Große Worte! Bei Nebenwirkungen, die nach medizinischen Maßstäben "sehr selten" auftreten (also seltener als bei 0,01 % der Behandelten und noch seltener in der betreffenden Altersgruppe und noch seltener zum Tode - wohl weniger als 1 Fall von 100.000 Personen und damit "in Einzelfällen" - führen) von "gefährlich" und "unverantwortlich" zu sprechen, dürfte seinerseits unverantwortlich und gefährlich sein.
Wenn man das dazu im Verhältnis setzt, dass das Virus in ca. 3 % der in Deutschland erfassten Fälle zum Tode führt (was übrigens in der Übersetzung für Nebenwirkungen bei Medikamenten die Bezeichnung "Häufig" tragen würde) und in ca. 10 % der Fälle (genaue Werte hat man noch nicht) Long Covid verursacht, also (ernsthafte) Symptome hervorruft, die länger als 12 Wochen anhalten (was in der Medikamentendefinition "sehr häufig" wäre), nehme ich doch lieber das AstraZeneca-Risiko.
Warum ich meine, dass Deine Einordnung unverantwortlich und gefährlich ist? Weil das Spiel mit solchen Worten Menschen angst machen und davon abhalten kann, sich impfen zu lassen. Ich gönne jedem seine Meinung und wünsche Dir von Herzen, dass Du den von Dir gewünschten Impfstoff auch erhältst. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut! Wenn Du somit für Dich entschieden hast, das unzweifelhaft bestehende Risiko nicht eingehen zu wollen und stattdessen das Risiko einer Infektion mit schwerem Verlauf wählst, wirst Du diese Entscheidung (hoffentlich) nach einer Abwägung der Fakten getroffen haben - zumindest wünsche ich Dir, dass Dir dies trotz der vielfach in der Presse und in anderen Kanälen zu lesenden Schlagworten noch möglich war. Anderen, vielleicht willensschwächeren Personen aber mit Worten wie unverantwortlich und gefährlich die Sorge in die Augen zu treiben, empfinde ich als unfair und im Ergebnis auch unsolidarisch. Denn: Jeder erfolgreich Geimpfte ist ein weiterer Schritt zur Eindämmung der Pandemie. Zwar trifft die Entscheidung, ob und - wenn ja - mit welchem Impfstoff man sich impfen lässt jeder selbst (und das ist auch gut so). Es sollte aber die möglichst weitreichende Möglichkeit bestehen, dies auf Grundlage von Fakten und nicht auf Grundlage von Angstmacherei zu entscheiden. Nichts für Ungut!