Einspielzeit brauchen höchstens die Ohren, nicht aber die Lautsprecher und auch nicht der Verstärker.
Das gilt für Nubert-Lautsprecher, aber wohl auch für praktisch alle anderen Marken – obwohl einige Hersteller und User anders behaupten; es wird immer wieder und immer noch behauptet, diverse Vergleiche und Messungen haben das aber klar widerlegt.
Gewisse Ausnahmen gibt es da eigentlich nur, wenn die Lautsprecher z.B. sehr kalt sind, z.B. im Winter direkt von draußen kommen und verwendet werden.
Auch für Verstärker gibt es da keinen technischen Grund (ebenfalls vielleicht abgesehen von extremen Temperaturen), der hier relevante Auswirkungen hat. ELKOs müssen nicht konditioniert werden, sondern funktionieren von Anfang an mit voller Leistung – bis zum Ende hin, wenn das Elektrolyt verdampft ist. Das Ende kann aber schleichend kommen. Die Kondensatoren in einem Verstärker laden sich auch sehr, sehr schnell auf, denn die "Leistung" wird ja typischerweise auch in sehr, sehr kurzem Abstand abgerufen.
Mehr aufdrehen: Ja, das kann und wird wohl so sein, denn die Nuberts haben vermutlich einen geringeren "Wirkungsgrad" als deine alten Lautsprecher. Aber so stark wird der Unterschied wohl auch nicht sein.
Vielleicht liegt/lag es (neben dem "Einspielen der Ohren") auch nur an Quell-Material, das vielleicht etwas leise abgemischt war. Die Unterschiede sind hier oft schon gewaltig (in beide Richtungen, speziell auch bei schlecht gerippten Files, wobei die früher und speziell mit iTunes oft viel zu laut gerippt wurden und nicht selten stark übersteuern).
MultEQ mit Dynamic EQ, Dynamic Volume und Referenzpegel-Offset können, vor allem mit einer "unglücklichen" Aufstellung, erhebliche Auswirkungen auf die Sound-Qualität haben. Das muss nicht immer zwangsweise "schlecht" heißen, sondern kann auch mal zu "gut" sein (z.B. zu viel Bass, also mehr als es eigentlich laut Quelle sein soll).
Neben möglicher Optimierung der Aufstellung und/oder Wiederholung der Einmessung, ggf. auch mit unterschiedlicher Anzahl von Messpositionen, kann es auch sinnvoll sein, die Lautsprecher mit unterschiedlichen Schalterpositionen zu betreiben, z.B. bei Speaker in der Ecke den Bass reduzieren. Das macht man (meist) aber am besten vor einer neuen Einmessung.
Jedenfalls sollte man die Einstellungen von Dynamic EQ, Referenzpegel-Offset, etc. auch richtig verstehen, um sie halbwegs richtig einzusetzen. Lieber noch zwei Mal im der Bedienungsanleitung nachlesen, nachfragen und was sonst noch notwendig ist, bevor man sie falsch verwendet oder gar verteufelt.
Auch wenn Puristen alle möglichen Klang-Einstellungen verweigern mögen, solltest du es bei dir so einstellen, wie du es am liebsten haben willst. Du hörst die Musik und dir muss es gefallen!
Ein puristisches Setup mag zwar im Idealfall der tatsächlichen Mischung am Nächsten kommen, aber auch das hilft einem nichts, wenn es anders besser gefällt. Oft ist ein perfektes Setup (Raum, Aufstellung) einfach nicht hinzubekommen/akzeptabel, und da sollte man sich jedenfalls auch den elektronischen Klangoptimierungen offen zeigen. Oft kann oder will man vielleicht auch gar nicht in der für puristische Wiedergabe notwendigen Lautstärke hören. DynEQ kann bei leiser Wiedergabe wahre Wunder bewirken.
Auch eine Wiedergabe mit Surround-Upmixer kann – besonders wenn sie leise erfolgt – durchaus gefallen. Hier würden aber Nubert-Surrounds vermutlich (wesentlich) besser passen.
Jedenfalls solltest du dich mit den Einstellungen des AVR gut vertraut machen und dich dessen auch bewusst sein (z.B. unterschiedliche Einstellungen je Eingangs-Quelle, eigenständige Setups für Zweikanal- und Mehrkanalwiedergabe, etc.). Auch die Impedanz-Einstellung (und ggf. die Eco-Einstellung) am AVR solltest du kennen – und deren Auswirkungen.
Es kann schon eine Weile dauern, bis man die perfekten Einstellungen für sich gefunden hat. Tipps sollte man offen annehmen – aber nicht alles was gesagt und geschrieben wird, darf man für bare Münze nehmen, oder es passt vielleicht für einen selbst bzw. die eigenen Gegebenheiten nicht. (Zum Glück wird hier in diesem Forum nicht so viel fantasiert wie anderswo, aber dennoch gilt nicht jeder "Profi-Tipp", jeder Tipp eines Enthusiasten, für jeden Normal-Hörer bzw. jede Gelegenheit.)
P.S.:
Technik »satt« solltest du dir auch einaml durchlesen! Die Zeit dafür lohnt sich jedenfalls.
P.S. 2: "Neutrale" Lautsprecher, wie Nuberts, können auch gerne mal schlechte Aufnahmen enttarnen. Wo andere vielleicht etwas im mittleren oder oberen Bass drauflegen, machen das die Nuberts eher nicht (auch wenn das nur eine ganz grobe Aussage ist).