Lol: Feinde des Heimkinos
Verfasst: Mi 26. Mai 2004, 18:48
Bin über folgenden Text gestolpert, den ich letztes Jahr geschrieben habe. Fand ihn zu albern, um in ins Web zu stellen. Doch an dieser Stelle wird er nachgereicht:
Feinde des Heimkinos
Die Menschheit schwelgt in euphorischer Stimmung, denn wie Naturforscher entdeckten, vermehrt sich die Spezies Heimkino seit einigen Jahren exponentiell. Diese Entwicklung ist durchgehend positiv zu bewerten, da das referierte Subjekt den Menschen Ausgeglichenheit, Freude, Gefühl, Harmonie und Freundschaft vermittelt.
Damit das auch so bleibt, muss jeder Einzelne von uns Verantwortung übernehmen. Wie jede Lebensform, hat auch das sensible Heimkino natürliche Feinde, die es zu bekämpfen gilt. Klassifiziert wird zwischen lebensfeindlich und lebensbedrohlich.
Unter den Lebensfeindlichen, bei denen ein natürliches Gedeihen gänzlich ausgeschlossen ist, befindet sich der wohl furchteinflößendste Widersacher, der sogenannte „Nachbar“. Dieser schränkt das Heimkino bedingungslos in seinen Grundzügen ein. Entfaltet das Heimkino den seinem Wesen entsprechenden Spieltrieb, wird der Nachbar aktiv, und terrorisiert. Seine Methoden fallen dabei von Art zu Art verschieden aus. Das kann von an die Wand klopfen, Sturmklingeln, Telefonterror, bis hin zum Alarmieren der Polizei, Anzeigen oder Vertreibung aus dem Territorium reichen. Das Resultat ist dennoch immer das gleiche: Die Deaktivierung des Heimkinos.
Obwohl in den meisten Fällen nicht mit dem „Nachbar“ verwandt, befinden sich die „Frauen“ in der selben Gruppierung. Ihr Einschreiten beginnt bereits an den Wurzeln. Sie zeigen sich intolerant gegenüber neuen quaderförmigen Organismen, da diese die Raumästhetik verunstalten würden. Bis heute ist nicht geklärt, was es mit diesem Argument auf sich hat, denn Klötze, in denen Geometrie und Akustik noch eine Einheit bilden, sind gar nicht imstande, etwas zu entstellen.
Da sie sich ansonsten freundschaftlich verhalten, fällt ein Kompromiss häufig schwer. Oft wird den Frauen nachgegeben. Fast identisch, und deswegen nicht näher ausgeführt, verhält sich der dritte Feind im Bunde, der „Geldbeutel“.
Abgeschlossen wird die Gruppe von dem „Raumdefizit“. Der minimale Lebensraum des Heimkinos beträgt ca. 12qm. Ist dieser nicht vorhanden, müssen Einschränkungen in Kauf genommen werden; ebenso wenn Raumdefizit mit Klangkillern wie Dachschrägen, asymmetrischen Räumen oder ungünstigen Längen-Breiten-Verhältnissen agiert.
Kommen wir nun zu der zweiten Gruppe, den lebensbedrohlichen Gegnern, die angeführt wird vom grausamen „Sommer“.
Durch seine vielfältigen Attacken ist er als Gegner des Heimkinos geradezu prädestiniert. Absolute Gefühllosigkeit zeichnet ihn aus. Er erwärmt die Umwelt, sodass sich die Glieder des Heimkinos überhitzen und kollabieren. Die Temperaturniveaus zwischen Tag und Nacht lassen die empfindlichen Komponenten künstlich besonders schnell altern. Die lebensfeindlichen (UV-)Strahlen seiner Sonne trocknen die Membranen der Lautsprecher (Kommunikationsorgane des Heimkinos) aus. Sie werden langfristig spröde und verlieren ihre Ausdrucksstärke. Außerdem dringen durch den Sommer vermehrt Insekten in das Heimkino ein, die es beim Ausüben seiner Tätigkeit irritieren, beispielsweise durch Herumfliegen vor dem Bild. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass Insekten durch Lüftungsschlitze oder Bassreflexöffnungen in Organe eindringen. Entsetzlich, wenn man sich die Folgen einer Einnistung vorstellt.
