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Oberflächenbehandlung von Holz

Verfasst: Mi 1. Dez 2004, 00:26
von te
Hallo Leute,

es geht um folgendes: seit ein paar Wochen besitze ich einen Tranchierblock aus Birkenholz. Dieser ist komplett unbehandelt. Um ihn jedoch etwas haltbarer zu machen wollte ich ihn gerne behandeln. Lack kommt natürlich nicht in Frage, also am besten ölen. Aber wo mit? Ein Bekannter meinte mal das jedes planzliche Öl zum Behandeln von Holz genutzt werden könnte. Ist dem so?
Da sich hier ja doch ein paar "Holzwürmer" tummeln hoffe ich auf fundierte Tipps.

Danke im Vorraus!

Gruß
te

Verfasst: Mi 1. Dez 2004, 00:35
von Koala
Ölen ist bei Birke aus ästhetischen Gesichtspunkten ungünstig, weil Birkenholz zum Vergilben neigt und Öle diesen Prozeß unterstützen. Sollte das jedoch egal sein, würde ich klassisches Leinöl nehmen, im Gegensatz zu Speiseölen wird die Oberfläche nicht so schmierig ;)

greetings, Keita

Verfasst: Mi 1. Dez 2004, 10:18
von ghnomb
Hi Koala,

Dein Fachwissen in Ehren - aber hast Du schon mal an altem, ranzigen Leinöl gerochen? Ganz zu schweigen, sich dann darauf Essen zu schnippeln...

Ich würde den Block roh lassen - alternativ vielleicht noch warm mit Bienenwachs einlassen (wird auch als Trennmittel bei Gummibärchen verwendet).

Fürs Essen wäre mir aber rohes Holz am sympatischsten.

Juergen

Verfasst: Mi 1. Dez 2004, 14:33
von Koala
Hallo ghnomb,
ghnomb hat geschrieben:aber hast Du schon mal an altem, ranzigen Leinöl gerochen? Ganz zu schweigen, sich dann darauf Essen zu schnippeln...
Er soll doch kein ranziges Leinöl auf den Block schmieren... ;) Natürlich soll er kein reines Leinöl auf den Block aufbringen, sondern ein Firnis, um dem ranzig werden vorzubeugen. Durch die Sikkative im Firnis härtet das Öl aus und es kann nicht zu geruchsbildenden Zersetzungen führen.
Ich würde den Block roh lassen - alternativ vielleicht noch warm mit Bienenwachs einlassen (wird auch als Trennmittel bei Gummibärchen verwendet).
Mir wäre Birke zu anfällig bzw. empfänglich für oberflächliche Verschmutzungen, die sich zudem nicht immer restlos entfernen lassen, daher würde ich auf jeden Fall irgendetwas auftragen.

greetings, Keita

Verfasst: Mi 1. Dez 2004, 17:17
von neuman356
Aus meiner Mitschrift zur technischen Kunstgeschichte: (wie die Zeit vergeht :( .......)
..........Aufgrund der Ausgangsstoffe unterscheidet man Öl-, Harz-, Terpentinöl- und Alkoholfirnisse. Firnisse bestehen meist aus Weichharzen (Dammar ab 1829, Mastix, Sandarak ab dem 16.Jh. ), die in doppelt gereinigtem Terpentin (weich) oder oxidativ trocknenden Ölen wie Lein- Mohn- oder Nussöl (hart) gelöst sind; beigemengte Sikkative (Bleiverbindungen, Manganu.U. auch Grünspan) beschleunigen den Trocknungsprozess. Der Firnis bildet auf den Oberflächen einen glänzenden, durchsichtigen, luftundurchlässigen Schutzfilm der den Farben Glanz verleiht und sie vor allem gegen Staub schützt. Weichharz Firnisse verändern zudem den Brechungswinkel........

Die Sikkative die hier aufgezählt werden sind heute noch gebräuchlich! Also zweimal schauen bevor du einen Firniss auf etwas aufträgst dass mit Lebensmitteln in Kontakt kommt!
Ich persönlich würde reines Leinöl auftragen. Die Trocknung dauert seine Zeit. Wenn man sparsam damit umgeht (dünnschichtig) wird das Öl während der Oxidation garantiert nicht ranzig! (Farbveränderung ist zu beachten!)

LG neuman

Verfasst: Mi 1. Dez 2004, 19:17
von Gast
Hallo te,

ich habe auch ein Küchenmöbel aus unbehandeltem Massivholz (aber Buche) mit Arbeitsplatte.
Diesem war eine Flasche Leinöl beigefügt mit dem ausdrücklichen Hinweis die Oberfläche damit regelmäßig zu behandeln.
Das Öl riecht etwas unangenehm beim Auftragen, der Duft verfliegt aber relativ schnell. Dieses Öl ist sehr wichtig um die Oberfläche gegen hässliche Flecken zu imprägnieren (Wasser, Tee Kaffee usw usw).
Das Öl ist absolut lebensmittelecht (könnte man wohl auch Salat damit machen?).

