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CD der Woche: The Cure - Disintegration

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Blap
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CD der Woche: The Cure - Disintegration

Beitrag von Blap »

1989. Das Jahrzehnt der schrillen Modefarben, Dauerwellen und synthetischen Musik neigt sich dem Ende zu. Das Blap hat seine Berufsausbildung im Jahr zuvor abgeschlossen, und einen neuen Job gefunden. Mit der damaligen Freundin wird die erste gemeinsame Wohnung bezogen. Damals ein schwieriges Unterfangen, bezahlbare Wohnungen waren rar, und wer will schon an so junge Hüpfer vermieten...

Mit The Miracle erscheint endlich ein neues Album von Queen. Aber warum gibt es keine Tour? Warum schreibt Freddie einen Text wie "Was it all worth it"? Gerüchte kommen auf, die sich leider zwei Jahre später auf traurige Weise bestätigen. Marillion stellen mit Steve Hogarth den Neuen am Mikrofon vor. Aus anfänglicher Skepsis entwickelt sich eine tiefe Ergebenheit.

Mit inzwischen 21 Jahren, liebe ich noch immer meine alten Helden wie Queen, Saga, Iron Maiden. Der Progressive Rock beginnt mich zu faszinieren, dass Schubladendenken lässt nach. Auch Deutschrocker wie Kunze und Lindenberg haben längst den Weg in den CD-Player gefunden. Nur mit Wave/Gothic und diesem ganzen "Gruftiezeug", da braucht mir keiner mit zu kommen. Aber Moment, die Sisters of Mercy machen doch richtig gute Musik. Gehören die nicht auch in diese Sparte... Egal. Oft werde ich gefragt, wie mir denn The Cure gefallen. Strafende Blicke und Beschimpfungen sind meist die Ernte. Bis zu jenem Tag im Frühjahr 1989...

Ich erinnere mich noch recht gut an dieses "Flash-Erlebnis". Die Glotze eingeschaltet, und das Video zu "Lullaby" fing gerade an. Hm.... Das ist doch diese Heulboje von dieser bekloppten Gruftie Band. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie konnte ich nicht mehr umschalten. Mit jeder Sekunde wuchs die Faszination. Nach ein paar Minuten war das Video vorbei, aber ich hatte plötzlich überhaupt nichts mehr gegen The Cure. Diese CD MUSSTE ich haben...

Disintegration gekauft. Rein in den Player, Kopfhörer auf. Begeisterung, Faszination...

Der Plainsong saugt einen regelrecht in diese Scheibe ein. Warmer Keyboardbombast, damals eine echte Rarität, klangen Keyboards in den Achtzigern doch meist quietschig und synthetisch. Mit Pictures of you nimmt das Album etwas Tempo auf, ohne aber diese erhabene Melancholie zu zerstören. Closedown setzt den Reigen fort, der vermeintlich sehr triviale Lovesong, ist auch nach vielen Jahren immer wieder schön. Last Dance nimmt das Tempo wieder zurück, Robert Smith schwelgt in Melancholie, Lullaby war damals eine sehr erfolgreiche Single. Ein toller Erfolg, denn besonders "kommerziell" klingt das Stück wirklich nicht. Damit sind die ersten sechs Stücke des Albums rum, eins toller als das andere, aber jetzt geht es erst richtig los. Fascination Street rockt und mutet fast ein wenig psychedelisch an, mit seinen flirrenden Sounds. Prayers for Rain ist wieder intensive Melancholie, The Same deep water as you basiert auf einem simplen Rhythmus, ist aber so schön und intensiv, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Dann folgt der Titelsong, das Tempo wird wieder angezogen. Homesick ist wiederum eine unbeschreiblich schöne Ballade, es klingt wie eine Liebeserklärung an den Herbst. Mit Untitled gibt es einen sehr düsteren Abschluss.

Nach dem durchhören dieser über siebzig Minuten langen Traumreise, die eigentlich noch viel zu kurz ausgefallen ist, möchte man sich nicht mehr von seinem Sofa erheben, sondern einfach noch über das gerade gehörte nachsinnen, oder erneut auf die Play Taste drücken.

Für The Cure war dieses Album wohl eine Art "Back to the roots" Werk. Der Vorgänger Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me war sehr bunt und abwechslungsreich. Disintegration ist ein Monolith aus einem Guß. Aber trotzdem anders als z.B. das oft als Vergleich herangezogene Album "Pornography". "Disintegration" ist melancholisch, herbstlich mit Hoffnungsschimmern am Horizont. "Pornography" ist depressiv, tiefer Winter, Hoffnungslosigkeit. (Aber auch ein sehr starkes Album) "Disintergration" zeigt eine organische Band, die zwar noch immer von Smith dominiert wird, aber seine Mitstreiter zeigen was sie können. Auch die Produktion ist um Längen besser als bei "Pornography".

