Hallo Forum,
Nun habe ich es endlich geschafft, mir eine Low Budget Leinwand für meinem High-End
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Ex ante
Meine Ur-Leinwand, die Rückseite einer Flipchart Seite, konnte nicht so recht überzeugen. Das Schwarz sah grau aus und die Wellen in dem Papier führten dazu, dass jegliche Räumlichkeit der Filme verloren ging und die Bilder einfach nur platt auf das Papier gematscht aussahen. Durch die Wellen konnte man nie vergessen, dass man eine "Leinwand" anschaut.
Hier ein Bild davon - allerdings nur mit meinem Handy fotografiert. Deshalb ist die Qualität der Fotos extra-mies. Das Handy kann leider nur unscharfe Bilder machen und schönt auch noch den Schwarzwert. Also in Wirklichkeit war das Schwarz im Bild grauer und das Bild an sich um ein vielfaches schärfer.
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Gruselig - also: eine gescheite Leinwand musste her! Kaufleinwände kamen nicht in Frage - zu teuer (bei einem 499 Euro Beamer gebe ich keine paar hundert Euro für eine Leinwand aus...). Also war Bauen angesagt!
Decisions, decisions...
Rahmenleinwand mit Molton und Opera Folie oder eine lackierte Holzplatte oder ein Rollo von Ikea - oder doch die billige Fertig-Leinwand von ALDI? Letztere ist sofort ausgeschieden; sie ist einfach zu hell. Halt so ein Multifunktionsteil, das auch für Dia-Projektoren geeignet ist. Aber was für Dia-Projektoren gut ist, ist für Heimkino Projektoren grundsätzlich schlecht (Stichwort "gain"). In den Leinwand Selbstbau Foren findet man am häufigsten die Variante der Rahmenleinwand. Die Alternative ist allerdings auch sofort gestorben, da es keine graue Opera Folie gibt und um den Schwarzwert meines Beamers zu boosten brauche ich unbedingt eine graue Leinwand - das Ikea Rollo hatte sich damit auch gleich erledigt. Fazit: es muss gepinselt werden! ScreenGoo als Farbe wäre schön gewesen, aber einen dreistelligen Euro Betrag für zwei lächerliche Farbtöpfe... sorry, nicht mit mir. Da hole ich sie mir lieber für 7 Euro aus dem Baumarkt.
Forschung & Entwicklung
O.k., vielleicht waren es auch 20 Euro, die ich für verschiedene Farben bezahlt habe. Eine Woche lang habe ich mit verschiedenen Farben, Pigmentzusätzen, Farbschichtweisen und Streichtechniken experimentiert. Das Ergebnis: eine einzelne Schicht vom simplen "lichtgrau, seidenmatt" Acryllack (RAL 7035) sieht absolut Klasse aus: kein Hotspot (den gibt's logischerweise bei Glanzlack), der Schwarzwert ist deutlich gesteigert und die Farben bleiben unverfälscht - insbesondere wird das Weiß nach wie vor als weiß wahrgenommen. Außerdem: keine Streifen. Acryllack ist in der Anwendung relativ idiotensicher. Man muss erst zügig die ganze Fläche mit Farbe bedecken - zu diesem Zeitpunkt muss es noch nicht einmal streifenfrei sein. Erst wenn man die ganze Fläche bedeckt hat, geht man mit der Rolle - ohne neue Farbe aufzunehmen - noch ein paar Mal über die Fläche rüber (immer von oben nach unten und - für Rechtshänder - von links nach rechts) und man bekommt eine perfekte Lackierung. Wenn man zu langsam war und die Farbe schon zu sehr getrocknet ist, gibt es Streifen. Also: zuerst mit Vollgas streichen, auf kleinere Schönheitsfehler nicht achten und dann eventuelle Streifen wegrollen. Wichtig ist dabei auch, dass man eine spezielle Rolle für Acrylfarbe benutzt. Die erkennt man daran, dass auf der Verpackung "Rolle für Acrylfarbe" steht
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Fertigung
Als Basis dient bei mir eine mit weißer Folie beschichtete Hartfaserplatte mit 3mm Stärke. Die gibt es mitsamt Zuschnitt im Baumarkt für ca. 4 Euro pro Quadratmeter. Zusätzlich habe ich aus dem gleichen Material noch zwei Bretter für die variable Maskierung genommen. Zur Stabilisierung der recht dünnen (aber dafür wunderbar leichten) Platte habe ich ein paar Leisten an die Platte geschraubt (die Schrauben verschwinden hinter der Maskierung). Das Lackieren der Platte mit der 7 Euro Farbe (reicht für ca. 4-5 Quadratmeter) hat 5 Minuten gedauert. Einen Tag später habe ich die Maskierung auf die Platte geklebt (das hat länger gedauert...
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Der Blitz vom Handy macht einen Hotspot, der Beamer zum Glück nicht.
Für echte Widescreen Filme, also Cinemascope oder wie das heißt, habe ich noch eine zusätzliche Maskierung gebaut. Dazu habe ich zwei Bretter, die genauso breit wie die Leinwand sind, mit dem dc-fix überzogen. Das dc-fix ist ca. 10cm länger als die Bretter, so dass ich an die überstehenden Enden jeweils Klettverschluss-Band ankleben konnte (Das Tesa Klettverschluss-Band kostete in der Größe 60 cm x 2 cm ca. 6 Euro im Karstadt). Der Gegenpart des Klett-Bands klebt auf der Rückseite der Leinwand. So habe ich eine leicht anzubringende variable Maskierung. So sieht es dann in der Einstellung für 2,35:1 Filme aus:
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Das war es auch schon! Alles in allem hat die Leinwand so 40-50 Euro gekostet. Und wenn ich mir im nächsten Jahr eine 72 Zoll Leinwand baue, wird es auch nicht viel teurer werden. Was ich dann wohl anders machen werde, ist dass ich die gesamte Maskierung auf Holzplatten aufziehe - also auch die hier noch direkt auf den Lack geklebte 16:9 Maskierung. Das würde das Anbringen der Maskierung an der Leinwand deutlich erleichtern. So wie hier war es recht schwierig. Sobald das dc-fix klebt, kann man es nicht mehr abziehen - zumindest nicht ohne dass es die Farbe mit von der Holzplatte zieht...
Ex post
Ein paar Impressionen, wie das Bild jetzt aussieht:
16:9
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Widescreen:
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-Stefan