erkennen kann. Um einen guten Überblick zu erhalten sprangen wir von Genre zu Genre; Klassik, Pop, Elektro, etc.
Zunächst spielten wir einen Klassiker, Tracy Chapman mit Talking About a Revolution. Die Aufnahme ist sehr klar und fokussiert auf ihre Stimme mit Gitarrenuntermalung. Obwohl beide Lautsprecher in der tonalen Wiedergabe ähnlich klangen, galt dies nicht für die Bühne. Während die nuBoxx für eine gewisse Distanz zur Sängerin sorgte, schien die Canton den Zuhörer näher an das Geschehen zu bringen. Innerlich kam es mir allerdings so vor, als würde in letzterem Fall ein vergrößerter Kopf vor mir schweben. Dennoch kann beides gefallen und hängt im Zweifel ein wenig davon ab, was man bevorzugen würde. Persönlich gefiel mir die Distanzdarstellung besser, aber mein väterlicher Mithörer war sich nicht ganz sicher und tendierte in diesem Fall eher zur Canton.
Um diesen Aspekt etwas weiter zu erkunden, habe ich danach auf Society von Eddie Vedder zurückgegriffen. Ich kenne die Aufnahme sehr gut und sie produziert wirklich einen schönen Raumklang, der mit dem aufgenommenen Nachhall fuer eine angenehme Tiefe sorgt. Hier war der Unterschied erneut eindeutig. Die Stimme von Eddie Vedder klang vordergründiger bei Canton, es schien so, als würde der Sänger im Wohnzimmer stehen. Bei der nuBoxx wurde der Nachhall präziser herausgearbeitet. Man wurde selbst in den Raum mit Eddie Vedder gezogen und befand sich quasi in einer anderen Umgebung. Natürlich kann man hier auch verschiedene Meinungen haben, welche Erfahrung nun zu bevorzugen ist, aber in diesem Fall waren wir uns einig, dass die nuBoxx die Nase vorn hatte.
Weiter ging es mit Klassik. Hier wählten wir aus dem Concerti grossi op. 6 von Georg Friedrich Händel das Konzert Nr. 2 in F-Dur in einer Aufnahme der Handel&Haydn Society unter Christopher Hogwood mit historischen Instrumenten. Eine hervorragende Aufnahme aus dem Jahre 1991. Zunächst erschien die Bühne ähnlich. Allerdings wurde beim Umschalten schnell klar, welches Lautsprecherpaar am Werk war. Der Hochton bei Canton fiel stärker ab, wodurch das Ergebnis weniger brillant wirkte und die Tiefenstaffelung etwas verloren ging. Insgesamt erschien das Werk dadurch aber auch weniger rau, was man bei Aufnahmen mit authentischen Instrumenten bedauern kann. Die nuBoxx zeigte sich – und ich weiß, dass dies ein Nubert Schlagwort ist – wesentlich analytischer. Die einzelnen Instrumente waren klarer und trennschärfer umrissen. Das kann gefallen, wo es tatsächlich zur Bühne und Präzision beitragen kann. Allerdings scheinen dies manche Liebhaber der Klassik, wie auch mein Vater, anders zu sehen. Auch ergibt sich die Gefahr, dass es auf manchen Aufnahmen zu scharf wirken könnte, was mich zumindest bei Stimmen manchmal stören kann.
Eines der Lieder, welches ich gerne benutze, um Sprache zu testen ist Acquire A Cappella‘s Safe and Sound. In meinen Ohren, tendieren die Stimmen schnell zu einer gewissen Schärfe oder Resonanz – auch dadurch, dass Töne lange gehalten werden. Für mich fühlt es sich, wenn es Probleme gibt, so an, als gäbe es eine Resonanz direkt in meinem Ohr, was mich sehr stören kann. Bei Canton war davon nichts zu spüren. Die Stimmen erschienen sanft aber präzise. Bei der nuBoxx wurde es tatsächlich etwas schärfer, und es ergab sich eine Gradwanderung. Letztlich war der Hochton nicht wirklich störend aber ich wartete förmlich darauf, dass es zu einem Problem kommen könnte. Der Fakt, dass die Canton nicht in die „Gefahrenzone“ ging, sorgte dafür, dass es entspannter klang. Dennoch spielten beide wunderbar auf und sorgten für Gänsehaut. Gleiches galt fuer Samirah Al-Amrie mit I Fall for You, welches ein weiteres tolles, stimmbetontes Beispiel. Die Sängerin hat eine wesentlich weichere Stimme, welche sie durch Looping Prozesse und Effekte um den Hörer verteilt. Dies wurde auch durch beide Lautsprecher sehr gut abgebildet. Dabei hebt sich die Hauptstimme immer wieder aus den Nebenstimmen deutlich ab und sticht klar heraus (inklusive Nachhall/Echo) ohne aufdringlich zu werden. Im Laufe des Liedes ergänzen sich die Stimmen und bilden komplexe Kombinationen und schöne Harmonien, die durch das ganze Gemäuer erklangen. Meine Mutter kam sogar vom anderen Ende des Hauses zu uns… allerdings nur um uns zu fragen, ob wir essen kommen.