Eng verbunden mit dem Sommer ist der heimtückische „Frühling“. Tagt er, ist die Natur voller Blütenstaub. Obwohl das Heimkino nicht direkt allergisch gegen Blütenstaub reagiert, sollte intensives Lüften aus hygienischen Gründen unbedingt vermieden werden. Nicht zu unterschätzen ist ebenfalls der normale Staub, der das ganze Jahr auftritt. Vorbildliche Heimkinohalter schützen die Organe mit Folien oder synthetischen Stoffen vor Verstaubung und lassen ihre Schützlinge ihren naturgemäßen Sommerschlaf halten. Fachärzte raten bei Entzugserscheinungen zu ausreichend Sport, gesunder Ernährung und Sommerblockbustern in öffentlichen Kinos, die dann im folgenden Winter auf DVD gesehen werden können.
Als Rivale befindet sich der dritte Feind der Gruppe, das „Haustier“. Es erfüllt die gleichen Aufgaben wie das Heimkino (siehe Absatz 1, letzte Zeile). So kann es vorkommen, dass Komponenten als Wärmespender oder Krallenschärfer mutwillig zweckentfremdet werden. Die oben genannten Folien oder ein aufmerksames Auge schaffen Abhilfe.
Der sogenannte „Nullchecker“ schließt die Gruppe ab. Er kann sich hinter einem Freund oder Verwandten verstecken. Nullchecker haben keine Ahnung von Technik, und reagieren bei der Konfrontation mit der neuen Lebensform Heimkino tollpatschig unüberlegt, respektlos und übereifrig. So drücken sie zum Beispiel Membranen ein, um das Gefühl derer zu testen, oder spielen an Knöpfen, die sie nichts angehen. Versehentlich stolpern sie über Kabel, erproben das Gewicht von Lautsprechern und stoßen sie von den Spike-Unterlagscheiben, werfen Discs zu Boden oder wenden verbale Gewalt an :“Für was ist auch das gut? Bestimmt alles überteuert. Die Teile sehen ja pott hässlich aus...“. Jedem von uns wurde die Aufgabe auferlegt, diese Nullchecker von unseren Räumen fernzuhalten. Um uns dabei Sicherheit zu geben, tüftelten Wissenschaftler der Unterhaltungsindustrie jahrelang an einer Referenzfrage. Nun kann jeder ganz einfach Nullchecker entlarven. Antwortet eine Person auf die Frage
„Kannst du eine DVD für mich zur Videothek zurückbringen?“ mit
„Was ist eine DVD?“ oder
„Hast du sie schon zurückgespult?“
handelt es sich um einen Nullchecker. Im Gegensatz kann es nicht schaden, wenn sich Heimcineasten gemeinsam unter die Arme greifen. Heimcineasten erkennt man durch einen ähnlichen ausgeklügelten Trick. Dazu benötigt man nur einen Würstchen-Pappteller. Diese sind nicht nur dafür geeignet, den Senf haften zu lassen, das Gewicht einer Roten Wurst auszuhalten und dabei biologisch abbaubar zu sein, nein, die Innenseite des Rahmens hat zudem noch exakt das Längen-Breiten-Verhältnis 16:9. Heimcineasten fällt das sofort auf, wenn man ihnen den Teller ohne Wurst zeigt. Wie sich rekonstruieren ließ, handelt es sich nicht um einen Zufall, sondern um eine jahrzehnte alte Intrige eines Heimkinoverfechters, der die DVD zu dem machte, was sie heute ist.
Hat man keinen Teller zur Hand, lassen sich Heimcineasten auch an charakteristischen Verhaltensweisen erkennen:
-Sie halten sich immer im Zentrum eines Raumes auf
-Sie grinsen beim Anblick einer VHS
-Sie tagträumen
-Sie suchen das Weite, wenn ihnen jemand mit Anzug und Sonnenbrille begegnet
-Sie antworten mit Filmzitaten
-Sie fehlen im Unterricht, wenn Filme gesehen werden
-Sie sitzen ohne Popcorn im Kino
-Sie halten ihre Ohren frei
-Sie meiden lange dunkle Gänge
...
