* * * Erfahrungsbericht * * *
So, gestern bin ich zum Testen des ALDI Beamers gekommen. Hier meine ersten Erfahrungen. Ich bitte zu beachten, dass ich kein Beamer Experte bin. D.h. ich kann keine Vergleiche mit anderen Beamern machen! Ich kenne sonst nur Präsentationsbeamer, aber das ist eine ganz andere Baustelle (-> Tageslicht, hohe Auflösung der Quellen etc.). Also ist dieser Bericht voll und ganz aus der Sicht eines Heimkino Beamer Einsteigers geschrieben!
Auspacken
Ich bin doppelt positiv überrascht! Irgendwie hatte ich den Beamer von den Bildern im Netz her hässlich in Erinnerung. Der Beamer im Karton ist es aber nicht! Er ist in einem anthrazit/grau gehalten und sieht meines Erachtens "o.k. bis gut" aus - es ist natürlich kein Design Stück, aber es löst auch keinen visuellen Ekel aus. Die zweite Überraschung war der Lieferumfang. Nicht nur, dass für den Beamer gleich eine Tasche mitgeliefert wird (so wie eine Notebook Tasche), es sind auch alle nur erdenklichen Anschlusskabel im Lieferumfang enthalten. D.h. RGB Kabel (-> PC), RGB auf Scart + Audio Adapter, S-Video, Video, Audio, Klinke auf Audio Adapter - und natürlich das Stromkabel. Eine Fernbedienung (mit Batterie) ist natürlich auch dabei.
Papierkram
"Real men don't need instructions!" Trotzdem habe ich mir das Kapitel, das den Anschluss und das Aufstellen betrifft, durchgelesen. Das Einstellen des Beamers (Helligkeit, Kontrast, Farben - und 3 Millionen weitere Optionen...) habe ich mir erst einmal erspart. Denn: ...real men don't need instructions! Einen Blick habe ich interessehalber noch in die Garantiebedingungen geworfen. Die Garantie für das Gerät beträgt 36 (!) Monate. Das schreit natürlich förmlich danach, das Kleingedruckte zu lesen, schließlich sind drei Jahre eine lange Zeit und irgendwo muss ja die Lampe von der Garantie ausgeschlossen werden. Und tatsächlich: auf die Lampe gibt es "nur" 12 Monate Garantie. Wow, 12 Monate Garantie für die Lampe! Das nenne ich sehr fair! Natürlich muss man da sofort das noch kleiner gedruckte Kleingedruckte für die Lampengarantie lesen. Die Garantie gilt nur bei normaler Anwendung. D.h. max. 8 Stunden Betrieb pro Tag und max. 240 Tage Betrieb pro Jahr. Noch einmal: Wow! Einen heftigen Haken gibt es aber doch bei der Gerätegarantie. Sie verfällt sofort und komplett, sobald in dem Raum, in dem der Beamer betrieben wird, geraucht wird! Wie gut, dass ich Nichtraucher bin. Wie schlecht, dass ich jetzt wohl meinen Gästen das Rauchen verbieten muss. Dann scheint Rauch also richtig schlecht für Beamer zu sein.
Aufstellen und Anschluss
Ich habe den Beamer via S-Video an den Panasonic S75 und via RGB an ein Fujitsu Siemens Notebook angeschlossen. Der Beamer hat eine starke Weitwinkellinse (mit Zoom). D.h. bereits bei kurzen Projektionsabständen wird das Bild recht groß. Für den ersten Test habe ich den Beamer (nur) ca. 1,30 von der Wand entfernt aufgestellt und habe damit eine Bilddiagonale von ca. 1m erreicht. Ich sitze ungefähr 3-3,5 Meter von der Projektionsfläche entfernt (der Beamer steht also ca. 2 Meter vor mir und ich schaue über ihn hinweg). Der Raum ist abgedunkelt - aber es ist nicht stockenduster, da noch Restlicht durch das Rollo fällt. Als "Leinwand" dient mir die Rückseite einer Flipchart Seite. Da ich die Seite aufgerollt und etwas zusammengematscht hatte, ist die "Leinwand" recht wellig.
