Hallo Bob,
beruflich habe ich nichts mit Ton zu tun, das vorweg.
Was würde es nützen, wenn ich die beiden Modelle im A/B-Vergleich gehört hätte? Das mußt Du schon selber tun.
Da sowohl bei Nubert, wie bei Genelec schwerwiegende Konstruktionfehler wenig wahrscheinlich sind, kann man jedoch grundlegende Unterschiede aufzeigen und daraus auch auf den Klangeindruck schließen.
Beide Boxen sind etwa gleich groß und mit ähnlichen (und hochwertigen) Lautsprechern bestückt. Aufgrund der geringen Gehäusegröße haben beide (wie alle Kleinlautsprecher) ein erst im Grundtonbereich ansteigendes Bündelungsmaß und daher im Wohnraum einen tendenziell zu "warmen, vollen" Klang.
Ein sichtbarer Unterschied ist ein kleiner "Waveguide" vor dem Hochtöner bei Genelec, der das Abstrahlverhalten des Hochtöners bei der Übergangsfrequenz an das des Tieftmitteltöners anpaßt, d.h. der Hochtöner bekommt dadurch eine stärke Richtwirkung, die bei der Übernahmefrequenz mehr oder weniger der Richtwirkung des Tiefmitteltöners entspricht.
Der zweite wesentliche Unterschied liegt vermutlich bei der Trennfrequenz (Genelec: 3,5kHz, Nubert geschätzt um 2 bis 2,5kHz).
Eine gerichtere Abstahlung führt erfahrungsgemäß zu einer präziseren Stereo-Lokalisation, da diskrete Reflektionen von Begrenzungsflächen des Raumes schwächer ausfallen. Ein Abstrahlverhalten ohne Sprungstellen ist zudem wichtig für eine neutrale Klangfarbe am Hörplatz, da der Lautsprecher nicht unter Freifeld-Bedingunge genutzt wird.
Der von Dir beschriebene "helle" Klangeindruck des ADAM-Monitors rührt aus einer Aufweitung des Abstrahlverhaltens beim Frequenzübergang zwischen Tiefmitteltöner und Hochtöner. Oberhalb ca. 2kHz wird -in alle Raumrichtungen betrachtet- einfach mehr Schallenergie abgegeben, als im Bereich zwischen 1kHz und 2kHz, wo der große Tiefmitteltöner schon eine Richtwirkung aufweist.
In der Empfehlung SSF-01 V2 "Hörbedingungen und Wiedergabeanordnungen für Mehrkanal-Stereofonie im Studio und Heim"
http://www.tonmeister.de/foren/surround ... 002_v2.PDF
wird eine Dämpfung diskreter Reflektionen bis 15ms nach Direktschall um >/= 10dB im Bereich zwischen 1kHz und 8kHz gefordert. Dies ist leichter einzuhalten mit einer Box, welche von vorneherein weniger Schall in Richtung der Begrenzungsflächen abgibt.
Ob Dir das subjektiv zusagt, steht übrigens auf einem völlig anderen Blatt. Für den einen ist es Diffusivität und mangelhafte Abbildungspräzision, für den anderen "Luftigkeit und Räumlichkeit".
Die unterschiedliche Trennfrequenz wirkt sich ebenfalls vor allem auf die Stereo-Lokalisation aus. Die auf den ersten Blick "sinnlos hohe" Trennfrequenz bei Genelec hat zur Folge, daß der gesamte Bereich der Vokalformanten (siehe
http://www.sengpielaudio.com/FormantenP ... gfarbe.pdf) aus einem einheitlichen akustischen Zentrum abgestrahlt wird.
Die Hörschwelle bezogen auf vertikale Lokalisation beträgt im Mitteltonbereich ca. 3° bis 5°, d.h. bei 1,5m Hörabstand sollte der Abstand der akustischen Zentren nicht größer als ca. 5cm sein. Dies ist bei nicht-koaxialen Anordnungen nicht realisierbar, daher ist es günstig, wenn wenigstens der "wichtigste" Teil der Musik aus nur einem akustischen Zentrum abgestrahlt wird.
Dieser Vorteil (der andererseits stärkere Intermodulationsverzerrungen mit sich bringt, die Physik schenkt dem Boxenentwickler nichts) spielt jedoch vor allem bei Nahfeldanwendungen eine Rolle.
Gruß
AH