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Der Untergang
Verfasst: Do 16. Sep 2004, 23:32
von globe
Ich komme gerade aus dem Kino zurück und was muß ich sagen:
Das ist ein Film über den man erst noch ein paar Tage nachdenken muß um in zu (be)greifen.
Der Film ist auf jeden Fall zu empfehlen, nur sollte man sich nach dem Kino Zeit nehmen darüber nach zu denken.
Ich glaube dieses Zitat aus einem Spiegelinterview trifft die Sache:
"Er wird uns korrekt vorgeführt mit seinem Vernichtungswillen und seiner Art der Realitätsverweigerung." Grams, nach eigener Aussage vom Nebeneinander von Wahnsinn, grausiger Komik und Normalität tief beeindruckt, betonte schließlich die pädagogischen Qualitäten des "Untergangs": "Ich glaube, dass viele Zuschauer aus diesem Film lernen können und Einsicht gewinnen in das Wesen des Naziregimes."
Diesem wiederrum kann ich mich nicht anschließen:
Prof. Jost Düffler wertete die Produktion weniger enthusiastisch als einen Akt der Geschichtspolitik. Sie falle in eine Zeit, in der die Opferrolle der Deutschen im Zweiten Weltkrieg wieder stärker in den Blick gerate. Der Film setze dieser Entwicklung gewissermaßen die Krone auf. Zwar werde Hitler nicht zum Opfer verklärt, aber die vielen Selbstmorde im Führerbunker kurz vor der Kapitulation vermittelten den Eindruck einer "Art Opfergang", so der Historiker.
Auf jedenfall sollte man sich diesen Film anschauen und sich selbst ein Urteil darüber bilden.
Leider kann euch noch nicht wirklich meine Eindrücke mitteilen, da ich nach diesem harten Tobak erst noch
meine Gedanken sortieren muß.
Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 02:12
von eric_the_swimmer
Auf den Film freue ich mich auch sehr. Die NS-Zeit interessiert mich ohnehin enorm, und ich finde es auch einen recht guten Ansatz, die Täter (auch) als Menschen zu zeigen. Denn das waren sie, auch wenn viele von ihnen unbeschreiblich Böses getan haben.
Ich kann den Satz "Das sind für mich keine Menschen" ( - egal, in welchem Kontext, z. B. auch bei Schwerstkriminellen - ) nicht leiden. Denn das Erschreckende ist ja gerade, dass es Menschen sind, und dass z. T. liebende Familienväter (man denke nur an Goebbels) zu solchen Sachen fähig sind.
IMHO ist es der entscheidende Schritt der Vergangenheitsbewältigung, zu erkennen, dass es eben nicht die Un-Menschen sind, die sich unmenschlich verhalten (haben). So lange man das denkt, kann man nämlich solche Erscheinungen auch damit "erklären", was imho zu einfach ist.
Die Frage, die sich jeder stellen sollte, ist eher die, warum Menschen zu solchen Sachen fähig sind. Denn ein Problem kann man bekanntlich nur lösen, wenn man es verstanden hat. Davon scheint mir Deutschland noch recht weit entfernt zu sein.
Mit anderen Worten: Der Film wagt es, die Täter als Menschen zu zeigen. Wenn er das schafft, ohne aus ihnen Opfer zu machen - und diesbezüglich bin ich nach dem bisher Gelesenen optimistisch -, kann er einen bedeutenden Beitrag zur Aufarbeitung und vernünftigen Betrachtung unserer Geschichte darstellen. Und das Schauspieler-Ensemble bringt imho recht gute Voraussetzungen mit.
Gruß,
Philipp
Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 14:01
von Paul
eric_the_swimmer schrieb:
Die Frage, die sich jeder stellen sollte, ist eher die, warum Menschen zu solchen Sachen fähig sind. Denn ein Problem kann man bekanntlich nur lösen, wenn man es verstanden hat. Davon scheint mir Deutschland noch recht weit entfernt zu sein.
Viele Staaten und deren Bürger haben in ihrer Geschichte staatlich verordnete Greultaten begangen. Auch die, die gerne den Finger erheben und uns auch noch belehren wollen. Dabei wurde in keinem Staat dieser Erde so wie in Deutschland die schwarze Epoche dermaßen gründlich aufgearbeitet. Deswegen sollte man das "weit entfernt" mal in Relation zu anderen Staaten sehen, die keinerlei Vergangenheitsaufklärung betreiben. Die Liste dieser Länder ist ellenlang und jedes Jahr kommen neue Greultaten dazu. Nur sehr wenige Länder wurden wie Deutschland dafür bestraft. Man kann diese Strafen für unvollkommen halten, dennoch bleibt dies im Bewußtsein der meisten zurück.
Recht hat in dieser Welt immer nur der Stärkere, die Gerechtigkeit geht dabei unter, leider.
Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 19:07
von eric_the_swimmer
Da stimme ich Dir sogar zu. Nur: Dass es in anderen Ländern noch schlimmer ist, (was die Aufarbeitung der Vergangenheit betrifft,) ändert ja nichts daran, wie gut oder schlecht es uns gelingt, die Sachen zu verarbeiten.