Feinde des Heimkinos
Die Menschheit schwelgt in euphorischer Stimmung, denn wie Naturforscher entdeckten, vermehrt sich die Spezies Heimkino seit einigen Jahren exponentiell. Diese Entwicklung ist durchgehend positiv zu bewerten, da das referierte Subjekt den Menschen Ausgeglichenheit, Freude, Gefühl, Harmonie und Freundschaft vermittelt.
Damit das auch so bleibt, muss jeder Einzelne von uns Verantwortung übernehmen. Wie jede Lebensform, hat auch das sensible Heimkino natürliche Feinde, die es zu bekämpfen gilt. Klassifiziert wird zwischen lebensfeindlich und lebensbedrohlich.
Unter den Lebensfeindlichen, bei denen ein natürliches Gedeihen gänzlich ausgeschlossen ist, befindet sich der wohl furchteinflößendste Widersacher, der sogenannte „Nachbar“. Dieser schränkt das Heimkino bedingungslos in seinen Grundzügen ein. Entfaltet das Heimkino den seinem Wesen entsprechenden Spieltrieb, wird der Nachbar aktiv, und terrorisiert. Seine Methoden fallen dabei von Art zu Art verschieden aus. Das kann von an die Wand klopfen, Sturmklingeln, Telefonterror, bis hin zum Alarmieren der Polizei, Anzeigen oder Vertreibung aus dem Territorium reichen. Das Resultat ist dennoch immer das gleiche: Die Deaktivierung des Heimkinos.
Obwohl in den meisten Fällen nicht mit dem „Nachbar“ verwandt, befinden sich die „Frauen“ in der selben Gruppierung. Ihr Einschreiten beginnt bereits an den Wurzeln. Sie zeigen sich intolerant gegenüber neuen quaderförmigen Organismen, da diese die Raumästhetik verunstalten würden. Bis heute ist nicht geklärt, was es mit diesem Argument auf sich hat, denn Klötze, in denen Geometrie und Akustik noch eine Einheit bilden, sind gar nicht imstande, etwas zu entstellen.
Da sie sich ansonsten freundschaftlich verhalten, fällt ein Kompromiss häufig schwer. Oft wird den Frauen nachgegeben. Fast identisch, und deswegen nicht näher ausgeführt, verhält sich der dritte Feind im Bunde, der „Geldbeutel“.
Abgeschlossen wird die Gruppe von dem „Raumdefizit“. Der minimale Lebensraum des Heimkinos beträgt ca. 12qm. Ist dieser nicht vorhanden, müssen Einschränkungen in Kauf genommen werden; ebenso wenn Raumdefizit mit Klangkillern wie Dachschrägen, asymmetrischen Räumen oder ungünstigen Längen-Breiten-Verhältnissen agiert.
Kommen wir nun zu der zweiten Gruppe, den lebensbedrohlichen Gegnern, die angeführt wird vom grausamen „Sommer“.
Durch seine vielfältigen Attacken ist er als Gegner des Heimkinos geradezu prädestiniert. Absolute Gefühllosigkeit zeichnet ihn aus. Er erwärmt die Umwelt, sodass sich die Glieder des Heimkinos überhitzen und kollabieren. Die Temperaturniveaus zwischen Tag und Nacht lassen die empfindlichen Komponenten künstlich besonders schnell altern. Die lebensfeindlichen (UV-)Strahlen seiner Sonne trocknen die Membranen der Lautsprecher (Kommunikationsorgane des Heimkinos) aus. Sie werden langfristig spröde und verlieren ihre Ausdrucksstärke. Außerdem dringen durch den Sommer vermehrt Insekten in das Heimkino ein, die es beim Ausüben seiner Tätigkeit irritieren, beispielsweise durch Herumfliegen vor dem Bild. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass Insekten durch Lüftungsschlitze oder Bassreflexöffnungen in Organe eindringen. Entsetzlich, wenn man sich die Folgen einer Einnistung vorstellt.
