aaof hat geschrieben: ↑Fr 5. Feb 2021, 19:06
Hier bin ich aber tatsächlich mal bei den Linken: zur Not per Zwang geeignete Unternehmen dazu verpflichten, hier entsprechende Anlagen zu bauen oder umzurüsten. Wir führen ja quasi Krieg, gegen einen unsichtbaren Feind. Und ja, vlt. bin ich auch auf Grund meiner Biografie geprägt, der Staat muss uns sollte in solchen Situationen handeln können und müssen.
Hier wird gut beschrieben wieso das nicht funktioniert und auch im krieg nicht funktioniert hat.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... chaft.html
Du beschreibst dort überwiegend Ziele, aber nicht wie das erreicht wird. Das ist so als wenn der Trainer nach dem Spiel davon redet "cleverer vor dem Tor zu sein", "mehr Zweikämpfe zu gewinnen", die Null hinten stehen zu lassen" usw. Ja, klingt alles toll. Hilft aber nur nicht. Helfen tut nur eine gnadenlose Fehleranalyse zum Anfang.F.Lauschiplauschi hat geschrieben: ↑Fr 5. Feb 2021, 18:31 „Wie kann man sicherstellen, das künftige Politiker besser managen, was muss strukturell oder verfahrenstechnisch wie anders gemacht werden, welche Gesetzesanpassungen im Ansatz, wo Bürokratie wie abbauen usw.?“
Ich beantworte meine Fragen in Ermangelung einer Antwort versuchsweise mal selbst:
Besser Krise managen: Risikomanagement mit Maßnahmen“konfigurator“ konsequent betreiben, fehlte quasi schon bei voraussehbaren Flüchtlingsströmen, fehlte quasi auch bei voraussehbaren pandemischen Situation, jedenfalls nicht wirksam genug. Krisenmanagement heißt auch, abweichen/verkürzen können und sogleich abweichen werden von Standardabläufen, das muss vorgedacht/vorgeplant sein.
Struktur reformieren, div, Anpassungen: Pandemie geht nicht gut mit nationalem Primat, EU stärken und schneller machen in solchen Situationen. Auch ggf. vom Einstimmigkeitsprinzip abweichen. Dann aber auch starke Produktion/Logistik/Koordination unionsseitig vorhalten bzw. Zugriff auf privatwirtschaftliche Strukturen vorplanen unter deren Einbeziehung. Anreize/Ausgleich schaffen, damit alle ggf. am gleichen Strang ziehen und dies auch können. Klare Definition von Binnen- und Außenleistung unter Gesichtspunkten der eidentsprechenden Leistung aber auch sozialen, humanistischen Anliegen. Krisenkalkulation, um Opportunitäten zu erkennen: zu viele teure Masken und zu späte Impfstoffmengen müssen nicht sein, wenn vorausschauend investiert wird.
Und btw ist "EU stärken und schneller machen in solchen Situationen" ein Widerspruch. Mehr Zentralismus ist nicht die Antwort. War es nie. Wird es nie sein. Das hat man am Anfang der Pandemie gut gesehen. Da wurden Staaten von unserer guten Ursula und auch Angela gerügt, weil sie es wagten die Grenz zu schließen. Erfolgreicher Zentralismus setzt immer voraus, dass da oben ein Obermufti sitzt, der den Überblick hat und die richtige Entscheidung trifft. Das ist in der Realität aber eben eher Zufall. Warum? U.A. deswegen:
Zitat aus dem Welt-Artikel.Euckens Analyse war ernüchternd: Ministerien und Behörden waren in der sozialen Wirklichkeit eben nicht die Verkörperung neutraler Sachlichkeit und stoischer Überlegenheit mit Überblick vom Feldherrenhügel aus. Die verschiedenen Ministerien und Fachabteilungen hielten stets das Thema ihrer eigenen Zuständigkeit für das wichtigste bei der Zuteilung von Ressourcen. Diese Scheuklappen führten zu unproduktiven Konflikten: „Gruppen-anarchische Kämpfe scheinen dieser Form der Wirtschaftsordnung system-inhärent zu sein“, schrieb Eucken.
Ich arbeite übrigens selbst beim Staat und da auch nicht gerade in einer Wald und Wiesenbehörde. Sitze oft in Diskussionen mit EU-Behörden und Kollegen aus dem Ausland. ich weiß wovon ich rede und ich kann aus eigener Erfahrung ganz genau sagen wieso da gerade vor sich hin gescheitert wird. Im Ministerium/einer Behörde zu arbeitet bedeutet als Pragmatiker stromaufwärts gegen Bürokratie/Amtsschimmel/Silodenken zu schwimmen. Staat? Nur da wo es absolut nötig ist. Sonst bitte möglichst wenig und schon mal gar nicht noch mehr zentralisiert. Das klingt für Außenstehende erstmal toll. Ist es aber nicht, glaub' mir. Merkel will btw dass wir in D so stark zentralisieren wie in Frankreich. Durchregieren. Wie gut das in der Pandemie funktioniert sehen wir gerade: Nämlich gar nicht.