Der Thread um richtig Dampf abzulassen!

[aaof]

@CarlTheodor

Es kam viel Druck von Freunden und Bekannten, Familie eher weniger, aber die ist mittlerweile auch sehr klein geworden.

Es gibt 2 Argumente, die mich zumindest neutral stimmen lassen: mein Kind ist sehr selbstbewusst. Ich bin ja eher introvertiert, mein Sohnemann ist da aus anderem Holz geschnitzt. Also wenn es nicht klappen sollte, würde er auch einen möglichen Schulwechsel wahrscheinlich besser verkraften. Das ist uns sehr wichtig, wir nehmen ihn sofort vom Gymnasium herunter, sollte es nicht so laufen wie erhofft.

Dann gibts aber noch einen Punkt, den ich als Vater natürlich gut kenne: mein Kleiner kann sehr zielstrebig sein, dass war er schon immer. Wir hoffen, dass er aus unserer Skepsis bzw. besonders durch meine Abwehrhaltung heraus, zusätzlich Energie und seinen typischen Trotz entwickelt, es uns sozusagen beweisen will. Sowas kann viel ausmachen.

In einem Punkt muss ich dir aber widersprechen: dieses Argument, ihm das Abitur zu verwehren, habe ich hier auch ständig gehört. Das stimmt so aber nicht. Auf einer Integrierten Gesamtschule hätte er auch alle Chancen, ein ordentliches Abitur zu erlangen. Es wird wahrscheinlich später nur etwas anspruchsvoller, da er nach der 10 Klasse mit Defiziten weitermachen müsste. Aber dann ist er auch älter und viele andere, meine Frau übrigens auch, hat das ja auch so geschafft.

Und zwei Punkte sind mir noch wichtig, den ich hier immer bei aller Euphorie rund ums Abitur anbringe, manchmal werde ich komisch angeschaut dafür.

Abitur bedeutet ja auch, dass ein junger Mensch von seinen Eltern länger abhängig ist. Wir sind keine Millionäre, ich bin quasi ein kleiner Arbeiter. Ich habe mit 17 angefangen, mein eigenes Geld zu verdienen. Sohnemann hat dann vielleicht irgendwann nur noch Party im Kopf und der Alte bezahlt alles. Nee, so wird das nicht laufen.

Und dann zum Abitur generell: ein schlechtes Abitur nützt doch niemanden was. Es sollte schon ordentlich ausfallen.

[daXXes]

Aufpassen, die Abschlüsse auf dem zweiten Bildungsweg werden nicht immer in allen Bundesländern gleichermaßen anerkannt

Gibt es da noch weitere "Spezialabschlüsse"? Wenn auf den Zeugnis "allgemeine Fachhochschulreife" steht (erlangt z.B., indem man zuvor erfolgreich eine Ausbildung abgeschlossen und danach noch mal kurz die Schulbank gedrückt hat), dann sollte man doch wohl annehmen dürfen, dass man damit bei allen deutschen Fachhochschulen angenommen wird (und auch bei Unis zum Bachelor-Studiengang)?

Meines Wissens kann man mit der Fachhochschulreife nur in Hessen auch an Unis studieren. Sonst geht das nur an Fachhochschulen - wobei mir selber nicht so ganz klar ist, wo eigentlich nun genau der Unterschied in der schulischen Bildung zwischen Abitur und Fachhochschulreife sein soll. In Mathe und Deutsch ist das Level im Prinzip identisch und eine zweite Fremdsprache hat man bei der FH-Reife auch oft. Das Abi dauert halt nur ein Jahr länger, aber ob man da noch maßgeblich so viel neuen Stoff dazu lernt ...?

Bei aller Ländertümelei in unserem Bildungswesen erstaunt mich das schon sehr.
Hast Du Beispiele für solche Abschlüsse?