Heute wird es um ein normales Wohnzimmer gehen. Danach könnten ein modernes Wohnzimmer mit hohem Nachhall und letztlich ein optimiertes Heimkino folgen.
Eines bereits vorweg: Selbst der beste Lautsprecher der Welt wird nicht sein ganzes Potential entfachen können, wenn er sich in einem Raum mit schrecklichen Klangeigenschaften befindet oder schlecht aufgestellt ist. Diese letzteren Aspekte sollte man wirklich nicht vernachlässigen, da der Klang mit einer guten Aufstellung und einem passenden Raum wesentlich verbessert werden kann.
Bevor manche nun denken: Mist, dann lohnt sich bei mir sowieso kein guter Lautsprecher, sei zumindest gesagt, dass unser Gehör die tolle Eigenschaft hat, den Raum bis zu einem gewissen Grad herauszufiltern. Wie wir Klang wahrnehmen beschreibt das Gebiet der Psychoakustik und das ist wirklich extrem interessant!
Ein spannendes Beispiel für unsere Korrekturmechanismen ist der Haas-Precedence Effekt. Reflektionen, die mit einer kurzen Verzögerung eintreffen, nehmen wir nicht unbedingt als solche wahr. Vielmehr verbinden wir sie mit dem zuerst gehörten Ton und denken, dass der Ton weiterhin aus der Richtung des ersten Signals kommt, allerdings lauter wirkt. (Verwirrenderweise beschreiben viele Youtuber den Haas Effekt als eine Möglichkeit Stereo zu erzeugen, indem das Signal von einem Lautsprecher verzögert wird, was aber nichts mit dem eigentlichen Haas Effekt zu tun hat. Daher nicht wundern, wenn ihr euch auf Googlesuche begebt…). Erst bei Reflektionen die später eintreffen nehmen wir ein Echo wahr. Wer sich jetzt fragt warum unser Gehör so komische Mechanismen hat, der steht nicht alleine dar... Einige Vermutungen gehen in die Richtung, dass wir früher in Höhlen gelebt haben und es dort wichtig war, dass man Menschen lokalisieren konnte, selbst wenn der Hall aus anderen Richtungen kommt. Wer hätte gedacht, dass uns dies eines Tages helfen könnte Musik in den eigenen vier Wänden zu genießen – und wir müssen nicht einmal zurück in eine Höhle ziehen.
Sean Olive und Floyd Toole, beides Koryphäen auf dem Gebiet der Psychoakustik, haben eine Studie durchgeführt, um zu prüfen, wie stark unser Gehör den Raum ausblenden kann. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Testpersonen Lautsprecher tatsächlich unabhängig vom Raum Großteils konsistent bewerteten. Aber Achtung! Derselbe Test via Kopfhörer, bei denen der Raum simuliert und wild ausgetauscht wurde, sorgte dafür, dass die Rangliste komplett durcheinander geriet. D.h. in einem festen Raum kann es durchaus möglich sein, einen guten Lautsprecher zu erkennen. Wenn man jedoch die Wahl zwischen einem etwas besserem Raum oder etwas besserem Lautsprecher hat, ist es nicht mehr so klar, wie man sich entscheiden sollte. (Quelle: Floyd Toole Sound Reproduction: The Acoustics and Psychoacoustics of Loudspeakers and Rooms, 7.2.6)
Viele von uns können (oder wollen) den Raum nicht verändern – wobei „wollen“ natürlich eventuell „dürfen“ heißen könnte… Insofern dachte ich, dass es interessant sein könnte, Vergleiche in verschiedenen Orten zu machen und die B-70 gegen ein anderes Lautsprecherpaar antreten zu lassen. Zum einen haben wir dann einen direkten Vergleich, zum andern könnten die Ergebnisse eventuell interessant sein, um Leser anzuregen über zusätzliche Raumakustikmaßnahmen nachzudenken. Dies kann auch sehr subjektiv werden, aber fangen wir einfach mal an…
Der Aufbau
Ich möchte betonen, dass dies KEIN professioneller Vergleich ist - dazu wären noch mehr Lautsprecher, Einmesssysteme, mehrere Testpersonen und Experten etc. nötig. Auch müsste man die Lautsprecher und den Hörplatz bezüglich Position und Ausrichtung optimieren und die Räume kontrolliert akustisch behandeln. Wer einmal nachliest, was Harman Kardon alles gemacht hat, um Lautsprecher zu vergleichen, der merkt schnell, wie komplex so etwas ist. Alleine um den Lautsprecher zu tauschen, haben sie ein pneumatisches System gebaut, welches die Testgeräte in sekundenschnelle zur Testposition bewegt – dies ist auch nötig, denn unser Gedächtnis, wenn es um Klang geht, ist sehr kurzlebig…
Leider wollte meine Katze, selbst nach mehrstündigem Training, die Lautsprecher nicht auf Kommando verschieben und hat mich nur etwas fragend angeschaut… Somit habe ich in meinen Tests, als Aufstellung ein ABAB Setup gewählt, das heisst: von links nach rechts: X links, Nubert links, X rechts, Nubert rechts. Der Hörplatz wurde entweder passend verschoben, oder beim schnellen Vergleich mittig positioniert. Als Quelle wurde Spotify verwendet. Es handelte sich um einen Premium Account, aber auch hier ist klar, dass man für einen professionellen Vergleich bessere Quellen verwenden könnte. Aber es hätte sicherlich nicht viel verändert, da ich den zugehörigen Test zur Unterscheidung von Spotify und Lossless sowieso nicht bestanden habe… und so jemand wird als Tester gewählt.