Und: Das permanent schlechte deutsche Gewissen ist imho auch nicht wirklich ein Zeichen für gute Vergangenheitsbewältigung, sondern nur für "Vergangenheitsbewusstsein". Man beschäftigt sich hierzulande viel damit, was ich gut finde, und was viele Länder mit blutiger Vergangenheit so nicht tun. Dennoch gibt es eben auch noch einiges aufzuarbeiten, und dazu könnte der Film ein Beitrag sein. Nicht mehr und nicht weniger.
Gruß,
Philipp
Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 21:25
von rudijopp
...Dienstag geh ich mit meinem Sohn hin - das steht fest - muss man gesehen haben
Der Rudi
Verfasst: So 19. Sep 2004, 18:48
von BASStard
Ich war gestern drin und das Kino war so gut wie voll....was soll ich sagen, es war der erste Film den ich je gesehen habe, bei dem keine Menschenseele beim Rausgehen etwas gesagt hat.
Ich muss das alles auch heute noch etwas Revue passieren lassen, so "heftig" hab ichs mir vor dem Film nicht vorgestellt.
Was ich aber noch schreiben muss ist, dass die Leistung der Schauspieler wirklich seinesgleichen sucht! Gruß, BASStard
Verfasst: So 19. Sep 2004, 20:31
von bony
Paul hat geschrieben:Viele Staaten und deren Bürger haben in ihrer Geschichte staatlich verordnete Greultaten begangen. Auch die, die gerne den Finger erheben und uns auch noch belehren wollen. Dabei wurde in keinem Staat dieser Erde so wie in Deutschland die schwarze Epoche dermaßen gründlich aufgearbeitet. Deswegen sollte man das "weit entfernt" mal in Relation zu anderen Staaten sehen, die keinerlei Vergangenheitsaufklärung betreiben. Die Liste dieser Länder ist ellenlang und jedes Jahr kommen neue Greultaten dazu. Nur sehr wenige Länder wurden wie Deutschland dafür bestraft. Man kann diese Strafen für unvollkommen halten, dennoch bleibt dies im Bewußtsein der meisten zurück
Das mag schon sein, aber was willst du damit ausdrücken? Einmal davon abgesehen, dass ich der Meinung bin, dass die Geschehnisse im dritten Reich von einer ganz besonders ungeheuerlichen und unvergleichlichen Monströsität sind, kann die Tatsache, dass andere Länder in der Aufarbeitung ihrer Geschichte möglicherweise Defizite haben ja überhaupt nichts aufwiegen oder relativieren!
Diese Sache mit dem "schlechten Gewissen" kann ich persönlich nie so recht nachvollziehen. Ich bin eher stolz darauf, dass wir in Deutschland mit dieser Vergangenheit "umgehen" (abgesehen davon, dass mir das Wort "wir" nach den aktuellen Hochrechnungen der Wahl in Sachsen - NPD ca. 9% - etwas seltsam vorkommt
). Einen möglicherweise etwas verkrampften Umgang finde ich da immer noch besser als keinen.
Den Film habe ich noch nicht gesehen. Die Ausschnitte, die ich bisher gesehen habe, fand ich jedoch sehr beeindruckend. Mein Interesse ist nun doch auch etwas geweckt, nachdem ich bisher eigentlich nicht das Gefühl hatte, dass ich Hitler in irgendeiner Weise näher kennenlernen müsste.
Hitler auch als Mensch darzustellen finde ich eigentlich richtig. Denn gerade so wird vielleicht klar, dass das "Böse" nicht immer als sofort erkennbare hässliche Fratze daherkommt, sondern dass es eine gewisse Aufmerksamkeit und ständiges Hinterfragen bedarf, "das Böse" zu erkennen.
Ich werde beim Ansehen des Filmes aber auch mal versuchen, darauf zu achten, wie wohl (ausländische) Kinogänger das Geschehen wahrnehmen würden, die nun vielleich nicht das Hintergrundwissen über die Geschehnisse dieser Zeit haben, mit dessen Hilfe es "dem Aufgeklärten" automatisch leichter fällt, so manch "menschliche" Seite Hitlers in die entsprechenden Zusammenhänge zu bringen. Wie würdet ihr, die den Film gesehen haben, diesen Punkt denn beurteilen?
Verfasst: Di 21. Sep 2004, 20:23
von rudijopp
Moin Moin,
heute gesehen und tief beeindruckt - zu was "Menschen" alles fähig sind
Der Rudi
Verfasst: Di 21. Sep 2004, 22:27
von kenwoodfan87
Ich werde höchstwahrscheinlich mit den ganzen zehnerklassen im kino sitzen und mir den film anschaun.
mal sehn, wie sich die kinder verhalten werden......
Verfasst: Di 5. Okt 2004, 14:09
von kenwoodfan87
also; ich hab ihn heut morgen gesehn und mal abgesehen von der grausigen bild -und tonqualität
ist der film wirklich sehenswert.
was mich wirklich von hocker gehaun hat ist die fsk12 freigabe. es sind wirklich sachen drin zu sehen, die nicht für 12-jährige geeignet sind.
also; ansehn und selber ein urteil bilden.