Power On - Pixelfehler?
Power On -> der Lüfter springt an und rauscht mit 32dB ganz schön laut vor sich hin. Power On + "Matrix" im DVDP = breites Grinsen! Fett. 1a Bild: scharf, super Farben und vor allem groß! Aber die große Angst: gibt es Pixelfehler? Also: Eingang auf RGB umgeschaltet und am PC das Testprogramm CheckScreen v1.2 gestartet. Mit das beste Programm, das es zum Testen von LCDs, CRTs etc gibt - und es ist Freeware. Ein paar Minuten der Ungewissheit... schwarzer Bildschirm...weißer Bildschirm...roter Bildschirm...grüner Bildschirm....blauer Bildschirm...grauer Bildschirm... Ergebnis: Anzahl der Pixelfehler: Null! Waaaaahhhhnsinn! *Klopf-auf-Holz* - dass es auch so bleibt. Denn neben den Pixelfehlern, die von Anfang an da sein können, gibt es auch noch die, die in den ersten Wochen entstehen können. Alle Pixel, die die ersten Wochen überleben, überleben in der Regel auch die folgenden Jahre. Noch ein bisschen mit CheckSreen rumgespielt: Grenzen zwischen schwarz und weiß getestet - kein Probleme, Verschmiertest bei schnellen Bewegungen - keine Probleme. Alles bestens.
Bildqualität
Das Bild ist sehr hell - ich habe im Menü die Helligkeit bereits eine ganze Ecke runtergeregelt. Leider gibt es keinen Sparmodus, der die Helligkeit und den Lüfter runterregelt und das Gerät dadurch leiser macht (es gibt nur einen Turbo Modus für den Lüfter - für lange Sessions - da dreht der Lüfter dann noch schneller - das habe ich aber noch nicht getestet). Die Farben sind sehr intensiv, also schreit das Bild förmlich danach, noch weiter vergrößert zu werden.
Der Schwarzwert - o.k. - es ist halt ein Billigbeamer. Widescreen Filme werden mit schwarzem Balken oben und unten gezeigt. Und da erscheinen die "schwarzen" Balken schon mehr als dunkelgraue Balken. Das wirkt sich wiederum negativ auf die Wahrnehmung des Bildes aus. D.h. das schwarz im Bild wird auch nur als dunkelgrau wahrgenommen. Test: Maskierung (=Abdecken) der schwarzen Balken. Mangels geeigneter schwarzer Stoffe, habe ich zum Test einfach meine Hand so vor das Bild gehalten, dass die schwarzen Balken nicht mehr zu sehen sind. Und oh Wunder: sobald das Gehirn diese Referenz nicht mehr sieht, erscheint das schwarz im Bild als richtiges schwarz. Dieser psychologische Effekt funktioniert aber nur, wenn auch etwas Helles im Bild zu sehen ist. D.h. in den Star Wars Szenen, in denen nur ein paar Sterne im schwarzen Weltall zu sehen sind, erscheit das Weltall dunkelgrau. Sobald der helle Sternzerstörer durch Bild fliegt, sieht das Weltall richtig schwarz aus. Also Ergebnis: ich brauche unbedingt eine Maskierung, um die Balken abzudecken, die stören diesen psycho Effekt nämlich.
Ein Raster (Fliegengitter) ist nicht zu sehen - wie auch, das Bild ist ja noch recht klein. Man erkennt deutlich, dass die Flipchart Seite nicht so die ideale Leinwand ist. Durch die Wellen bilden sich hässliche Schatten. Über kurz oder lang muss also eine echte Leinwand her.