Wer moechte kann gerne selbst einmal probieren: http://abx.digitalfeed.net/spotify-hq.html Immerhin bin ich stolz beim 96K gegen Lossless in 25 Vergleichen keinen einzigen Fehler gemacht zu haben: http://abx.digitalfeed.net/lame.96.html - daher werde ich diesen Test auch niemals wiederholen!
Der Vorteil der Spotify Nutzung liegt darin, dass ich so zwei Zuspieler mit dem jeweiligen Verstärker verbinden konnte und dann per Handy die Wiedergabequelle wechseln konnte. Ein Hin- und Herschalten war mit etwa einer Sekunde Unterbrechung möglich. Um die Pegel anzugleichen wurde zu Beginn Speaker-Calibration Pink Noise eingespielt, um beide Lautsprecherpaare per SPL Meter auf dasselbe Niveau einzustellen (+/- 1.5dB – auch dies ist nicht exakt genug fuer einen professionellen Vergleich).
Bevor wir uns jetzt in den Erfahrungsbericht stürzen, wollte ich noch einmal unterstreichen, dass, aufgrund der beschriebenen Gründe, ein Fazit bezüglich der Qualität eines Lautsprechers nicht abschließend möglich ist. Aber ich hoffe, dass die Berichte trotzdem für andere nützlich sein können, Spaß machen, und eventuell zumindest ein Gefühl für potentielle Unterschiede geben.
Zu Besuch bei einer Canton Reference in einem "normalen" Wohnzimmer
Der erste Test fand im Haus bei meinen Eltern statt, wo ich, in einem „normalen Wohnzimmer“ (gut möbliert, was für einen reduzierten Nachhall sorgt) das Glück hatte, mit einer Canton Reference mit Nubert AW560 Unterstützung testen zu vergleichen. Das „normale Wohnzimmer“ hat eine gemessene Nachhallzeit zwischen 0.4 und 0.55, was schon sehr gut ist. Unten sieht man einen zugehörigen Wasserfall. Einen Nachhall von rund 0.2-0.4 halten viele für optimal, wobei sich dort die Geister scheiden. Einige mögen es etwas trockener, andere bevorzugen etwas mehr Reflektionen. Trotz der guten Nachhallzeit, ist der Raum erstaunlich groß. Der Teil von 20m2, in dem die Lautsprecher stehen, ist verbunden mit einem rund 40m2 großen Wohnraum. Hier ist ein Grundriss vom Raum. In Pink sieht man Couch oder Sessel, Schränke mit Büchern und Tische sind in Weiß gehalten und die Hörposition ist blau. Es scheint, dass die Bibliothek an den Wänden hilft einen großen Teil des Klanges zu absorbieren, was für die guten akustischen Eigenschaften sorgt. Einzig eine Glastüre zur Rechten sorgt für ungewollte Reflektionen.
Hier spielt die Musik!
Vorweg sei gesagt, dass sich die „Arbeit“ schnell in „Genuss“ verwandelte, da beide Lautsprecher sehr gefielen. Dies führte dazu, dass sich die familiäre Hörsession von morgens bis spät in den Abend zog, was man auch an den Fotos erkennen kann. Um einen guten Überblick zu erhalten sprangen wir von Genre zu Genre; Klassik, Pop, Elektro, etc.