Ein Pflichtalbum, auch für "Nicht-Grufties" eine wirkliche Bereicherung. Auch DVD Freunde können in den vollen Genuß von "Disintegration" kommen. Die Trilogy DVD bietet die drei starken Alben "Pornography", "Disintegration" und "Bloodflowers" komplett gespielt in toller Bild und Tonqualität, mit einer toll aufgelegten Band voller Spielfreude und Können.
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Philipp
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Beitrag von Philipp »

Komisch. Bisher kenne ich nur einige wenige Songs von Cure die bei mir eher gepflegte Langeweile hervorgerufen haben, allerdings hatten die auch nicht im Geringsten Ähnlichkeit mit der Musik, die du hier beschreibst.
Vielleicht sollte ich doch mal wieder reinhören, diesmal in die richtigen (vom Fachmann empfohlenen) Alben...
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Blap
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Beitrag von Blap »

Bisher kenne ich nur einige wenige Songs von Cure die bei mir eher gepflegte Langeweile hervorgerufen haben, allerdings hatten die auch nicht im Geringsten Ähnlichkeit mit der Musik, die du hier beschreibst.
Die bekannteren Songs, also im Regelfall die Singles, sind auch bei The Cure meist eher gepflegtes Mittelmaß. Der erfolgreichste Song der Neunziger "Friday i'm in love", ist ein nettes Stück Popmusik, aber auf dem Album "Wish" verstecken sich wahre Diamanten.

The Cure sind weitaus abwechslungsreicher als viele glauben. Allerdings darf man nie vergessen, dass die Stimme von Robert Smith wohl nicht unbedingt jedem gefallen wird.

Ich empfehle durch meine subjektive Brille betrachtet folgende Werke:

Die frühe Phase:

1. Faith (Sehr intensiv, teils sehr düster)
2. Pornography (Das finsterste Album, depressiv, schwaaaaarz)

Die mittlere Phase:

1. Disintegration (Siehe obige Kritik, wunderschöne Melancholie)
2. Kiss me, Kiss me, Kiss me (Das Album vor Disintegration. Sehr abwechslungsreich, hier wird alles geboten Pop, Rock, Wave, Psychedelic. Ein Album für alle Stimmungen und Jahreszeiten)

Die Phase ab 1990:

1. Wish (Ein Album mit vier Rocksongs, vier Popsongs und vier melancholischen Songs. Zunächst etwas sperrig, aber dann gewaltig)
2. Bloodflowers (Tolles Spätwerk, teils sehr rockig und schöne Ruhepole als Kontrast)
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Beitrag von *-chipmunk-* »

hi blap,

als bekennender the cure fan muss ich noch folgende scheiben hinzufügen :

-three imaginary boys
-seventeen seconds
-the head on the door

disintegration ist sicherlich eines der besten alben von the cure. hab ich mir damals noch
als lp gekauft.

gruß chip
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Beitrag von Blap »

Moin Chip,

die ganz frühen Scheiben, also "Three imaginary Boys" und "Boys don't cry" finde ich nur teilweise gelungen. "Seventeen Seconds" hat mit "A Forest" natürlich einen unsterblichen Klassiker an Bord, aber meiner Meinung nach auch ein paar mittelprächtige Songs.

"The head on the door" finde ich auch schön, aber würde fast das Vorgängerwerk "The Top" bevorzugen. Auf "The Top" kündigt sich bereits an, wozu die Band dann mit "Kiss me, Kiss me, Kiss me" in der Lage war.


Es sei noch angemerkt, dass es die "Three imaginary Boys" als Remaster mit Bonus CD gibt. Im April erscheinen dann "Seventeen Seconds", "Faith" und "Pornography". Ebenfalls als Remaster mit Bonus CD. Das macht mich richtig unruhig... ;)
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Beitrag von *-chipmunk-* »

hi blap,

das sind ja interessante neuigkeiten. wird es die anderen scheiben auch als special-edition geben ?

weißt du da was ?

scheiß amazon-bestell-zwang...

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Beitrag von Blap »

wird es die anderen scheiben auch als special-edition geben ?

weißt du da was ?
Auf der Cure Website werden diese Re-Releases angekündigt. Ich gehe man davon aus, dass weitere Alben folgen werden. In der Trilogy DVD wurden die Remaster bereits vor einiger Zeit angekündigt.

