So, drei Tage mit ca. 12 Stunden Vergleichstests später...
Schwierig
Die Ergebnisse sind in mehrerer Hinsicht unerwartet.
Grundsätzliches:
Die Unterschiede sind nicht riesig, beide Verstärker schlagen sich wacker. Erst jetzt wird mir klar, dass der alte Sony eine scharfe Tendenz hatte: Hab die Hochtöner jetzt auf "betont" gestellt, und das passt jetzt völlig. (Mein Raum hat auch ordentlich Dämpfung.)
Tatsächlich ist der kleine Denon zweifelsohne ein Preis-Leistungs-Kracher. Man kann wirklich sehr schön Musik hören mit ihm, und seine minimalistische Ästhetik gefällt durchaus gut. Ein äußerlich nüchternes Gerät, die Haptik der Kunststoffregler ist ok, aber mehr auch nicht.
Der Magnat macht jede Menge aus seiner höheren Preisklasse und ist ein viel edlerer, luxuriöser wirkender Apparat. Das aussagekräftige Display, die schick beleuchteten Röhren hinter Glas, sonst keine LEDs die leuchten - das ist schon alles sehr gut gemacht.
Klangliche Beobachtungen:
Ich hab v.a. über Toslink vom PC FLACs abgespielt mit Foobar, da ich keine gute Analog-Quelle hab. Somit wurden die DACs mitgetestet.
Klanglich sind schon Unterschiede zu bemerken. Der Denon ist klarer, was insbesondere bei Detailvergleichen auffällt. Gerade bei etwas komplexerer Musik, bei der mehrere Kanäle gleichzeitig ablaufen, hört man die hinteren Kanäle deutlicher heraus. Das fällt z.B. in Beethovens 6ter auf, in der die drohend anschwellenden Streicher präsenter bleiben. Oder auch bei dem Gitarrensolo in "Cyberworld" Halfords "Life Insurrection" gibt es eine leise Passage, die beim Denon deutlich besser erkennbar bleibt, beim Magnat nicht so leicht die Aufmerksamkeit bindet.
Ich würde nicht sagen, dass der Denon wirklich besser auflöst, aber er betont mehr. Es lief aber meistens so, dass ich hauf dem Denon ein subtiles Detail höre dann zum Magnat zurückgehe, da sind dann die Sachen auch zu finden. Aber sie fallen nicht so sehr auf, ich geh selten vom Magnat zum Denon und such ein Detail, weil es eher im Nachgang auffällt, dass es die ganze Zeit da war, ohne dass es direkt bemerkt wird.
Auch der Bass ist etwas konziser, konturierter, wenn auch im Vergleich zum Magnat ganz leicht aufdringlich wirkend, aber bei letzterem auch schnell mal verschwommener. Die Klarheit des Denon kommt auch bei anderer hochauflösender Musik, wie der Converting Vegetarians 2 von Infected Mushroom, sehr gut zur Geltung.
Dafür hat der Magnat eine gewisse Seidigkeit und ein ganz leichtes Understatement. Das bringt eine gewisse Entspanntheit, und bei Mitten etwas leuchtendes. Beispielsweise Streicherpartien haben etwas ergreifenderes, organischeres, und Rockmusik ist ein harmonischeres Ganzes.
Aber nicht jede Musik will das - kreischende Stimmen wie Marilyn Manson in "Holy Wood" oder Ihsahn in "Amr" entfalten mit dem Denon etwas unheimliches, unter-die-Haut-gehendes, und so ist es auch gewollt. Entspanntheit passt nicht zu diesen Tracks.
Umgekehrt aber sind intensive Passagen mit spitzen Höhen dann auch weniger schnell zwickend mit dem Magnat.
Kopfhörer
Beide Geräte schalten automatisch die Lautsprecher aus, wenn die Kopfhörer angeschlossen werden. Hab meine AKG K701, auch ein paar Stunden getestet.
Zusammenfassung:
Man spottet ja manchmal, bei HiFi geht es manchen weniger um die Musik als um die Geräte. Wenn es nur um die Musik geht, sollte ich den Denon behalten. Für ein Drittel des Preises liefert er souverän alles, um sehr schön Musik zu hören mit den Nuvero 4. Gut, er hat nur Standard-Bluetooth, und nicht wie Magnat den CD-nahen aptX, und auch keine USB-DAC-Funktion, und die Verarbeitung ist einfach. Zweifelsohne das Gerät für den Kopf.
Der Klang ist vielleicht ein wenig einsteigerfreundlicher, besonders für Pop-Musik und ähnliches freilich wesentlich gefälliger.
Der Magnat geht dann doch ein bisschen ans Herz, weil er halt so schön aus dem Vollen geschnitzt ist und die glimmenden (eigentlich beleuchteten) Röhren schon super aussehen. Und er hat den Bonus der originellen Lösung. Das alles beeinflusst einen dann natürlich schon, und der seidig-homogene Klang im Vergleich ist vermutlich auch etwas, das fortgeschrittene auch auf Dauer mehr zu schätzen wissen.
Ob mir das aber 750 statt 250€ wert sein soll? Darüber muss ich noch ein wenig nachsinnen...
Nachtrag:
Mit den etwas schärferen Nulines wäre die Entscheidung schneller für den Magnat ausgefallen, für die entspannteren Veros ist ein seidigerer Verstärker wohl nicht in jeder Hinsicht die optimale Wahl.
Eigentlich liebäugel ich schon die ganze Zeit mit dem Denon PMA 1600NE. Der böte Denon-Sound in einem Paket, das aus dem vollen geschnitzt und richtig edel ist. Den gegen den Magnat zu testen wäre natürlich in vielerlei Hinsicht der interessantere Vergleich gewesen. Aber der ist mit 1300€ einfach zu teuer, und ich wollte die 30 Tage Testperiode nur für ein Gerät in Anspruch nehmen, das ich auch überlege, zu kaufen. Er wäre aber wohl auch ein wenig Overkill für die NV4.