nach etwas längerer Zeit, in der viele andere Dinge vor Neuinvestitionen im HiFi-Bereich Priorität genossen haben, gibt es nun bei uns doch einmal wieder einen Fokus auf musikalische Neuinvestitionen. Ich schreibe diesen Thread absichtlich nicht im Hifi-Bereich, weil über das Für und Wider der Nuvero 140 gegenüber den stattlichen 170ern schon fast alles hier irgendwo gesagt wurde. Trotzdem gibt es keine ganz einheitliche Meinung und vielleicht hilft es dem Einen oder Anderen dann doch noch bei der eigenen Entscheidungsfindung. Es ist natürlich auch immer subjektiv und eine ganz persönliche Erfahrung, eignet sich aber vielleicht zur Lektüre in düsteren Winterzeiten.
Zur Einordnung: Wir haben uns vor ca. 10 Jahren für den Eßbereich die Nuvero 11 zugelegt und betreiben diese noch immer mit großer Freude in Kombination mit einem Vollverstärker und CD-Player von Cambridge Audio. So weit so gut. Im Wohnzimmerbereich gibt es allerdings seit mehr als 25 Jahren eine Anlage eines durchaus renommierten deutschen Herstellers, die wir vor ca. 2 Jahren mit einem sehr guten Plattenspieler erweitert haben. Als dann der Herbst Einzug hielt, habe ich abends ausgiebig die alte Plattensammlung neu entdeckt. Entdeckt habe ich aber auch, dass die alte Anlage nicht mehr so ganz auf der Höhe der Zeit ist, denn dass es vom Klangniveau her deutlich besser und sauberer geht, haben wir sehr schnell festgestellt, als wir in einem High-End-Studio den ausgewählten Plattenspieler samt Ortofon MC-System mit verschiedenen High-End-Lautsprechern probegehört hatten. Insbesondere die so wichtigen Stimmlagen waren bei unserem System dann doch nicht so ganz zufriedenstellend. Also vorsichtiges Nachfragen beim Haushaltsvorstand, ob ggf. eine Neuinvestition denkbar wäre. Und die Antwort war durchaus ermutigend, allerdings unter der Bedingung, dass die Neuinvestition vorab probezuhören wäre.
Unsere bisherigen Boxen entsprechen von den Abmessungen her ziemlich genau den Nuvero 140. Wenn wir unsere etwas antiquierten Schallwandler also gegen dieses Modell austauschen würden, bliebe das Gesamtbild des Wohnzimmers quasi unverändert. Es sollte dann allerdings auch die hervorragend bewertete Vor-/ Endverstärkerkombination von Nubert werden, denn wie wichtig ein sehr guter Verstärker ist, haben wir bereits bei den Nuvero 11 gelernt. Es war relativ klar, dass es die Nuvero 140 werden sollten, weil der Aufbau der Chassis' sehr ähnlich zu den 170ern ist, die etwas erweiterte untere Grenzfrequenz für uns nicht ganz so entscheidend ist, wir / ich grundsätzlich etwas Vorbehalte bezüglich des 4-Wege-Prinzips haben und die Dimensionen und das Gewicht der 170er doch etwas gewöhnungsbedürftig sind. Also Termin in Duisburg vereinbart, ein paar CDs mit anspruchsvoller Musik ausgesucht und darum gebeten, die Vor- Endverstärker-Kombination sowohl mit der Nuvero 140 wie auch der Nuvero 170 hören zu dürfen, um uns nochmals persönlich zu versichern, dass wir bei den 140ern mit Sicherheit die richtige Wahl treffen.
Erstaunlicherweise gab es noch kurzfristig einen Samstagnachmittagtermin in Duisburg. Wir wurden dort sehr freundlich von Herrn Hinsenhofen empfangen und konnten es uns in den bereitstehenden Sesseln des Vorführraums bequem machen. Dann der Start mit Leonard Cohen und der CD "You want it darker" auf der Nuvero 140. Und sehr schnell war klar: das ist genial, diese sauberste Abbildung der extrem tiefen Stimmlage und im Kontrast dazu die klare Stimme des Backgroundsängers. Dann aber doch noch mal das gleiche auf der 170er. Zunächst fiel auf, dass diese tatsächlich im Höhenbereich leicht anders abgestimmt ist - einfach nur merklich, aber nach dem ersten Eindruck weder deutlich besser oder schlechter. Aber was sofort auffiel: der Ton löste sich von den Lautsprechern und es war, als säße Leonard Cohen wenige Meter von uns entfernt. Und plötzlich fielen die leisen Schnalzlaute in den sehr einfühlsamen Gesangspassagen auf. Das war jetzt absolut unerwartet und beim Zurückschalten auf die 140er bestätigte sich der Eindruck. Aber vermutlich nur ein Ausreißer...
Nächste CD: "Die große Silbermannorgel des Doms zu Freiberg" und speziell die "Toccata und Fuge" von J.S. Bach. Auch hier wieder die Nuvero 140 zuerst, die die Orgel so sauber in den Raum stellte, wie wir das bislang noch nie gehört hatten und in dieser Preisklasse auch kaum für möglich gehalten haben. Dann auch hier wieder das Umschalten auf die 170er. Und plötzlich gab es bei den extrem tiefen Orgelpfeifen eine Sauveränität und eine schier unglaubliche Klangfülle, die die 140er auch wieder recht klar und deutlich an die zweite Stelle schoben. Aber damit kein falscher Eindruck entsteht: die 140er sind schon genial und spielen auf extrem hohem Niveau.