Eng verbunden mit dem Sommer ist der heimtückische „Frühling“. Tagt er, ist die Natur voller Blütenstaub. Obwohl das Heimkino nicht direkt allergisch gegen Blütenstaub reagiert, sollte intensives Lüften aus hygienischen Gründen unbedingt vermieden werden. Nicht zu unterschätzen ist ebenfalls der normale Staub, der das ganze Jahr auftritt. Vorbildliche Heimkinohalter schützen die Organe mit Folien oder synthetischen Stoffen vor Verstaubung und lassen ihre Schützlinge ihren naturgemäßen Sommerschlaf halten. Fachärzte raten bei Entzugserscheinungen zu ausreichend Sport, gesunder Ernährung und Sommerblockbustern in öffentlichen Kinos, die dann im folgenden Winter auf DVD gesehen werden können.
Als Rivale befindet sich der dritte Feind der Gruppe, das „Haustier“. Es erfüllt die gleichen Aufgaben wie das Heimkino (siehe Absatz 1, letzte Zeile). So kann es vorkommen, dass Komponenten als Wärmespender oder Krallenschärfer mutwillig zweckentfremdet werden. Die oben genannten Folien oder ein aufmerksames Auge schaffen Abhilfe.
Der sogenannte „Nullchecker“ schließt die Gruppe ab. Er kann sich hinter einem Freund oder Verwandten verstecken. Nullchecker haben keine Ahnung von Technik, und reagieren bei der Konfrontation mit der neuen Lebensform Heimkino tollpatschig unüberlegt, respektlos und übereifrig. So drücken sie zum Beispiel Membranen ein, um das Gefühl derer zu testen, oder spielen an Knöpfen, die sie nichts angehen. Versehentlich stolpern sie über Kabel, erproben das Gewicht von Lautsprechern und stoßen sie von den Spike-Unterlagscheiben, werfen Discs zu Boden oder wenden verbale Gewalt an :“Für was ist auch das gut? Bestimmt alles überteuert. Die Teile sehen ja pott hässlich aus...“. Jedem von uns wurde die Aufgabe auferlegt, diese Nullchecker von unseren Räumen fernzuhalten. Um uns dabei Sicherheit zu geben, tüftelten Wissenschaftler der Unterhaltungsindustrie jahrelang an einer Referenzfrage. Nun kann jeder ganz einfach Nullchecker entlarven. Antwortet eine Person auf die Frage
„Kannst du eine DVD für mich zur Videothek zurückbringen?“ mit
„Was ist eine DVD?“ oder
„Hast du sie schon zurückgespult?“
handelt es sich um einen Nullchecker. Im Gegensatz kann es nicht schaden, wenn sich Heimcineasten gemeinsam unter die Arme greifen. Heimcineasten erkennt man durch einen ähnlichen ausgeklügelten Trick. Dazu benötigt man nur einen Würstchen-Pappteller. Diese sind nicht nur dafür geeignet, den Senf haften zu lassen, das Gewicht einer Roten Wurst auszuhalten und dabei biologisch abbaubar zu sein, nein, die Innenseite des Rahmens hat zudem noch exakt das Längen-Breiten-Verhältnis 16:9. Heimcineasten fällt das sofort auf, wenn man ihnen den Teller ohne Wurst zeigt. Wie sich rekonstruieren ließ, handelt es sich nicht um einen Zufall, sondern um eine jahrzehnte alte Intrige eines Heimkinoverfechters, der die DVD zu dem machte, was sie heute ist.
Hat man keinen Teller zur Hand, lassen sich Heimcineasten auch an charakteristischen Verhaltensweisen erkennen:
-Sie halten sich immer im Zentrum eines Raumes auf
-Sie grinsen beim Anblick einer VHS
-Sie tagträumen
-Sie suchen das Weite, wenn ihnen jemand mit Anzug und Sonnenbrille begegnet
-Sie antworten mit Filmzitaten
-Sie fehlen im Unterricht, wenn Filme gesehen werden
-Sie sitzen ohne Popcorn im Kino
-Sie halten ihre Ohren frei
-Sie meiden lange dunkle Gänge
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