Mir sind zwei konkrete Fälle für solche nur lokal gültigen Abschlüsse bekannt.
Fall 1: Meine Cousine absolvierte nach ihrer Realschule zunächst eine Ausbildung im Einzelhandel. Danach ging sie auf ein Berufskolleg, um die Fachhochschulreife zu erlangen und danach BWL zu studieren. Auf dem Zeugnis der FH-Reife steht fett gedruckt drauf: "Gültig für den Besuch an Fachhochschulen im Bundesland xy" (also dort, wo sie zur Schule ging).
Fall 2 kam letztes Jahr in einer Reportage im Fernsehen (RBB oder MDR): Eine junge Frau studierte in Thüringen Sozialpädagogik und arbeitete dort als Erzieherin für über 6 Jahre in einem Kindergarten. Weil ihr Freund in Niedersachsen wohnt, wollte sie dorthin umziehen. In Niedersachsen gilt sie für die Tätigkeit im Kindergarten aber nicht als "qualifiziert genug", die Ausbildung/Studium aus Thüringen wird dort nicht anerkannt - obwohl sie schon 6 Jahre Berufserfahrung hat. Sie müsste in Niedersachsen eine neue Ausbildung/neues Studium zur Kindererzieherin machen. Grund dafür soll sein, dass das Thema Psychologie in Thüringen im Studium eine geringere Stundenzahl habe als man in Niedersachsen verlangt.

Auch wenn es ja eigentlich nicht in diesen Thread mehr hier reinpasst, aber wir es hier ja behandelt haben: mein Kind wird nun wohl doch aufs Gymnasium gehen. Es ist der Wunsch meines Kindes, von breiter Front wurde hier ebenfalls auf uns Eltern quasi eingeredet. Meine Regierung hat die Seite dann gewechselt und am Ende bin ich hier ganz allein mit meinem frommen Wunsch, eine Gesamtschule als IGS wäre ein praktischer und lösbarer Weg gewesen. Wir gewinnen noch etwas Zeit. Aber daraus wird wahrscheinlich nichts werden.

Nun gut, dann eben der steinige Weg...

Wie ich im "Schul-Thread" schon angemerkt habe, finde ich das auch die richtige Entscheidung. Ich bin den holprigen Weg über Realschule und Fachgymnasium gegangen und auch nicht restlos glücklich damit. Ich bilde mir auch ein, dass meine schulischen Leistungen auf einem allgemeinbildenden Gymnasium nicht schlechter ausgefallen wären; direkt vergleichen kann ich es ja nicht

[daXXes]

Und dann zum Abitur generell: ein schlechtes Abitur nützt doch niemanden was. Es sollte schon ordentlich ausfallen.

Ein Abitur mit 3,0 öffnet einem trotzdem mehr Türen als eine Mittlere Reife mit 1,8. Zum Beispiel kommt man mit Abi in viele Verwaltungsberufe im öffentlichen Dienst, mit dem Realschulabschluss nicht. Ob dein Junior so einen "trockenen Beruf" später überhaupt machen will, sei mal dahin gestellt, aber die Möglichkeit wäre gegeben...

[Bravado]

wir nehmen ihn sofort vom Gymnasium herunter, sollte es nicht so laufen wie erhofft.

Ich hoffe sehr, der Entscheidungsprozess wird bei Euch etwas komplexer ausfallen als hier beschrieben.
Wenn meine Eltern so gehandelt hätten, hätten sie mich in der 7. Klasse (oder in der 8. oder in der 9.) vom Gymnasium genommen. Haben sie zum Glück nicht und ab der 10. habe ich mich wieder gefangen und letztlich war ich dann mit meiner Abi Note unter den top 10 meines Jahrgangs.

[daXXes]

wir nehmen ihn sofort vom Gymnasium herunter, sollte es nicht so laufen wie erhofft.

Ich hoffe sehr, der Entscheidungsprozess wird bei Euch etwas komplexer ausfallen als hier beschrieben.
Wenn meine Eltern so gehandelt hätten, hätten sie mich in der 7. Klasse (oder in der 8. oder in der 9.) vom Gymnasium genommen. Haben sie zum Glück nicht und ab der 10. habe ich mich wieder gefangen und letztlich war ich dann mit meiner Abi Note unter den top 10 meines Jahrgangs.

Auch das ist für mich ein Pluspunkt fürs Gymnasium, weil man den Abschluss später macht! Haupt- und Realschulabschluss fallen dummerweise genau mitten in die Pubertät mit 15 oder 16, wo halt viele einen Durchhänger haben. Viele fangen sich hinterher wieder, oft auch in der Ausbildung, aber der schlechte Schulabschluss ist dann leider festgenagelt.

[aaof]

Der Prozess, ob er dort bleiben kann oder nicht, wird eh etwas länger ausfallen. Bedingt durch Corona, müssen auch die Gymnasien in der 5 Klasse erstmal sondieren und die Leistungen ihrer Schüler angleichen. Mein Kind war auf einer Privatschule und hatte selbst zu den krassesten Corona Zeiten keinen Unterrichtsausfall. Bei den staatlichen Schulen hier im Umfeld sah das teilweise ganz anders aus. Die Unterschiede sind tatsächlich extrem.