Zunächst spielten wir einen Klassiker, Tracy Chapman mit Talking About a Revolution. Die Aufnahme ist sehr klar und fokussiert auf ihre Stimme mit Gitarrenuntermalung. Obwohl beide Lautsprecher in der tonalen Wiedergabe ähnlich klangen, galt dies nicht für die Bühne. Während die nuBoxx für eine gewisse Distanz zur Sängerin sorgte, schien die Canton den Zuhörer näher an das Geschehen zu bringen. Innerlich kam es mir allerdings so vor, als würde in letzterem Fall ein vergrößerter Kopf vor mir schweben. Dennoch kann beides gefallen und hängt im Zweifel ein wenig davon ab, was man bevorzugen würde. Persönlich gefiel mir die Distanzdarstellung besser, aber mein väterlicher Mithörer war sich nicht ganz sicher und tendierte in diesem Fall eher zur Canton.
Um diesen Aspekt etwas weiter zu erkunden, habe ich danach auf Society von Eddie Vedder zurückgegriffen. Ich kenne die Aufnahme sehr gut und sie produziert wirklich einen schönen Raumklang, der mit dem aufgenommenen Nachhall fuer eine angenehme Tiefe sorgt. Hier war der Unterschied erneut eindeutig. Die Stimme von Eddie Vedder klang vordergründiger bei Canton, es schien so, als würde der Sänger im Wohnzimmer stehen. Bei der nuBoxx wurde der Nachhall präziser herausgearbeitet. Man wurde selbst in den Raum mit Eddie Vedder gezogen und befand sich quasi in einer anderen Umgebung. Natürlich kann man hier auch verschiedene Meinungen haben, welche Erfahrung nun zu bevorzugen ist, aber in diesem Fall waren wir uns einig, dass die nuBoxx die Nase vorn hatte.
Weiter ging es mit Klassik. Hier wählten wir aus dem Concerti grossi op. 6 von Georg Friedrich Händel das Konzert Nr. 2 in F-Dur in einer Aufnahme der Handel&Haydn Society unter Christopher Hogwood mit historischen Instrumenten. Eine hervorragende Aufnahme aus dem Jahre 1991. Zunächst erschien die Bühne ähnlich. Allerdings wurde beim Umschalten schnell klar, welches Lautsprecherpaar am Werk war. Der Hochton bei Canton fiel stärker ab, wodurch das Ergebnis weniger brillant wirkte und die Tiefenstaffelung etwas verloren ging. Insgesamt erschien das Werk dadurch aber auch weniger rau, was man bei Aufnahmen mit authentischen Instrumenten bedauern kann. Die nuBoxx zeigte sich – und ich weiß, dass dies ein Nubert Schlagwort ist – wesentlich analytischer. Die einzelnen Instrumente waren klarer und trennschärfer umrissen. Das kann gefallen, wo es tatsächlich zur Bühne und Präzision beitragen kann. Allerdings scheinen dies manche Liebhaber der Klassik, wie auch mein Vater, anders zu sehen. Auch ergibt sich die Gefahr, dass es auf manchen Aufnahmen zu scharf wirken könnte, was mich zumindest bei Stimmen manchmal stören kann.
Eines der Lieder, welches ich gerne benutze, um Sprache zu testen ist Acquire A Cappella‘s Safe and Sound. In meinen Ohren, tendieren die Stimmen schnell zu einer gewissen Schärfe oder Resonanz – auch dadurch, dass Töne lange gehalten werden. Für mich fühlt es sich, wenn es Probleme gibt, so an, als gäbe es eine Resonanz direkt in meinem Ohr, was mich sehr stören kann. Bei Canton war davon nichts zu spüren. Die Stimmen erschienen sanft aber präzise. Bei der nuBoxx wurde es tatsächlich etwas schärfer, und es ergab sich eine Gradwanderung. Letztlich war der Hochton nicht wirklich störend aber ich wartete förmlich darauf, dass es zu einem Problem kommen könnte. Der Fakt, dass die Canton nicht in die „Gefahrenzone“ ging, sorgte dafür, dass es entspannter klang. Dennoch spielten beide wunderbar auf und sorgten für Gänsehaut. Gleiches galt fuer Samirah Al-Amrie mit I Fall for You, welches ein weiteres tolles, stimmbetontes Beispiel. Die Sängerin hat eine wesentlich weichere Stimme, welche sie durch Looping Prozesse und Effekte um den Hörer verteilt. Dies wurde auch durch beide Lautsprecher sehr gut abgebildet. Dabei hebt sich die Hauptstimme immer wieder aus den Nebenstimmen deutlich ab und sticht klar heraus (inklusive Nachhall/Echo) ohne aufdringlich zu werden. Im Laufe des Liedes ergänzen sich die Stimmen und bilden komplexe Kombinationen und schöne Harmonien, die durch das ganze Gemäuer erklangen. Meine Mutter kam sogar vom anderen Ende des Hauses zu uns… allerdings nur um uns zu fragen, ob wir essen kommen.