Seite 1 von 3

Wie entsteht der persönliche Musikgeschmack ?

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 13:23
von Maugi
Hallo Forum,
mit dieser Frage beschäftigte ich mich schon eine gewisse Zeit, "DIE" Lösung wird es wohl nicht geben, trotzdem würde es mich interessieren inwieweit ihr euch dazu Gedanken gemacht habt. Jeder hat sicherlich eine gewisse Prägung durch die Musik aus der Region/Land, den Eltern, der Freunde, den Geschwistern (sofern es welche gibt) und den Medien. Trotzdem entwickeln sich dann besondere Vorlieben, die sich mehr oder weniger stark von dem Umfeld unterscheiden können. Mein Geschmack, der in die Richtung R&B/Black/Funk&Soul... wurde sicherlich nicht durch das Elternhaus geprägt, auch die Geschwister hatten damals Sweet / Status Quo / Led Zeppelin / Uriah H. / Pink Floyd usw. gehört und entsprechende Musiksendungen gab es damals auch noch nicht so zahlreich wie heute. Meine Freunde haben sich auch nicht so in meine Richtung entscheiden können. Nun frage ich, wieso spricht mich gerade diese Stilrichtung an und kann es sein, dass dann diese Musikrichtung im Laufe der Zeit, dass heißt, wenn ich z.B. 70 Jahre alt bin, bei Marianne und Michael endet ? :wink:

Gruß
vom Maugi

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 13:29
von mcBrandy
Hi Maugi

Ich glaub, die erste Musikgeschmackrichtung entsteht bei der Mutter während der Schwangerschaft. Hier wird man doch sehr geprägt und man hört diese Musikrichtung auch wieder gerne, wenn man geboren wird.

Bei mir war es eben Rock/Pop-Musik.

Die nächste Entwicklungsstufe sind die Freunde und Bekannte in der Schule. Hier werden die verschiedenen Musikrichtung vermischt und man hört sich was anderes an und wird im Prinzip von dem "Häuptling" in diese Richtung gedrückt.

Bei mir ging es dann ein wenig in Richtung Hardrock und Heavy Metal. Blues war auch mit dabei.

Danach kommt dann langsam der eigene Geschmack durch.

Ich höre eigentlich alles außer Jazz und Volksmusik. Momentan ist bei mir die etwas härtere Gangart drin. (Nightwish, ACDC und was sonst noch dazwischen liegt)

Gruss
Christian

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 14:05
von raw
Hi,

die Menschen müssen sich mit einer Musikrichtung identifizieren können, denke ich. Es entstehen bei der Erziehung durch das soziale Umfeld eigene Ideale, Vorstellungen, Kodizes. Diese werden dann auch auf den Musikgeschmack übertragen.

Ein doch etwas extremes Beispiel wäre "Daniel-Küblböck-Musik". Viele können sich damit identifizieren, finden also diese Musik gut, viele nicht.

Gruß
Denis

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 14:18
von nisiboy
Danke für die schöne Frage. Also ich habe schon viel Musik gehört und viel damit zu tun gehabt, aber darüber noch nie nachgedacht. Jetzt, wo ich ein paar Minuten darauf verwendet habe: Ich glaube, dass die Wurzeln sehr früh beginnen und neben den klassischen Einflüssen wie Eltern, Schule, Freunde usw. es auch eine Charakterfrage ist. Wenn es einfach erklärbar wäre, könnte man ja auch gewisse Charaktereigenschaften vorhersagen und von der Sozialisationsumgebung ableiten. Geht aber nicht. Je länger ich darüber nachdenke, desto eher glaube ich, dass es etwas mit Seele zu tun hat. Musik vielleicht ein Spiegelbild der Seele?

Aber ist es nicht erstaunlich, dass die Musikgeschmäcker schon sehr verschieden sein können, aber eingentlich jeder, den ich kenne von sich behauptet, gerne Musik zu hören?

Auf die Fortführung dieses Themas bin ich wirklich gespannt.

Grüße aus dem Norden

Nisiboy

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 14:25
von TheRock
Musikgeschmack vor 30 Jahren...Pink Floyd, The Beatles, The Birds, viele englische Gitarren und Glitterbands

Musikgeschmack vor 20 Jahren...der 8oer Kram, viel Disco

Musikgeschmack vor 10 Jahren...Jazz, Klassik audiophilere "stillere" Sachen

Musikgeschmack heuer..............Klassik, Jazziges, Souliges, Joss Stone und der andere audiohile Kram ala John Roth, Dido...

Musikgeschmack in 20 Jahren...... :?: vielleicht wieder retro....