Dann also jetzt der Härtetest. Wir hören auch mit Vorliebe italienische Opern, haben aber gelesen, dass die großen Nuveros leider suboptimale Aufnahmen schonungslos entlarven und es gar keinen Spaß mehr macht, diese alten Aufnahmen mit dem hochpreisigen Equipment zu hören. Da es aber manche Aufnahmen nur noch in alten Fassungen gibt, kann man dann auch nicht einfach noch mal eine neuere Aufnahme nachkaufen. Also muss jetzt Turandot in einer Analogaufnahme von 1973, aber mit Luciano Pavarotti und Joan Sutherland - beide auf dem Zenit ihrer Stimmen - im Vergleichstest antreten. Um es vorweg zu sagen: wir wissen, dass die Aufnahme nicht optimal ist und dass insbesondere die extremen Höhenlagen der Jahrhundert-Sopranistin bei der Arie "In questa Reggia" im zweiten Akt bei etwas angehobener Lautstärke klirren und zu Ohrenschmerzen führen können. Aber wir lieben diese Oper heiß und innig und insbesondere diese Inszenierung und wollen darauf zukünftig auf gar keinen Fall verzichten. Auch hier starten wieder die 140er. Und wir haben beide fast Tränen in den Augen, denn es ist fast so, als stünde Joan Sutherland leibhaftig nur wenige Meter vor uns. Und das Erstaunlichste: da klirrt überhaupt nichts mehr, selbst die extremsten Höhen sind kristallklar und absolut sauber! Das hat noch keine Box voher geschafft, auch nicht die etwas älteren Nuveros bei uns zu Hause. Die Aufnahme ist also perfekt, nur die bisherigen Wiedergabeketten haben da offensichtlich etwas geschwächelt.
Dann wieder die 170er, gleiche Arie. Und auch hier löst sich die Stimme sofort von der Lautsprechern, die Bühne öffnet sich und jedes Insturment findet sofort seinen Platz. Selbst Herr Hinsenhofen, der diese Boxen vermutlich jeden Tag mit verschiedenster Musik berufsmäßig hören darf, schaut plötzlich von seinem PC hoch und starrt ungläubig auf die Lautsprecher. Ja, es sind immer noch die gleichen Laufsprecher. Und in den ganz leisen Passagen, wo wir bisher "wussten", dass dort nur ein etwas undefinierbares tieffrequentes Wummern zu hören ist, erfüllen plötzlich einzelne saubere und klar definierte leise Paukenschläge den Raum. Das ist ja fast unglaublich.
Wir hören dann noch einzelne Stücke von anderen CDs, die wir auch zu Hause häufiger in den CD-Player schieben. Alles klingt nach wir vor herausragend gut, Ausreißer sind Fehlanzeige. Bei den "Goldberg-Variationen" mit Cembalo gibt es allerdings eine Patt-Situation, d.h. diese Musikrichtung geben beide Lautsprecher sehr sauber und mit nur kleinsten Nuancen überzeugend wieder. Es gibt aber sonst keine wesentlichen neuen Erkenntnisse mehr.
Ich stelle mich also auf intensive Diskussionen bezüglich eines möglichen Nachtragshaushalts mit dem Haushaltsvorstand ein. Aber: es gibt keine Diskussionen, für meine Frau ist die Entscheidung klar, weil sie die Höhen bei der 170er als weicher und klarer empfunden hat. Das Zusatzbudget ist also quasi schon freigegeben! Aber eine Bedingung gibt es: es soll die Farbausführung in rot werden! Das wird dann also ein sehr dominantes neues Möbelstück, sowohl in klanglicher wie auch in optischer Hinsicht.
Tja, das war ein teurer Ausflug nach Duisburg. Aber wenn man weiß, was vergleichbare, herausragende Boxen typischerweise im Handel kosten, ist das immer noch in einem sehr annehmbaren Bereich. Ich schreibe dies hier im Forum, für den Fall, dass Musikliebhaber vor einer ähnlich schwierigen Entscheidung stehen. Wenn es die 140er werden sollen, ist das eine hervorragende Wahl! Aber Warnung: dann bitte keinesfalls die 170er bei äußerst anspruchsvollen Musikstücken im direkten Vergleich anhören. Mainstream-Musik ist aber völlig in Ordnung - und für die Freunde von Opern oder häufigeren Konzertsaalbesuchen ist eine Hörporbe der 170er fast ein Muß.
Vielen Dank an Herrn Nubert und sein Entwicklerteam für dieses Klangniveau, das wir in dieser Preisklasse kaum für möglich gehalten haben. Und vielen Dank auch nochmals für die Zeit und die hervorragende Betreuung von Herrn Hinsenhofen im Duisburger Hörstudio! Jetzt hoffen wir nur, dass die Boxen in unserem akustisch etwas härteren Wohnzimmer genauso souverän und sauber aufspielen - und dass die rote Front sich tatsächlich harmonisch in die sonstige Einrichtung einfügt. Ach ja, weitere Folgekosten zeichnen sich bereits deutlich ab: statt einem exquisiten Hörsessel benötigen wir jetzt zwei und einen dämpfenden Teppich auf dem Granitboden ziehen wir auch ernsthaft in Erwägung - falls notwendig. Nur seitliche Schaumstoffpolster wie in Duisburg oder Eierkartons an den Wänden wird es in unserem Wohnzimmer auf gar keinen Fall geben
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Wir freuen uns auf die Lieferung Anfang des neuen Jahres und werden dann auch "Nessun Dorma", ebenfalls aus Turandot, "Che gelida manina" aus "La boheme", den Gefangenenchor aus "Nabucco", aber auch Jim Morrison, Joan Baez, Axl Rose, Peter Gabriel und viele andere neu entdecken. Die Lautsprecher werden also bei uns kein einfaches, aber auch kein langweiliges Dasein fristen