Genaue Termine habe ich aber noch nirgendwo gesehen. Soll mir aber recht sein, wenn nicht sofort alles auf einen Klatsch erscheint. Dann kann man die finanziellen Qualen über einige Monate strecken.... ;)
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Beitrag von Steppenwolf »

Die Bekanntschaft mit Heulboje Robert Smith und seiner Truppe The Cure hatte ich damals erstmals bei einem Kumpel gemacht, der sich "Seventeen Seconds" zugelegt hatte.
Die Art und Weise der rübergebrachten Musik begeisterte mich sofort und wurde von mir gleich mit Priorität 1 belegt.

Also gleich in den Plattenladen gerannt und gekauft, dazu noch gleich die Vinyl's "Three Imaginary Boys" und "Boys Don't Cry" mitgenommen.
Die drei LP's liefen bei mir täglich, natürlich neben dem anderen Zeug's, was man noch so hatte.

The Cure war für mich damals das, worauf man sein ganzes Leben gewartet zu haben schien.
Ähnlich erging es mir zu der Zeit mit Steely Dan, denen ich hier später auch mal ein "Band-Spezial" widmen möchte.

Die Tour zu "Seventeen Seconds" veranlasste mich, auch mal Live-Eindrücke dazu einzuholen und hatte mir damals das Konzert in der Düsseldorfer Philippshalle reingezogen.
Die hitzige Stimmung des mitgerissenen Publikums eskalierte leider ab der Mitte des Konzerts, wo die blöderweise aufgestellten Stuhlreihen vor der Bühne doch sehr stark unter Mitleidenschaft gezogen wurden.
Aber in erster Linie waren dadurch auch etliche Leute weiter vorne arg gestresst worden, so daß ich gezwungen war etwas weiter nach hinten auszuweichen.
Hatte echt kein Bock auf sowas.
Habe nicht verstanden, warum man bei solch einem Konzert eine Bestuhlung aufgebaut hatte. :evil:
Aber dennoch war das Konzert total genial.

"Faith" hatte ich irgendwie übersprungen, warum weiß ich nicht, fehlt mir immer noch in meiner Sammlung.
Genau wie "The Head on The Door" und "Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me ".

Der Neueinstieg war erst wieder mit der CD "Disintegration".
Danach folgten dann noch:
- The Wish
- Wild Mood Swings
- Galore
- The Cure
- Join the dots (Box, B-Sides&Rarities)
- Trilogy (DVD)

Das Konzert zu Trilogy hatte ich erstmals auf Premiere gesehen. Da wusste ich noch nichts von der DVD.
Gab's wohl zu der Zeit noch nicht.

"Bloodflowers" fehlt mir auch noch.

Die letzte CD "The Cure" läuft bei mir im Auto schon gut 4 Monate und finde sie eigentlich zu den "besseren" gehörend.

Nachtrag: Die Re-Releases hören sich interessant an, zumindest eine Gelegenheit für mich, fehlende Studioalben nachzukaufen.
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Blap
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Beitrag von Blap »

"Faith" hatte ich irgendwie übersprungen, warum weiß ich nicht, fehlt mir immer noch in meiner Sammlung.
Genau wie "The Head on The Door" und "Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me ".
Faith gehört auf jeden Fall in eine gepflegte The Cure Sammlung. Meiner Meinung nach, eines der besten Alben der Band. Du solltest aber in jedem Fall auf die Neuveröffentlichung im April warten. Die Stimmung des Albums ist düsterer als auf Seventeen Seconds, aber noch nicht so extrem depressiv wie auf Pornography. Wenn Disintegration für Melancholie steht, und Pornography für Depression, kann man Faith zwischen diesen beiden Alben einreihen.

Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me ist ebenfalls unverzichtbar. Ich glaube dieses "bunte" Album muss damals für viele Fans ein Schock gewesen sein.

Die Trilogy DVD kann man nicht oft genug empfehlen. PFLICHTKAUF!!!!
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eyeball
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Beitrag von eyeball »

Seit Seventeen Seconds gehören The Cure auch zu meinen All-Time-Favourites. Die ersten beiden Alben sagten mir nie so zu und von dem letzten war ich auch eher enttäuscht. Allgemein bin ich von den "Gute-Laune"-Songs nicht so angetan. Mein Lieblingsalben sind daher die düsteren Werke, allen voran Bloodflowers, Disintegration und Faith. Die Trilogy hab ich auch schon mehrmals gesehen. Erstaunt war ich nach dem Kauf von "Join the Dots" wie viele versteckte Meisterwerke es von The Cure noch gab.

Wird es die Remasters eigentlich auch ohne Bonus-CD geben? Da werden doch wohl keine Stücke drauf sein, die es nicht auf JtD schon gibt, oder? Bei einem Preis von 20 Euro würde ich mir den Kauf dann zweimal überlegen.

Dirk
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