Ich denke mal, dass diejenigen, die auf Dännie Kübeldings abfahren, auch in Richtung deutsche Schlager wie Wolfgang Petry und ähnliches tendieren...

TR

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 18:40
von sleepyjoe
nisiboy hat geschrieben: Je länger ich darüber nachdenke, desto eher glaube ich, dass es etwas mit Seele zu tun hat. Musik vielleicht ein Spiegelbild der Seele?
Schöne Frage, die schwerlich zu beantworten ist. Aber o.a. Vermutung würde ich bei meinem persönlichen Hörverhalten auch so abgeben. Eigentlich höre ich "Alles"; von Klassik bis Hardrock/Heavy Metal; außer Volksmusik und ähnlich geartetes TaTaaa. Am liebsten z.B. Gassenhauer etc. bei Partys, Techno/Dance/... bei guter Laune, Rock, wenn die Seele fetzt, Klassik, wenn ich mal Ruhe brauche; die Nora Jones & Co.'s, zum Nachdenken etc. etc. etc. Die drei Stunden täglich im Auto sind lediglich Berieselung; wenn ich alleine bin, höre ich am intensivsten. Und manchmal sehr laut 8O ...

Eigene Stimmungen sind also irgendwie an seelische Zustände gekoppelt. Bestimmte Musik kann mich auch von einer Stimmung in eine andere Stimmung versetzen. Musik kann aber auch Stimmungen verstärken; so z.B. noch mehr Agilität und Lebensfreude auf der einen Seite verschaffen - genauso aber auf der anderen Seite bei seelischen Tiefpunkten diesen Tiefpunkt soweit runterziehen, dass es nach einer Weile wieder nur noch bergauf geht. In melancholischen Phasen durch "Ausleben" der Melancholie einen also wieder aufbauen.

Dass die Geschmäcker sich überwiegend wandeln, glaube ich nicht; ich höre mir gerne ab und zu die alten Lieblingssongs an (und "überhöre" geflissentlich klangliche Einbussen); nur im Lauf der Zeit kommen halt neue Stilrichtungen / Geschmacksrichtungen hinzu. Als Kind ißt man ja auch nur Spaghetti und Fischstäbchen; später mag man viel mehr an unterschiedlichen Gerichten :wink:

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 19:50
von Gast
Hallo,

ich denke da hängt viel Psyche mit drin, oder wie oben schon erwähnt "Seele".

Was aber auch ein Fakt ist, wenn man sich intensiv mit Musik beschäftigt und über das Hören hinausgeht, wird so 08/15 Kram irgendwann schlicht unerträglich (4/4tel C-Dur), egal welche "Musikrichtung". Ich bin der Meinung es gibt nur die Musik nicht die Musikrichtung. Was unterscheidet Dido, Moby, Vangelis, Ludwig van, AC/DC usw usw denn in großen Momenten voneinander? Nichts, sage ich, ausser der Umsetzung, dem Mix, die Komposition ist entweder gut oder schlecht. Natürlich gibts auch viele Musiker die nie einen großen Moment haben, was nicht hämisch gemeint ist.
Auch sind komplizierteste Kompositionen selten ein Garant für ein gutes Stück Musik.

Am Ende hat ein Stück Musik Berechtigung zu existieren wenn es einen Menschen emotional berührt, ob das nun Schlager ist, oder Klassik ist egal und niemand sollte versuchen den sehr verletzlichen Punkt von Emotionalität, der Menschen verschiedene Musik-"Richtungen" geniessen lässt schlecht zu reden und damit anzugreifen.

Mein Fazit, hätte ich die Möglichkeit (und ich unterstelle dies auch anderen) mehr in anderen Bereichen zu wildern (zB Schlager, Jazz, Techno, HipHop), fände sich mit Sicherheit auch dort genug "gutes" Material für mich. Da aber die Zeit nunmal eher beschränkt ist sich mit Musikkonsum zu beschäftigen bleib ich bei den Sachen wo ich mich ein wenig auskenne.

