Der Thread um richtig Dampf abzulassen!

[CarlTheodor]

Heute kenne ich viele ältere Ostdeutsche, welche hier im Westen hart gearbeitet haben bis zur Rente, aber Sie gehen wieder zurück, alle.
Weil das Lebensgefühl im Osten anders ist und ein Großteil sich im Alter doch wieder die Heimat zurückwünscht.
Aber das geht noch weiter, wenn man Dresden kennt, Kollegen in Threna kennt, oder mal im Erzgebirge war.
Es ist anders dort, menschlicher...

Ich bin einer von den Ossis, die nach der Wende in den Westen sind. Stand jetzt werde ich nicht zurückgehen. Gerade das Erzgebirgsvorland, aus dem ich komme, weist ein Maß an Engstirnigkeit auf, mit dem ich echte Probleme habe.

Menschlicher finde ich es da nicht.

Gruß CT

[g.vogt]

Das liegt m.E. eher am Erzgebirgsvorland als "am Osten".

[CarlTheodor]

Das liegt m.E. eher am Erzgebirgsvorland als "am Osten".

Kein Widerspruch. Meine Referenz ging in Richtung meines Vorredners, der genau diese Landstriche als besonders menschlich lobte.

[Weyoun]

wieso sollte jemand ohne Grund ein Gefängnis besuchen ?

Es gab schon einige Gründe:

1) Verwandte im Osten besuchen => War für Westdeutsche ohne Probleme möglich.
2) Die Welt kennenlernen => Ich kenne ein paar Kollegen (sind jetzt Mitte 50), die in den 80-ern gerne mal Ost-Berlin oder den Osten besucht haben (die waren damals junge Twens, die das Abenteuer suchten).
3) Dienstreisen => Nicht wenige Westfirmen haben gute Geschäfte mit größeren VEBs und Kombinaten gemacht.
4) Messebesuche => Auf der Leipziger Messe traf sich immer alles, was international Rang und Namen hatte.
5) Wer damals mit jungen Jahren nach von West-Deutschland nach West-Berlin übergesiedelt ist, konnte sich der Wehrpflicht entziehen, ohne offiziell zu verweigern (Zivi). Die haben dann auch gerne mal den Osten besucht (wenn auch in Grenzen, weil der zu enge Kontakt zu Westdeutschen nicht gewollt war).

[daXXes]

5) Wer damals mit jungen Jahren nach von West-Deutschland nach West-Berlin übergesiedelt ist, konnte sich der Wehrpflicht entziehen, ohne offiziell zu verweigern (Zivi). Die haben dann auch gerne mal den Osten besucht (wenn auch in Grenzen, weil der zu enge Kontakt zu Westdeutschen nicht gewollt war).

Warum denn das? War West-Berlin damals ,,neutrale Zone" oder war da nur US-amerikanisches Militär stationiert und keine Bundeswehr?
Das Problem mit der Wehrpflicht hatte ich schon gar nicht mehr, das hat sich bei mir sozusagen von selbst erledigt

[Weyoun]

Gerade das Erzgebirgsvorland, aus dem ich komme, weist ein Maß an Engstirnigkeit auf, mit dem ich echte Probleme habe.

Menschlicher finde ich es da nicht.

Das hängt vermutlich im Erzgebirge ganz genau vom Dorf ab. Leider haben die "Lorenzianer" (offiziell "Gemeinschaft in Christo Jesu", im Volksmund auch "Engelhascher" genannt), eine üble Sekte, die es schon zu DDR-Zeiten gab, weite Teile des Erzgebirges okkupiert.

[Weyoun]

Warum denn das? War West-Berlin damals ,,neutrale Zone" oder war da nur US-amerikanisches Militär stationiert und keine Bundeswehr?
Das Problem mit der Wehrpflicht hatte ich schon gar nicht mehr, das hat sich bei mir sozusagen von selbst erledigt

Das hing in der Tat damit zusammen, dass Berlin in vier Sektoren geteilt war. Zudem war West-Berlin ja quasi eine Art Enklave der BRD. Vielleicht lag es auch an den Verträgen mit Russland, dass man in der Enklave keine BRD-Soldaten ausbilden durfte. So ganz genau kenne ich die Hintergründe leider auch nicht.

[joe.i.m]

...
Warum denn das? War West-Berlin damals ,,neutrale Zone" oder war da nur US-amerikanisches Militär stationiert und keine Bundeswehr?
....

Westberlin war kein Teil der BRD. Wurde Ursprünglich von den drei westlichen Besatzungsmächten verwaltet, später durfte mit deren Erlaubnis eine
Verwaltung und Regierung durch den Berliner Senat erfolgen.

Gruß joe

[aaof]

Da haben uns die Wessis immer über den Urlaub von uns Ossis Jahrelang belächelt, klar ging es nur schwer über die Grenzen der DDR hinaus ...

Kann dieser Blödsinn mit den Wessi-Ossi-Vergleichen nach über 30 Jahren und gefühlt zwei Generationen nicht endlich mal aufhören? Ich gehöre auch schon der ,,Nachwende-Generation" an und kann damit überhaupt nichts mehr anfangen. Das ist einfach nur alberner Kindergarten!

Witzig bzw. kurios: ich kenne natürlich den Vorwurf. Meine Eltern sind da wesentlich entspannter, ich als Wendekind bin da dünnhäutiger und ja, ich gehöre zu der Gruppe, die sich benachteiligt fühlt. Eben ein Jammer-Ossi. Man muss aber dazu anmerken, ich habe die DDR als Kind erlebt, ich kenne die negativen Seiten der DDR quasi kaum, bzw. habe sie bewußt nie erlebt.

Und was der Westdeutsche häufig nicht versteht, ist der Knick in meiner ostdeutschen Biografie, bedingt durch die Wende. Ich fühle mich schon als Deutscher, aber mit Migrationshintergrund. Das bekommst du aus mir nicht mehr raus. Mein Sohn wächst ohne all diese Bedingungen auf, wurde aber auch schon als Sohn eines Ossis beschimpft. Schon krass. Ich wohne seit 23 Jahren in Hessen, aber auf dem Land. Ich werde quasi täglich auf die Schippe genommen und aufgrund meiner Herkunft beurteilt. Und natürlich empfinde ich eine Nähe zu meiner Sippe, meiner Herkunft. Ich bin kein Westdeutscher und will und werde es niemals sein. Ich bin und bleibe ein Ostdeutscher.

[HighwayStar]

Westberlin war kein Teil der BRD. Wurde Ursprünglich von den drei westlichen Besatzungsmächten verwaltet, später durfte mit deren Erlaubnis eine
Verwaltung und Regierung durch den Berliner Senat erfolgen.

Das ist so nicht ganz richtig:

Das Berlinabkommen von 1971 stellte fest, dass die drei Westsektoren kein „konstitutiver Teil“ der Bundesrepublik seien. Faktisch war aber West-Berlin von 1949 bis 1990 ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland; von westlicher wie insbesondere von westalliierter und westdeutscher Seite aus wurden stets die „Bindungen Berlins (West) an den Bund“ betont.

Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/West-Berlin