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Artikel von H. Biermann (Stereoplay) auf Spiegel-Online
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 10:36
von bony
Hallo,
bin gerade auf einen Artikel des Stereoplay-Redakteurs Holger Biermann
Der Niedergang der Hörkultur gestoßen. Der Mann hat ja im Kern möglicherweise ein ganz klein wenig Recht verzapft aber ansonsten - meinem Eindruck nach - einen riesen Sch...Quatsch. Zumindest sind mir Sätze wie
H. Biermann hat geschrieben:Geräusche, die im Spektrum darunter oder darüber liegen, fallen bei der CD also rigoros dem Filter zum Opfer. Eine gut aufgenommene LP bietet da einiges mehr.
oder
H. Biermann hat geschrieben:Brachte schon die CD eine Frequenzbegrenzung im Vergleich zur Vinylschallplatte, so scheint MP3 einen weiteren Rückschritt in Sachen Klangqualität zu bescheren.
Vielleicht liegt's ja auch daran, dass Herr Biermann gelernter Historiker ist; ein Physiker wäre für diese Themen vielleicht besser geeignet. Obwohl - wer würde den ganzen überteuerten Voodoo-Mist noch kaufen, wenn ein der Wissenschaft verbundener Redakteur schriebe, dass das alles nichts bringt
.
Gruß
Christoph
Meinungen
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 10:46
von Paul
Was der liebe Herr Biermann schreibt stimmt doch, was gibt es daran auszusetzen?
Die meisten von uns haben nicht das "absolute Gehör" und werden bei Vinyl oder CD keine treffenden Zuordnungen machen können. Geschulte Ohren hören mehr als wir.
MP3 wurde nur entwickelt, um die Datenmenge gering zu halten, Informationen gehen verloren, auch wenn sie
für uns "Normalos" kaum wahrzunehmen sind.
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 11:16
von Koala
Eine analoge Scheibe ist in Punkto Frequenzbereich, Dynamikumfang, Klirrfaktor, Pegelkonstanz, SNR, Gleichlaufschwankung etc.pp. einer CD z.T. deutlich unterlegen
greetings, Keita
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 12:05
von bony
Paul hat geschrieben:Was der liebe Herr Biermann schreibt stimmt doch, was gibt es daran auszusetzen?
Wie Koala schon schrieb, stimmt es einfach nicht, dass die Schallplatte der CD im Frequenzumfang überlegen ist. Ob des (wissenschaftlichen) Niveaus einer Aussage wie
In Langzeit-Versuchen innerhalb der Redaktion "stereoplay" haben wir festgestellt, dass der Konsum datenreduzierter Musik schneller ermüdet und stärker stresst als der von unkomprimierter. Unsere These: Weil das Hirn ständig die verdeckten Signale ergänzen muss, wird es mehr gefordert. Bislang haben alle Mediziner bei dem Thema abgewinkt: wissenschaftlich nicht haltbar. Egal.
dürften sich manche vor Lachen den Bauch halten. Da kann ich genauso argumentieren, dass mich das Hören meiner MP3s weniger stresst, weil mein Gehirn nicht mit überflüssigen Frequenzen belästigt wird, die es sowieso nicht verarbeiten kann
.
Darauf, dass ein großer Teil der Qualität bei der Produktion festgelegt wird und dass vielleicht
gerade da vieles im Argen ist, geht er gar nicht ein.
Mit dem Schlusssatz
Da knistert es zwar ein bisschen, aber es ist alles drauf. Und es ist lebendig..
setzt er dem ganzen noch eine Krone auf. Ein paar Zeilen weiter oben lobt er die überlegene Qualität der Schallplatte, das teilweise lästige Knacken und Knistern zählt aber nicht.
Ich verstehe auch nicht ganz, weshalb man wegen der Verbreitung von MP3 gleich den Untergang einer Kultur beklagen muss. MP3 ist doch nicht als Ersatz sondern als Ergänzung zu sehen. Ich habe früher wie viele andere "meine Musik" aus dem Radio auf Kassette aufgenommen, verstaubte Schallplatten gehört und mich daran erfreut. Wenn ich sehe, was bei 98% Prozent meiner Freunde, darunter selbst Musiker, an HiFi-Equipment zu Hause steht, dürfte einem Hi-Ender das große Grausen kommen. Das war doch schon immer so und bisher ist die HiFi-Kultur doch noch nicht untergegangen. Entweder haben da manche Hi-Ender und HiFi-Redakteure schon den Teppich unter den Füßen, bzw. den Bezug zur Realität verlohren oder haben Angst, dass ihnen technisch immer aufgeklärtere Konsumenten Umsätze mit Voodoo-Equipment und Artikel darüber kosten.
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 12:05
von derSimon
hab den artikel auch gelesen, und frage mich, warum eine seriöse zeitschrift wie der spiegel einen solchen veröffentlicht hat.
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 12:29
von TheRock
Wahrscheinlich kennen sich die Redakteure selber nicht so gut aus, als dass sie da an Herrn Biermanns Bericht was auszusetzen haben. Ich glaube nicht, dass die extra vorher recherchiert haben...
