Chris 1990 hat geschrieben: ↑Do 1. Dez 2022, 07:28
Sind alle verbauten ICs betroffen oder kann man nach kurzer Restzeit sagen läuft, wird auch lange laufen, oder ist es eher wie ein Kartenhaus?
Ich kann es schwer beurteilen. Bei uns bei Automotive ist es oft so: "Betroffen" sind per se erst einmal ein oder mehrere Fertigungslose (auch Charge genannt). Es hängt davon ab, wie hoch die Stückzahl-Produktion innerhalb eines definierten Zeitraumes ist, innerhalb dessen der Hersteller sicher sagen kann, dass der Fehler nur hier aufgetreten ist. Bei überschaubaren Stückzahlen des Kunden passiert es oft, dass der Kunde eine komplette Produktionscharge mit Bauteilen des selben Loses geliefert bekommt. "Betroffen" bedeutet aber noch lange nicht, dass alle ICs einen "weg haben".
Einfach mal ein beliebiges Beispiel: Es kann z.B. sein, dass aufgrund von nicht hundertprozentig arbeitendem ESD-Schutz in der Fertigungsanlage jeder 100-ste IC während seiner Fertigung unbemerkt einen kleinen "Schuss" mit mehreren hundert Volt erhält (weil bewegte Teile der Fertigungsanlage aufgrund Reibung eine Influenz auslösen und z.B. durch mangelhafte Ionisatoren nicht wieder hinreichend entladen werden). Beim End-Test werden solche ICs jedoch nicht immer gefunden (manche ICs sind "angeschossen", aber noch nicht "erschossen"). Folglich fallen sie dann erst beim Kunden während der Inbetriebnahme aus (die meisten bereits direkt nach dem Verbau als sogenannter "0-Stunden-Fehler"). Somit dürften also schon einige ICs bei Nubert selbst "auffällig" gewesen sein im Rahmen ihrer stichprobenartigen Qualitätskontrolle. Da es aber nicht möglich ist, jedes einzelne Gerät stundenlang zu testen, passiert es auch ab und zu, dass der IC erst beim Endkunden ausfällt. Wie gesagt sehr oft zu Beginn der Lebensdauer. Wenn der IC erst mal einige Stunden funktioniert, ist es eher unwahrscheinlich, dass er nach 100 oder 200 Stunden Betrieb ausfällt. Ganz ausschließen lässt sich das natürlich nicht, aber das Groß der Fälle ist immer zu Beginn der Lebensdauer.