Tag 1: Soundcheck Gästezimmer
Das Gästezimmer mit seinen rund 14 qm ist sicherlich ein ideales Revier für die X-3000 (mit Sub-Unterstützung). Und: Hier kann ich alles im Gegensatz zum stärker frequentierten Wohn-/Essbereich in Ruhe ausprobieren.
Die kleinen Boxen machen sich ausgesprochen gut auf der Kommode (Ikea, Modell Hemnes). Direkt neben dem Möbel findet der SW X-700 gerade noch so Platz, dass er nicht mit der Zimmertür kollidiert (ganz in der Ecke steht er also nicht).
Das Setup hätte ich jetzt gut auch verkabeln können. Aber später soll es ja so stehen, dass Kabel im Durchgang lägen. Also setze ich gleich auf die Funkverbindung. Erst die beiden X-3000 per Funk gepaart, dann noch den XW-700 dazu genommen. Das geht besonders flott mit der App Nubert X-Remote, die ich inzwischen auf dem iPad installiert habe. Die brauche ich nachher noch zum Einmessen – aber zuerst möchte ich wissen, wie’s ohne DSP-Korrektur klingt.
Gewaltig. Der XW-700 schiebt einen derartigen Bass in den kleinen Raum, dass die Hosenbeine flattern und die Schranktüren klappern. Kein Wunder, ich sitze direkt an der gegenüberliegenden Wand, hier schaukeln sich die Moden zur Höchstform auf. Mir ist das jedenfalls zu viel des Guten.
Die DSP-Raumkorrektur ist akustisch ebenso eindrucksvoll wie sie sich hier darstellt.
Ob das die Raumkorrektur verbessern kann? Sie kann! Vorausgesetzt iPad oder iPhone werden halbwegs exakt an der Hörposition ausgerichtet (beim ersten Versuch war ich da etwas schlampig), wird das Modenwummern per DSP-Korrektur deutlich reduziert. Mir war der Bass jedoch auch nach der Korrektur noch eine Spur zu kräftig. Also habe ich den Level des Subs etwas reduziert, bequem per App vom Hörplatz aus.
Mit welcher Wucht, aber auch mit welcher Präzision der kleine XW-700 jetzt die tiefen Töne in den Raum wuchtet, das ist schon eindrucksvoll. Da schiebt bei Donald Fegans „Morph the Cat“ der Bass mächtig und massiv an und bleibt bei aller Kraft doch schön kontrolliert. Vielleicht nicht ganz so präzise, wie mein per miniDSP korrigierter REL Stentor im Musikzimmer. Aber der kostet auch locker das Fünffache des XW-700. In Sachen Tiefgang lässt sich der XW-700 auf alle Fälle nicht die Wurst vom Brot ziehen – und das will schon was heißen! Übrigens: Ob der Sub per Kabel oder per Funk angebunden wird, macht (für mich) klanglich keinen Unterschied.
Aber es soll ja nicht nur um die Basswiedergabe gehen. Bei der X-6000 hat mir seinerzeit so gut gefallen, wie sehr sie den Raum nach hinten öffnen. Das machen die X-3000 im Gästezimmer kaum schlechter – wenn ich ihnen relativ nah auf die Pelle rücke. Etwa bei Sarah K. „Hobo“ vom gleichnamigen Album. Die Gitarren links und rechts vorne, Kongas und Bongos weiter hinten in der Mitte. Und dann die Stimme von Sarah K., ein wenig nach links aus der Mitte gerückt. Diese dreidimensionale Abbildung kann einen schon in den Bann ziehen.
Aber wie gesagt: Für einen großartigen Raumeindruck sollte der Hörabstand nicht größer sein als der Abstand der beiden Boxen zueinander.
Tonal klingen die X-3000 für meinen Geschmack eher frisch und direkt. Meine nuVero 70 sind da etwas zurückhaltender, wirken wärmer. Die anspringende Art der X-3000 sorgt jedenfalls dafür, dass einem kaum ein Detail im Musikgeschehen entgeht. Andererseits: Zu hell abgemischtes Material wird da schnell nervig. Meine Benchmark für derartige Aufnahmen ist das eigentlich famose Scorpions Revisted von Uli Jon Roth. Musikalisch top. Klanglich vermittelt es allerdings den Eindruck, als habe der Mann am Mixer sein Hörgerät ausgeschaltet gehabt und deshalb Höhen und oberen Mitten bis zum Anschlag aufgezogen. Da zischen die Becken, von der stark verzerrten Stratocaster sind fast nur die Obertöne zu hören. Das nervt leider auch über die X-3000 schnell, meine nuVero 70 sind in diesem Punkt deutlich gutmütiger. Doch zum Glück gibt’s ja den Höherregler auf der Fernbedienung, mit dem sich der zu hell aufpolierte Sound schnell auf ein angenehmes Maß anwärmen lässt.
Im 14 qm-Gästezimmer hat mich die Kombination aus X-3000 und XW-700 ziemlich überzeugt. Klanglich sowieso. Aber auch, weil ansonsten (fast) kein weiterer Gerätepark nötig ist. Ein Handy oder ein Laptop reichen völlig als Zuspieler. Und: Die X-3000 sind (im kleinen Raum und mit Sub-Unterstützung) richtige Kraftzwerge. Club-Pegel sind hier durchaus drin. Allerdings werden sie mit Pegeln (weit) über Zimmerlautstärke zunehmend heller – um nicht zu sagen: schrill.
Als Nächstes wird das Setup auf (bzw. unter) meinem Schreibtisch Platz nehmen, um zu zeigen, was es im Nahfeld leistet.