Darauf reagieren alle weiterführenden Schulen hier. Auch die Gymnasien.

Es gibt übrigens bei allen Überlegungen dennoch ein Fragezeichen: wenn das Gymnasium ihn nicht nehmen sollte, geht er automatisch auf die Gesamtschule. Darauf haben wir dann aber keinen Einfluss. Ich glaube aber, dass es klappen könnte.

[daXXes]

Muss mich mal über was Neues ärgern.

Ich bin seit 2001 bei Ebay und ja, ich kaufe nach langer Recherche gerne bei gewerblichen Verkäufern und auch bei Privaten. Wenn man dann schon angemeldet ist, macht es auch Spaß dort zu verkaufen. Nach langer Zeit habe ich mal wieder einiges eingestellt und was muss ich feststellen? Bis jetzt 6 Käufer und nur 2 haben bewertet. Nicht das es kriegsentscheidend ist, ich habe über 1400 Bewertungen als Käufer und Verkäufer und durchweg 100% positiv.

Aber, gebietet es nicht der Anstand und die Fairness kurz eine Bewertung abzugeben?

Da stellt sich mir schon die Frage, ist es Faulheit, Dummheit oder schlichtweg Gleichgültigkeit? Ist auf jeden Fall eine negative Entwicklung!

Gruß Frank

Wenn Verkäufer keine Bewertung abgeben, bewerte ich die auch nicht mehr. Da man bei ebay inzwischen sowieso direkt nach dem Kauf bezahlen muss, ist es mir schleierhaft, warum manche Verkäufer ewig mit ihrer Bewertung warten. Die wenigen Fälle, wo man etwas tatsächlich noch persönlich abholt oder evtl. ein Paket per Nachnahme zugeschickt bekommt, kann man an einer Hand abzählen. In der Regel gilt: Zahlung per Vorkasse - Verkäufer kriegt zuerst sein Geld - Verkäufer bewertet auch zuerst! Auch wenn das inzwischen über solche Dienstleister wie Klarna und Paypal abläuft, geht der Käufer in Vorleistung, die Ware kommt später.
Da Verkäufer bei ebay sowieso nicht mehr negativ bewerten können, kann ich mir auch vorstellen, dass für die Verkäufer eine Nichtbewertung der Käufer negativ rüberkommen soll. Da hat denen dann die Bezahlung zu lange gedauert oder der Artikel wurde retourniert oder so etwas, was dem Verkäufer halt nicht gefiel ...

[Bravado]

"Gültig für den Besuch an Fachhochschulen im Bundesland xy" (also dort, wo sie zur Schule ging).
(...)
die Ausbildung/Studium aus Thüringen wird dort nicht anerkannt

Krass

[aaof]

Auch das ist für mich ein Pluspunkt fürs Gymnasium, weil man den Abschluss später macht! Haupt- und Realschulabschluss fallen dummerweise genau mitten in die Pubertät mit 15 oder 16, wo halt viele einen Durchhänger haben. Viele fangen sich hinterher wieder, oft auch in der Ausbildung, aber der schlechte Schulabschluss ist dann leider festgenagelt.

Ja, dass stimmt und es ist eine besondere Benachteiligung von Jungen. Das wird von Fachleuten schon länger kritisiert. Das in der besonders bedeutenden Phase der Schule, gerade Jungen noch voll in dieser Phase stecken. Die Mädels sind da meistens schon raus.

Deswegen bin ich schon lange dafür, die Schule mehr auf die Unterschiede der Geschlechter auszurichten. Aber mit der jetzigen grünen Regierung, wird das nicht zu machen sein. Es wird ja alles gleichgeschaltet, was meinte Frau Giffey als Familienministerin? Die Jungs sollen sich nicht so haben, dass jetzt mal die Mädels an der Reihe sind. Da könnte ich jetzt stundenlang diskutieren.

[Bravado]

Es wird ja alles gleichgeschaltet

Da überlegst Du jetzt aber bitte nochmal, ob "gleichgeschaltet" in diesem Zusammenhang und angesichts der geschichtlichen Bedeutung dieses Wortes angebracht ist.

Aus Wikipedia:
"Gleichschaltung bezeichnet die erzwungene Eingliederung aller sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Kräfte in die einheitliche Organisation einer Diktatur, die sie ideologisch vereinnahmt und kontrolliert."