Allerdings redest Du wohl mehr von einer Fläche auf der auch direkt geschnitten wird, ob da dann eine solche Vorgehensweise sinnvoll ist, kann ich nicht sagen. Ich schneide nicht auf der Platte, solche Schmuckstücke kann ich mir nur alle 10 Jahre leisten :wink:

EDIT: Die Flächen werden tatsächlich etwas dunkler durch das Öl, weswegen ich von Zeit zu Zeit das komplette Stück behandle, und nur sehr sehr wenig nehmen.
Ich finde soetwas übrigens sehr schön, Qualität für die man noch nach guter alter Sitte ein bischen was tun muß.

Gruß

Markus

Verfasst: Mi 1. Dez 2004, 23:37
von te
Mit soviel Resonanz hätte ich garnicht gerechnet.....
Danke an Alle!

(Und da sage mal einer hier wird man nicht geholfen...)

Also, dass das Holz etwas dunkler wird ist OK!
Irgendwas drauf machen will ich auf Jedenfall, einmal um die Fläche besser reinigen zu können, zum anderen um zu verhindern das das Holz Feuchtigkeit aufnimmt und aufquilt.

Leinenöl scheint hier wohl das gängigste zu sein.

Jetzt nochmal drei konkrete Fragen:

-Gibt es eine Leinenölfirnist die Lebensmitelecht ist?

-Kann man auch reines Öl nehmen und dem Ranzig werden irgendwie entgegen wirken?

-@ghnomb wie funtioniert das mit dem Bienewachs?

Danke!

Gruß
Tai

Verfasst: Do 2. Dez 2004, 06:10
von Koala
te hat geschrieben:-Gibt es eine Leinenölfirnist die Lebensmitelecht ist?
Es dürfte eher schwierig sein schwermetallhaltiges Leinöl-Firnis für Möbel zu finden als lebensmittelchemisch unbedenkliche Produkte, nahezu jedes Naturholzmöbel wird mit Leinöl-Firnis grundiert. Etablierte Firmen wie Team 7, Kambium oder Oster machen es ebenso wie all die anderen Hersteller von Naturholzmöbeln.
Kann man auch reines Öl nehmen und dem Ranzig werden irgendwie entgegen wirken?
Du kannst im Prinzip auch Olivenöl, Pinienkernöl, Sonnenblumenkernöl etc. nehmen, jedoch sehe ich keine Vorteile gegenüber einem Firnis, sondern eher Nachteile (primär in der Handhabung).
wie funtioniert das mit dem Bienewachs?
Es gibt Hartwachs, Flüssigwachs und Wachsbalsam, in der Handhabung sehe ich die meisten Vorteile beim Wachsbalsam. Hartwachs kommt i.d.R. in Metalldosen und wird mittels eines Tuchs dünn aufgetragen und nach der Trockung bspw. mit einer Roßhaarbürste poliert. Flüssigwachs gibt es in Flaschen und ist wie der Name schon sagt flüssig, Wachsbalsam kommt ebenfalls in Flaschen daher, ist jedoch viskos. Im Gegensatz zu Hartwachs lassen sich diese Produkte sorgloser auftragen und der Überschuß läßt sich problemloser entfernen (kurz einwirken lassen und Überschuß mit einem Lappen wegwischen), nach nach der Trocknung wird die Schicht ebenfalls poliert.
Wachsbalsam und häufig auch Flüssigwachse enthalten u.a. auch Leinöl und Leinöl-Firnis, so daß man bei gering saugenden Untergründen auf eine Grundierung mittels Leinöl(-Firnis) verzichten kann, dadurch wird auch der helle Farbton von Birke wesentlich geringer beeinflußt als durch eine Grundierung mit einem Öl.

greetings, Keita

P.S.: Es gibt vereinzelt Produkte, die Lösemittel enthalten, daher immer auf die Inhaltsstoffe achten.

Verfasst: Do 2. Dez 2004, 08:39
von neuman356
Das "ranzig werden" ist die Oxidation, sprich Trocknung. Der Geruch vergeht je nach Auftragsstärke mehr oder weniger schnell.
Olivenöl ist kein trocknendes Öl und von daher ungeeignet. Sonnenblumenöl geht (Perillia, Mohn, Nuß, Hanf, und Sojaöl gehen auch)
Und das mit den Sikkativen meine ich nach wie vor. Denn als Sikkative werden bei allen trocknenden Ölen Metalle bzw. Metallsalze verwendet. (Ich sage nicht, dass es keine unbedenklichen Firnisse gibt. Ich meine nur dass man auf die Inhaltsstoffe achten soll, bzw. Öko- Prüfsiegel oder ähnliches.)

Verfasst: Do 2. Dez 2004, 14:20
von Graumantel
Hallo,
dann packe ich meinen unqualifizierten Senf auch noch obendrauf :D !
Habe mir beim bekannten schwedischen Möbelhaus (das mit den vier Buchstaben) einen Schneidblock aus unbehandeltem Holz gekauft. Passend dazu vertreibt Ikea ein Pflegeöl mit Namen Skydd für 2,99 EUR pro 500ml. Riecht nach nix und tut seine Wirkung.

viele Grüße,
Markus