TR
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 12:52
von eric_the_swimmer
Klar, die Leue vom Spiegel müssen sich einfach darauf verlassen, dass die "Fachleute" auch welche sind. Und im Grunde kann man ihnen und Herrn Biermann nur dankbar für den Artikel sein: Wer vorher nicht wusste, dass es sich bei der Stereoplay um ein unwissenschaftliches Voodoo-Heftchen mit absolut nicht vertretbaren Thesen handelt, der ist dieser Erkenntnis jetzt vielleicht einen Schritt näher.
Interessant finde ich übrigens, dass Wiedergabefehler so oft als "lebendig" beschrieben werden. Bei der LP ist es ja ganz offensichtlich, aber auch Nichtlinearitäten von Lautsprechern werden gerne mal als "lebendig", "frisch" oder "emotional" tituliert. Und das nicht nur von der "Fachpresse", sondern durchaus auch von Endverbrauchern.
Gruß,
Philipp
Frequenzumfang Schallplatte
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 12:53
von Paul
Der mögliche Frequenzumfang einer Schallplatte ist deutlich größer als bei einer CD, sonst wäre Quadrophonie (bis 40 kHz) nicht möglich gewesen.
Die Behauptung, sie wäre geringer, ist falsch.
"Rumpeln" hängt von der Qualität des Laufwerkes ab. Dies gibt es bei der CD natürlich nicht.
Nur um etwas gleich klarzustellen: ich höre gerne CD's, aber auch Schallplatte und bin des öfteren überrascht, wie gut diese Technik klingen kann, auch wenn die alte Schallplatte auch erhebliche Nachteile hat (Handling, knistern, Kanaltrennung usw.)
Die Qualität beider Medien wird hauptsächlich vom Aufnahmestudio und von der sorgfältigen Weiterverarbeitung bestimmt.
Ich habe von Dave Crusin (recovered again, Sheffield Labs) einen Direktschnitt und die gleiche! Aufnahme auf CD.
Die hörbar bessere Aufnahme ist auf dem Direktschnitt, sowohl in der Dynamik und in der Abbildung. Eigentlich müßte die CD besser klingen.
PA muß nichts mit Klangtreue zu tun haben. In meinen Jugendjahren habe ich den "Musikschrank" vom Daddy auch toll gefunden. Auch habe ich nichts gegen MP3, erfüllt schließlich seinen Zweck.
Grundsätzlich ist die Diskussion, was nun besser ist, CD oder Schallplatte, ist recht unfruchtbar.
Sprüche wie: Digital ist immer gut, oder nur eine Schallplatte folgt dem tatsächlichen Signal, zeugen eher von einem Glaubenskrieg. Mir ist es im Prinzip wurscht, Hauptsache es klingt gut.
Re: Frequenzumfang Schallplatte
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 13:27
von Koala
Paul hat geschrieben:Der mögliche Frequenzumfang einer Schallplatte ist deutlich größer als bei einer CD, sonst wäre Quadrophonie (bis 40 kHz) nicht möglich gewesen.
Die Behauptung sie wäre geringer ist falsch.
CDs kann man auch mit wesentlich größeren Frequenzbereichen versehen, wenn man die Samplingfrequenz entsprechend erhöht, nur hat das genauso wenig etwas mit einer Audio-CD gemein wie Quadrophonie-Scheiben mit "konventionellen" Schallplatten
greetings, Keita
Verfasst: Di 3. Aug 2004, 13:51
von bony
Der mögliche Frequenzumfang einer Schallplatte ist deutlich größer als bei einer CD, sonst wäre Quadrophonie (bis 40 kHz) nicht möglich gewesen.
Was hat "Quadrophonie" mit der oberen Grenzfrequenz zu tun (ehrlich gemeinte Frage)?
Bezüglich der oberen Grenzfrequenz der Schallplatte habe ich andere Informationen: Auf der äußersten Rille ca. 18000 Hz, auf der innersten um die 10000 Hz.
"Rumpeln" hängt von der Qualität des Laufwerkes ab.
Aber vor allem doch auch von der Welligkeit der Schallplatte (?).
ich höre gerne CD's, aber auch Schallplatte und bin des öfteren überrascht wie gut diese Technik klingen kann, auch wenn die alte Schallplatte auch erhebliche Nachteile hat (Handling, knistern, Kanaltrennung usw.)
Ich kann mir auch vorstellen, dass sich eine Schallplatte "gut" anhören kann (ich habe meinen Spieler schon lange ausgemustert
). Allerdings zeigt doch gerade
das, dass man mit stark mängelbehafteten Tonträgern wie der Schallplatte sehr viel erreichen kann, wenn vor allem die Aufnahme stimmt und relativiert somit die Einschränkungen, die man mit mp3 hinnehmen muss, bzw. die Fortschritte, die man mit SACD und DVD-A (ausgenommen der Mehrkanalfähigkeit) erreichen kann.
Inzwischen habe ich mir mal die Diskussionsbeiträge im Spiegel-Forum zu diesem Thema zu Gemüte geführt. Interessant, dass der Artikel von Herrn Biermann hier auf breite Ablehnung stößt!