Gruß

Markus

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 22:03
von Benutzername
wirklich interessante Frage,
die wichtigen Faktoren (Eltern, Schule,Freunde) für die Bildung des persönlichen Musikgeschmacks wurden ja schon genannt. Dem würde ich noch die Pubertätsphase (= "Musikgeschmack der Eltern ist scheiße") und Medien hinzufügen. Nach der Pubertät setzt man sich dann kritischer mit den Musikrichungen oder einfach nur mit der Musik auseinander und es entsteht langsam der eigene Musikgeschmack.
Was jetzt immer noch fehlt ist die eigene musikalische Ausbildung (Schule, Instrument, Band etc.) durch die man IMHO eine deutlich objektivere Meinungsbildung über Musik machen kann und nicht so schnell von irgendwelchen Faktoren (Freunde; bestimmte Band, die einfach gut sein muss... oder einfach nur Unkenntnis) geblendet wird und dann "fälschlicherweise" die eigentlich zu einem nicht passende Musik oder darüberhinaus nicht "gute" Musik für gut empfindet, auf gut Deutsch man entwickelt einen objektiven kritischen Musikgeschmack
Nur ein Beispiel dazu: Wie viele Menschen kaufen Boxen, und wie viele glauben fest daran, dass sie die richtige Wahl getroffen haben und dass dies der ultimative Klang sein muss - und wie viele von diesen wissen tatsächlich warum ihnen der Klang gefällt und warum es so klingt wie es klingt und ob dies nun wirklich guter Klang ist?!.
So ähnlich verhält es sich auch in der Musik und beim pernönlichen Musikgeschmack; viele Menschen hören Musik mit nur wenig musikalisch objektivem Wissen und finden dann selbst die Musik gut, die sie wahrscheinlich nie gut finden würden, wenn sie nur etwas mehr "musikalisches Wissen" darüber hätten.
Für alle sicher kommenden Vorwürfe: damit will ich nicht sagen, dass es den ultmativen einzig objektiv richtgen Musikgeschmack gibt, der ist auch aus meiner Sicht nach einer Gewissen kritischen objektiven Inspektion weitgehend subjektiv und das ist auch gut so.
viele werden auch sagen, dass diese Art Musik zu hören zu "kalt" zu "analytisch" ist - ich denke gute Musik kann es sich leisten objektiv durchleuchtet zu werden, dadurch wird sogar die darauffolgende subjektive Musikbeurteilung deutlich positiver, ganz im Gegensatz zu schlechter Musik, die man nur hören kann, wenn man über die offensichtlichen Schwächen "hinweghört".
und mir ist auch klar, dass niemand vollkommen beweisen kann, warum ihm gerade dieses Musikstück so toll gefällt, er kann nur versuchen dies soweit wie möglich objektiv zu erfassen, der Rest ist einfach (leider) purer Glaube daran, dass es gut sein muss - ähnlich wie in der Liebe (warum liebe ich diese Frau? .weil,... -> ich muss auch einfach daran glauben, dass ich sie liebe - ich weiß alles etwas schwammig und konfus formuliert...)

noch ein Punkt soll erwähnt werden: der Musikgeschmack ist auch davon bestimmt wie oft man ein Lied hört!!
2 Beispiele dazu: in der Schule haben wir mal dazu einen "Versuch" gemacht
wir sollten 2 für uns unbekannte und noch nicht besprochene Lieder (Kanon von Pachelbel und ein krankes Lied von Steve Reich) anhören und einen "Empfindungsbogen" (Musik war leise laut, interessant langweilig etc.) ausfüllen. Den Kanon fand ich im ersten Moment schön das Stück von Steve Reich eher zum K*****
Dann wurden beide Lieder exakt auch im Notenbild durchleuchtet und mehrere Male gehört. Nach ungefähr 4 Wochen mussten wir dann wieder diesen Bogen ausfüllen und siehe da, beide Lieder wurden von allen Schülern positiver empfunden selbst das Stück von Steve Reich...
noch ein Beispiel: bei Amazon lese ich wieder mal die Rezensionen von irgendwelchen CDs durch - auffällig ist, dass die meisten Cds immer mit 5 Sternen bewertet werden - warum wohl?!

Und das in der Musik viel Psyche oder Seel drinsteckt ist in meinen Augen offensichtlich, es ist eben ein Teil von vielen, der ein bisschen von unserem inneren preisgibt,
genauso kann man dies erweitern mit
du bist, was du hörst, liest, isst, anziehst, trinkst, machst......

Gruß,
Andi

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 22:42
von BlueDanube
mcBrandy hat geschrieben:Ich glaub, die erste Musikgeschmackrichtung entsteht bei der Mutter während der Schwangerschaft. Hier wird man doch sehr geprägt und man hört diese Musikrichtung auch wieder gerne, wenn man geboren wird.
Hm...ich bin ziemlich sicher, dass meine Mutter Ende der 50er keine Heavy Metal gehört hat :wink: , für Blues und Jazz hat sie sich auch nie interessiert... :roll:

Es hängt sicher vom jeweiligen Charakter ab. Manche hören die Musik, die in der Umgebung üblich ist und bleiben ewig dabei - andere sind neugierig und hören gerne was ganz anderes.
Maugi hat geschrieben:kann es sein, dass dann diese Musikrichtung im Laufe der Zeit, dass heißt, wenn ich z.B. 70 Jahre alt bin, bei Marianne und Michael endet ?
Der Musikgeschmack kann sich schon im Laufe der Zeit ändern (siehe oben), oder wahrscheinlich eher erweitern - so war es zumindest bei mir.
Ich bin mir aber absolut sicher, dass ich niemals volkdümmliche Musik oder deutsche Schlager gut finden werde, denn richtige Musik sollte es schon sein..... :wink: :lol:
Du kannst sicher sein, dass die alten Leute, die heute so einen Schwachsinn hören, vor 40 Jahren keine Miles Davis- oder Beethoven-Fans waren! :twisted:

Verfasst: Mi 10. Nov 2004, 22:47
von Mr.Macintosh
Hi zusammen!

Sehr interessantes Thema.
Und die Antworten darauf sind wirklich sehr schön.
Was kann man dem Gesagten denn noch hinzufügen?

Bei mir war der Musikgeschmack erstmal noch gar nicht so ausgeprägt. Ich habe praktisch alles gehört was im Radio lief. Meine Eltern hatten damals wie Heute nicht viel damit zu tun. Der Radio lief zwar immer, aber dass ich jetzt einen festen Musikgeschmack meiner Eltern festmachen könnte, das wäre übertrieben. Aber Klassik gehört zum Beispiel zum Repertoir...
Erst als mit damals in der Schule ein Kumpel ein Tape von AC/DC in die Hand gedrückt hat, habe ich angefangen mir ernsthaft über Musik Gedanken zu machen.
Klar sagen viele dass AC/DC jetzt nicht dieeee anspruchsvolle Band ist. Aber es scheint doch zu funktionieren? Offensichtlich fühlen sich immernoch so viele Leute von dieser Musik im Inneren berührt, so dass sie (wenn auch immer nur kurz) immer mit ihren neuen Platten (so es mal welche gibt...*hoff*) auf PLATZ 1 der Hitparade landen. Das kommt ja nicht von ungefähr.
Die Leute scheinen mit der Band, der Musik, dem Stil und den Personen wirklich etwas zu verbinden.
Ich war mittlerweile 2mal auf Konzert bei den alten Herren. Und ich habe noch wirklich kein anderes Konzert gesehen wo es so friedvoll und so herzlich und so familiär (soweit das im Frankenstadion machbar ist...) zuging. Es war einfach überwältigend für mich.
Mein persönlicher Musikgeschmack ist in der Tat auch, wie schon öfter beschrieben, von der Gefühlslage abhängig.
Geht es mir schlecht, dann hör ich entweder was agressives oder was eher schönes. Norah Jones oder Diana Krall zum Beispiel rangieren derzeit ganz weit vorne bei mir in meiner Playliste.
Gleich danach kommen aber dann halt auch so Kracher wie Motörhead oder Bad Religion und Green Day.
Es gibt einige Musikstücke mit denen ich konkret irgendwelche Gefühle oder Situationen verbinde.
Und immer wenn ich diese wieder höre, dann fühle und denke und spüre ich so, wie ich das damals auch getan habe. Das finde ich faszinierend.
Musik scheint auf mich a) eine beruhigende Wirkung und b) eine "gefühlsspeichernde" Wirkung zu haben.

Musik ist Geschmackssache, das ist klar.
Und ich möchte auch nur ungern Anhänger anderer Musikstile (so man diese Unterschiede so nennen möchte) verunglimpfen und diskriminieren. Weil es gibt offensichtlich was an deren Musik das ich ihr nicht abgewinnen kann. Siehe Techno oder Rap/HipHop.

Wobei ich aber nicht abstreite dass ich, besonders bei deutschem HipHop, doch das eine oder andere Stück ganz cool finde.
Tja. Ganz ausschließen kann ich offensichtlich nichts.

Für mich ist es sogar richtig faszinierend bishin zu "schlimm" zu beobachten dass sich mein Geschmack voll verändert hat. Letztens habe ich sogar (ich, als alter Depeche Mode-und 80er Hasser!) einige 80er Songs in meinen privaten Musikgeschmack aufgenommen. Und ich habe zugeben müssen dass die 80er wirklich nicht so schlecht waren wie ich sie immer hinstelle...
...Mann, ich werde alt... :-)

Ich will damit nur sagen:
Musik ist das was du draus machst.
Und Musik ist was gefällt.
(und sei es Paganini...wow...war der krank...!)

Und Musik machen ist immer was anderes als Musik hören. Finde ich.
Allerdings bin ich ziemlicher Fan der Musik die ich mache... Und das ist gar nicht so selten wie man meinen möchte... *g*

In diesem Sinne.

Grüße!!!

Flo