Eine Kuriosität am Rande bzgl. des Bildes mit dem Notebook als Quelle. Das Notebook ist auf eine 1024x768 Auflösung eingestellt. Die wird auch in den Beamer geschickt und vom Beamer auf 800x600 runter gerechnet. Solches runter skalieren ist natürlich grundsätzlich (bei nichtganzzahligen Skalierungsfaktoren) mit Qualitätseinbußen verbunden. Also dachte ich, o.k., dann spiele ich dem Beamer mal eine 800x600 Auflösung zu. Dann müsste das Bild ja besser werden. Überraschung: Es wurde deutlich schlechter! Es sah genauso aus, wie auf meinem Notebook, wenn dort eine 800x600 Auflösung auf dem 1024x768 LCD Display eingestellt wird. Sehr merkwürdig. Ich habe in einem Forum auch schon mal gelesen, dass jemand steif und fest behauptet hat, der Beamer hätte deutlich mehr Pixel als 800x600. Das wäre natürlich eine Erklärung. Aber wenn der Beamer eine höhere Auflösung hätte, würde man das ja wohl dementsprechend anpreisen. Also, meine Erklärung ist: es liegt am Notebook. Das Notebook ist nicht in der Lage eine original 800x600 Auflösung zu produzieren, sondern rechnet die 1024x768 dilettantisch auf 800x600 runter. Wenn man dem Beamer eine 1024x768 Auflösung zuspielt, dann rechnet er die auch auf 800x600 runter, kann das aber offensichtlich deutlich besser.
More Power!
Für ein größeres Bild müsste ich ein extremes Möbelrücken veranstalten. Ich habe den Beamer einfach mal so hingedreht, dass ich ein auf die Möglichkeiten des Raums bezogen größtmögliches Bild kriege. Das wäre ein Bild mit einer Breite von 1,5 m und einer Diagonalen, je nach Format, zwischen 1,6 und 1,8 m. Einmal kurz Star Wars Episode 4 angespielt und es war klar: ich werde heute Abend wohl anfangen die Möbel zu verrücken... Alter Schwede, mit einem 1,5 m breiten Bild macht es richtig Spaß! Es ist aus 3-3,5 m Abstand auch immer noch kein Fliegengitter zu sehen! Der einzige Nachteil: die selbstgedrehten Filme - da habe ich bei einem Film 115 min auf eine einseitige DVD+R gequetscht. Igitt - bei einem auf fast 2 qm aufgeblasenem Bild sieht man jetzt richtig fiese Digitalisierungsartefakte - trotz variabler Bitrate (Pinnacle Studio 8 ). Bei einem 80 min Film ist alles in Butter. Also sollte ich in Zukunft, längere Filme eher auf zwei DVD+Rs verteilen.
Fazit
Es muss nicht immer Kaviar sein. Manchmal tut es auch ein Butterbrot! Ein Rückschritt auf meinen Fernseher ist mir bereits heute undenkbar geworden. Es mag sein - und ist sogar sehr wahrscheinlich - dass Beamer, die das dreifache oder mehr kosten, ein deutlich besseres Bild bringen. Für mich ist das nicht so interessant, da ich das Bild von dem ALDI Beamer bereits als vollkommen ausreichend erachte. Für 499 EUR ist das Preis-/Leistungsverhältnis meines Erachtens unschlagbar (Ersatzlampen kosten 249 EUR). Ähnliche Beamer von Markenherstellern kosten meines Wissens 700-800 EUR - also ca. 50% mehr. Und letztendlich ist meines Wissens auch der ALDI Beamer ein Markenbeamer - nämlich der NEC VT46. Ach ja, die relativ hohe Laustärke des Beamers hat mich im Filmbetrieb nicht die Bohne gestört.
Wo ich mich jetzt noch einmal schlau machen muss, ist was es mit den ganzen Einstellungen auf sich hat. Kontrast, Farben, Gamma, Helligkeit etc. Schade, dass cine4home.de immer nur teure Beamer testet und Einstellungen vorschlägt aber keine Billig Beamer. Dann muss ich mich jetzt auf die Suche nach einer Leinwand begeben. Sie sollte so 1,50 breit sein - mit einer möglichst grauen (!) Oberfläche, um den Kontrast und Schwarzwert zu erhöhen (Licht ist dafür genug da) und man sollte an ihr eine Maskierung anbringen können. Ach ja: billig sollte sie auch sein. Für Anregungen von euch wäre ich dankbar! Kennt von euch jemand das
ScreenGoo - taugt das was?
-Stefan
EDIT: Hier ist der Linkzum Erfahrungsbericht über den Leinwandbau.